Schwarze Pädagogik: Geschichte und Methoden


Hausarbeit, 2008

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historische Hintergründe der „schwarzen Pädagogik“
2.1 Die Zivilisierung zur Zeit des 18. Jahrhunderts
2.2 Der Beginn der Pädagogik

3 Emanzipation, das gegennaturalistische Motiv

4 Der Krieg der Pädagogik

5 Rechtfertigungsversuche der schwarzen Pädagogik

6 Die Methoden der „schwarzen Pädagogik“

7 Schulstrafen

8 Kritik an der schwarzen Pädagogik

9 Aktueller Fall schwarzer Pädagogik in Transsylvanien

10 Eigene Stellungnahme

Literaturverzeichnis

Anhang Fehler! Textmarke nicht definiert.

1 Einleitung

Schwarze Pädagogik, an was denken wir, wenn wir diesen Begriff lesen? Was genau ist die schwarze Pädagogik? Welche Zivilisation herrschte ihrer Zeit vor, und durch welche Ansichten wurden die Menschen damals geleitet? Welche Umwälzungen in der Gesellschaft führten zu einem Umdenken der Menschen, und inwiefern trug die Industrialisierung zur Entstehung der schwarzen Pädagogik bei? Warum ging man plötzlich weg von der „Hege“ und „Pflege“ des Kindes? Musste sich demnach ein Kind in seiner Umwelt erst einmal behaupten? Was war ihre Vorstellung der Erziehung? Was trieb die Menschen hin zur schwarzen Pädagogik? Welche Eigenschaft kennzeichnet die „schwarze Pädagogik“? War sie legitim? Welche Gesetze lagen ihr zugrunde? Was bedeutet es, wenn man von der kindlichen Natur redet? Waren die Menschen früher sehr naturverbunden? Hat sich das im Laufe der Zeit geändert? Beherrscht die Natur den Menschen, oder der Mensch die Natur? Welche „schwarzen“ Seiten hatte man früher in den Menschen ausgemacht, und wie wollte man ihnen beikommen? Welche Rolle spielte die Natur damals, und welche Lebensbedingungen herrschten vor? In Anbetracht der Bezeichnung „schwarz“, würde man von etwas „Bösem“, etwas „Grausamem“ ausgehen. Aber wer oder was war grausam? Was ist die Schattenseite der Pädagogik? Das Kind? Die Eltern? Die Bevölkerung? Kann sich die schwarze Pädagogik rechtfertigen, und wenn ja, welche Methoden wären zu vertreten? Welche Folgen hatte die schwarze Pädagogik für das Kind? Wie sah im Mittelalter allgemein das Strafmaß für Verbrechen aus? Hatten Kinder vielleicht eine Sonderstellung? Was bedeutet es, wenn wir vom heiligen Krieg der Pädagogik sprechen, gegen wen richtet sich dieser Krieg, und wie ist er zu gewinnen? Welche Bedeutung hatte die schwarze Pädagogik in der Schule, und mit welchen Maßnahmen mussten die Schüler ihrer Zeit rechnen? Was sind die bedeutenden Züge der „schwarzen Pädagogik“ und welche gibt es auch heute noch? Hat jemand von uns schon einmal „schwarze Pädagogik“ zu spüren bekommen, oder selbst schon einmal praktiziert? Gibt es heute vielleicht immer noch eine Pädagogik, die wir alle in uns tragen, aber uns dessen nicht bewusst sind?

2 Historische Hintergründe der „schwarzen Pädagogik“

Der Beginn der „schwarzen Pädagogik“ begann in der Modernität des 18. Jahrhunderts. Warum in dieser Zeit? Erziehung war bis dahin immer etwas „Sich-selbst-Verstehendes“. Es wurde zu einem öffentlichen Thema. Die Gesellschaft begann, sich der Erziehung als eine ihrer Grundlagen zu besinnen. Ab diesem Zeitpunkt wuchsen Kinder nicht mehr in ihre Aufgaben, sondern man verfolgte ab sofort eine gezielte, eine bewusste Formung des Menschen. Dieses „in den Griff bekommen“ des Kindes steht konträr zu dem, was wir heute über Erziehung verstehen, es richtete sich gegen die Natur des Kindes. Erziehung wurde nicht als das „Wachsenlassen“ einer Pflanze, sondern viel mehr als „Zucht“ oder als „Abrichten“ eines Tieres praktiziert. Die Abrichtung des Tieres zielt ja ebenfalls auf die Formung der naturalen Materie, im höheren menschlichen Interesse. Aber was hat sich denn vor zwei hundert Jahren so massiv verändert, dass man unbedingt den Menschen suchte zu formen? Nun, man fand zu der Zeit eine kapitalistische Ökonomie vor, man kann auch sagen, es war der Beginn des Industriezeitalters. Die Produktionstechnische Umwälzung sorgte zum einen mit ihren großen Maschinensystemen für eine Ablösung der Handwerks und der Agrarbetriebe. Bis dahin lebten die Menschen zumeist von dem, was die Natur ihnen bot. Die Natur gab den Rhythmus vor, in dem sie arbeiteten. Doch das änderte sich schlagartig mit der industriellen Produktion. Hier gab es keine Grenzen der Natur, die einzige Grenze lag hier in der inneren Natur des Menschen. In seinem eigenen leiblichen Vermögen fand der Handwerker die Naturbedingtheit vor, welche die Möglichkeiten begrenzte, die sich der Produktivität seiner Arbeit öffneten. In den Städten entwickelte sich eine andere Art des Selbstbewusstseins, die der Arbeit, hier setzte nicht die Natur die Regeln, hier konnte der Arbeiter durch Lernen, Schulung und Einsicht zu höherem Vermögen geformt werden. In den Städten entwickelte sich eine neue Gesellschaft, weg von den feudalen Gesellschafts-bedingungen, hin zur industriellen Produktion. Technisch emanzipierte sich die Arbeit beziehungsweise die Produktion von den einschränkenden Bedingungen der Bindung an die äußere und innere Natur. Zum einen durch die Emanzipation von der menschlichen Hand, zweitens, von den Beschränkungen, die die leibliche Beteiligung der Menschen an der Produktion setzte. Man wandte sich der Natur ab, und wagte den Schritt zu künstlich hergestellten Stoffen. Die Leistungsfähigkeit des Menschen war nicht mehr davon abhängig, was die Natur ihm gab, oder was sein Leib, sprich seine Hand, zu leisten vermochte. Technischer Fortschritt beruhte auf geistigem Fortschritt.[1]

Zum anderen gab es auch ökonomische Umwälzungen. Zu Beginn des Kapitalismus herrschte eine profitorientierte Marktwirtschaft. Die feudalen Beschränkungen der Freizügigkeit wurden aufgehoben – insbesondere die der Leibeigenschaft – damit der Arbeitskräftebedarf gedeckt werden konnte. Bis dato war die ländliche Bevölkerung unfrei, und durfte nicht den Wohnort wechseln. Wenn jemand ein Stück Land erwarb, gehörten ihm auch die dortigen Leute. Die feudale Leibeigenschaft war eine Verbindung von Land und Arbeit, oder auch, von Mensch und Natur, und hinderte die Menschen daran, in die Städte zu ziehen. Dieser Missstand wurde jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts durch eine Reform „des Rechts auf Freizügigkeit“ aufgehoben. Es entstanden die beiden Klassen der Unternehmer und der Lohnarbeiter. In der Ökonomie fand eine tiefgreifende Entwertung der Natur statt. Die Leistung der menschlichen Arbeit gewann immer mehr an Priorität. Durch die politische Umwälzung, und damit dem Beginn der bürgerlichen Gesellschaft, entwickelte sich nach und nach ein neues bürgerliches Selbstbewusstsein. Von Rechtswegen sollte jeder jedem gleichgestellt werden. Die „freie Stadtluft“ galt als das Beste, was einem passieren konnte, denn damit war man aus dem feudalen Herrschaftsprinzip herausgelöst. Erste Anfänge einer Demokratie zeigten sich. Ebenfalls mit der Moderne vollzog sich eine geistig-kulturelle Umwälzung, in der man erkannte, dass es die Kraft des Geistes ist, die den Menschen fortan bestimmte. Der Mensch wurde Subjekt, Herr seiner selbst und Herr der Natur, sowohl der äußeren, als auch der inneren. Man erkannte die Autonomie der Fähigkeit und des Rechts der Menschen. Diese Umwälzungen hatten eine mehrhundertjährige Vorgeschichte, und setzten bereits mit Beginn der Neuzeit ein. Der Durchbruch gelang diesen Reformen allerdings erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts besonders durch die Leistungen der deutschen Philosophen (Kant, Fichte, Hegel, Schelling).[2]

2.1 Die Zivilisierung zur Zeit des 18. Jahrhunderts

Der Zivilisationsprozess erfolgte in dem Zeitraum vom 10. bis zum 18. Jahrhundert. Disziplin bedeutete nach Ansicht des Soziologen Norbert Elias nicht die Kontrolle von außen, sondern vielmehr die Selbstkontrolle. An die Stelle der Angst vor realer Strafe trat nun die Gewissensangst. Es galt also, sich selbst für die industrielle Arbeit zu disziplinieren. Die den Arbeitshandel störenden Bedürfnisse und Neigungen galt es auszuschalten. Der von Elias beschriebene Prozess bezog sich viel mehr auf die alltäglichen Lebensverrichtungen und -vorgänge, wie Essen, Sexualität und Ausscheidungen. Im 16. Jahrhundert musste man gar noch dem Adel beibringen, dass man beim Essen nicht auf den Tische spuckt, dass man seine Notdurft nicht unter dem Fenster eines Aufenthaltraumes für Damen verrichtete, genauso, wie man seine Verdauungswinde unter Kontrolle zu halten hatte, sowie ein gebrauchtes Taschentuch nicht weiterreichte. Der Gebrauch von Besteck wurde erst später üblich. Die Erkenntnis, dass sexuelle Betätigung etwas Intimes war, setzte sich ebenfalls erst später durch, und endete mit der Erfindung des Schlafraumes. Ich finde, hier wird ganz deutlich, welch animalischen Züge zu dieser Zeit noch im Menschen vorherrschten und wie sehr er durch seine Triebe gelenkt wurde. Genau diesen Zügen versuchte die schwarze Pädagogik Einhalt zu gebieten. Anhand dieser Ansichten über das menschliche Verhalten wird ersichtlich, dass das Triebhafte und Unkontrollierte aus dem Menschen der Disziplinierung über den eigenen Willen wich. Auch die Lust an Gewalt nahm ab, und die ersten Anzeichen von Moral prägten den Menschen. Der Mensch begann damit, sein Verhalten zu „verkünstlichen“. Gesellschaftliches Ansehen wurde nun groß geschrieben. Wobei sich dieses Verhalten Anfangs nicht auf die Vernunft berief, sondern auf die Ehrbarkeit und den nötigen Respekt. Dies hatte zur Folge, dass man sich gegenüber niedriger Gestellten hemmungsloser geben konnte, als gegenüber Höhergestellten. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde das Volk homogenisiert, dadurch sollte es berechenbarer gemacht werden. In dieser Zeit, zwischen der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Volk mittels etlicher Erlasse durch den Staat erzogen. Die Aufklärung setzte den Prozess der Zivilisierung einerseits fort, andererseits war ihr wichtigstes Werkzeug die Vernunft. Mit ihr konnte sich individuelles menschliches Leben aus einem jeden entwickeln. Der Mensch konnte sich selbst bestimmen, selbst handeln. Der Abstand zwischen den Menschen aus dem 10. Jahrhundert und dem 18. Jahrhundert hatte sich merklich vergrößert, und mit ihm auch der Abstand zwischen Eltern und Kind. Somit hat sich auch die Entwicklungsleistung geändert, die zu vollbringen war.[3]

2.2 Der Beginn der Pädagogik

Es war jetzt nicht mehr von „Hege“ und „Pflege“ die Rede, Erziehung hieß ab sofort, „etwas“ aus dem Menschen machen, den Menschen veredeln. Kant stellte einmal fest:

„Der Mensch kann nur werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht.“ (Kant 1803, S 699).[4]

Hier ist die Erziehung durch die Natur, oder durch Gott gemeint. Und Kant erkannte weiter:

„Es ist zu bemerken, dass der Mensch nur durch Menschen erzogen wird, durch Menschen, die ebenfalls erzogen wurden.“ (ebenda).

[...]


[1] Vgl. Vorlesung Sesink, Werner, Das Pädagogische Jahrhundert, TUD SS 2007.

[2] Vgl. Vorlesung Sesink, Werner, Das Pädagogische Jahrhundert, TUD SS 2007.

[3] Vgl. Vorlesung Sesink, Werner, Das Pädagogische Jahrhundert, TUD SS 2007 112 – 115.

[4] Vorlesung Sesink, Werner, Das Pädagogische Jahrhundert, TUD SS 2007 103.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Schwarze Pädagogik: Geschichte und Methoden
Hochschule
Universität Osnabrück  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Grundlagen I: Kritische Erziehungswissenschaft Theoriegeschichte und aktuelle Bedeutung
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V143321
ISBN (eBook)
9783640519965
ISBN (Buch)
9783640521357
Dateigröße
650 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwarze, Pädagogik, Geschichte, Methoden
Arbeit zitieren
Manuel Berg (Autor:in), 2008, Schwarze Pädagogik: Geschichte und Methoden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143321

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