Immanuel Kant, obwohl der Musik als solcher fern und nicht zugeneigt, leitete, als bedeutendster Philosoph seiner Zeit, eine Zäsur und große Kehrtwende in Sachen Musikästhetik ein. Sein erkenntnistheoretisches Bestreben und die Auseinandersetzung mit der musikästhetischen Materie schlugen sich in seinem, für die Ästhetik wohl bedeutendsten, Werk nieder, der „Kritik der Urteilskraft“.
In der vorliegenden Hausarbeit wird zunächst auf die Kontextualisierung des Werks innerhalb Kants gesamten Schaffens eingegangen, um in einem weiteren Schritt mit diesen gewonnenen Informationen seine Bestrebungen sowie seine musikästhetische Position, innerhalb der regen und vehement fortentwickelten Strukturen der musikästhetischen Disziplin, herauszuarbeiten. Auch die Bedeutung und Rezeption seiner ästhetischen Auseinandersetzung für und von anderen Philosophen sowie Künstler und Musiker sollen eine nähere Betrachtung und Analyse erfahren, bevor es schließlich zur eigentlichen Kernthematik, der Analyse des § 51 „Von der Einteilung der schönen Künste“, kommt. Dieser soll auf seine Grundstrukturen zurückgeführt werden und durch die zahlreichen Zitate sowie analytischen Kommentare die Basis für ein besseres Verständnis im Bezug auf Kants Grundintentionen bieten.
Ferner wird hierbei, neben einer allgemeinen Darstellung der von Kant eingeführten Begrifflichkeiten sowie seiner Einteilung und hierarchischen Gliederung der schönen Künste, vor allem seine Auseinandersetzung mit der Materie der Musik einen zentralen Schwerpunkt für die Analyse sowie die Themenfindung setzten.
Mittels der Kantschen’ Positionen und der Intention seiner musikalischen Auseinandersetzung soll die Musikästhetik, jedoch vor allem die Musik an Sich, in ein vom rein musikalischen Denken differenziertes, philosophisches Licht getaucht werden und ferner zu einem besseren Verständnis von Kants Ideenreichtum sowie der musikästhetischen Fortentwicklung führen.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 KANT UND DIE MUSIK
2.1 DIE KONTEXTUALISIERUNG DES WERKS
2.2 DIE MUSIKÄSTHETISCHE POSITION
2.3 DIE BEDEUTUNG DER SCHRIFT
3 VERSTÄNDNIS UND KOMMENTIERUNG
3.1 DIE GRUNDINTENTION
3.2 DIE KONZEPTION
3.3 DIE REDENDEN KÜNSTE
3.4 DIE BILDENDEN KÜNSTE
3.5 DIE KUNST DES SCHÖNEN SPIELS DER EMPFINDUNGEN
4 HIERARCHIE DER KÜNSTE
5 FAZIT
6 ENDNOTEN
1 EINLEITUNG
Immanuel Kant, obwohl der Musik als solcher fern und nicht zugeneigt, leitete, als bedeutendster Philosoph seiner Zeit, eine Zäsur und große Kehrtwende in Sachen Musikästhetik ein. Sein erkenntnistheoretisches Bestreben und die Auseinandersetzung mit der musikästhetischen Materie schlugen sich in seinem, für die Ästhetik wohl bedeutendsten, Werk nieder, der „Kritik der Urteilskraft“.
In der vorliegenden Hausarbeit wird zunächst auf die Kontextualisierung des Werks innerhalb Kants gesamten Schaffens eingegangen, um in einem weiteren Schritt mit diesen gewonnenen Informationen seine Bestrebungen sowie seine musikästhetische Position, innerhalb der regen und vehement fortentwickelten Strukturen der musikästhetischen Disziplin, herauszuarbeiten. Auch die Bedeutung und Rezeption seiner ästhetischen Auseinandersetzung für und von anderen Philosophen sowie Künstler und Musiker sollen eine nähere Betrachtung und Analyse er-fahren, bevor es schließlich zur eigentlichen Kernthematik, der Analyse des § 51 „Von der Einteilung der schönen Künste“, kommt. Dieser soll auf seine Grundstrukturen zurückgeführt werden und durch die zahlreichen Zitate sowie analytischen Kommentare die Basis für ein besseres Verständnis im Bezug auf Kants Grundintentionen bieten.
Ferner wird hierbei, neben einer allgemeinen Darstellung der von Kant eingeführten Begrifflichkeiten sowie seiner Einteilung und hierarchischen Gliederung der schönen Künste, vor allem seine Auseinandersetzung mit der Materie der Musik einen zentralen Schwerpunkt für die Analyse sowie die Themenfindung setzten.
Mittels der Kantschen’ Positionen und der Intention seiner musikalischen Auseinandersetzung soll die Musikästhetik, jedoch vor allem die Musik an Sich, in ein vom rein musikalischen Denken differenziertes, philosophisches Licht getaucht werden und ferner zu einem besseren Verständnis von Kants Ideenreichtum sowie der musikästhetischen Fortentwicklung führen.
2 KANT UND DIE MUSIK
„Die Tatsache, dass Kant sein ganzes Leben in Königsberg verbrachte und ein diszipliniertes Gelehrtenleben führte, darf nicht zu dem Fehlschluss verleiten, Kant sei ein weltfremder Mensch gewesen.“[i]
Kant nahm trotz seiner rein philosophischen Karriere und Leidenschaft regen Anteil am gesellschaftlichen und kulturellen Leben Königsbergs.[ii] Vielleicht war es gerade diese Anteilnahme, welche sein Interesse weckte eine Kritik der Urteilskraft zu verfassen.
2.1 DIE KONTEXTUALISIERUNG DES WERKS
„Es ist viel von Kritik die Rede bei Kant. Alle drei Hauptwerke des Königsberger Philosophen tragen im Titel die Bezeichnung „Kritik“: „Kritik der reinen Vernunft“, „Kritik der praktischen Vernunft“, „Kritik der Urteilskraft“. [iii]
In den Jahren 1747 bis 1770 verfasste Kant eine ansehnliche Reihe unterschiedlicher, auch naturwissenschaftlicher Schriften. Bis 1781 wurde nichts Nennenswertes unter Kants Handschrift publiziert, bis er in jenem Jahr als Schöpfer der kritischen Philosophie in Erscheinung trat.[iv] Kants Werke stellen Abhandlungen dar, welche jeweils die differenzierten Erkenntnisvermögen des Menschen thematisieren und deren Leistungsfähigkeit explizit einer genauen Prüfung unterziehen.[v]
Die „Kritik der reinen Vernunft“ ist zum Beispiel darum bemüht, die essenziellen Grundprinzipien des menschlichen Erkennens zu formulieren sowie zwischen „begründetem Wissen“ und „spekulativen Überlegungen“ zu differenzieren. Kant begreift das Element der Erkenntnis als Handlung eines erkennenden Subjekts. Somit kann er den Gegensatz zwischen Rationalismus und Empirismus überwinden. Die Schrift stellt den „Grundriß des Fundaments menschlichen Denkens“ dar. Die „Kritik der praktischen Vernunft“ greift hingegen in diesem System die Probleme der praktischen Philosophie auf. Ein zentraler Punkt ist hier der Grundsatz des Handelns nach der Kantschen Philosophie, der kategorische Imperativ[vi]:
„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“[vii]
Neben diesen erkenntnistheoretischen Schriften, deren Schwerpunkt auf dem Begriff der Vernunft ruht, wird sein kritisches schaffen durch die „Kritik der Urteilskraft“ vollendet. Mittels dieser Schrift, erschließt Kant dem Gebiet der Ästhetik eine neue, philosophische Dimension.[viii] Dieses Werk unterliegt einer Zweiteilung in die „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“ und die „Kritik der teleologischen Urteilskraft“.[ix]
Während sich die letztere mit dem Zweckmäßigkeitsbegriff sowie teleologischen Urteilen im Bereich der Naturforschung auseinandersetzt, beschäftigt sich der erstere Abschnitt mit einer allgemeinen Kunsttheorie und der philosophischen Ästhetik. Kant geht auf differenzierte Bereiche der Kunst ein, beschäftigt sich sowohl mit der Begrifflichkeit des Schönen sowie des Geschmacks und thematisiert die Bedeutsamkeit ästhetischer Erfahrungen.[x] Laut Kant beansprucht die Ästhetik also, gegenüber Wissenschaft und moralischer Praxis, eine eigenständige Urteilskraft. Innerhalb dieser Auseinandersetzung interessiert uns vor allem die Kantsche’ Musikauffassung, das heißt seine Stellungnahme zu musikästhetischen Phänomenen und deren Entwicklung sowie seine hierarchische Gliederung der schönen Künste und der hierbei implizierte Status der Musik.
2.2 DIE MUSIKÄSTHETISCHE POSITION
„Genie ist das Kennzeichen des wahren Künstlers. Geschmack ist das Vermögen der Beurteilung schöner Dinge. […] Ein gelungenes Kunstwerk erfüllt, insofern es ein Produkt der schönen Kunst ist, immer die Bedürfnisse der ästhetischen Urteilskraft.“[xi]
Ob nun nach Kant die Musik als eine solche schöne Kunst zu werten ist und demnach auch die Kriterien eines gelungenen Kunstwerks erfüllt, ist im Folgenden noch zu klären. Keiner Klärung bedarf hingegen seine Auffassung der Abwertung der Regelpoetik zu Gunsten des Geniegedankens in Sachen Musikproduktion.
Seine Abhandlung über die Musikästhetik führte, parallel zu anderen Philosophen, Künstlern und Ästhetikern, zu Bestrebungen die Instrumentalmusik als eigenständige Kunstform aufzuwerten und diese von ihrem reinen nachahmungsästhetischen Charakterzug zu befreien. Adam Smith ist als ein solcher Protagonist neben Kant zu nennen, welcher das wirkungsästhetische Spektrum, frei nach dem Motto, Musik beschäftige nicht nur die Sinne, sondern auch den Geist[xii], zu erweitern suchte.
Während Smith werkästhetische Fragestellungen, wie die Beschaffenheit der Instrumentalmusik in den Blick nimmt, benennt Kant hingegen physikalische Merkmale der Musik und ihren begriffslosen Sprachcharakter als Auslöser wirkungsästhetischer Ereignisse, in deren Folge Musik „transitorisch“ als Form wahrgenommen werden kann. Kant bezeichnet die Musik als „Kunst des schönen Spiels der Empfindungen in der Zeit“. Dabei ist der Eindruck des ästhetisch Schönen in der Musik als transitorisch zu bezeichnen, welcher erlischt und nicht dauerhaft ist.[xiii]
Weitere Stellungnahmen, welche Kants musikästhetische Position darstellen, werden im folgenden Verlauf noch näher zu charakterisieren sein und bilden den Grundstock eines abschließenden Urteils.
Die unmittelbare Fortführung und Auseinandersetzung der musikästhetischen Entwicklungen erfolgte jedoch bereits im direkten Anschluss an Kants kritische Philosophie in dem Wirken von Johann Gottfried Herder, Christian Gottfried Körner und Christian Friedrich Michaelis.[xiv]
[...]
[i] MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1457
[ii] Vgl. MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1457
[iii] Teichert: Immanuel Kant, 1992: S.13
[iv] Vgl. MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1457
[v] Vgl. Teichert: Immanuel Kant, 1992: S.13
[vi] Vgl. Teichert: Immanuel Kant, 1992: S.13f
[vii] Kant: Kritik der praktischen Vernunft, 1951: §7 (A 54)
[viii] Vgl. MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1457
[ix] Vgl. Teichert: Immanuel Kant, 1992: S.14
[x] Vgl. Teichert: Immanuel Kant, 1992: S.14
[xi] Teichert Immanuel Kant, 1992: S.98
[xii] Vgl. Seidel: Musikästhetik 2004: S.148ff / MGG Art. Smith, Adam
[xiii] Vgl. MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1462
[xiv] Vgl. MGG, Kulenkampff: Kant, Immanuel, 2003: S.1462
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