Ein weitverbreitetes Vorurteil: Frauen reden mehr als Männer!


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Unterbrechungen

3 Bestätigungsfragen

4 Schweigen & Sprechanteil

5 Nonverbale Aspekte

6 Lob

7 Zusammenfassung

8 Literatur

1 Einführung

Redensarten wie „Why can’t a woman be more like a man?“ oder „Men as Norm, Women as Problem“ sind Beispiele für das stereotype Bild von Frauen und deren Interaktion im Vergleich zu Männern.

Mit diesem Aufsatz möchte ich die verbreitete These widerlegen, dass Frauen mehr reden würden als Männer. Einige interessante Quellen beweisen, dass Männer in der Tat gesprächiger sind, als sie selbst von sich glauben.

Mary Crawford definiert das „Geschlecht” als etwas, “that culture makes out of the ‘raw material’ of the biological sex”.[1] Sie vertritt die Meinung, dass die geschlechtsspezifische Behandlung ab der Geburt begänne, da das Baby entweder als kleiner Junge oder als kleines Mädchen behandelt würde – meist gekennzeichnet durch die typische blaue oder rosafarbene Decke, in die das Kind gewickelt ist. Indem man Menschen geschlechtsspezifisch behandelt, würden Individuen auf vielfältige Weise, z. B. in Bezug auf deren Verhalten, Gedanken und Gefühle, beeinflusst.[2]

Crawford unterscheidet bei der Geschlechterrolle drei verschiedene Stufen: gesellschaftlich, zwischenmenschlich und individuell.[3]

Außerdem ist für Crawford das Geschlecht „a way of making sense of transactions” und “a system of meaning that organizes interactions and governs access to power and resources”.[4]

Nun da Crawfords Definition von „Geschlecht“ verdeutlicht wurde, scheint sich ein anderes Problem abzuzeichnen. Im Großteil der Literatur wurde klar zwischen der Sprache der Frau und der Sprache des Mannes unterschieden, wobei die Sprache der Frauen hauptsächlich als Variante der männlichen Sprache angesehen wird[5], obwohl vieles darauf hindeutet, dass Frauen die Hochsprache viel öfter benutzen als Männer.

Generell wird gesagt, dass Männer kommunizieren, um Kontrolle und Status zu erhalten. Frauen hingegen versuchen dabei, emotionale Nähe zu schaffen und Unterstützung zu signalisieren. Für Männer dagegen ist das Zeigen von emotionaler Nähe gleichbedeutend mit Kontrollverlust, da dadurch Andere die Kontrolle übernehmen würden.[6]

Mit diesem Aufsatz möchte ich Probleme wie diese, andere Tendenzen der Geschlechterkommunikation und Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Kommunikation näher beleuchten. Ich werde mich dabei hauptsächlich auf die Unterschiede zwischen Gesprächen unter Männern und unter Frauen konzentrieren und untersuchen, wie sich das Verhalten beider Geschlechter im Zusammenspiel in gemischtgeschlechtlichen und gleichgeschlechtlichen Gruppen verändert.

2 Unterbrechungen

Frauen sind in einer Unterhaltung gesprächiger und unterbrechen häufiger?! Viele denken so.

Bevor ich näher auf das Thema eingehe, hier ein paar (für die Männerwelt) schockierende Tatsachen über Unterbrechungen. In allgemeinen Gesprächssituationen unter gemischtgeschlechtlichen Gesprächspartnern gehen 96 % der Unterbrechungen von männlichen Gesprächsteilnehmern aus. Unter gleichgeschlechtlichen Gesprächspartnern sind Unterbrechungen ungefähr gleichmäßig aufgeteilt.[7]

Natürlich gibt es je nach Gesprächsrahmen und -kontext Unterschiede, doch sogar männliche College-Studenten unterbrechen in gemischtgeschlechtlichen Gesprächen dreimal so oft wie ihre Gesprächspartnerinnen.

Unterbrechungen werden im Allgemeinen als Verletzung der Konversationsregeln empfunden.

Unterschiede im Unterbrechungsmuster gibt es je nach Geschlecht und Status.[8] Personen mit einem höheren Status unterbrechen tendenziell öfter als Personen mit einem niedrigeren Status. Doch nicht einmal ein hoher Status schützt Frauen davor, im Gespräch unterbrochen zu werden, so z. B. Psychiaterinnen, die permanent von ihren männlichen Patienten unterbrochen werden.[9] Eine amerikanische Studie zeigt auch, dass männliche Ärzte ihre Patienten zweimal häufiger unterbrechen als die Patienten die Ärzte. Andersherum wurde auch bewiesen, dass Ärztinnen von männlichen Patienten häufiger unterbrochen wurden als sie die Patienten unterbrochen haben.[10]

Auch wenn eine Unterbrechung meist als unhöfliche Gesprächsstrategie gilt, muss man zwischen erfolgreichen und erfolglosen Versuchen, sich Gehör zu verschaffen, unterscheiden.

Die Männerwelt dürfte stolz darauf sein und sich nun noch mächtiger fühlen: Wenn ein männlicher Gesprächsteilnehmer eine Unterhaltung unterbricht, erhält er fünfmal so häufig wie eine Frau das Wort und hat sich so erfolgreich Gehör verschafft[11]. Frauen hingegen sträuben sich gegen Unterbrechungen nicht so sehr wie Männer, so dass sie sehr viel wahrscheinlicher während eines Gesprächs unterbrochen werden.[12]

Männern dienen diese Unterbrechungen als Ausdruck von Macht und Dominanz, während Frauen ihre eigene Methode haben, um wieder ins Gespräch einzusteigen, durch Bestätigungsfragen z. B., die Männer weniger häufig gebrauchen.[13]

In einer Studie von kleinen Gruppenkommunikationen unter neuseeländischen Studenten fand Jane Gilbert (1990) heraus, dass sich die männliche Dominanz in gemischtgeschlechtlichen Unterhaltungen bereits im Alter von 15 Jahren etabliert hat.[14] Bei dieser Studie wurde deutlich, dass sich Jungen in gleichgeschlechtlichen Gesprächen durchweg gegenseitig unterbrachen und dies auch viel häufiger als bei einer anderen Dialogform. Was Frauen als unhöflich, unverschämt oder störend empfinden, ist in männlichen Augen wahrscheinlich akzeptabel und normal.

Es gibt immer zwei Seiten einer Unterhaltung. Während Frauen Unterbrechungen aus Höflichkeit meiden, kann dies von Männern so aufgefasst werden, als ob sie nichts zu sagen hätten: Zweifellos kommunizieren Männer und Frauen nach verschiedenen Konversationsregeln.

In einer Studie unter elf- und zwölfjährigen Schülern war dieses Unterbrechungsmuster noch nicht nachweisbar, darum ist es wahrscheinlich, dass sich das männliche Unterbrechungs- und auch Dominanzmuster im Jugendalter entwickelt.

[...]


[1] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 13

[2] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 13

[3] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 13

[4] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 12

[5] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 36

[6] David A. Gershaw, Ph.D., A LINE ON LIFE 1/9/94, Gender Biases in Communication,

http://www3.azwestern.edu/psy/dgershaw/lol/CommunicationGenderBias.html; Stand 13.03.2008

[7] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 41, 42

[8] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 41

[9] Mary Crawford, Talking Difference on Gender and Language. Sage Publications, London, 1995, S. 42

[10] Janet Holmes, Women, Men and Politeness, Longman Group UK Limited, London, 1995, S. 52

[11] Janet Holmes, Women, Men and Politeness, Longman Group UK Limited, London, 1995, S. 53

[12] Dr. Beth Vanfossen , Gender Differences in Communication, http://pages.towson.edu/itrow/wmcomm.htm,

Stand 05.03.2008

[13] David A. Gershaw, Ph.D., A LINE ON LIFE 1/9/94, Gender Biases in Communication,

http://www3.azwestern.edu/psy/dgershaw/lol/CommunicationGenderBias.html; Stand 08.03.2008

[14] Janet Holmes, Women, Men and Politeness, Longman Group UK Limited, London, 1995, S. 53

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Ein weitverbreitetes Vorurteil: Frauen reden mehr als Männer!
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für fremdsprachliche Philologien)
Veranstaltung
Language Biographies
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V135529
ISBN (eBook)
9783640441396
ISBN (Buch)
9783640441730
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vorurteil, Frauen, Männer
Arbeit zitieren
Ina Göllnitz (Autor:in), 2008, Ein weitverbreitetes Vorurteil: Frauen reden mehr als Männer!, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135529

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