Technischer Wandel und Beschäftigung - Arbeitsmarkt und Beschäftigungsstruktur


Hausarbeit, 2003

25 Seiten, Note: 1,25


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Beschäftigungseffekte neuer Technologien
2.1 Quantitative Beschäftigungseffekte im Rahmen der technischen Entwicklung.
2.2 Qualitative Beschäftigungseffekte infolge des technischen Fortschritts
2.3 Veränderungen in der Verwendung der Arbeitsmittel durch technische Neuerungen
2.4 Die Auswirkungen der technischen Innovationen auf die Beschäftigten

3. Fazit

Anhang

Literaturliste

1. Einleitung

Mit den Auswirkungen des technischen Fortschritts werden viele Hoffnungen, aber auch Ängste und Befürchtungen verknüpft. Die Hoffnungen sind darauf gerichtet, dass der technische Wandel das menschliche Leben erleichtert und angenehmer macht. Zu den Erleichterungen zählt beispielsweise die Möglichkeit, aufgrund neuer technischer Entwicklungen die Arbeitsbedingungen der Menschen zu verbessern und ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Gleichzeitig kann das Leben angenehmer gestaltet werden, indem neue Produkte dem Menschen zur Verfügung gestellt werden.

Wenn man sich beispielsweise daran erinnert, dass eine Fernreise früher nicht sehr angenehm war und zudem nur sehr wenigen Menschen zugänglich war, und im Vergleich zu heute an die Vorteile einer Flugreise und besonders an die Möglichkeiten des Flugzeugs als Massenverkehrsmittel im allgemeinen[1].

Den Vorteilen der technischen Innovationen stehen auch Nachteile gegenüber. Besonders wurde die Ambivalenz der technischen Neuerungen bei seinen Auswirkungen auf die Produktion und Beschäftigung gesehen. Auf der einen Seite ermöglichen neue Produktionsverfahren eine effizientere Herstellung bereits bekannter Produkte oder auch die Herstellung neuer Produkte, andererseits bedrohen gerade diese effizienteren Produktionsverfahren die Arbeitsplätze der Menschen. Ob und beziehungsweise wie diese unterschiedlichen Auswirkungen miteinander zu vereinbaren sind, werde ich im folgenden näher untersuchen.

2. Beschäftigungseffekte neuer Technologien

Der technische Wandel vernichtet alte Arbeitsplätze und schafft an anderer Stelle neue Arbeitsplätze. Es gibt also zwei Beschäftigungsauswirkungen des technischen Fortschrittes auf den Arbeitsmarkt: der Freisetzungseffekt einerseits und der Kompensationseffekt andererseits[2].

Im Mittelpunkt des Freisetzungseffektes steht das Argument, dass technische Neuerungen die Arbeitsproduktivität steigern und damit das Rationalisierungspotential in der Wirtschaft erhöhen. Das Tempo des Wachstums der Arbeitsproduktivität überschreitet auf Dauer das Tempo des Produktionswachstums, so dass fortlaufend durch technischen Wandel mehr Arbeitskräfte freigesetzt werden als anderweitig wieder eingesetzt werden können. So kommt es zu einer sich immer weiter öffnenden Produktions-/ Produktivitätsschere mit zunehmender technologisch bedingter Arbeitslosigkeit.

Ist der technische Wandel durch Freisetzungseffekte auf dem Arbeitsmarkt gekennzeichnet, so stellt sich die Frage, ob es Kompensationsmechanismen existieren, die dafür sorgen, dass die von technischem Wandel freigesetzten Arbeitskräfte wieder beschäftigt werden können. Edler[3] unterscheidet insgesamt fünf Kompensationseffekte: die endnachfrageerweiternde Produktinnovationen, das Kaufkraftkompensationstheorem, das Maschinenherstellungsargument, erhöhte internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Faktorsubstitutionsthese.

Die endnachfrageerweiternde Produktinnovationen: die technische Entwicklung lässt neue Produktmärkte entstehen und eröffnet neue Beschäftigungsfelder. Soweit diese neuen Produkte die Endnachfrage erweitern, also nicht die anderen Produkte, die bereits existieren, ersetzen, haben diese Produkte positive Beschäftigungseffekte. Bestehen jedoch substitutive Beziehungen zu anderen Produkten, ist das Ergebnis dieses Prozesses für den Arbeitsmarkt offen, denn die positiven Effekte, die sich aus der Nachfrage nach neuen Produkten ergeben, mit den negativen Effekten, die sich aus der Veränderung bisher nachgefragter alter Produkte ergeben, saldiert werden müssen.

Das Kaufkraftkompensationstheorem: Im Rahmen des technischen Wandels sollen neue Techniken nur dann eingeführt werden, wenn beim neuen Produktionsverfahren die Kosten pro Produktionseinheit sinken. Diese Kostensenkungen können zu Preissenkungen und/oder zu höheren Löhnen und Gewinnen führen. Sowohl die Weitergabe der Kostensenkungen über die Preise und/oder zusätzliche Einkommen führen zu einer höheren Nachfrage und damit zu kompensierenden Beschäftigungseffekten.

Das Maschinenherstellungsargument: die im Zuge des technischen Fortschritts eingesetzten neuen Maschinen, welche die Entlassung der Arbeitskräfte technologisch bedingt erst ermöglichen, müssen selbst hergestellt werden. Zu ihrer Produktion werden also Arbeitskräfte benötigt, die die mit der Anwendung dieser neuen Maschinen verbundenen Freisetzungseffekte teilweise kompensieren.

Erhöhte internationale Wettbewerbsfähigkeit: ein Land, das technologisch fortschrittliche Produktionsprozesse einsetzt, erhöht ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und erzielt damit Kompensationseffekte für die Freisetzungseffekte durch die steigende Exportnachfrage, weil wenn die Auslandsnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen steigt, müssen die Unternahmen mehr produzieren und damit mehr produziert wird, braucht man auch mehr Arbeitskräfte, so dass die Nachfrage nach Beschäftigten steigt.

Die Faktorsubstitutionsthese: die durch den technischen Wandel freigesetzten Arbeitskräfte werden bei einem fallenden Lohn an anderer Stelle wieder aufgenommen, weil durch die Verschiebung der relativen Preise dort Kapital durch Arbeit ersetzt wird. Die technologisch bedingte Arbeitslosigkeit wird in dieser Weise zu einer Mindestlohnarbeitslosigkeit.

Der technische Wandel wirkt sich nicht in jedem Zeitpunkt gleichmäßig in allen Bereichen aus. Es wird immer einige Bereiche geben, in denen die Arbeitsproduktivität infolge des technischen Fortschritts stark steigt. Bleibt in einem solchen Sektor die Nachfrage gleich, so ist tatsächlich eine Freisetzung von Arbeitskräften in diesen Bereichen unvermeidlich. Gleichzeitig führen auch die technischen Innovationen in anderen Bereichen zur Entwicklung neuer Produkte, die auf zusätzliche Nachfrage stoßen, so dass dort zusätzliche Arbeitskräfte benötigt werden, um diese Produkte herzustellen[4].

Über den Einfluss des technischen Fortschritts auf die Beschäftigung entscheidet nach Henn[5] das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage. Die Produkt- und Produktionsmethodeninnovationen können zwar langfristig zum positiven Beschäftigungseffekt führen, die ersteren jedoch mit größerer Wahrscheinlichkeit auch kurzfristig eine positive Wirkung erreichen können. Dabei spielen die Nachfrageerwartungen von Unternehmen für die Beschäftigungsentwicklung eine bedeutendere Rolle als die technischen Innovationen. Positive Einschätzungen der Nachfrageentwicklung erhöhen sowohl kurz- als auch langfristig die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschäftigung nicht abnehmen wird.

Unternehmen die einen Nachfragerückgang erwarten und gleichzeitig neue Produktionsmethoden planen, werden möglicherweise durch Rationalisierungen und damit verbundenen Entlassungen ihrer Arbeitnehmer versuchen, durch Lohnkostensenkung ihre Marktposition zu halten bzw. zu verbessern. Firmen die mit positiven Nachfrageerwartungen rechnen, werden dagegen mit neuen Produktionsmethoden eine Kapazitätsausweitung planen, was unter Umständen positive Beschäftigungseffekte zur Folge haben kann[6]. Daraus folgt, dass positive Nachfrageerwartungen in Verbindung mit Einführung neuer Technologien eine Beschäftigungszunahme bewirken können, während im Falle negativer Nachfrageerwartungen der Rationalisierungseffekt überwiegend zu sein scheint.

Nach Gabisch[7] dienen etwa zwei Drittel der Neuinvestitionen der Rationalisierung. Nur ein Drittel entfällt auf die Produktinnovationen. Der Einsatz neuer Produktionstechniken führt zur technologischer Arbeitslosigkeit.

2.1 Quantitative Beschäftigungseffekte im Rahmen der technischen Entwicklung.

Die quantitativen Beschäftigungseffekte bestehen in der Veränderung der Beschäftigtenzahl und gegebenenfalls der Arbeitsstunden an den Arbeitsplätzen der Unternehmungen. Sie wirken sich betriebsintern aus. Dazu zählen die innerbetrieblichen Umsetzungen von Arbeitskräften. Sie wirken sich auch betriebsextern aus. Sie schließen die Neueinstellungen und Entlassungen, die vorzeitige Pensionierung, Änderungen der Arbeitszeit und die Beschäftigung von Teilzeit- oder Saisonarbeitskräften ein[8].

Technischer Fortschritt als Rationalisierungsprozess, der auf Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen ausgerichtet ist, macht es möglich, dass mit weniger Arbeit größere Gütermenge produziert werden kann. Das sieht man am Beispiel der landwirtschaftlichen Produktion[9]. Um 1800 waren noch ungefähr 90% aller Arbeitskräfte notwendig, um die gesamte Bevölkerung eines Landes mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Der Grund dafür war sehr einfach. Wegen der niedrigen Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft musste die Mehrzahl der Beschäftigten dort arbeiten, um für sich und die übrige Bevölkerung die Ernährung sicherzustellen. Dann setzte jedoch in der Landwirtschaft ein technischer Fortschritt ein. Dieser war durch die Einsetzung künstlicher Düngermittel und durch eine zunehmende Mechanisierung gekennzeichnet. Dadurch stieg in den letzten 150 Jahren die Produktivität der Agrarproduktion, die es möglich macht, dass mit 5 bis 10 Prozent der Erwerbstätigen eine Nahrungsmittelmenge hergestellt werden kann, die über dem Bedarf liegt. Wo sollen nun die Arbeitskräfte unterkommen, deren Arbeitskraft in der Landwirtschaft nicht mehr gebraucht wird? Es müssen offensichtlich immer wieder neue Produkte erfunden werden, um sie zu beschäftigen.

[...]


[1] Vgl. Gabisch, Günter(Hrsg.): Technischer Fortschritt, Beschäftigung und wirtschaftliches Gleichgewicht, Heft 385, Berlin 1988, S. 65

[2] Vgl. Edler, Dietmar: Ein dynamisches Input-Output-Modell zur Abschätzung der Auswirkungen ausgewählter neuer Technologien auf die Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland, Heft 116, Berlin 1990, S. 12

[3] Vgl. D. Edler, a. a. O., S. 15 - 24

[4] Vgl. G. Gabisch, a. a. O., S. 79

[5] Vgl. Henn, Rudolf (Hrsg.)/ Späth, Lothar: Technologie, Wachstum und Beschäftigung,, New York; London; Paris; Tokio 1987, S. 1008 - 1017

[6] Ebd., S. 1008 - 1017

[7] Vgl. G. Gabisch, a. a. O., S. 69

[8] Vgl., Schmidt, Karl-Heinz/ König, Wolfgang (Hrsg.)/ Kucera, Gustav (Hrsg.): Neue Technologien in kleinen und mittleren Unternehmungen, Band 41, Göttingen 1988, S. 65

[9] Vgl. Briefs, Ulrich/ Fehrmann, Eberhard/ Hickel, Rudolf : Technologische Arbeitslosigkeit, Hamburg 1984, S 20 - 23

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Technischer Wandel und Beschäftigung - Arbeitsmarkt und Beschäftigungsstruktur
Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik)
Note
1,25
Autor
Jahr
2003
Seiten
25
Katalognummer
V13943
ISBN (eBook)
9783638194624
Dateigröße
583 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Technischer, Wandel, Beschäftigung, Arbeitsmarkt, Beschäftigungsstruktur
Arbeit zitieren
Swetlana Wink (Autor:in), 2003, Technischer Wandel und Beschäftigung - Arbeitsmarkt und Beschäftigungsstruktur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13943

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