Identitätsentwicklung


Hausarbeit, 2008

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definitionsansätze

2. Identitätsentwicklung

3. Wie kann die Kultur unsere Identität beeinflussen?

Quellen

1. Definitionsansätze

Bevor ich beginne die verschiedenen Definitionsansätze von Identität zu erläutern, möchte ich kurz erklären wie ich bei der Ausarbeitung vorgehen werde.

Ich werde am Anfang versuchen den Begriff so generell wie möglich zu erklären und werde später auf die Begriffserklärungen von George Herbert Mead, welcher Professor für Philosophie und Sozialpsychologie war und Erik H. Erikson eingehen, der zu seiner Zeit deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker gewesen ist. Anschließend möchte ich die Identitätsentwicklung erläutern, dies allerdings unabhängig von genannten Personen. Am Ende werde ich dann noch kurz den Begriff der kulturellen Identität umreißen, um an dem Thema der interkulturellen Sozialen Arbeit anzuknüpfen.

Denkt man im Zusammenhang mit dem Begriff Identität an sich selbst, geht man meist davon aus, dass es die eigene Identität ist, durch die man sich von anderen unterscheidet, sprich, welche uns individuell macht. Der Begriff Identität stammt aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt „derselbe“. Auch wenn man im Duden nachschlägt, findet man vorerst die Erklärung der vollkommenen Gleichheit zweier Dinge, Gegenstände oder Begriffe. „Miteinander identisch ist, was untereinander ausgetauscht werden kann.“ (Vgl.: http://www.duden-suche.de/suche/trefferliste.php)

Es gibt jedoch zwei Definitionsmöglichkeiten für den Begriff Identität. Zum Einen, wie eben erwähnt, auf Gegenstände und Dinge bezogen und zum Anderen auf die menschliche Identität bezogen, bei der sich die Definition gegenteilig darstellt. Bei der menschlichen Identität sind es die ihn kennzeichnende Eigentümlichkeit, die ihn von allen anderen Menschen unterscheidet, die die menschliche Identität ausmacht. Hierbei kann man noch die Unterscheidung zwischen der persönlichen und der sozialen Identität vornehmen. Die persönliche Identität meint, sich selbst zu erkennen, beispielsweise in einem Spiegel. In diesem Sinne besitzen Tiere keine persönliche Identität. Unter sozialer Identität versteht man die Fähigkeit, die Umwelt (Beruf, Freizeit, Familie etc.) und sein Verhalten miteinander vereinbaren zu können. Diese Identitäten sind allerdings nur solange stabil, wie keine zum Beispiel größeren gesellschaftlichen Veränderungen eintreten. Solche können sowohl die persönliche, als auch die soziale Identität eines Menschen stark erschüttern.

Fragt man uns im Alltag nach unserer Identität zeigen wir einfach unseren Personalausweis um uns zu identifizieren. Im juristischen Sinne gehört auch nicht viel mehr dazu. Die entscheidenden Kriterien zur Identifizierung einer Person sind hier ihr Name, Alter, Geschlecht, ihre Adresse, Nationalität, ihr Familien- und Berufsstand und ihre Religionsangehörigkeit. Man darf allerdings nicht vergessen im Alltag weitaus mehr Dinge zu berücksichtigen. Hierzu zählen ausserdem der Glauben, die Politik und Gesellschaft, die Ökonomie, Philosophie, Soziologie und Psychologie eines Menschen. Zusammenfassend bezeichnet der Begriff Identität also die Summe aller Merkmale, anhand derer sich ein Individuum von einem anderen unterscheiden lässt.

Um nun zwei der verschiedenen Herangehensweisen zur Begriffsbestimmung zu erläutern, werde ich die Modelle von Mead und Erikson in kurzer, vereinfachter Weise darstellen. Ich beziehe mich dabei besonders auf das Werk „Minderheiten und Identität in einer multikulturellen Gesellschaft“ von Sylvia Supper.

George Herbert Mead geht in seiner Darstellung darüber was Identität sei davon aus, dass sie sich erst über die Sprache entwickelt. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sie nach der Geburt eines Menschen bis zu dem Zeitpunkt der Sprachentwicklung noch nicht vorhanden ist. Die Identität eines Menschen entsteht seiner Meinung nach innerhalb gesellschaftlicher Erfahrungs- und Tätigkeitsprozesse und trotzdem jede Identität durch die Merkmale ihrer Gesellschaft geprägt wird, bildet sie dennoch ihre eigene Position darin und macht sich dadurch individuell. Daher ist für ihn die Identität maßgeblich abhängig von sozialen Interaktionen der einzelnen Individuen mit anderen Menschen. Dies wiederum geschieht über Sprache und andere Mittel der Kommunikation wie Mimik und Gestik, was seine Theorie, Identität entwickelt sich erst über die Sprache, untermauert.

Kurz gesagt ist die Identität interaktiv erzeugt, damit eine Handlung und sie orientiert sich an gesellschaftlich vorgegebenen Sinnpotientialen. Er erklärt dies anhand seines „threefold scheme“. Eine Handlung besteht aus drei Komponenten: Geste, Reaktion des Gegenübers und Vollendung der Handlung. Sprich, die Geste die von einem Menschen gesetzt wird, löst bei einem anderen Individuum eine Reaktion aus, welche dann erst den Sinn der Geste darstellt und gleichzeitig die Voraussetzung für die Vollendung der Handlung ist. Zeigt beispielsweise eine Person A in eine bestimmte Richtung, setzt sie damit eine Geste. Die Reaktion, die dabei

bei einer Person B ausgelöst wird, ist sehr wahrscheinlich, dass sie in die gezeigte Richtung blickt. Dass Person B die Deutung der Geste mit Vollzug der Handlung richtig verstanden hat, ist die Voraussetzung für die Geste von Person A. Und indem Person A nun den Sinn der Geste an Person B weitergegeben hat, ist die Handlung vollendet. Die Geste ist also als ein reflexiver Mechanismus zu verstehen, der aus einzelnen Verhaltensbeiträgen eine einheitliche Handlung macht. Um den Sinn von Gesten richtig zu verstehen, ist seiner Meinung nach ein Bewusstsein nötig. Und erst durch die Entwicklung der Sprache durch die Evolution, entstand das Bewusstsein über die Regelhaftigkeit sozialen Handelns. Mead nennt dieses Modell die symbolvermittelnde Interaktion. Wichtig dabei ist die Betrachtung bedeutungsidentischer Symbole. Mit Symbol meint Mead eine Geste oder ein Zeichen, welches einen Sinn hat, also mit einer Bedeutung versehen wurde. Ein Symbol muss ausserdem für den Sender und den Adressaten denselben Sinn haben, um verstanden zu werden. Dies bedeutet, dass die wichtigste menschliche Ausdrucksform, welche aus bedeutungsidentischen Symbolen besteht, die Sprache ist. Weiter bedeutet dies, dass die Bildung von solchen bedeutungsidentischen Symbolen zur Interaktion und für die symbolvermittelnde Kommunikation notwendig ist.

Aus eben genannten Sinnpotenzialen erklären sich nach Mead sowohl die Individualität, als auch die Sozialität. Er erklärt die mittels drei Stufen der Regelkonstruktion des Sozialen. Die unterste Stufe bildet die Tiefenstruktur des Sozialen, also die Konstruktionsregeln von Bedeutung und Sinn in Allgemeinen, darüber liegen die Oberflächenregeln, welche von gesellschaftlichen oder Gebietsabhängigen Deutungsmustern gekennzeichnet sind und erst die oberste Stufe bildet die individuellen Erwartungskonzepte und Handlungsdispositionen. Damit erklärt sich wieder einmal, dass Handeln immer in Abhängigkeit von einer Umwelt steht und dass auch der Handelnde von ihr geprägt wird. Das Handeln hat demnach ebenfalls eine Rückwirkung auf die Umwelt und dies bedeutet für Mead, dass Handeln stets eine Interaktion ist. Es setzt die Umwelt voraus und gestaltet sie mit. Somit bilden auch die Individuation, also die Identitätsentwicklung und sie Sozialität eine Einheit, denn beides sind Leistungen die vom Einzelnen erbracht und koordiniert werden müssen. Zusammenfassend kann man Meads Theorie in vier Punkte unterteilen: Identität ist, wie oben erwähnt, interaktiv und damit Handlung, sie orientiert sich an gesellschaftlich vorgegebenen Sinnpotenzialen, aus ihr erklären sich sowohl Individualität, als auch Sozialität und die wesentlichen Instrumente zum Aufbau von Identität sind Selbstwahrnehmung und Reflexivität.

Ich werde nun die zweite Theorie von Erik H. Erikson vorstellen. Erikson definiert Identität als Zuwachs an Persönlichkeitsreife „den das Individuum am Ende der Adoleszenz der Fülle seiner Kindheitserfahrungen entnommen haben muss, um für die Aufgaben des Erwachsenenlebens gerüstet zu sein.“[1] Nach Erikson ist die Identitätsbildung also ein zeitlich begrenzter Prozess, welcher vor allem in der Kindheit, spätestens aber in der Adoleszenz lokalisiert ist. Die Identität eines Erwachsenen soll relativ gefestigt sein und beispielsweise nur bei starken krisenhaften Ereignissen, sozialen oder gesellschaftlichen Veränderungen in Frage gestellt, beziehungsweise verändert werden. Der Begriff Identität anstelle von Persönlichkeitsentwicklung wurde übrigens als erstes von Erikson in die Psychoanalyse eingebracht. Dabei hat er sowohl soziologische als auch psychologische erkenntnistheoretische Aspekte und bezeichnete bei seiner Definition von Identität das Erlangen derselben als zweifache Leistung. Als erstes muss es ein Individuum schaffen eine Balance zwischen seinen Trieben und seinem Unterbewusstsein, sprich allen verinnerlichten Sichtweisen und Einflüsse der gesamten sozialen Umwelt, herzustellen. Dazu gehören ebenso die Aufarbeitung, Auseinandersetzung und Integration von unterschiedlichen Kindheitsidentifikationen und den verschiedenen Selbstbildern, die ein Individuum erfährt. Die zweite Leistung muss durch die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität erbracht werden. „Inkonsistenzen zwischen individuellen Selbstbild und sozialen Anforderungen müssen integriert werden.“[2]

[...]


[1] Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Identit%C3%A4t#Ich-Identit.C3.A4t_nach_Erikson_und_Habermas

[2] „Minderheiten und Identität in einer multikulturellen Gesellschaft“ von Sylvia Supper, Seite 15

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Identitätsentwicklung
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Interkulturelle Soziale Arbeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V127534
ISBN (eBook)
9783640340132
ISBN (Buch)
9783640337415
Dateigröße
396 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Identitätsentwicklung
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts für Soziale Arbeit Jolina Semmler (Autor:in), 2008, Identitätsentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127534

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