Sound follows function

Eine funktionale Betrachtung akustischer Zeichen


Masterarbeit, 2007

88 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Danksagung

These

1. Kurzfassung

2. Einleitung

3. Ausgangsdaten
3.1 Kommunikation
3.2 Akustische Kommunikation
3.3 Auditory Display
3.4 Semiotik
3.4.1 Hintergrund zur Semiotik
3.4.2 Semiotische Ebenen nach Morris
3.5 Zeichenbegriff
3.5.1 Zeichentypen nach Peirce
3.5.2 Zeichencharakterisierung
3.5.3 Zeichensysteme
3.5.4 Zeichen und Ästhetik
3.6 Klangsemiotik
3.6.1 Akustische Zeichen
3.6.2 Funktionsqualität
3.6.3 Kritische Betrachtung akustischer Zeichen
3.7 Gestaltungsregeln/Ansätze
3.7.1 Gestaltpsychologie und Ableitung für
akustische Gestalten
3.7.2 Die sieben Prinzipien des Universal Design
3.7.3 Gestalt-Kriterien
3.7.4 Gestaltparameter

4. Empirische Untersuchung
4.1 Grundidee
4.2 Zielsetzung
4.3 Untersuchungsphasen
4.4 Untersuchungsphase 1: Untersuchungsgegenstand
4.4.1 Kontext-Relevanz
4.4.2 Kontext-Faktoren
4.4.3 Systemanalyse
4.4.4 Benutzerprofil
4.4.5 Untersuchungsmethoden-Auswahl
4.4.6 Vor- und Nachteile der Untersuchungsmethoden
4.4.7 Operationalisierung der abhängigen Variablen
4.4.8 Schaffung konstanter Untersuchungsverhältnisse
4.4.9 Kontrolle der Störgrößen
4.4.10 Teststimuli
4.4.11 Gestaltungsansätze & Ausgestaltung
4.4.12 Kontextfaktoren
4.4.13 Ausgestaltung des Studiendesigns
4.5 Untersuchungsphase 2 - Durchführung
4.5.1 Probanden-Einführung
4.5.2 Untersuchungsteil A
4.5.3 Untersuchungsteil B
4.5.4 Untersuchungsteil C
4.6 Auswertung
4.6.1 Tasten-Rückmeldung
4.6.2 Semantischer Gehalt „Ticket-fertig“-Hinweis
4.6.3 Semantischer Gehalt „Rückgeld“-Hinweis
4.6.4 Semantischer Gehalt „Timeout“-Warnung
4.6.5 Ergebnisse - Items
4.6.6 Ergebnisse - AISP
4.6.7 AISP - Assoziationsmuster
4.6.8 Ergebnisse Reaktionszeiten - Notfall
4.6.9 Ergebnisse Beobachtung
4.6.10 Ergebnisse Funktionsqualität

5. Erkenntnisgewinn - Implikationen für Forschung und Praxis

6. Probleme

Literaturverzeichnis

Onlinequellen

Audio/Videodaten-Quellen

Abbildungs- und Tabellenverzeichniss

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die mich während meiner Masterabschlussarbeit unterstützt und begleitet haben.

Ich danke im Besonderen meinen Master-Betreuern Prof. Brian Switzer und Prof. Dr. phil. Volker Friedrich, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen und diese Arbeit mit ihren Ratschlägen und Hinweisen unterstützt haben.

Weiterhin möchte ich Georg Spehr meinen Dank aussprechen. Er war mir inhaltlich eine große Hilfe und stand mir stets beratend zur Seite.

Ich danke allen Teilnehmern meiner „Fahrkartenautomaten-Untersuchung“, den hilfsbereiten „Experten“ sowie meinen Kollegen und Freunden Michael Hoppe und Markus Reiner und allen weiteren Freunden für die stetige Unterstützung.

Insbesondere danke ich Colin Griehl für die Mithilfe bei der Erstellung der Benutzertest- Programmierung sowie Christoph Möhlenbrink für seine Psychologie-Schulterblicke und hilfreichen Hinweise, sowie Kai Bronner für die Lektorierung. Einen herzlichen Dank möchte ich auch dem Technologie-Zentrum Konstanz, insbesondere Rainer Meschenmo- ser für die unkomplizierte Bereitstellung eines Untersuchungsraumes aussprechen.

Zuletzt möchte ich meiner Familie und im Besonderen meiner Lebensgefährtin Nicole danken. Sie hat während dieser Zeit großes Verständnis aufgebracht und mich jederzeit unterstützt und mir Kraft gegeben.

Konstanz, 03. Juli 2007

These

Jeder kennt Sie - Klänge und Töne, die uns das Leben scheinbar leichter machen sollen. Der Wecker am frühen Morgen, der uns mal mehr, mal weniger angenehm aufweckt; das Mikrowellen-Signal zu Mittag, welches uns sagen möchte „Essen ist fertig“ oder auch unterwegs das Auto, welches einem akustisch vermittelt, wie weit das Hindernis noch entfernt ist, bis es kracht...

Wir sind also permanent umgeben von akustischen Signalen. Diese werden unter be-stimmten Voraussetzungen zu bedeutungstragenden Elementen - zu akustischen Zeichen. Dabei ist die Wahrnehmung und Entschlüsselung der Bedeutungen vom Erfahrungsschatz des Rezipienten abhängig. Nur wer einmal gelernt hat, wie ein bestimmter Gegenstand klingt, kann ihn bei rein akustischer Darstellung erkennen und ihm gegebenenfalls auch eine bestimmte Bedeutung zuweisen.

Wenn z.B. eine Flasche auf den Boden fällt und zerspringt, kann dies für den einenbedeuten „Achtung Gefahr!“, für den anderen jedoch „Oh nein, schon wieder putzen...“.

Die Master-Thesis „Sound follows function“ beschäftigt sich mit der Frage, welche Gestaltungsgrundlagen und -ansätze für akustische Zeichen definiert und empirisch erforscht wurden. Weiterhin soll die Frage beantwortet werden, wie diese Ansätze für die Funktionsanwendung (Funktionsqualität) in öffentlichen Benutzerschnittstellen zu betrachten sind.

1. Kurzfassung

Die vorliegende Master-Thesis beschäftigt sich mit akustischen Zeichen und ihrem funktionalen Einsatz in der Mensch-Maschine-Kommunikation im Bereich einer öffentlich zugänglichen Benutzerschnittstelle.

Die Arbeit ist in einen theoretischen und einen praktischen (empirischen) Teil gegliedert. Im theoretischen Teil werden die Grundprinzipen der Kommunikation im Allgemeinen und der akustischen im Speziellen behandelt. Es folgt eine Bestandsaufnahme des Bereiches „Sonifikation“. Zeichentheoretische Modelle sowie die Semiotik und bilden die Kon- zeptbasis für den Ansatz „akustische Zeichen“, welche im darauffolgenden Abschnitt behandelt werden. Danach werden Gestaltungsparameter und -regeln für die Betrachung im akustischen Kontext überprüft. Eine kritische Betrachtung des Einsatzes akustischer Zeichen runden den theoretischen Teil dieser Arbeit ab.

Der praktische Teil der Thesis besteht aus einer deskriptiven Studie1 zur Funktionsqualität akustischer Zeichen im Anwendungsgebiet. Hierfür wurde der „Fahrkartenautomat im Bahnhof“ als Untersuchungskontext ausgewählt. Zu diesem wurden die drei Funktionen „Hinweis“, „Warnung“ und „Notfall“ nach bestehenden Gestaltungsregeln und -ansätzen gestaltet, überprüft und mit zielgruppenrelevanten Probanden untersucht. Die Auswertung und Interpretationen der Ergebnisse sowie deren Implikationen für Wissenschaft und Praxis runden den praktischen Teil dieser Arbeit ab.

Betreut wurde die Arbeit von Prof. Brian Switzer und Prof. Dr. phil. Volker Friedrich.

2. Einleitung

Wenn wir uns in der Welt orientieren, dann nicht nur mit dem Sehapparat, sondern auch mit unseren Ohren. In manchen Situationen dient ausschliesslich das Gehör der Orientie- rung. Denken Sie nur an die Türklingel, das Telefon oder den Wecker. Wie wichtig hierbei die Gestaltung dieser akustischen Ereignisse ist, lässt sich erahnen. Doch nur ein Wecker der weckt, erfüllt seine Funktion optimal. Daher lautet die Prämisse: Der Klang ordnet sich der Funktion unter (vgl. Hempel, 2002) - Sound follows function!

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Grundstruktur (die Syntax) akustischer Gestalten und deren Einsatzpotenzialen zu verschiedenen Dringlichkeitsstufen. In der AUI-Forschung sind bis dato hauptsächlich zwei Gestaltungsansätze fokussiert worden: „Auditory Icon“ und „Auditory Symbol (Earcon)“. Wenig ist bisher über die Wirkung eines gemischten Ansatzes bekannt.

Die Erforschung der Wirkung dieser verschiedenen Gestaltungsansätze im Zusammenhang einer Funktionsqualität im praktischen Einsatz ist als Baustein für den Forschungsgegenstand „akustische Zeichen im funktionalen Einsatz“ für den Bereich der akustischen Kommunikation zu betrachten.

3. Ausgangsdaten

Der Forschungsgegenstand „Akustische Zeichen“ ist transdisziplinär zu betrachten.

Zu Beginn dieser Arbeit galt es, neben relevanten wissenschaftlichen Forschungsbe-reichen auch praxisorientierte Verfahren aus den Forschungsabteilungen der Industrie zu sammeln und zu analysieren.

Der Untersuchungsgegenstand sowie die Untersuchungsziele konnten im Verlauf der Ar- beit aus der Analyse der Bereiche aus vorhandenem Studienmaterial abgeleitet werden. Im Speziellen wurden Semiotik, Soziologie, Psychologie, Psychoakustik, Musikwissen- schaft sowie Kommunikations- und Systemtheorie betrachtet. Die Lehre der Zeichen (Semiotik) bildet das theoretische Konstrukt zum Ansatz „Akustische Zeichen“. Außerdem wurden Grundlagen zum semantischen Gehalt von Zeichen betrachtet, wel- che das Kernthema dieser Arbeit darstellen. Wie Menschen auf Klang reagieren bzw. wie Klangereignisse im Unterbewusstsein verarbeitet und kategorisiert werden und mit welchen Stilmitteln unterschiedliche Wirkungen erzielt werden können, wird im Gestal- tungsregel-Teil behandelt.

3.1 Kommunikation

3.1.1 Der Kommunikationsbegriff

Der Begriff „communication“ ist im Englischen seit Ende des 17. Jahrhunderts in der Bedeutung „exchange of ideas“ belegt.2

lat. „communicare“ (1. gemeinsam machen, vereinigen, zusammenlegen; 2. teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, Anteil nehmen, haben; 3. sich beraten, besprechen)

Definitionen:

„n. 1. the act of transmitting 2. a) a giving or exchanging of information, signals or messages by talk, gestures, writing, etc. b) the information, message, etc. 3. close, sympathetic relationship. 4. a means of communicating; specif., a) [pl.] a system for sending and receiving messages, as by telephone, telegraph, radio, etc. b) [pl.] a system as of routes for moving troops and materiel c) a passage or way of getting from one place to another 5. [often pl. with sing. v.] a) the art of expressing ideas, esp. in speech and writing b) the science of transmitting information, esp. in symbols.“ (Quelle: Webster‘s New World Dictionary, 2nd College Edition)

Kommunikation, die: Mitteilung, Verständigung, Übermittlung von Information, z. B. durch Massenmedien.3

Psychologisch betrachtet:

In der Psychologie spricht man anstatt von Daten oder Signalen von Informationen, Nachrichten und Botschaften.

Soziologisch betrachtet:

Die Soziologie setzt die Kommunikation mit einer sozialen Interaktion gleich. Somit kann beispielsweise mit der Laswell-Formel (1948): „ Wer sagt was zu wem,über welchen Kanal/welches Medium, mit welchem Effekt? “ Kommunikation definiert werden.

3.1.2 Kommunikationsmodelle und

Kommunikationstheorie Kommunikationstheorien können als wissenschaftliche Erklärungsversuche zur Beschrei- bung von Kommunikation beschrieben werden. Sie sind als theoretische Ansätze von Funktion und Bedeutung von Kommunikation in den unterschiedlichsten Bereichen zu betrachten.

Die Terminologie der Kommunikationstheorie, geht auf die Informationstheorie der Mathematiker Claude E. Shannon und Warren Weaver (1949) zurück.

Luhmann über Kommunikation und System(theorie)4:

„ Schon der Begriff der Kommunikation selbst verändert sich in dieser Konstellation. (...) Noch kann man Kommunikation alsübertragung von Information von einer Stelle auf eine begreifen. (...) Die Kombination Systemtheorie/Kommunikationstheorie erfordert dagegen einen Kommunikationsbegriff, der es erlaubt zu sagen, dass alle Kommunikation nur durch Kommunikation produziert wird — selbstverständlich in einer Umwelt, die dies ermöglicht und toleriert. “ (vgl. Luhmann, 2002)

Weitere Theorien

Sender-Empfänger-Modell (Claude Shannon und Warren Weaver, 1949) Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick (1972)

Das Kommunikationsmodell nach Jakobson

Näher betrachtet wurde das für die Semiotik und Sprachwissenschaft funktional relevante Kommunikationsmodell nach Roman Jakobson.

Der russische Philologe, Linguist und Semiotiker formulierte 1960 in seinem AufsatzLinguistics and Poetics (1960) ein Modell, demzufolge an jeder sprachlichen Mitteilung sechs Faktoren und Funktionen (Sprachfunktionen) beteiligt sind.

Der Ansatz basiert auf dem dreigliedrigen Organon-Modell der Sprache von Karl Bühler (1933). Es gilt als Vorlage der Modelle von Schulz von Thun, wurde u.a. in musiksemiotischen Abhandlungen bei Agawu (vgl. G. Mazzola ;Art. 154: Semiotic Aspects of Musicology: Semiotics of Music; Agawu, K: Playing with Signs. Princeton University Press, Princeton 1991) aufgegriffen und bei markenspezifischen Modellansätzen (vgl. Vgl. Adamzik, Kirsten, Sprache, 2001, S.36-38.) in Anlehnung verwendet.

Die Faktoren und Funktionen setzen sich zusammen aus: Sender, Mitteilung, Empfänger, Kontext und Code (vgl. Abbildung 1).

Eigenschaften der Faktoren

Der Sender (emotiv): Was und wie möchte ich ausdrücken?

Der Ausdruck einer Botschaft als Funktion des Senders.

Es werden beispielsweise durch die Stimme (unbeabsichtigt) nicht nur die Botschaft, sondern auch evtl. Alter, Geschlecht, regionale Herkunft, Muttersprache, Bildungsstand etc. des Senders übermittelt.

Der Empfänger (konativ): Was möchte ich damit bewirken?

(von lat. conari = streben nach): Die konative Zeichenfunktion drückt eine direkte oder indirekte Aufforderung aus, die etwas beim Empfänger auslösen soll.

Der Kontakt (phatisch): Ist der Kanal frei?

Diese Zeichenfunktion ist dem Kontakt zugeordnet, da sie dazu dient den Kanal zu überprüfen. (Bsp.: in der Luftfahrt übliche Überprüfung des Kanals im Gespräch: „Können sie mich verstehen?“)

Der Code (metasprachlich): Ist die Botschaft richtig angekommen?

Die metasprachliche Funktion bezieht sich nicht darauf, ob die Botschaft richtig ange- kommen ist, sondern ob die Botschaft richtig verstanden wurde. Wird der gleiche Kode benutzt? Sind alle mit der Struktur der Kommunikation einverstanden? (Bsp.: „Verstehen sie, was ich meine?“, „Ist es in Ordnung, wenn Frau Schmidt einen Vortrag hält?“)

Der Kontext (referentiell): In welchem Kontext befindet sich der Kommunikati- onsakt?

Diese Zeichenfunktion bezieht sich auf etwas außerhalb der Kommunikation, zum Beispiel auf die Situation, in der sich Sender und Empfänger befinden.

Die Mitteilung (poetisch): Wie ist die Botschaft gestaltet?

Die poetische Funktion bezieht sich darauf, wie die Mitteilung nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet ist (z.B. „schön“, „angenehm“, „auffällig“, „lyrisch“)

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Abbildung 1: Kommunikationsmodell nach Jakobson. Eigene Darstellung.

3.2 Akustische Kommunikation

Ein akustischer Kommunikationsakt beim Menschen basiert auf physikalischen Grundvo- raussetzungen, spezifischen technischen Eigenschaften sowie bestimmten sozio-kulturel- len bzw. physiologischen und psychologischen Verfassungen der Hörer. Eine Klangquelle (Sender) sendet ein Schallereignis, welches vom Hörer (Empfänger) empfangen und interpretiert wird. Dieses Prinzip ist analog zur Sprachkommunikation zu betrachten, da ein Klangereignis unmittelbar interpretiert wird (vgl. Koelsch, 2007).

Akustische Ereignisse werden vom Menschen neben Schrift, Sprache und visueller Zeichen als Übertragungsmedium spezifischer Informationen verwendet. Die Bedeutung und Wirkung, sowie der damit zusammenhängende Informationsgehalt pysikalischer Schallereignisse sind stark abhängig von subjektiven Erinnerungen und Assoziationen (Schick, 1984).

Es wird grundsätzlich bei jeder Wahrnehmung zwischen auditiver und extraauraler Schallwirkung unterschieden. Auditive Schallwirkung wird im Ohr ausgelöst und steigert die Reaktionsbereitschaft der Skelettmuskulatur. Extraaurale Schallwirkung wird erst nach einer primären Reizverarbeitung im Gehirn wirksam und steigert die Erregbarkeit der Hirnrinde. Interessant ist auch, dass subjektive Einflüsse auf Charaktereigenschaften bezogen sind. Extrovertierte Personen neigen weniger als Introvertierte zu Konditionierbarkeit. Sie ärgern sich weniger über Lärm als introvertierte Personen. Bei diesen kann es sogar zu Denkhemmungen kommen (vgl. Schick; 1984).

Auswirkungen akustischer Reize

Jeder Mensch reagiert auf jede Schallwahrnehmung mit einer mehr oder weniger spezifische Empfindung. Komplex und abwechslungsreich gestaltete Geräusche mit einer hohen Differenzierung wirken anregend, geordnete Geräusche, die eine innere Systematik erkennen lassen, eher beruhigend.

Schallwahrnehmung und Informationsgehalt

Geräusche mit hohem Informationsgehalt aktivieren stärker als solche mit niedrigem. Auch die Orientierunsreaktion hält bei diesen länger an.

Informationsgehalt

Akustische Ereignisse (Musikalisch, klanghaft oder geräuschaft) können je nach Kom-

plexität und Erfahrungsschatz des Hörers viele Informationen übertragen. Dies bedeutet, dass der Zuhörer nach der Hörsituation mehr als vorher weiß. Der situative Zustand, die sogenannten „human factors“5, beeinflussen die Informationsverarbeitung. Ärger, Stress und konzentrierte Tätigkeiten führen zu einer Bevorzugung einfacher Reize.

Orientierungsreaktion:

Ungewöhnliche bzw. ungelernte akustische Reize lösen außerhalb des Bewusstseins

einen Mechanismus aus, der diesen Reiz zu analysieren versucht. Eigenschaften von Rei- zen, die eine Orientierungsreaktion auslösen, sind: Eine Veränderung der Intensität und der zeitlichen Struktur, der absolute oder relative “Neuheitsgrad” des Reizes sowie die Intensität des Reizes (bei hohen Lautstärken kommt es zu einer Verteidigungsreaktion). Eine oftmalige Wiederholung des gleichen Reizes führt zur Habituation. Das Frequenzspektrum und die Tonhöhe wirken sich auf die psychoakustische Wahrneh- mung aus:

Breites Frequenzspektrum = Erhöhung des Aktivierungspotential

Hohe Töne werden bei gleicher Schallenergie lauter gegenüber tieferen Tönen empfun- den

Einteilung der Wirkung von Musik:

- kognitiv (Aufmerksamkeit)
- emotional (auf die Gefühle)
- physiologisch (auf Sympatikus und Parasympatikus; Organsteuerung)
- motorische Wirkung

Parameter:

- Lautstärke (ab 65 dB unwillkürliche Blutdruckhebung, Steigerung des Muskeltonus)
- Tempo (Verminderung der Herzschlagfrequenz, z.B. langsames Wiegenlied, besonders beruhigend bei 72 bpm)
- Rhythmus

Lästigkeiten durch akustische Reize (Eine psychologische Sichtweise) Gliederung der Lästigkeit von Lärm nach aufsteigendem Rang:

1. Ein gleichmäßiges Grundgeräusch, das von einem hervortretendem Geräusch überlagert wird.
2. Geräusche mit hohen Frequenzanteilen wirken lästiger als tiefe.
3. Einzeltöne sind unangenehmer als Bandrauschen.
4. Impulshafte Geräusche sind lästiger als 1-3.
5. Impulse mit langsamer Abfolge sind lästiger als in schneller Folge.
6. Unregelmäßige Geräusche bedeuten ebenfalls eine Steigerung (Eisenbahn weniger unbehaglich als Verkehrslärm).
7. Wenn zu wechselnder Frequenz von Tonhöhe und Impulsen auch noch die Amplitude wechselt.
8. Wenn durch plötzlich auftretende Geräusche oder einen Knall eine Schreckreaktion ausgelöst wird.

3.3 Auditory Display

Auditory Display beschreibt die akustische Darstellung von Daten respektive Informati- onen. Unter Sonifikation versteht man die Repräsentation von Daten oder Informationen durch akustische Signale. Dabei kann zum derzeitigen Zeitpunkt der Terminus „Soni- fikation“ als Sammelbegriff für verschiedene methodische Ansätze definiert werden. Für solch ein Methodensystem eignet sich eine Unterscheidung zwischen „Daten und Information“ nach Hovenga & Sermeus (2002): „ Data become information when these

are being combined, interpreted, organised and structured within some context to convey additional meaning. “ (vgl. de Campo et al.)

Nützliche Anwendungen fand die Sonifikation bisher in der wissenschaftlichen

Datenanalyse für so genanntes „Data Screening“ (rasches Kontrollhören von großen Datensätzen). In der explorativen Datenanalyse geht es um Strukturmuster eines ge- gebenen Datensatzes, welche über das Gehör erkannt und interpretiert werden können6. Von sogenannter „Audifikation“ spricht man bei der akustischen Darstellung von in einem Datensatz enthaltenen (oder angenommenen) Informationen. Diese werden hierbei durch eine Zeitreihe verklanglicht. Bei dieser klanglichen Repräsentation von Daten (und nicht von Information), ist die Bedeutung, d.h. die in ihnen enthaltene Information, nicht bekannt (vgl. de Campo et.al., 2006).

Bekannte Auditory Displays7:

EKG Geigerzähler

Das Auditory User Interface, die akustische Benutzeroberfläche in der Mensch-Ma- schine-Kommunikation ist eine Sonifikationsart, welche ebenfalls auf Informationen gelernter Bedeutungen abzielt. Hier kommen größtenteils Auditory Icons und Auditory Symbols (Earcons) zum Einsatz.

Auditory Icons sind Klangereignisse, welche Analogien zu (gelernten) Alltagsge-

räuschen herstellen sollen. Gaver (1994) spricht von Klängen „ (...) that convey informa- tion about events in the computer or in remote environments by analogy with everyday

sound-producing events. (...) they can add valuable functionality to computer interfaces, particularly when they are parameterized to convey dimensional information(...) “ (Gaver, 1994, S.417).

Bekannte Auditory Icons in der Computer-Benutzeroberfläche8:

Visuelles Zeichen: Akustisches Zeichen:

Papierkorb Mac „Papier zerknüllen“

Visuelles Zeichen: Akustisches Zeichen:

Papierkorb Windows „Papier zerknüllen“

Auditory Symbols, besser bekannt als Earcons, sind abstrakt musikalische, klang- oder geräuschhafte Ereignisse, welche zuerst mit einer Funktionsbedeutung belegt und vom Benutzer erlernt werden müssen.

„ Earcons are abstract, synthetic tones that can be used in structured combinations to create sound messages to represent parts of an interface (...) “ (Brewster et al., 1993, S.222). Auditory Symbols werden meist bei häufig ausgeführten Anwendungen eingesetzt. Bekannte Auditory Symbols sind beispielsweise der Pausengong oder die Startmelodien bei Computer-Betriebssystemen9.

Sonifikationsarten

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Tabelle 1: in Anlehnung de Campo (2007)

Aussichten

Nach Einschätzungen von Experten bergen Sonifikations-Arten für die Interaktion mit Daten sowie für den Mensch-Maschine-Bereich das höchste Potenzial (vgl. Herman, 2006; Hempel, 2007; Weber, 2007; Spehr, 2007).

Im Flugzeug-Cockpit findet man bis dato beispielsweise als einzige Sonifikation Warngeräusche während kritischen Situationen.

3.4 Semiotik

Das semiotische Modell hilft darzustellen, wie Kommunikation als interaktiver Prozess funktioniert. Der folgende Abschnitt setzt sich eingehend mit den Vielschichtigkeiten der semiotischen Theorie auseinander.

3.4.1 Hintergrund zur Semiotik

Semiotik (griechisch, techne semeiotike „Lehre von den Kennzeichen“) ist die allgemeine Lehre von den Zeichen, Zeichensystemen und Zeichenprozessen (Semiose).

Anfänge der Zeichen- und Bedeutungslehren findet man bereits in der Antike. Aristoteles entwickelte in der Schrift „Peri hermeneias“ die erste ausgearbeitete Zeichentheorie.

„ Nun sind die (sprachlichen)äußerungen (t à en t é phone) unserer Stimme ein Symbol für das, was (beim Sprechen) unserer Seele widerfährt, und das, was wir schriftlichäußern, (ist wiederum ein Symbol) für die (sprachlichen)äußerungen unserer Stimme. Und wie nicht alle (Menschen) mit denselben Buchstaben schreiben, so sprechen auch nicht alle dieselbe Sprache. Die seelischen Widerfahrnisse aber, für welches dieses (Gesprochene und Geschriebene) an erster Stelle ein Zeichen ist, sind bei allen (Menschen) dieselben; undüberdies sind auch schon die Dinge (pr á gmata), von denen diese (seelischen Wider- fahrnisse) Abbildungen (homoiomata) sind, für alle dieselben. “ (vgl. Aristoteles; übersetzt von Weidemann, 1994, 3).

Neben Ferdinand de Saussure (1857-1913) zählen Charles Sanders Peirce (1839-1914), dessen Schüler Charles W. Morris (1901-1979) sowie der Däne Louis Hjelmslev (1899- 1965) zu den einflussreichsten Begründer der modernen Semiotik. Der bevorzugte Begriff von Peirce lautete „semeiotic“, während Saussure seinen eigenen Ansatz als „sémiolo- gie“ (Semiologie) bezeichnete. Peirce‘ Zeichenbegriff ist im Gegensatz zu Saussures, der sich auf Sprache bezieht, ganzheitlich. Bei ihm haben Zeichen neben der Repräsentati- onsfunktion auch eine Erkenntnisfunktion. Man sollte die Semiotik von Peirce auch nicht mit der Unterteilung seines Schülers Morris (Syntax, Semantik und Pragmatik) vermi- schen.

Peirce (1907) definierte Semiosis als „ (...) action, or influence, which is, or involves, a co- operation of three subjects, such as a sign, its object, and its interpretant, this tri-relative influence not being in any way resolvable into actions between pairs. “ „ ( … ) einen Vorgang oder einen Einfluss, der das Zusammenwirken von drei Gegenstän- den, nämlich dem Zeichen, seinem Objekt und seinem Interpretanten, ist bzw. beinhal- tet; ein dreifacher Einfluss, der in keinem Fall in paarweise Vorgänge aufgelöst werden kann. “ (vgl. Abbildung 3; S.23).

Das Verhältnis von Semiotik und Kommunikationstheorie

Kommunikation ist „ Austausch von Nachrichten zwischen Menschen. Damit ein solcher Austausch vor sich gehen kann, müssen die betreffenden Individuen einen gemeinsamen Zeichenvorrat besitzen. “ (Vgl. Eggebrecht, 1974).

„ Jede Mitteilung besteht aus Zeichen; die Wissenschaft von den Zeichen, die Semiotik genannt wird, beschäftigt sich folglich mit jenen allgemeinen Prinzipien, die der Struktur aller, welcher Zeichen auch immer, zugrunde liegen und mit der Art ihrer Verwendung bei Mitteilungen sowie mit den Besonderheiten der verschiedenen Zeichensysteme und der verschiedenen Mitteilungen, die von diesen Arten von Zeichen Gebrauch machen. “

(Jakobson, 1974; 163)

3.4.2 Semiotische Ebenen nach Morris

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Abbildung 2: in Anlehnung Holzinger (2000).

Syntaktik

Untersucht den „Aufbau“ und die „ (...) Beziehungen zwischen den Zeichen, um gültige

Kombinationen zu definieren und ein formales Regelwerk für die Verwendung der Zeichen aufzustellen. “ (Janisch, 2004). Holzinger (2000) spricht bei Syntaktik von einer Analyse der Beziehung zwischen einzelnen Zeichen, die „ (...) versucht sinnvolle und zulässige Zeichenketten festzustellen. “ (Holzinger, 2000, S.38)

Semantik (Bedeutungslehre der Zeichen)

Nach Holzinger (2000) untersucht die Semantik „ die Beziehungen zwischen den Zeichen und den Objekten. Jedes Zeichen hat eine Bedeutung. Das Zeichen „ bezeichnet “ ein Objekt. Ein Objekt ist in diesem Fall nicht nur ein physikalischer Gegenstand, sondern insbesondere Begriffe, Gedanken, Vorstellungen etc. (...) “ (Holzinger, 2000, S.38)

Pragmatik

Sie bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Zeichen und seinem Benutzer.

„ Ein Zeichen wird ja verwendet, um etwas zu bewirken. Pragmatik beschäftigt sich also mit der Anwendung und Wirkung von Zeichen. “ (Holzinger, 2000, S.38)

Denotation und Konnotation

Als Denotation bezeichnet man die allgemein verstandene Bedeutung eines Zeichens. Zeichen können aber auch subjektiv geprägte Bedeutungen haben, entstanden durch die persönlichen Erfahrungen des Menschen. Diese Bedeutungen des Zeichens werden Konnotationen genannt.

Ein Beispiel: Ein Konsens würde darüber bestehen, dass das (Wort-)Symbol „ Münze “ auf ein Zahlungsmittel aus Metall verweist. Dies wäre die Denotation und auch die Bedeu- tung, welche im Wörterbuch zu finden ist. Anders die Konnotationen von „ Münze “: Diese hängen von der individuellen Erfahrung jedes Einzelnen ab und können die Erinnerung an ein historisches Ereignis, ein Kinderexperiment auf den Bahngleisen oder die Erinnerung an das Geräusch vom Geld-Klimpern auslösen. Der Schlüssel für eine sinnvolle mensch- liche Kommunikation ist die Idee von einer gemeinsamen, denotativen Bedeutung. Die Verständigung untereinander wäre unmöglich, würde jeder Einzelne für jedes Zeichen eine eigene Denotation aufstellen. Obwohl jeder Einzelne viele Zeichen mit persönlichen, Konnotationen belegt, gibt es für die meisten Zeichen eine allgemein geteilte Bedeutung. Demnach ist die Denotation eines Zeichen der Konsens der innerhalb einer Gruppe von Menschen besteht, die die Bedeutung eines Zeichens untereinander teilen. Des Weiteren kann man sagen, dass Bedeutungen auf gesellschaftliche Konventionen zu- rückgeführt werden können. Die Denotation von Zeichen ist vielfältig. Wenn jemand die Bedeutung unter einer Anzahl von Möglichkeiten wählen muss, werden Entscheidungen vom Kontext des Zeichens abhängig gemacht.

Beispielsweise denotiert das Ikon für sich allein stehend üblicherweise ein menschliches Herz. Doch in diesem Kontext: „Ich Dich!“, wird seine Denotation zu „Liebe“ gleichbedeutend mit dem Satz „Ich liebe dich“.

Konventionelle Bedeutungen ändern sich mit der Zeit und werden in einer Gesellschaft ständig neu ausgehandelt. Das liegt daran, dass neue Bedeutungen auftauchen und entweder akzeptiert oder abgelehnt werden.

3.5 Der Zeichenbegriff

Was ist ein Zeichen?

Mit dieser Frage beschäftigen sich seit geraumer Zeit die Vertreter der Semiotik. Für Stötzner (2006) kann ein Zeichen „ (...) ein Buchstabe, ein Signet, ein Gegenstand, eine Handbewegung, ein Ton, eine Geste, ein Bild oder sonst etwas sein. “ Nöth (2000) be- schreibt in seinem Handbuch der Semiotik „ Jedes Objekt, jedes Ereignis oder Verhalten ist (...) ein potenzielles Zeichen. Sogar Schweigen, das ja die Abwesenheit von Materi- alität und Zeichen zu beinhalten scheint, kann als ein Zeichen fungieren (...). (vgl. Nöth, 2000, S. 133)

Ein Zeichen könnte demnach als etwas Unterscheidbares definiert werden, dem eine Bedeutung zugesprochen wird. Ein Zeichen steht also in bestimmter Weise für etwas Anderes. Im Zusammenhang der Kommunikationstheorie können Zeichen als Grundelemente eines Kommunikationssystems beschrieben werden.

Kontext- und Situationsbezogenheit

Wir interpretieren Zeichen immer im Rahmen einer Gesamtsituation. Damit wir Zeichen verstehen, werden Sie im physischen, sozialen und psychischen Kontext aktualisiert.

3.5.1 Zeichenbegriff nach Peirce

Für das Verständnis der Semiotik von Peirce, ist es wichtig zu wissen, dass er von zwei Zeichenfunktionen ausgeht: Die erste Funktion beschreibt das Zeichen als etwas, das etwas (sein Objekt), für etwas (seinen Interpretanten) repräsentiert. Die zweite Funktion besagt, das „Zeichen“ auch Mittel der Erkenntnis und Hauptbestandteil jeder kognitiven Tätigkeit sind.

Zeichendefinition von Peirce:

„ Ein Zeichen , oder Repräsentant, ist etwas, das für jemanden in einer gewissen Hinsicht oder Fähigkeit für etwas steht. Es richtet sich an jemanden, d.h., es erzeugt im Bewusstsein jener Person einäquivalentes oder vielleicht ein weiter entwickeltes Zeichen. Das Zeichen, welches es erzeugt, nenne ich den Interpretanten des ersten Zeichens. Das Zeichen steht für etwas, sein Objekt . “ (CP 2.228, 1897).

Peirce entwickelte als Grundlage seiner Zeichenlehre eine Kategorienlehre, die sich mit Erscheinungsweisen des Seins befasst. Diese Kategorien sind nicht auf Logik, sondern auf phänomenologische Ansätze bezogen.

Peirce (1897) erklärt: „ Aus meiner Sicht gibt es drei Arten des Seins . Ich behaupte, dass wir sie unmittelbar in den Elementen von allem beobachten können, was zu ir- gendeiner Zeit in irgendeiner Weise vor unseren Geist kommt. Sie sind das Sein po- sitiver qualitativer Möglichkeit, das Sein aktualer Faktizität und das Sein von Gesetzm äß igkeit , welches zukünftige Fakten bestimmt. “ (CP 2.228, 1897)10.

Anders formuliert unterscheidet Peirce (1897) rein formal Erstheit, Zweitheit und Drittheit als Formen, in denen alles was ist, sich widerspiegelt:

Erstheit = Das Sein von etwas ohne Bezug auf etwas anderes.

Zweitheit = Die Bestimmung des hier und jetzt von etwas Seiendem (der Gegensatz zweier noch unreflektierter Gefühle).

Drittheit = Das Prinzip, das hinter den Dingen steht, die mit der Erscheinung verbundene Gesetzmäßigkeit (z. B. dass eine Tür zu öffnen ist, dass ein Tisch eine Ablagefläche hat, der Algorithmus des Computerprogramms).

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Abbildung 3: Semiotisches Dreieck nach Peirce (1897). Eigene Darstellung.

3.5.2 Zeichencharakterisierung

Eine weitere verbreitete Charakterisierung kann in der soziologischen Theorie des „symbolischen Interaktionismus“ auf Eco (1972) zurückgeführt werden, der das Ikon, den Index und das Symbol unterscheidet.

Er bezieht sich hierbei auf Peirce und seine Zeichendefinitionen. (vgl. Eco, 1972).

Nach den von Peirce vorgeschlagenen triadischen Unterscheidungen von Zeichen lässt sich jedem der Zeichendefinitionen ein Kommunikationsphänomen (Eco, 2002) zuordnen:

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Abbildung 4: Zeichenkategorien nach Peirce in Anlehnung Eco, 2002.

Index

Das Indexzeichen steht für das Wirkungsergebnis einer Ursache. Wenn ein Zeichen etwas indiziert, kann man aus dem Auftreten dieses Zeichens eine Ursache erschließen, beispielsweise Wasserdampf als Folge kochenden Wassers. Auf Grund unserer Erfahrung und des vorhandenen Wissens können wir auf diese Ursache schließen. Gemeinhin werden Indexzeichen auch als „Anzeichen“ gesehen.

Ikon

„Ikon“ (griech. eikon ‘(Ab)bild’. - Auch: Ikonisches Zeichen).

„ Ikone sind Zeichen, dieähnlichkeit mit dem Objekt aufweisen, das sie bezeichnen

(Porträt, Karikatur, idiographische Schriften). Während dem Symbol eine Bedeutung durch Konvention zugeordnet ist, stellt das Ikon die Bedeutung dar (...) “ (Heupel, C., S. 95). Peirce kategorisiert es in die Klasse von visuellen oder akustischen Zeichen, die in unmittelbar wahrnehmbarer Beziehung zur bezeichneten Sache stehen. Dies geschieht, da sie Aspekte des realen Objekts abbildhaft imitieren und dadurch eine Ähnlichkeit oder Gemeinsamkeit von Merkmalen aufweisen. Dies wären z.B. Schaubilder in Medien, Hin- weis- und Verkehrsschilder (Fußgängerschild), Landkarten, Lagerpläne, aber auch musika- lische Wiedergabe von Geräuschen oder auch Lautmalerei (vgl. Bußmann, H., S. 323).

Symbol

Ähnlich wie der Begriff „Kultur“ sind auch mit„Symbol“ sehr viele verschiedene Dinge bezeichnet worden. Ein Symbol kann als rätselhaftes Zeichen definiert werden, dessen Bedeutung erschlossen werden muss. Wenn wir die Vieldeutigkeit eines Symbols be- trachten, hat dies insbesondere mit seiner (multi)medialen Konstituiertheit zu tun. Schon im kontemporären Sprachgebrauch des „Symbols“ wird diese deutlich: Wir verbinden das Bildnis einer Rose mit Liebe und Weiblichkeit, ein Kreuz verstehen wir als religiöses Symbol (Christentum) und der Klang eines Posaunenrufes (z.B. Martinshorn) bannt unsere Aufmerksamkeit für ein zwingendes Ereignis (vgl. Krebs, 2005).

[...]


1 Deskriptive Studien: empirische Studie, deren Zweck nicht die Überprüfung von Hypothesen ist, sondern die Gewinnung von Datenmaterial über neue Phänomene. Aus den Erkenntnissen dieser Studie können Hypothesen entwickelt und formuliert werden, die in einer weiteren Studie überprüft werden können (vgl. Bortz J., Döring N., 1995).

2 Hinweis von Prof. Ina Schabert; Professorin für Englische Philologie, Neuere Englische Literaturwissenschaft; LMU München.

3 o.V. Gefunden am 02.05.2007 unter www.Brockhaus.de

4 Systemtheorie ist ein interdisziplinäres Erkenntnismodell, in dem Systeme zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomeneherangezogen werden. Die Analyse von Strukturen und Funktionen soll häufig Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben.Die Begriffe der Systemtheorie werden in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen angewendet, so der Informatik, Physik, Elektrotechnik,Pädagogik, Chemie, Biologie, Logik, Mathematik, Physiologie, Soziologie, Psychologie, Ethnologie, Semiotik, Literaturwissenschaft und Philosophie. Die Systemtheorie ist somit bisher keine eigenständige Disziplin, sondern ein weitverzweigter und heterogener Rahmen für einen interdisziplinären Diskurs, der den Begriff System als Grundkonzept führt. Es gibt folglich auch nicht eine „Systemtheorie“, sondern eher eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil widersprüchlicher und konkurrierender Systemdefinitionen und -begriffe. Es hat sich heute jedoch eine relativ stabile Reihe an Begriffen und Theoremen herausgebildet, auf die der systemtheoretische Diskurs rekurriert. (http://wiki.bildungsserver.de/index.php/Systemtheorie; Zugriff am 07.04.2007)

5 Der Begriff „Menschlicher Faktor“, auch menschliche Einflussgröße, „Humanfaktor“ (engl. Human Factor) ist ein Sammelbegriff für psychische,kognitive und soziale Einflussfaktoren in sozio-technischen Systemen und Mensch-Maschine-Systemen. Dabei spielen die psychischen und kognitiven Leistungen und Fähigkeiten von Menschen ebenso eine Rolle wie die Leistungs- und Fähigkeitsgrenzen. Weil sich die Fähigkeiten technischer Systeme immer weiterentwickeln, haben die typisch menschlichen Fertigkeiten, wie die zur Kooperation, zur Problemlösung (Non-Technical Skills), eine immer stärkere Bedeutung. Die Fragestellungen sind: Welche menschlichen Eigenschaften müssen berücksichtigt werden, um
- eine technische Umgebung dem Menschen optimal anzupassen,
- die Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zwischen Mensch und Maschine optimal zu verteilen,
- eine reibungslose Interaktion an der Mensch-Maschine-Schnittstelle zu ermöglichen,
- die Folgen technischer und menschlicher Fehler zu vermindern und
- die Sicherheit und Effektivität des Gesamtsystems Mensch-Maschine zu verbessern. 15

6 vgl. Audiodatei: data-screening.mp3 unter http://sound-follows-function.de

7 vgl. Audiodateien: ekg.mp3 unter http://sound-follows-function.de 17

8 vgl. Audiodatei: trashwin.mp3 unter http://sound-follows-function.de

9 vgl. Audiodatei: winstart.mp3 unter http://sound-follows-function.de

10 Peirce CP 1.23-26, 1903; auf der Grundlage eines Vorschlages von Michael Steigemann von Michael Hoffmann übersetzt; http://www.uni-bielefeld.de/idm/semiotik/Peirces_Zeichen.html; Zugriff am 03.03.07); Hervorhebung durch den Verfasser.

Ende der Leseprobe aus 88 Seiten

Details

Titel
Sound follows function
Untertitel
Eine funktionale Betrachtung akustischer Zeichen
Hochschule
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz
Veranstaltung
Masterthese
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
88
Katalognummer
V130910
ISBN (eBook)
9783640433742
ISBN (Buch)
9783640433681
Dateigröße
1080 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Funktionsklänge, Auditory Icon, Earcon, Auditory Display, Sonification, Funktionsklang, Auditory Symcon, Auditory Symbol, Rückmelde-Klänge, HTWG Konstanz, Rainer Hirt, Fahrkartenautomat
Arbeit zitieren
Rainer Hirt (Autor:in), 2007, Sound follows function, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130910

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