Herman Nohl - Die Bildung des Erziehers


Seminararbeit, 2004

21 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biographie Herman Nohls
2.1 Sein Leben
2.2 Seine Werke
2.3 Übersicht über Leben, Werke und gesellschaftliche Situation

3 Die Bildung des Erziehers
3.1 Grundzüge der Bildung des Erziehers
3.2 Das Ideal des Maßes
3.3 Takt des Erziehers
3.4 Bildungsreformen und ihre Gesetze

4 Reformprojekt Lehrerausbildung
4.1 Lehrer: Ein Berufsstand in der Krise
4.2 Defizite der Lehrerausbildung und Perspektiven für ihre Reform

5 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Anlässlich des Geburtstages von Th. Litt am 27.12.1950 schreibt Herman Nohl den Aufsatz „Die Bildung des Erziehers“ und widmet diesen „Th. Litt – dem unbeugsamen Gewissen der deutschen Pädagogik“ (Offermann, 1967, S. 141). Der Vortrag wurde am 6. Oktober 1950 auf der Tagung des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes in Fulda gehalten.

Herman Nohl sieht wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Deutschland die Chance, aber auch die Notwendigkeit die Ausbildung der Lehrerschaft zu reformieren. Die im Krieg gewonnenen Erfahrungen lassen ihn zu der Einsicht kommen, dass der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ein anderer werden muss, damit Erziehung und Bildung zum Wohle der Kinder geschehen kann und somit auch zum Nutzen der Gesellschaft ist.

Knappe fünfzig Jahre später, nach mehreren Reformierungen der Lehrerausbildung, zieht Peter Struck ein Resümee der bisher geleisteten Reformen. Er beschreibt Veränderungen in der Gesellschaft, die weitere Reformen der Ausbildung von Lehrern notwendig machen und stellt Forderungen, wie das deutsche Bildungssystem zeitgemäßer zu gestalten ist.

2 Biographie Herman Nohls

2.1 Sein Leben

Herman Nohl wird am 7. Oktober 1879 als Sohn eines Gymnasiallehrers in Berlin geboren. Als er drei Jahre alt ist, stirbt seine Mutter bei der Geburt des kleinen Bruders Johannes. Herman musst von nun an im Haushalt mitarbeiten und Arbeiten verrichten, die damals als „weiblich“ gelten. 1891 heiratet der Vater erneut.

1898 wird Herman Nohl vom Wehrdienst in den Burenkriege befreit. Er beginnt ein Medizinstudium, Wechselt aber nach kurzer Zeit zum Studium der Geschichte und Philosophie. Sein Wunsch eine Gymnasiallehrerstelle anzunehmen wird ihm nicht erfüllt, so dass er 1904 bei Dilthey über „Sokrates und die Ethik“ promoviert. Durch seine Heirat mit Bertha Oler ist seine finanzielle Situation abgesichert. 1908 Habilitiert Nohl in Jena über „die Weltanschauung der Malerei“. Von 1915 bis 1918 leistet Nohl Kriegsdienst in Belgien und Skizzierte in der „Militärpädagogik“ die „Anerkennung der Menschenwürde des Soldaten“. Nach dem anschließenden Zusammenbruch des Kaiserreichs, sieht Nohl seine wichtigste Aufgabe in der Umgestaltung der Erziehung der Jugend.

Mit den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung 1919 Gründete Nohl eine Volkshochschule in Weimar und wird ein Jahr später Professor für Philosophie. Er hat maßgeblichen Anteil an der Verwirklichung des Reichsgesetzes der allgemeinen vierjährigen Grundschule. 1920 übernimmt Nohl als Professor der Philosophie und Pädagogik an der Universität Göttingen den neu errichteten Lehrstuhl für Pädagogik. 1925 Gründet er die Zeitschrift „Erziehung“ und gibt 1928 das „Handbuch der Pädagogik“ heraus. 1929 erwirbt Nohl ein Haus in Göttingen, welches als Landhaus für Studentinnen und Studenten dient. Bei ihm promovieren ca. 60 Studentinnen und Studenten (davon 50% Frauen), wovon später viele in der Ausbildung von Pädagogen tätig sind.

1933 wird eine Debatte über das Verhältnis der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zum Nationalsozialismus entfacht. Hitler wird zu dieser Zeit Reichskanzler. Vier Jahre später wird Nohl, aufgrund skeptischer Äußerungen gegenüber dem Fanatismus der Nationalsozialisten, seines Amtes enthoben und 1943 zum Arbeitsdienst in einer Fabrik einbezogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Nohl an der Neuorganisation des Bildungswesens in Niedersachsen mit und gründet das Institut für Erziehung und Unterricht.

Am 27. September 1960 stirbt Herman Nohl in Göttingen. (vgl. Klinka, 2003, S. 123-126; Offermann, 1967, S. 151-156; Schöningh, 1967, S. 121f)

2.2 Seine Werke

Das Pädagogik als Wissenschaft anerkannt wird, ist unter anderen W Dilthey zuzuschreiben. Er verhilft der Pädagogik als Erziehungswissenschaft zu ihrer theoretischen Begründung. Seine Abhandlung aus dem Jahr 1888 „Über die Möglichkeit einer allgemeingültigen pädagogischen Wissenschaft“ versucht die Pädagogik als moderne Wissenschaft zu konstituieren. Allerdings kann Dilthey keine Lösung für die Allgemeingültigkeit der Pädagogik finden, weil er fälschlicher Weise versuchte die Theorie nicht von der Erziehung her zu begründen, sondern von der Wissenschaftslehre ausgehend entwirft. Die zentrale Frage Diltheys: „Was kann geschehen, … die Pädagogik zum Range einer wirklichen Wissenschaft zu erheben?“ (Offermann, 1967, S.116) greift sein Schüler Herman Nohl wieder auf. Sein pädagogisches Denken zeichnet sich dadurch aus, dass es „die pädagogische Wirklichkeit als eine Wirklichkeit der großen Gegensätzlichkeiten aufdeckt“ (Offermann, 1967, S. 116). Die zweite Schwierigkeit zur Etablierung der Pädagogik als Wissenschaft liegt in deren vielfältigen Funktionen. Versucht man die verschiedenen geschichtlichen Erscheinungsformen der pädagogischen Bewegung zu systematisieren, treten drei Phasen auf - die weltmännische, humanistische und soziale Pädagogik. Einer dieser Phasen lässt sich jede pädagogische Theorie zuordnen. Nohl stellt sich die Frage nach der Möglichkeit einer allgemeingültigen Pädagogik. Die letzte Schwierigkeit, die Nohl bei dieser Frage sieht, ist die Abhängigkeit pädagogischer Ziele von der Geschichte bzw. der gesellschaftlichen Situation. Erziehung wird stets durch politische, sittliche und religiöse Rahmenbedingungen einer Epoche bestimmt.

Der einzige sinnvolle Ansatzpunkt für eine allgemeingültige Pädagogik besteht, nach Nohl, darin Erziehungswirklichkeit als ein sinnvolles Ganzes zu sehen. Seine Arbeit besteht darin, dieses „Sinnganze in seinem Wirkungszusammenhängen zu verstehen“ (Offermann, 1967, S. 117). Das Sinnganze „nimmt seinen Ausgang von der menschlich-geschichtlichen Wirklichkeit des … Lebens selbst“ (Offermann, 1967, S.117). Pädagogik bestimmt ihre Ziele und ihre Methoden aus sich selbst heraus. Die Pädagogik wird durch ein polares Verhältnis der Existenz des Menschen zwischen seinem „Naturwesen“ und seiner „Geschichtlichkeit“ gekennzeichnet. Das Leben vollzieht sich zwischen diesen beiden Polen und kann nur verstanden werden, wenn dieses Verhältnis erkannt wird. Die Erziehungswirklichkeit besteht in diesem Zusammenhang aus pädagogischem Erlebnis und pädagogischen Objektivationen, welche ständiger wechselseitiger Erhellung bedürfen. Dieselbe Abhängigkeit besteht zwischen dem pädagogischen Leben eines Menschen und seines menschlich-kulturellen Lebens als Ganzes. Die Pädagogik beeinflusst somit die Kultur einer Gesellschaft und ebenso beeinflusst die Kultur einer Gesellschaft deren pädagogisches Verständnis – sie sind voneinander abhängig.

Die Autonomie der Erziehung bildete den Höhepunkt bei Nohls Versuch eine allgemeingültige pädagogische Theorie zu begründen. Es ist die selbständige Stellung der Pädagogik im Zusammenhang der Kultur zu bestimmen und außerdem anhand ihres eigenen Wesens die Leistung für das Ganze, d.h. für die Gesellschaft, festzustellen. Nohl erhebt die Forderung die Pädagogik müsse sich von ihrer Beeinflussung durch Staat, Kirche, Politik und Wirtschaft befreien, um den Blickpunkt „auf das Subjekt, seine Kräfte und sein Wachstum“ (Offermann, 1967, S. 120), zu richten. Kinder sollten fortan nicht mehr als willenlose Geschöpfe, sondern in deren spontanen, produktiven Leben gesehen werden. Der Pädagoge muss im Namen bzw. im Sinne des Kindes verstehen und handeln. Er fragt nicht, was das Kind für sein Umfeld bzw. die Gesellschaft tun kann, sondern was die Gesellschaft tun kann, um dem Kind eine optimale Entwicklung zu ermöglichen. Das wichtigste in der Erziehung ist die Entwicklung des Kindes nach seinen Bedürfnissen. Allerdings muss Erziehung stets den Rahmen für individuelles Leben berücksichtigen und das Kind auch im Sinne der Gesellschaft bzw. Kultur erziehen. Diese Spannung muss die Pädagogik aushalten, weil sie das Leben bedeutet. Die neue Pädagogik richtet ihren Blick auf den jungen Menschen und dessen Erziehung zu einem eigenen Lebensstil. Im Idealfall löst sich die Spannung zwischen individueller Lebensvorstellung und gesellschaftlicher Erwartung dort auf, wenn der Einzelne exakt nach den gesellschaftlichen Normen leben möchte. Zur vollen Reife gelangt ein Mensch, nach Nohls Vorstellung, wenn die Individualität genau dem Ideal dieser Zeit entspricht. Erziehung ist somit stets abhängig von der Zeit, in der sie erfolgt und muss sich ständig neu an den gegebenen Umständen orientieren. Nach Nohls Auffassung können Kinder das Leben nur durch Erleben des Lebens in Spiel, Gemeinschaft, Wandern, Arbeiten und ähnlichem verstehen lernen. Die Hauptaufgabe der Schule ist es junge Menschen auf das Leben nach der Schule vorzubereiten. Der Fokus der Schule muss auf die Zukunft gelenkt werden. Kinder sollen die Welt als „Entdecker“ verstehen lernen und nicht die Entdeckungen vergangener Generationen nachvollziehen können. Der entstehende Konflikt zwischen „die Gegenwart genießen“ und „für die Zukunft arbeiten“ soll durch die Pädagogik das richtige Maß finden. Damit Kinder sich in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden können, muss dieses Verhalten geübt werden. Das bedeutet, Kinder müssen immer wieder in die Situation gebracht werden, dass sie eine Entscheidung treffen müssen. Erziehung sollte Lebenshilfe sein. Allerdings ist es ebenso wichtig, dass Kinder Zeit bekommen gemachte Erfahrungen zu verarbeiten und darüber nachzudenken oder mit vertrauten Personen darüber zu sprechen. Andernfalls kann es leicht zu einer Überforderung kommen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Herman Nohl - Die Bildung des Erziehers
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik)
Veranstaltung
Proseminar Einführung in die pädagogische Hermeneutik
Note
2,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V135130
ISBN (eBook)
9783640431939
ISBN (Buch)
9783640432028
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Herman, Nohl, Bildung, Erziehers
Arbeit zitieren
Daniel Jäger (Autor:in), 2004, Herman Nohl - Die Bildung des Erziehers , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135130

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