Die Globalisierung in Vietnam und die Rolle der Medien


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Südostasien – Regionalisierung versus Globalisierung

3. Vietnam und die Erneuerung des Denkens
3.1 Ausgeprägter Nationalismus oder kulturelle Identität

4. Globalisierungseffekte in Vietnam
4.1. Das Fernsehen – zwischen Staatskontrolle und Liberalisierung
4.2. Globaler Anschluss - Das Internet in Vietnam

5. Schlussbetrachtung

LITERATUR:

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der voranschreitenden Globalisierung in Vietnam und deren Auslöser und Auswirkungen. In Vietnam wird trotz der angehenden ökonomischen Liberalisierung, die Globalisierung immer noch als Gefahr für die vietnamesische Kultur interpretiert. Die vietnamesische Regierung sieht vorrangig die Medien und deren Drängung auf Freiheit als Kern des Kulturverlusts.

Selbstverständlich gibt es unzählige Medienfaktoren, die die Globalisierung und Öffnung gen Westen vorantreiben. Der Fokus dieser Arbeit richtet auf das westliche Fernsehen, wie MTV und CNN, und die Pressefreiheit der vietnamesischen TV-Sender. Auch die Berichterstattung im vietnamesischen Fernsehen stellt eine Brücke zu einer globalisierten Welt dar und wird eine wichtige Stellung in dem Hauptteil der Hausarbeit einnehmen.

Einen weiteren wichtiger Teil der Arbeit ist das vietnamesische Internet. Hier möchte ich die Einflussfaktoren des Internets als eine Tür zur Welt skizzieren, die eine neue vietnamesische Identität entstehen lässt und ein veränderter Umgang mit alten Traditionen zur Folge hat.

Die Hauptforschungsfrage ist demnach, inwiefern der Faktor Medien auf die Öffnung, Demokratisierung und Globalisierung Vietnams einwirkt und wie dies einen Einfluss auf die nationale Identität ausübt.

Grundlegend möchte ich jedoch herausstellen, ob die These, dass Medien globalisieren und somit zu einem Kulturverlust führen Vietnam, von außen auferlegt wurde, oder ob die Vietnamesen dies selbst in dem Maß beurteilen.

Eine Erläuterung der vietnamesischen Kulturpolitik der Regierung und eine Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis der vietnamesischen Identität dienen als Einführung in das Thema. Die Frage nach den Globalisierungseffekten, konkretisiert durch eine Veranschaulichung der vietnamesischen Medienpolitik, stellt hiernach den Hauptteil zur Klärung der Forschungsfrage. Eine Schlussbetrachtung mit einem Fazit bildet den Abschluss der Arbeit.

2. Südostasien – Regionalisierung versus Globalisierung

Das Zeitalter der Globalisierung, in dem wir leben, ist auch eine Zeit intensiver regionaler Integration. Momentan sind über 200 regionale Integrationsabkommen bei der WTO angemeldet. Vom Umfang und von der Dynamik her, ragt dabei die regionale Integration innerhalb Europas deutlich heraus.

Jedoch auch in Südostasien schreitet die regionale Integration und Globalisierung immer weiter voran. Die ursprünglich nur aus fünf Mitgliedern bestehende ASEAN[1] ist auf zehn gewachsen. (vgl Skala 2004: VII)

Die westlichen Staaten sehen den Zeitpunkt gekommen, Menschenrechte und Demokratie auch in Südostasien zum Durchbruch zu verhelfen. Doch viele südostasiatischen Länder, wie auch Vietnam, sind inzwischen selbstbewusst genug um den universellen Anspruch im Westen vorherrschenden Demokratie- und Menschenrechtsauffassungen mit dem Verweis auf „alternative asiatische Werte“ (Hänggi in Birle 2002: 215) in Frage zu stellen.

Zum einen stellen die Wortführer asiatischer Werte dem „Konzept individueller Menschenrechte“ (Birle 2002: 218) das in Südostasien verbreitet „kollektive Menschenrechtsverständnis“ (Birle 2002: 218) gegenüber. Hier liegt der Verweis auf die südostasiatische Präferenz für Gemeinschaftsbezogenheit, Ordnung, Hierarchie und Autorität. Nach dieser Auffassung wird in Südostasien, besonders in Vietnam, jenen Werten Vorrang eingeräumt, welche die kollektive Ordnung stützen, während im Westen die mit individuellen Rechten verknüpften Werte bevorzugt werden. Auch Werte hinsichtlich der Wirtschaftsgesinnung wie Fleiß, Arbeit und Sparsamkeit wird als weitere Differenz zwischen der westlichen und südostasiatischen Welt eingeräumt. (vgl. Birle 2002: 218f.)

3. Vietnam und die Erneuerung des Denkens

Einer Sage nach lebt in dem See Ho Hoan Kiem in Hanoi eine Schildkröte, die von König Le Thai To[2] zum ‚Schutzgeist des Sees’ ernannt wurde. Der Legende nach, soll etwas sehr bedeutsames in Vietnam passieren, wenn die Schildkröte aus dem See auftaucht.

Das Tier ist zweimal in den letzten Hunderten Jahren gesehen worden. Einmal war es, als 1986 Nguven Van Linh[3] die Politik der Erneuerung, eine Art vietnamesischer Perestroika, beschloss. Erneuerung heißt hier eine grundsätzliche Revolution in allen Sphären des gesellschaftlichen Lebens. (vgl. Becker 2002: 84)

Vietnam stand Ende des 70ger Jahre vor einer wirtschaftlichen Krise und der sozialistischen Vereinigung zischen Nord- und Südvietnam. Die Kommunistische Partei Vietnams[4] beschloss schon in dieser Zeit die ersten Maßnahmen hinsichtlich einer politische Erneuerung und Schaffung eines neuen sozialistischen Denkens. Die großen Reformschritte folgten jedoch erst unter doi moi[5]. Jedoch wurden Anfang der 80ger Jahre schon die Grundsteine gelegt um ein neues vietnamesischen Denken und neue vietnamesische Kultur zu schaffen.

Doi moi knüpft an die vorangehenden Bemühungen der Partei für eine Kulturevolution zur Zeit des zweiten Weltkrieges an. Der Kampf des sozialistischen Staates richtet sich gegen die Volkskultur um auf diesem Wege die gewünschten Sozialstrukturen zu untermauern. Der Versuch war es ein eine „Säkularreligion“ (Endres 2000: 146) im vietnamesischen Volk zu etablieren. (Endres 2000: 140ff.)

Zur Zeit der Kulturrevolution 1943 waren Ahnentempel, Pagoden und religiöse Orte als Aberglaube und Naivismus bezeichnet worden, während in der doi-moi-Zeit diese wieder ins Leben des Menschen zurückkehrten. Die Partei begrüßte diese Entwicklung und sah diesen Teil der alten Kultur Vietnams als Träger der lokalen Erinnerung, „that restores to local comunities a sense of place marked by the singularity of their history and their ritual traditions“ (Anagnost 1994: 223).

Das kulturelle Erbe bekam also einen hohen Stellenwert in der modernen Zeit um so dem Volk das Gefühl von Zusammengehörigkeit zu vermitteln.

Traditionelle Werte und eine neue vietnamesische Kultur war das Schlüsselwort für die Erneuerung im Land. Eine Erneuerung der Wirtschaft und des Denkens. (vgl. Endres 2002: 46ff.)

Die Ethnologin Kirsten Endres beschreibt doi moi als „Rückbesinnung auf das Eigene“ (Endres 2002: 46), und meint damit, dass die Partei durch aufwendige Werbekampagnen und politischen Druck, die Vietnamesen an ihre eigenen Traditionen und Kultur erinnern will. Eine Öffnung für die Wirtschaft ist nach der Regierung legitim und notwendig, birgt jedoch für das Volk gleichzeitig eine starke kulturelle Isolation. Denn durch die wirtschaftliche Öffnung des Landes Richtung Westen kommen ausländische Einflüsse ins Land, denen man durch eine stärkere Kulturkontrolle entgegenwirken muss. (vgl. Opletal 1999: 40)

Zentrale Elemente der vietnamesischen Kulturpolitik sind die Betonung der nationalen Identität Vietnams, die Befolgung der Ideen Ho-Chi-Minhs[6] und die Bekämpfung negativ empfundener Folgen der Globalisierung, wie die Fernhaltung schädlicher Einflüsse aus dem Ausland. Das Interesse der Bevölkerung an guter, unzensierter Kultur ist somit groß. (vgl. www.auswaertigesamt.de)

Eine rein vietnamesischer Kultur und Identität ziehen einen Großteil der Konzentration der Regierung auf sich. Das zentrale Komitee der Partei richtet sich somit an

“(…) growing concerns about the erosion of traditional values an age of modernisation and industrialisation. In particular the Resolution sought to address the exponential growth of the Internet, the pervasive influence of western popular culture at the expense of Vietnam’s ancient heritage, the penetration of poisonous culture (…)” (Kien Nghi Ha 2005: 52)

[...]


[1] Die ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) ist eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Vereinigung südostasiatischer Staaten.

[2] Vietnamesischer König während der Min-Besatzung (1418 - 1428)

[3] Damaliger Generalsekretär der Kommunisten Partei Vietnams

[4] Im Folgenden KPV genannt

[5] Doi moi oder "Erneuerung" heißt Vietnams Reformpolitik, die auf dem 6. Parteitag der Vietnamesischen Kommunistischen Partei Ende 1986 verkündet wurde und seither vor allem die wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in Vietnam bestimmt.

[6] vietnamesischer Revolutionär und Staatsmann, Premierminister (1945-1955) und Präsident (1955-1969) der Demokratischen Republik Vietnam.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Globalisierung in Vietnam und die Rolle der Medien
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Medien in Vietnam
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V130216
ISBN (eBook)
9783640385829
ISBN (Buch)
9783640386253
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierung, Vietnam, Rolle, Medien
Arbeit zitieren
Bettina Fromm (Autor:in), 2006, Die Globalisierung in Vietnam und die Rolle der Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130216

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