Großwohnsiedlungen in Ostberlin

Das Beispiel Marzahn


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ausgangssituation
2.1 Soziodemographische Entwicklung
2.2 Städtebauliche Situation
2.3 Schwerpunktbereiche

3. Leitbild

4. Maßnahmen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Großwohnsiedlung Marzahn war eines der größten Bauvorhaben der ehemaligen DDR. Fertig gestellt wurde sie Ende der 80’er Jahre in Stadtrandlage Ost-Berlins und bildete nach Abschluss des Bauvorhabens einen neuen eigenen Stadtbezirk. Bis heute ist sie in Verbindung mit Hellersdorf die größte zusammenhängende Plattenbausiedlung Europas (Schwenk, 2002, S.301). Sozioökonomische Disparitäten kommen aufgrund der vorliegenden Monostrukturen besonders zum Tragen und erfordern planerische Maßnahmen.

Ziel der Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die Stadtteilentwicklung der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf zu geben. Die Rahmenbedingungen und Erfordernisse des weiteren Stadtumbaus werden beleuchtet sowie aktuelle Probleme und Maßnahmen der Quartiersaufwertung benannt (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.4).

2. Ausgangssituation

2.1 Soziodemographische Entwicklung

Besonders soziodemographische Veränderungen in der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf werfen Handlungsfelder für entsprechende Maßnahmen auf. Im folgendem werden einzelne Prozesse sowie Indikatoren der Bevölkerungsentwicklung dargestellt.

Die Gesamtbevölkerung des Stadtbezirks Marzahn-Hellersdorf betrug im Jahre 2006 247.127 Einwohner. Davon beherbergte allein die Großwohnsiedlung Marzahn 98.096 Einwohner. Von 1995 bis 2005 verzeichnete die Großwohnsiedlung Marzahn eine Abwanderung von 38.114 Personen, dies entspricht einem Bevölkerungsverlust von 27,9%. In den letzten Jahren hat sich der Bevölkerungsrückgang jedoch stark abgeschwächt (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.37).

Prägend für die Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf ist der Prozess des Durchalterns als demographischer „Normalisierungsprozess“. Viele der heutigen Bewohner sind bis zur Wende, kurz nach Fertigstellung der Wohnungen eingezogen und bis heute in ihrer Wohnung verblieben. Verstärkt wird dieser Prozess durch die Abwanderung der Kinder. Sie sind entweder ausgezogen, oder werden es in den nächsten Jahren tun. Die Anzahl der 6 bis 18- Jährigen (siehe untere Abbildung) ist im Vergleich von 2000 zu 2005 um ein Drittel zurück gegangen. Der Anteil der Senioren liegt zwar noch unter dem Berliner Durchschnitt, wird aber in den nächsten Jahren steigen. Zudem wird das momentan leicht positive Bevölkerungswachstum durch die Kumulation von Sterbefällen abreißen. Der Prozess des Durchalterns ist in älteren, zuerst bezogenen Quartieren zum Teil schon abgeschlossen und setzt sich in einer Wellenbewegung durch die einzelnen Quartiere der Großwohnsiedlung fort (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.36).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Veränderung der Altersstruktur der Großwohnsiedlung Marzahn

Quelle: veränderte Darstellung (nach Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.38)

Wanderungen finden zu rund 60% innerhalb der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf statt. Abwanderungsraten waren aus dem Gebiet in den letzten Jahren leicht rückläufig. Der Rückgang der Fortzüge ist zum Teil durch demographische Ursachen, wie den Rückgang der mittleren Altersgruppe (35-45 Jahre), als typische Eigentumsbilder im Umland bedingt. Ursache von Abwanderung aus dem Gebiet ist größtenteils der Arbeitsmarkt. (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.37). Der Gesamtbezirk verzeichnete im Jahr 2007 einen Fortzugsüberschuss von 688 Personen (Amt für Statistik Berlin- Brandenburg, 2008, S.66).

Der soziodemographische Prozess des Durchalterns wirkt sich in der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf zunehmend auf die Haushalte aus. Im Vergleich Jahr 2000 zu 2004 stieg die Anzahl der Haushalte um rund 1000 auf ca. 123.000. Ursache ist der in Verbindung mit der Durchalterung und den Veränderungen von gesellschaftlichen Normen (wie z.B. spätere Heirat, Aufschub des Kinderwunsches) sich vollziehende Haushaltsverkleinerungsprozess. Nach Mikrozensuserhebung vom Jahr 2004 weist die Großwohnsiedlung Marzahn-Hellerdorf nur noch eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,04 Personen im Vergleich zum Jahr 2000 mit 2,16 Personen auf. Der Prozess der Haushaltsverkleinerung wird sich in Zukunft noch weiter fortsetzen. Prognostiziert ist eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 1,94 Personen für das Jahr 2010 (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.43).

Der Sozialindex ist ein von der Stadt Berlin definierter Indikator zur Überwachung der sozialen Situation der einzelnen Stadtbezirke. Die Skala reicht von sehr guter Sozialstruktur (1.) bis schlechter Sozialstruktur (7.). Der Sozialindex setzt sich aus gesundheitlichen Merkmalen, wie Mortalität, Morbilität, Gesundheitsverhalten, sozialen Merkmalen, wie demographisch-haushaltsstrukturellen Merkmalen (Alter, Ausländer, Schulabschluss) und sozioökonomischen Merkmalen, wie Arbeitslosenquote, Anzahl der Sozialhilfeempfänger und Höhe des Pro-Kopfeinkommen zusammen (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung- Berlin, 2003, S.7). Der Sozialindex der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf ist mit Stufe 5 vergleichsweise sehr niedrig und unter dem Berliner Durchschnitt. Die Großwohnsiedlung ist durch ein deutliches Süd-Nord-Gefälle gekennzeichnet, welches unter anderen bei der Anzahl der Sozialhilfeempfänger deutlich wird. In Marzahn-Süd liegt der Sozialhilfeanteil bei 6,3% und in Marzahn-Nord bei 15,1%. Ebenfalls Ursache des schlechten Sozialindex ist die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote mit 19,2% (17,8% Berliner Durchschnitt) und das niedrige Pro-Kopfeinkommen mit 850 € (875 € Berliner Durchschnitt), welches seit 2001 unverändert ist (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007,44).

Der Ausländeranteil beträgt mit ca. 4% nur ein Viertel des Berliner Durchschnitts, jedoch haben ca. 20% der im Quartier ansässigen Bewohner einen Migrationshintergrund. Ursache ist der hohe Anteil an Russlanddeutschen. (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.).

2.2 Städtebauliche Situation

Die Großwohnsiedlung Marzahn ist ein 1971 auf dem 8. Parteitag der SED beschlossenes Projektgebiet, welches die große Wohnraumnachfrage in Berlin als soziales Problem bis 1990 lösen sollte. Der Wohnungsbau begann im Jahr 1977 und setzte sich bis zum Ende der 80’er Jahre fort. Insgesamt wurden auf einer Fläche von 30,9 km2 ca. 62.000 Wohneinheiten (WE) mit einem Gesamtaufwand von 9,5 Mrd. Mark errichtet. Der Bestand an Wohnungen in der Großwohnsiedlung Marzahn setzt sich vor allem aus Gebäuden des Typs WBS 70 zusammen. Vorrangig sind Fünf-, Sechs- und Elfgeschosser aber auch zum Teil Hochhäuser mit 12, 18 und 21 Stockwerken vorhanden. Die Wohnungen variieren stark in ihrer Quadratmeterzahl (Schwenk, 2002, S.303).

Aufgrund der Verwaltungsreform von 1998 und der daraus resultierenden Angliederung des Bezirks Hellersdorf, mit der Großwohnsiedlung Hellersdorf (46.000 WE) an den Bezirk Marzahn, kann aus stadtplanerischer Sicht und der einheitlichen baulichen Struktur von einer gemeinsamen Großwohnsiedlung gesprochen werden. Die Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf besteht aus dem Quartier Marzahn-Nord bzw. Nord-West, dem Interventionsgebiet Mehrower Allee und dem Interventionsgebiet Hellersdorfer Promenade (Schwenk, 2002, S.303; 308).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Karte Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf

Quelle: www.stadtumbau-berlin.de

Im Vergleich zu anderen ostdeutschen Plattenbaugebieten ist der Sanierungsstandard der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf als sehr gut einzustufen. Ursache ist das relativ geringe Alter der Bestände und die Durchführung von umfangreichen Sanierungen, die nach der Wende im Bestand umgesetzt worden sind (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.45).

Durch die Umsetzung von Rückbaumaßnahmen nahm der Bestand an Wohnungen im Gesamtbezirk Marzahn-Hellersdorf im Laufe eines Jahres zu 2005 um 0,4% d.h. 540 Wohnungen auf 130.609 Wohnungen ab. Rückbaumaßnahmen im Zuge des Stadtumbaus führten zudem zu einer Änderung der Größenstruktur und konnten so teilweise Leerstand entgegenwirken. Zwei- und Dreiraummietwohnungen nahmen ab, wogegen großflächige Wohnungen mit 5 und mehr Räumen zunahmen. Ebenso entstanden nach Rückbau viele Brachflächen, die durch Reurbanisierung, speziell durch kleinteiligen eigentumsbezogenen Wohnungsbau wieder aufgewertet werden (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.45).

Um Leerstand an spezifischen Wohnformen entgegenzuwirken sind seit 2005 zahlreiche weitere Maßnahmen durchgeführt worden. Beispiele sind der Anbau von Fahrstühlen und großen Balkonen. Beschleunigt wurde der Sanierungsprozess durch den Verkauf von Wohnungen und Gebäuden an private Investoren bzw. durch die Gründung von Genossenschaften (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.45).

Aufgrund der demographischen Veränderungen in der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf und den damit verbundenen Wanderungsbewegungen, musste der ehemals vorbehaltene Bestand der kulturellen und sozialen Infrastruktur fast halbiert werden. Das heißt, auch hier fanden entsprechende Rückbaumaßnahmen ähnlich der im Wohnungsbestand statt (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007, S.54). Die folgende Tabelle zeigt den Bestand der Einrichtungen im Bereich der sozialen und kulturellen Infrastruktur für die Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf im Vergleich Jahr 2002 zum Jahr 2006.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Großwohnsiedlungen in Ostberlin
Untertitel
Das Beispiel Marzahn
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Stadtentwicklung Berlin - Übung für Fortgeschrittene
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V139607
ISBN (eBook)
9783640490325
ISBN (Buch)
9783640490547
Dateigröße
655 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Großwohnsiedlungen, Ostberlin, Beispiel, Marzahn
Arbeit zitieren
Kay Renner (Autor:in), 2009, Großwohnsiedlungen in Ostberlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139607

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