Ein in der Musikwissenschaft - auch an der LMU - mit wenig Aufmerksamkeit
bedachtes Thema ist die sogenannte „Popmusik“. Das Wort „Pop“ ist die Abkürzung für
„popular“(populär)1. Sie wird selten schriftlich fixiert, obwohl sie uns im Alltag ständig
begegnet und seit ihrer Geburtsstunde mit den Beatles vor allem unter jungen Leuten
ein begeistertes Publikum fand. Ob im Radio, Fernsehen oder Kino: aus den modernen
Medien ist die Popmusik nicht mehr wegzudenken. Popmusik erschallt bei der Arbeit in
Lagerhallen, Kasernen oder Büros. Die populäre Musik zeichnet sich durch ihren
Verbreitungsgrad aus. Millionenfache Vervielfältigung auf allerlei Tonträgern wie
Musikkassetten, Langspielplatten, Audio-CDs und mittlerweile auch DVDs sorgen
dafür, dass die Popmusik zu einem Wirtschaftfaktor geworden ist, die -vergleichbar
einer Industrie- am laufenden Band neu produziert werden muss. Die Produkte sind
meist sehr kurzlebig. Selbst ein Nummer 1 Hit, der nur mit sorgfältiger Planung im
Marketing möglich erscheint, kann nach maximal einem Jahr in der Flut der
nachströmenden Lieder vollkommen aus dem öffentlichen Bewusstsein gespült worden
sein. Das ist mit ein Grund dafür, dass sich um die Notation (also die schriftliche
Fixierung der Musik) weniger Mühe gemacht wird. Dabei gibt es Ausnahmen, wie z.B.
die Beatles Gesamtausgabe2. Andererseits verbindet sich mit der Masse, die produziert
wird, auch der Druck, immer Neues zu schaffen. Die Popmusikindustrie will möglichst
vielen Menschen die passende Stilrichtung bieten. Außer dem Mainstream-Pop gibt es
die verschiedensten Unterarten. Obwohl sich eine geraume Vielzahl an Formen und
Musikstilen in der Popmusik entwickelt hat, kann doch versucht werden, einige
generelle Merkmale festzuhalten.
Die Länge eines Liedes beträgt normalerweise etwa drei Minuten und es gibt den
Wechsel zwischen Strophe und Refrain. Rein instrumentale Lieder kommen vor, in der
Regel gibt es jedoch einen Sologesang.
Der Grund, weshalb die Popmusik in der traditionellen Musikwissenschaft wenig
Aufmerksamkeit bekommt, ist, dass es nur wenige schriftliche Aufzeichnungen gibt.
Die Frage stellt sich dann natürlich, wie diese Stücke auch von anderen vorgetragen
oder rezitiert werden können. [...]
1 Moritz, E. Reiner: Knaurs Musiklexikon, Droemersche Verlagsanstalt Th Knaur Nachf.
München/Zürich, 1982
2 Tetsuya Fujita, Yuji Hagino, Hajime Kubo and Goro Sato: The Beatles complete Scores, Shinko Music
Publishing, 1989
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
2 technische Hilfsmittel
3 Notation
4 Reihenfolge beim Transkribieren
5 Analyse
6 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang: Partitur von "little l"
1 EINLEITUNG
Ein in der Musikwissenschaft - auch an der LMU - mit wenig Aufmerksamkeit bedachtes Thema ist die sogenannte „Popmusik“. Das Wort „Pop“ ist die Abkürzung für „popular“(populär)1. Sie wird selten schriftlich fixiert, obwohl sie uns im Alltag ständig begegnet und seit ihrer Geburtsstunde mit den Beatles vor allem unter jungen Leuten ein begeistertes Publikum fand. Ob im Radio, Fernsehen oder Kino: aus den modernen Medien ist die Popmusik nicht mehr wegzudenken. Popmusik erschallt bei der Arbeit in Lagerhallen, Kasernen oder Büros. Die populäre Musik zeichnet sich durch ihren Verbreitungsgrad aus. Millionenfache Vervielfältigung auf allerlei Tonträgern wie Musikkassetten, Langspielplatten, Audio-CDs und mittlerweile auch DVDs sorgen dafür, dass die Popmusik zu einem Wirtschaftfaktor geworden ist, die -vergleichbar einer Industrie- am laufenden Band neu produziert werden muss. Die Produkte sind meist sehr kurzlebig. Selbst ein Nummer1 Hit, der nur mit sorgfältiger Planung im Marketing möglich erscheint, kann nach maximal einem Jahr in der Flut der nachströmenden Lieder vollkommen aus dem öffentlichen Bewusstsein gespült worden sein. Das ist mit ein Grund dafür, dass sich um die Notation (also die schriftliche Fixierung der Musik) weniger Mühe gemacht wird. Dabei gibt es Ausnahmen, wie z.B. die Beatles Gesamtausgabe2. Andererseits verbindet sich mit der Masse, die produziert wird, auch der Druck, immer Neues zu schaffen. Die Popmusikindustrie will möglichst vielen Menschen die passende Stilrichtung bieten. Außer dem Mainstream-Pop gibt es die verschiedensten Unterarten. Obwohl sich eine geraume Vielzahl an Formen und Musikstilen in der Popmusik entwickelt hat, kann doch versucht werden, einige generelle Merkmale festzuhalten.
Die Länge eines Liedes beträgt normalerweise etwa drei Minuten und es gibt den Wechsel zwischen Strophe und Refrain. Rein instrumentale Lieder kommen vor, in der Regel gibt es jedoch einen Sologesang.
Der Grund, weshalb die Popmusik in der traditionellen Musikwissenschaft wenig Aufmerksamkeit bekommt, ist, dass es nur wenige schriftliche Aufzeichnungen gibt. Die Frage stellt sich dann natürlich, wie diese Stücke auch von anderen vorgetragen oder rezitiert werden können. Die Musiker behelfen sich dabei meist mit einem Leadsheet, auf dem der Ablauf in Takteinheiten und Harmonien notiert ist. Bei Auftritten verlassen sich die Musiker dann auf das Auswendiggelernte. Die Leadsheets reichen jedoch nicht aus, um ein Stück im Detail zu analysieren, da dazu der Rhythmus und die Melodie benötigt werden. Um einen näheren Zugang zu einem Stück zu bekommen, sollte es so genau wie möglich notiert sein.
In dieser Arbeit soll anhand eines Beispiels gezeigt werden, wie bei der Transkription eines Popliedes vorgegangen werden kann. „Transkription“ bedeutet eigentlich „die Umschrift von Musik aus einer historischen in die heutige Notenschrift“3. In dieser Arbeit wird das Wort anders verwendet. Die Transkription ist das Übersetzen von Tonmaterial in Noten. Für diese Arbeit habe ich ein neueres Lied des amerikanischen Sängers Jamiroquai gewählt.
„Little l“ erschien 2001 auf dem Album „Jamiroquai - A funk Odyssey“ bei Sony Music4. Die Arbeit soll einen möglichst breiten Überblick über die Vorgehensweise bei der schriftlichen Erfassung von audiellem Material unter Berücksichtigung zeitgenössischer Technologien bieten. Die Analyse des Poplieds soll aber im Vordergrund stehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1-1
2 TECHNISCHE HILFSMITTEL
2.1 Analoge Hilfsmittel
Die Transkription erfordert zunächst bestimmte Hilfsmittel. Ideal wären die Instrumente, die im Lied benutzt werden, da einzelne Töne anhand der Klangfarbe besser identifiziert werden können. Eine Klavierbegleitung in einem Lied lässt sich am besten heraushören, indem man sie am Klavier nachspielt. Die Instrumentation eines Poplieds im Allgemeinen geht aber weit über die normalerweise verfügbare Instrumentenanzahl hinaus.
Die zweitbeste Möglichkeit bietet das Klavier. Da es ein polyphones Instrument ist, eignet es sich sowohl für die Transkription von Melodie als auch der Harmonien. Platzsparender und beinahe genauso gut eignet sich die Gitarre, wobei sich eine parallele Utilisation von Klavier und Gitarre deshalb anbietet, weil in Popliedern oft Gitarre und Klavier benutzt werden.
Eines der primitivsten Hilfsmittel zur Feststellung der Tonhöhe ist die Blockflöte. Sie kommt nur dann in Betracht, wenn keine Gitarre, Orgel, Klavier oder sonstige polyphone Instrumente zur Verfügung stehen. Sie erfordert ein ausgesprochen hohes Maß an Erfahrung und stellt hohe Anforderungen an das Gehör des Transkribierers.
Schließlich wird natürlich das erforderliche Schreibzeug benötigt. Dazu gehört Notenpapier, Bleistift und Radiergummi. Der Tonträger sollte in einer guten Qualität vorliegen (CD) und auf einer guten Stereoanlage abgespielt werden können.
Das Heraushören der Noten bildet den anspruchsvollsten und umständlichsten Teil der Arbeit beim Transkribieren. Er ist aber auch der interessanteste und erfüllendste für den Transkribierer. Hier wird der Kontakt mit dem Werk am intensivsten. Die Kreativität im Stück wird nachvollzogen und jeder Abschnitt einzeln unter die Lupe genommen. Hier können sich auch erste Ideen für eine Analyse bilden. Das wichtigste Hilfsmittel dabei ist das Gehör. Auf computergestützte Hilfsmittel, die das Heraushören der Noten erleichtern, gehe ich im Kapitel 2.2.3 näher ein.
2.1.1 Abspielgerät und Kopfhörer
Wenn der Tonträger als CD vorliegt, empfiehlt es sich einen CD-Player mit programmierbarem Timecode zu verwenden. Einzelne Passagen im Lied können so beliebig oft automatisch wiederholt werden. Weiterhin sollte man einen Kopfhörer benutzen, weil damit der Klang direkt im Ohr landet und dadurch die Differenzierung der Instrumente am einfachsten ist.
2.2 Computergestützte Hilfsmittel
2.2.1 Notensatzprogramme
Seit den frühen 80er Jahren, in denen sich der Gebrauch des Personalcomputers (PC) durchgesetzt hat, sind Notensatzprogramme erhältlich, die das Transkribieren enorm vereinfachen können. Dabei muss bedacht werden, dass die Einarbeitungszeit in ein solches Programm zwischen zwei Tagen und zwei Wochen liegt, je nach Erfahrung des Einzelnen im Umgang mit Computern. Die Vereinfachung besteht dabei primär darin, dass das Notenbild sofort audiell mit dem Originallied verglichen werden kann. Außerdem bieten Notensatzprogramme umfangreiche Möglichkeiten der Formatierung. Die Noten können sofort angehört und ausgedruckt werden.
Demoversionen aller gängigen Notensatzprogramme und Tonverarbeitungsprogramme befinden sich im Internet bei den Herstellern und sind damit für jeden mit Internetanschluss verfügbar. Im Folgenden gehe ich auf ein paar Programme ein.
2.2.1.1 Noteworthy Composer
Eine preiswerte Alternative zu den großen Notensatzprogrammen und das Programm, mit dem ich die Transkription vorgenommen habe, ist Noteworthy Composer Version 1.75 . Das Programm bietet die Standardzeichen und lässt sich relativ einfach bedienen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-1
Die fehlende Onlinedruckvorschau macht sich beim Ausdrucken bemerkbar. Es wird nicht das beim Arbeiten angezeigt, was später auf dem Papier steht. Zudem bietet das Programm keine x-Notation für Perkussionsinstrumente an.
2.2.1.2 Sibelius 2.0
Ein hochwertiges und teures Notensatzprogramm ist Sibelius 2.0 . Wie auf der Abbildung 2-2 erkennbar ist, zeigt das Programm während des Arbeitens das an, was später auch ausgedruckt wird. Außerdem stellt das Programm die gesamte Palette der Notationszeichen zur Verfügung. Die Onlinevorschau des Druckbildes muss jedoch nach Eingabe jeder Note neu berechnet werden. Das wiederum benötigt viel Rechenzeit und stellt daher hohe Anforderungen an die CPU (Central Processing Unit). Kurz gesagt: ein schneller Rechner mit genügend Festspeicher (RAM) wird benötigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-2
2.2.1.3 Capella 2002 v4
Capella 2002 gehört ebenfalls zu den professionelleren Notensatzprogrammen. Die Demoversion erlaubt nicht das Speichern des Notenblatts.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2.2 Sequenzer ohne Notenbild
Die Sequenzer sind Programme, mit denen Tongeneratoren (externes Gerät zur komplexen Wellengeneration oder interne Soundkarte) angesteuert werden. Im Grunde ist jedes oben angeführte Notensatzprogramm auch ein Sequenzer. Der Unterschied zwischen den traditionellen Sequenzern und den Notensatzprogrammen ist die grafische Arbeitsfläche. Sequenzer wie Soundclub oder Cubase haben einfachere Arbeitsumgebungen, die keine Kenntnisse von Notenschrift voraussetzen. Cubase verfügt jedoch über eine Erweiterung, die ebenfalls mit Notenschrift arbeitet (Cubase Score). Für die Transkription sind Sequenzer wie Soundclub ungeeignet. Wer sich jedoch nicht mit Notenschrift auskennt, kann die einfachen Sequenzer benutzen, um die Töne einzugeben. Später werden die Daten im Midi-Format gespeichert und dann im Notensatzprogramm geöffnet. Das Notensatzprogramm kann nämlich Midi-Dateien lesen und in Noten umwandeln. Im Internet sind zu den meisten gängigen Popliedern die entsprechenden Midi-Dateien zu finden.
2.2.2.1 Soundclub
Soundclub ist ein sehr einfacher Sequenzer und wie bereits oben erwähnt für diejenigen geeignet, die keine Notenschrift lesen können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-3
2.2.3 Tonverarbeitungssoftware
Die Aufnahme von Popmusik liegt in den Händen von professionellen Tontechnikern und Studiomusikern. In wenigen Fällen spielen die Musiker der Band auch das Lied im Studio ein. Bei der Aufnahme von „Please, Please me“ im Jahre 1962 wurde der Beatles-Schlagzeuger Richard Starkey (besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Ringo Starr“) kurzerhand durch einen Studiomusiker ersetzt. Erst nach dem legendären Erfolg der Single und zahllosen Konzerterfahrungen durfte Ringo auch bei den Aufnahmen der Alben spielen.
Die Aufnahme eines Popliedes kann heutzutage bis zu einem absurden, unvorstellbare n Aufwand betrieben werden. 64 Tonspuren für ein Lied sind keine Seltenheit. Dazu kommen Dutzende von Effektmaschinen wie Hall, Kompressoren, Expander, Harmonizer, Flanger, Chorus und Echo. Für jedes Instrument gibt es ein passendes Mikrofon: dynamische Mikrofone, die sich vor allem für Schlagzeug und Gitarrenverstärker eignen, Kondensatormikrofone, die für den Gesang oder nicht- elektrische Instrumente benutzt werden. Die Technik der Aufnahmegeräte ist auf ein einziges Ziel gerichtet: den perfekten Sound. Die Differenzierung jedes Instruments muss möglich sein und sein Beitrag zum Gesamtklang muss stimmen. Unter diesen Voraussetzungen sollte es theoretisch möglich sein, jedes Instrument eines Lieds zu identifizieren und zu notieren.
Trotzdem steht selbst der erfahrenste Musiker manchmal ratlos vor der automatischen Wiederholungsschleife des CD-Players, um sich schließlich doch resigniert von der Idee zu verabschieden, das vorliegende schnelle Gitarrensolo oder den rhythmischen Bass im Lied herauszuhören. Hier bieten wieder computergestützte Anwendungen Lösungsmöglichkeiten. Etwa zur Verlangsamung des Tempos oder Anhebung der Tonhöhe, womit sich dann selbst die schnellsten Solis und die tiefsten Bässe auf ein transkribierbares Niveau bringen lassen. Es soll hier auf keinen Fall der Eindruck entstehen, diese Programme würden einzelne Noten selbstständig identifizieren. Eine Software, die aus einer komplexen Wellenform (und das ist Musik letztendlich) eine Partitur erstellt, existiert nur in Ansätzen. Erfahrungen gibt es auf dem Gebiet mit homophonen Melodien oder einfachen polyphonen (mehrstimmigen) Instrumentalaufnahmen.
Natürlich wäre eine solche Software wünschenswert. Sie könnte dort eingesetzt werden, wo noch keine schriftliche Fixierung von Musik existiert. Nicht nur in der Musikethnologie, sondern auch ganz praktisch in jeder Schule, in der ein Musiklehrer nach Noten von Popliedern sucht, würde ein solches Programm für Erleichterung sorgen. Nach meiner Kenntnis existiert diese Software noch nicht und daher führt auch weiterhin der Weg des Transkribierens immer über das eigene Gehör.
[...]
1 Moritz, E. Reiner: Knaurs Musiklexikon, Droemersche Verlagsanstalt Th Knaur Nachf. München/Zürich, 1982
2 Tetsuya Fujita, Yuji Hagino, Hajime Kubo and Goro Sato: The Beatles complete Scores, Shinko Music Publishing, 1989
3 Moritz, E. Reiner: Knaurs Musiklexikon, Droemersche Verlagsanstalt Th Knaur Nachf. München/Zürich, 1982
4 Jamiroquai: Jamiroquai - a funk odyssey, Sony Music, England, 2001
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