Davoser Sanatorien im Spiegel der Literatur

Tuberkulose bei Franke, Klabund und Marti


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Davos – ein Überblick

3. Davoser Sanatorienliteratur: Ein Vergleich
3.1 Die Werke
3.1.1 Elisabeth Franke: Das große stille Leuchten
3.1.2 Hugo Marti: Davoser Stundenbuch
3.1.3 Klabund: Die Krankheit
3.2 Ankunft in Davos
3.3 Eingliederung
3.4 Gemeinschaft in Davos
3.5 Arzt - Patient - Beziehung
3.6 Tod

4. Fazit

5. Bibliografie

1. Einführung

Betrachtet man die Sanatorienliteratur zwischen 1890 und 1950, so fällt schnell auf, dass eine Krankheit immer wieder im Vordergrund steht. Zahlreiche Autoren haben eindrucksvoll versucht, den Lesern der damaligen und gewiss auch der heutigen Zeit einen möglichst reellen Einblick in die Welt der Tuberkulosekranken und ihre Genesungsversuche in den Sanatorien der Welt zu vermitteln.

Diese Arbeit, die sich auf drei Werke von Elisabeth Franke, Hugo Marti und Klabund konzentriert, soll zunächst einen Einblick in die Bedeutsamkeit des Kurortes Davos geben. Im Anschluss daran folgt eine Auseinandersetzung mit den Werken Die Krankheit[1] , Davoser Stundenbuch[2] und Das große stille Leuchten[3] . Da alle diese Werke ihren Handlungsort in Davos haben, soll das Hauptaugenmerk dieser Arbeit darauf liegen, Gemeinsamkeiten und eventuelle Unterschiede zu ermitteln und somit einen Eindruck über den Tagesablauf, die Gefühle, Hindernisse und Schwierigkeiten der Davoser Sanatorienpatienten zu gewinnen.

2. Davos – ein Überblick

Seine Entwicklung zum Kurort in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat Davos zum einen seiner Lage und zum anderen dem dort ansässigen Arzt Dr. L. Rüdi zu verdanken, welcher erstmals die „positiven heilklimatischen Bedingungen der Hochgebirgsorte“[4] erkannte.

Dem ersten Sanatorium, das 1889 gegründet wurde, in welchem die Patienten sich bereits den ersten Liegekuren und streng geregelten Tagesabläufen unterzogen, folgten bis 1905 zahlreiche weitere. Um diese Zeit befand sich die Hälfte aller schweizer Sanatorien in Davos. Organisatorisch unterschieden sich bereits damals die Heilstätten in einer großen Bandbreite. Angefangen bei geschlossenen Anstalten, welche von öffentlichen Trägern finanziert wurden, über Heilstätten, welche von Ärzten reguliert wurden, Sanatorien mit medizinischer Betreuung bis hin zu „sehr freizügig gestalteten Sanatorienhotels und Pensionen“[5], war in Davos für fast jeden Patienten die richtige Kurmöglichkeit zu finden.

Ein Aufenthalt in Davos war trotz des großen Angebotes des ersten geschlossenen schweizer Kurortes nur den wohlhabenderen unter den Tuberkulosekranken möglich, da die Behandlung nicht von der Krankenkasse übernommen wurde und die Patienten die meist sehr hohen Therapiekosten selbst tragen mussten. Es ist also nicht verwunderlich, dass neben den medizinischen Angeboten auch ausreichend für das gesellschaftliche Wohlergehen der Gäste gesorgt wurde.

Als sich Davos in den 20er Jahren parallel zum Wintersportort entwickelte, wurde die Disziplin der Tuberkulosekranken stark auf die Probe gestellt, da ein immer größer werdendes Angebot an für die Kranken viel zu anstrengenden Aktivitäten und Sportangeboten in ihre Welt trat[6].

Da die Zahl der Tuberkulosekranken, die in Davos Hilfe suchten, in den 1930er Jahren stark zurück ging und den allgemeinen Volkssanatorien eine höhere Effektivität zugeschrieben wurde, blieb den Davoser Sanatorien nur die Möglichkeit, sich in allgemeinere Kurhäuser oder gar in Hotels zu wandeln.[7]

3. Davoser Sanatorienliteratur: Ein Vergleich

3.1 Die Werke

3.1.1 Elisabeth Franke: Das große stille Leuchten

Wie auch die anderen beiden Autoren verarbeitet Elisabeth Franke in ihrem Briefroman[8] ihren eigenen Aufenthalt als Kurgast in Davos. Angefangen bei den ersten Symptomen der Krankheit, die sich bei der Protagonistin Ruth Barner auf einer Reise bemerkbar machen, über die Ankunft und die Erfahrungen und Empfindungen in Davos bis hin zu ihrer bevorstehenden Rückkehr in die Welt der Gesunden, wird die Geschichte von Ruth in einer Sammlung von Briefen erzählt, welche diese an ihre Schwester in Deutschland schreibt.

Den Absendedaten der Briefe, welche ohne genaue Jahreszahl, jedoch mit Monat, Tag und Jahrhundert versehen sind, lässt sich entnehmen, dass der Briefroman die Handlung eines ganzen Jahres widerspiegelt. Einem kürzeren Aufenthalt in einem Spital in Basel folgt nach Verschlechterung ihres Zustandes schließlich ein achtmonatiger Aufenthalt im Kurort Davos.

3.1.2 Hugo Marti: Davoser Stundenbuch

Anders als Franke beschreibt Hugo Marti in seinem Davoser Stundenbuch nur einen einzigen Tag in Davos. Trotz der scheinbaren Deckung von Erzählzeit und Erzählter Zeit schafft es Marti dennoch anhand seiner drei Tagebucheinträge, gegliedert nach den drei Hauptaktivitäten der Kurgäste „Liegen“[9], „Ausgang“[10] und „bunter Abend“[11], einen reellen Eindruck vom Davoser Kurleben zu gewähren. Es sind die Beschreibungen seiner Leidensgenossen, die Gespräche und Reflexionen, die diesen einzigen Tag unendlich erscheinen lassen.

3.1.3 Klabund: Die Krankheit

Auch Alfred Henschke, bekannter unter seinem Pseudonym Klabund, verarbeitet in seiner Erzählung „Die Krankheit“[12] seinen krankheitsbedingten, mehrfachen Aufenthalt in Davos. Sein Werk unterscheidet sich durch seine stark expressionistischen Ausprägung stark von den anderen beiden. Es sind vor allem die Offenheit und der Humor Klabunds, welche sich stark in seinem Protagonisten Sylvester Glonner und seinen Mitstreitern widerspiegeln. Anders als in den anderen Werken begegnen die Patienten der Krankheit teils sehr nüchtern, teils mit der nötigen Ironie.

3.2 Ankunft in Davos

Die Ankunft in Davos und die damit verbundene Reise mit der Bahn erweisen sich für die Protagonisten von Franke und Marti und auch für einige Nebenfiguren wie Gussy Klinker[13] als schwierigste Hürde.

Frankes Protagonistin Ruth Barner wird von der Diagnose bereits auf einer anderen Reise getroffen. Nach einem Aufenthalt im Basler Spital wird ihr eröffnet, dass ihr dort nicht mehr geholfen werden könne und sie nach Davos reisen solle.[14]

Die Reise wird von ihr von vornherein als schwierig beschrieben. Durch Hochwasser wurden bereits unmittelbar vor Antritt ihrer Reise Eisenbahnbrücken zerstört und ganze Bahndämme weggeschwemmt.[15] So kommt es nicht unerwartet, dass die Reisenden die Hindernisse teilweise zu Fuß überwinden müssen oder der Zug gar ganze Abschnitte nicht befahren kann und somit einen Umweg zurücklegen muss.[16]

Mit den beschriebenen Schwierigkeiten weist Elisabeth Franke auf den abgeschiedenen Ruf von Davos hin. Davos ist für die Normalwelt nur schwer erreichbar und die Kranken dort oben sind weit abgeschieden von den Gesunden im Tal. Hinzu kommt, dass diese Schwierigkeiten eine Trennung von Gut und Böse symbolisieren. Wer die Reise nach Davos antritt, tut dies nicht freiwillig. Auch die Protagonistin Ruth Barner bittet die Ärzte vergeblich, in Basel, also nahe an den Gesunden bleiben zu dürfen. Schließlich überwindet sie also widerwillig die Hindernisse und erreicht Davos. Dort angekommen verwundert es sie auch nicht mehr, dass sie das Dorf über die Seite des Friedhofes erreicht[17] - ein für den normalen Menschen schlechtes Omen wird hier scheinbar resignierend hingenommen.

Auch der Protagonist in Martis Davoser Stundenbuch reflektiert über seine Reise nach Davos. Auch für ihn stellt die Reise ein Verbindungselement zwischen der vertrauten Welt der Gesunden und Davos, welches durch seine abgelegene Lage zu einem „Ort der Hoffnung und der Erwartung“[18] für seine Gäste wird.

Schwerer als das Hiersein ist das Ankommen. Wenn sich der geräuschvolle Eisenbahnzug in die Schlucht unten im Tal bohrt, durch das enge Felsentor, nackter Stein in ewigem Schatten mit struppigen Tannenkrüppeln, alles Licht plötzlich fort, die Welt bleibt zurück, die einem vertraut war; als ob eine Tür hinter einem zugeschlagen würde, so fühlt es das ängstliche Herz – das ist schwer.[19]

Anders als Franke beschreibt Marti hier nicht Schwierigkeiten, die durch Umwelteinflüsse entstanden sind, sondern jene Schwierigkeiten, die der Reisende emotional empfindet, wenn er sich von seiner vertrauten Welt löst und hinüber in die fremde Welt der unbekannten, ungewissen Hoffnung nach Davos reist.

[...]


[1] Klabund. Die Krankheit. In: Raabe, Paul. Klabund in Davos. Texte, Bilder, Dokumente. Zürich 1990. S. 41-77

[2] Marti, Hugo. Davoser Stundenbuch. In: Hugo Marti: Das Haus am Haff. Davoser Stundenbuch. Frankfurt am Main. Suhrkamp 1990.

[3] Franke, Elisabeth. Das große stille Leuchten. Eine Erzählung aus dem Kurleben in Davos. Gießen. Wilhelm Schmitz Verlag. 1958.

[4] Pohland, Vera. Das Sanatorium als literarischer Ort. Medizinische Institution und Krankheit als Medien der Gesellschaftskritik und Existenzanalyse. Frankfurt/Main 1980. S. 37

[5] Pohland, 37

[6] Pohland, 38

[7] Pohland, 38

[8] Franke, Elisabeth. Das große stille Leuchten. Eine Erzählung aus dem Kurleben in Davos. Gießen. Wilhelm Schmitz Verlag. 1958.

[9] Marti, 127

[10] Marti, 149

[11] Marti, 177

[12] Klaubund, 41-77

[13] Marti, 134-35

[14] Franke, 24

[15] Franke, 26

[16] Franke, 27-28

[17] Franke, 29

[18] Pohland, 63

[19] Marti, 133-34

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Davoser Sanatorien im Spiegel der Literatur
Untertitel
Tuberkulose bei Franke, Klabund und Marti
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Institut für neuere deutsche Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Literatur und Medizin
Note
2
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V130306
ISBN (eBook)
9783640366507
ISBN (Buch)
9783640366682
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Davoser, Sanatorien, Spiegel, Literatur, Tuberkulose, Franke, Klabund, Marti
Arbeit zitieren
Caroline Korf (Autor:in), 2008, Davoser Sanatorien im Spiegel der Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130306

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