Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen


Hausarbeit, 2007

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Instruktionstheorien
2.1. Grundkonzepte
2.1.1 Spiralcurriculum
2.1.2 Web-Teaching
2.1.3 Lernhierarchien nach Gagné
2.1.4 Gagnés Lernhierarchien: Kritik
2.1.5 Rationale Aufgabenanalyse
2.2 Instruktionstheorie von Gagné und Biggs
2.3 Elaborationstheorie der Instruktion von Reigeluth

3. Zielanalyse
3.1 Taxonomie von Lehr-Lern-Zielen
3.2 Theoretische und empirische Mängel der Bloomschen Taxono-mie
3.3 Präzisierung von Lehr-Lern-Zielen
3.4 Probleme der Lernzieloperationalisierung
3.5 Vor- und Nachteile der Operationalisierung von Lehr-Lern-Zielen
3.6 Vereinfachtes Vorgehen

4. Bedingungsanalyse
4.1 Analyse der individuellen Lernvoraussetzungen
4.2 Analyse des Lerngegenstands
4.3 Strukturtypen
4.4 Relationale Strukturanalyse
4.5 Analyse der Lernsituation

5. Sequenzierung von Lehrinhalten
5.1 Lernerorientierte Sequenzierung
5.2 Inhaltsorientierte Sequenzierung
5.3 Realitätsorientierte Sequenzierung
5.4 Konzeptorientierte Sequenzierung
5.5 Problemorientierte Sequenzierung

6. Lernhilfen

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema dieser Ausarbeitung ist die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen.

Zuerst wird auf die Instruktionstheorien eingegangen. Hierbei wird zunächst der Begriff definiert und anschließend die Grundkonzepte Spiralcurriculum und Web-Teaching erklärt. Anschließend werden die Lernhierarchien nach Gagné, samt Kritik erläutert und als letztes Grundkonzept die Rationale Aufgabenanalyse. Dann wird die Instruktionstheorie von Gagné und Biggs, sowie die Elaborationstheorie der Instruktion von Reigeluth behandelt. Als nächster Punkt wird die Zielanalyse behandelt. Hier werden nacheinander die Unterpunkte Taxonomie von Lehr-Lernzielen, theoretische und empirische Mängel der Bloomschen Taxonomie, Präzisierung von Lehr-Lern-Zielen, Probleme der Lernzieloperationalisierung, Vor- und Nachteile der Operationalisierung von Lehr-Lernzielen und vereinfachtes Vorgehen beleuchtet. Der dritte Themenschwerpunkt, der behandelt wird, ist die Bedingungsanalyse. Er ist untergliedert in die Abschnitte Analyse der individuellen Lernvoraussetzungen, Analyse des Lerngegenstandes, Strukturtypen, Relationale Strukturanalyse und Analyse der Lernsituation. Der vierte Themenkomplex, der vorgestellt wird, ist der der Sequenzierung von Lerninhalten. Hierbei werden die verschiedenen Möglichkeiten der Sequenzierung erläutert, die Lernerorientierte Sequenzierung, die Inhaltsorientierte Sequenzierung, die Realitätsorientierte Sequenzierung, die Konzeptorientierte Sequenzierung und die Problemorientierte Sequenzierung. Als letzter Punkt werden dann noch einige Lernhilfen und deren Einsatz behandelt.

2. Instruktionstheorien

In jedem realen Lehr-Lern-Prozess müssen didaktische Entscheidungen getroffen werden. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob diese vom Lernenden oder vom Lehrenden getroffen werden. Die Entscheidungen müssen jedoch richtig sein, wofür wiederum bestimmte Kompetenzen notwendig sind. Deshalb werden diese didaktischen Entscheidungen in der Regel zu Beginn des Lehr-Lern-Prozesses vom Lehrenden übernommen, da der Lernende diese Kompetenzen noch nicht besitzt. Erst mit der Zeit trifft der Lernende dann diese Entscheidungen. Es findet also ein Wechsel von einer Fremdsteuerung zu einer allmählichen Selbststeuerung statt.

Wenn der Lehrende die Lehr-Lern-Prozesse systematisch plant, wird dies Instruktionsdesign genannt.[1] Dieser Begriff stammt von dem anglo-amerikanischen Wort „Instructional Design“ ab und wurde von Robert Gagné geprägt. Der Begriff wurde dann ins Deutsche übersetzt und wird dort oft alternativ zu dem Begriff „Didaktik“ genutzt.[2] Das Instruktionsdesign möchte „wissenschaftlich fundierte Hilfestellung für die Entwicklung von Lehrangeboten“[3] geben. Es beschäftigt sich im Allgemeinen mit „Modellen und Methoden zur Planung, Durchführung und Verbesserung von Unterricht.“[4] Es wird beim Instruktionsdesign davon ausgegangen, dass in jedem Unterricht bestimmte Lehrziele zum Ziel gesetzt werden, daher müssen mit Hilfe gewisser Instruktionstheorien Lehr-Lernmethoden erarbeitet werden, um diese Ziele dann zu erreichen und den Unterricht effektiv und sinnvoll zu gestalten bzw. zu planen.[5] Das Ergebnis dieser Instruktionsdesign-Modelle sind „Instruktionspläne“, die dem Lehrenden stets Auskunft darüber geben, in welchen Situationen er welche Instruktionsstrategien und Lehrmethoden anwenden soll.[6]

Um das Ausarbeiten der didaktischen Baupläne etwas zu erleichtern, läuft das Instruktionsdesign nach bestimmten Arbeitsschritten ab:

1. Bedarfsbestimmung
2. Entwicklung der Lehreinheiten
3. Entwicklung der Unterrichtsmaterialien
4. Durchführung des Unterrichts
5. Evaluation des Unterrichts.

Durch diese verschiedenen Phasen ist es möglich, die Planung des Unterrichts an die unterschiedlichen Eigenschaften und Bedingungen der Lernenden, der Lerninhalte und der Lernumgebung anzupassen.

Bei der Bedarfsbestimmung geht es darum, die Inhalte, Fähigkeiten und Einstellungen zu beschreiben bzw. festzulegen, die die Lernenden erwerben sollen. Im zweiten Schritt werden dann die Lehrziele formuliert und die Methoden ausgewählt. Anschließend folgt die Auswahl und Gestaltung der Unterrichts-materialien und –medien. Bei der Durchführung des Unterrichts geht es um die Verwirklichung dieser Unterrichtsgestaltung. Zum Schluss folgt eine Bewertung des Unterrichts, wobei überprüft wird, ob die Lehrziele auch wirklich erreicht worden sind.[7]

2.1. Grundkonzepte

Einige wichtige Konzepte des Instruktionsdesigns sind das Spiralcurriculum, das Web-Teaching-Konzept, das Konzept der Lernhierarchien und die rationale Aufgabenanalyse.[8]

2.1.1 Spiralcurriculum

Ein Spiralcurriculum ist eine Bezeichnung für ein didaktisches Konzept, das eine bestimmte Organisation des Lernstoffs repräsentiert. Dieses Konzept wurde von Bruner in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts ausgearbeitet und wurde auch in der ganzen Welt in die Lehrpläne aufgenommen, sofern diese nicht schon spiralförmig angeordnet waren.[9] Es geht davon aus, dass „alle pädagogisch relevanten Wissensgebiete“ schon in der Grundschule behandelt werden können. Hierbei sollen dann zuerst einmal nur die wichtigen Grundbegriffe gelehrt werden. Während der Schulzeit sollen diese Grundbegriffe immer wieder aufgegriffen und weiter differenziert werden.[10]

2.1.2 Web-Teaching

Das Web-Teaching-Konzept wurde 1978 von Norman entwickelt. Es wiederholt den Gedanken des Spiralcurriculums. Bei ihm geht es darum, dass an das bereits vorhandene Wissen angeknüpft werden soll. Auch bei ihm soll erst ein Grundkonzept geschaffen werden, das dann später weiter ausdifferenziert werden kann.[11]

2.1.3 Lernhierarchien nach Gagné

Gagné entwickelte 1965 sein Modell aus der Analyse des Phänomens „Lernen“. Hierbei benutzte er als Grundlage psychologische Erkenntnisse. Das Ergebnis seiner Beobachtungen war die Unterscheidung von acht verschiedenen Lernprozessen:

1. Signallernen
2. Reiz-Reaktions-Lernen
3. Lernen motorischer Ketten
4. Lernen sprachlicher Assoziationen
5. Lernen multipler Diskrimination
6. Begriffslernen
7. Regellernen
8. Problemlösen

Diese verschiedenen Lernprozesse sind hierarchisch aufeinander aufgebaut. Den Problemlöse-Prozess sieht er dabei als den komplexesten Lernprozess an. Dieser setzt auch voraus, dass alle anderen Lernprozesse beherrscht werden.

Unter dem ersten Prozess, dem Signallernen, wird das klassische Konditionieren verstanden.[12] Ein Beispiel dafür wäre der Pawlowsche Hund. Pawlow setzte seinen Hunden einen Schlauch ein, der ihm eine Messung des abgesonderten Magensaftes möglich machte. Sobald die Tiere ihr Futter erblickten, sonderten sie schon Magensaft ab. Dies ist eine angeborene Reaktion und erfolgte somit auch unbedingt. In seinen Versuchen gab Pawlow nun zeitgleich mit dem Futter einen künstlichen Reiz mit Hilfe eines Glockentons. Dies führte bei den Hunden zu einer Verbindung zwischen dem unbedingten Reflex und diesem künstlichen Reiz. Deshalb sonderten sie nach einer bestimmten Zeit auch immer dann Magensaft ab, wenn sie nur den Glockenton, also den neuen, bedingten Reiz wahrnahmen.[13]

Das Reiz-Reaktions-Lernen entspricht der operanten Konditionierung. Es wird definiert als „Bildung einer einzelnen Verbindung zwischen einem Reiz und einer Reaktion.“[14] Wenn beispielsweise bei einem Kind bestimmte Reaktionen durch Lob oder Belohnungen verstärkt wird und andere wiederum nicht, so wird sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Reaktionen verändern. Die Reaktionen, die verstärkt wurden, werden in Zukunft häufiger auftreten.[15] Ein weiteres und darüber hinaus auch sehr bekanntes Beispiel ist die Skinner-Box. Diese Vorrichtung wurde von Thorndike entwickelt, um Lernvorgänge bei Tieren zu untersuchen und später dann von Skinner weiterentwickelt. Es handelt sich hierbei um einen Käfig, in dem sich ein Lichtsignal, ein Türöffner und eine Taste befinden. Das Tier lernt nun immer schneller, sich in gewisser Art zu verhalten. Es drückt zum Beispiel nach dem Aufleuchten des Lichtes die Taste, um als Belohnung Futter zu bekommen.[16]

Unter dem Begriff „Kettenbildung“ wird das Lernen einer Kette von drei oder auch mehr Reiz-Reaktions-Verbindungen verstanden.[17] Dies wird z.B. beim Starten eines Autos deutlich. Ein Fahrschüler muss erst jeden einzelnen Schritt beherrschen und lernen, während bei einem geübten Autofahrer die einzelnen Schritte kontinuierlich ineinander übergehen. Würde eine Kettenbildung ausbleiben, so würden vielleicht künftig einzelne Schritte ausgelassen.[18]

Der 4. Lernprozess, das Lernen sprachlicher Assoziationen, steht für die Verbindung einer Abfolge verbaler Reiz-Reaktions-Verhaltensweisen. Ein Beispiel dafür wäre das Zählen: eins, zwei, drei, vier, usw.[19] Außerdem gehören Paarassoziationen (Tag-Nacht) und auswendig gelernte Gedichte und Gebete dazu.[20]

Das Lernen multipler Diskriminationen bezeichnet ein Lernen, bei dem zwischen hochgradig ähnlichen Reizinputs zu unterscheiden ist. „Das Lernen von Diskriminationen ist im Wesentlichen eine Sache der Bildung einer Reihe verschiedener Ketten.“[21] Dies wird zum Beispiel beim Erlernen einer Fremdsprache deutlich, denn dieses schließt das Lernen von verbalen Ketten in dieser Sprache mit ein. Da diese Ketten aber auch schon in der Muttersprache vorhanden sind, müssen die Lernenden zwischen diesen beiden diskriminieren.[22] Weitere Beispiele wären die Identifikation von unterschiedlichen Autotypen und das Erkennen von verschiedenen Schlüsseln am Schlüsselbund sowie das Unterscheiden von Symbolen beim Schreiben und Lesenlernen.[23]

Das Gegenteil des Diskriminationslernens ist das Begriffslernen. Hierbei werden Dinge in Klassen eingeordnet und es wird auf die Klassen als Ganzes reagiert. Ein Beispiel dafür wäre, dass ein Kind lernt, dass ein englischer Setter ein Hund ist. Wenn es dann eine Katze sieht, wird es auch „Wauwau“ sagen, da es ein „Wauwau“-Konzept entwickelt hat, wenn es auch ein falsches ist.

Unter dem Regellernen versteht Gagné den Erwerb von Wissen. Es geht ihm hierbei nicht nur um Merksätze wie sie zum Beispiel in der Mathematik gefunden werden können, sondern um Aussagen jeglicher Art. Regeln sind für ihn „Begriffsketten“[24], die unterschiedlich komplex sind. Der Lernende ist durch diese erworbenen Regeln fähig, das Gelernte anzuwenden bzw. durchzuführen. Wichtig dabei ist jedoch, dass die einzelnen Wörter, die diese Ketten bilden, zuvor auch schon gelernt wurden bzw. dem Lernenden bekannt sind. Somit stellt das Regellernen das „Erfassen der Beziehungen zwischen den einzelnen Begriffen dar.“[25]

Bei dem letzten Punkt, dem Problemlösen, geht es um die Anwendung von Regeln. Die Lösung des Problems beschreibt dann schließlich wieder eine Regel höherer Ordnung.[26]

[...]


[1] Schnotz, W. (2006): Workbuch für Pädagogische Psychologie. Weinheim. S. 135f.

[2] Lehner-Wieternik, A.: „Instruktionsdesign“ (www.uni-potsdam.de/zfl/forschung/forschungskolleg/
themen/lehner_thema.doc) (abgerufen am 22.12.2006)

[3] Schnotz, W., a.a.O., S. 136

[4] Schaper, N.: „Psychologie des Lehrens und Lernens“ (groups.uni-paderborn.de/psychologie/scha-
Psychologie_des_Lehrens_und%20Lernens_09-05-06.pdf) (abgerufen am 22.12.2006)

[5] Ebd.

[6] Mandl, H. & Reinmann-Rothmeier,G. (1999): Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In B.
Weidemann, A. Krapp, M. Hofer, G.L. Huber/ H.Mandl (Hrsg.) Pädagogische Psychologie. Weinheim.
S. 607.

[7] Schaper, N., a.a.O.

[8] Schnotz, W., a.a.O., S. 136

[9] Bauer, M.: „Spiralcurriculum“(http://www.uniprotokolle.de/Lexikon/Spiralcurriculum.html)

[10] Schnotz, W., a.a.O., S. 136

[11] Ebd.

[12] Stangl, W.: „Gagné“ (http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/ LERNEN/Gagne.shtml)

[13] Lexikonredaktion des Verlags F.A. Brockhaus (Hrsg.) (2001): Der Brockhaus – Psychologie.
Mannheim. S.67.

[14] Stangl, W., a.a.O.

[15] Bredenkamp, J . u.a. (1976): Pädagogische Psychologie. Teil V Lernen. Weinheim und Basel. S. 42.

[16] Dechéne, U. (1989): Psychologie zum Nachschlagen. München. S.274.

[17] Schnotz, W., a.a.O., S. 137

[18] Bredenkamo, J. u.a., a.a.O., S. 42f.

[19] Stangl, W., a.a.O.

[20] Edelmann, W. (1979): Einführung in die Psychologie. Band 2: Kognitive Lerntheorien und
schulisches Lernen. München. S. 67.

[21] Ebd.

[22] Stangl, W., a.a.O.

[23] Edelmann, Walter, a.a.O.

[24] Stangl, W., a.a.O.

[25] Stangl, W., a.a.O.

[26] Edelmann, W., a.a.O.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
27
Katalognummer
V142555
ISBN (eBook)
9783640888665
ISBN (Buch)
9783640888658
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gestaltung, lehr-lern-prozessen
Arbeit zitieren
Christine Sitter (Autor:in), 2007, Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142555

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