Die Politisierung der Pädagogik im Nationalsozialismus


Seminararbeit, 1997

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundzüge des nationalsozialistischen Systems
2.1. Die Entstehung des Nationalsozialismus
2.1.1. Adolf Hitler
2.1.2. Ursprung des nationalsozialistischen Gedankenguts
2.1.3. Position und Programm der NSDAP
2.2. Der nationalsozialistische Staat
2.3. Die Bedeutung der Erziehung im Dritten Reich

3. Die Politisierung der Pädagogik
3.1. Alfred Rosenberg und die neue deutsche Schule
3.2. Martin Bormanns Einfluß im zweiten Weltkrieg
3.3. Heinrich Himmler und die Erziehung des neuen Menschen

4. Instrumente nationalsozialistischer Pädagogik
4.1. Die Rolle der SS
4.1.1. Aufbau und Funktion der Schutzstaffel
4.1.2. Die Ordensburgen und Junkerschulen
4.2. Die staatliche Erziehung
3.2.1. Die Hitlerjugend
3.2.2. Die NAPOLA und Adolf-Hitler-Schulen

5. Die manipulierte Jugend
5.1. Auswirkungen der nationalsozialistischen Erziehung
5.2. Erkenntnisse aus heutiger Sicht

1. Einleitung

Die Pädagogik hatte im Nationalsozialismus einen hohen Stellenwert. Hitler als Führer und Reichskanzler der nationalsozialistischen Bewegung wußte, welches Machtpotential in der Erziehungspolitik steckte. Wer die Jugend kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Und als das “Menschenmaterial” der Zukunft wollte er die Jugend nach den ideologischen Vorstellung der Nationalsozialisten formen. Das es dabei zu einer völligen Entmachtung der Pädagogen kam, die eigentlich für die Erziehung des Volkes ausgebildet wurden, wurde dadurch noch verschärft, das höchst zweifelhafte, undurchsichtige Menschen plötzlich in die Erziehungspolitik eingriffen, die somit die Möglichkeit erhielten, ihre dubiosen ideologischen Vorstellungen weiterzugeben.

Die Politisierung der Pädagogik wurde nicht nur von Adolf Hitler geprägt. Durch die vielschichtige und auch undurchsichtigen Machtstrukturen kam es oft zu Überschneidungen, die es einer Vielzahl von Politikern ermöglichte, sich in die Erziehungspolitik einzumischen.

Drei Politiker, die maßgeblich an der Orientierung der nationalsozialistischen Erziehungspolitik beteiligt waren, werden hier vorgestellt: Alfred Rosenberg, Martin Bormann und Heinrich Himmler.

Welche Auswirkungen die Einmischung der drei Politiker auf das Erziehungssystem hatten, wird anschließend dargestellt. Welche Folgen die ideologische Verfärbung bei der Jugend selbst hatte, soll als letzter Punkt in der vorliegenden Arbeit abgehandelt werden.

Bevor die nationalsozialistische Pädagogik dargestellt werden kann, muß zum besseren Verständnis das nationalsozialistische System erläutert werden.

2. Grundzüge des nationalsozialistischen Systems

2.1. Die Entstehung des Nationalsozialismus

2.1.1. Adolf Hitler

“Der Aufstieg Adolf Hitlers vom >armen Teufel< aus Braunau und Insassen des Wiener Männerheims zur Herrschaft über Deutschland und einen Teil der Welt ist eine der erstaunlichen und beunruhigenden Karrieren der Geschichte.”[1]

Adolf Hitler ist der geistige Begründer dieser Bewegung. Ohne ihn wäre der Nationalsozialismus nicht vorstellbar und als Führer der nationalsozialistischen Bewegung mit diktatorischen Vollmachten, die seines gleichen suchen, war sein Wort Gesetz.

Um so erstaunlicher ist der Lebenslauf des Mannes, der ein ungeheures Machtpotential auf sich vereinte und zuvor in den frühen Jahren seines Lebens ein “merkwürdig brüchiger, neurotischer Charakter”[2] war:

Hitler wurde 1889 in Braunau am Inn (Österreich) geboren. Er verließ 1905 die Realschule ohne Abschluß. Zwei Bewerbungen an der Kunstakademie Wien (1907/08) scheiterten an mangelnder Begabung. Die nächsten Jahre verbrachte Hitler in Wiener Männerheimen, wo er als Obdachloser einkehrte. Hier bildete sich auch das rassische und nationalistische Gedankengut des späteren Führers. Im Mai 1913 ging Hitler nach München. Als Kriegsfreiwilliger nahm er am ersten Weltkrieg (1914-1918) teil. 1919 trat er, zurückgekehrt nach München, der Deutschen Arbeiterpartei bei, die sich ab Februar 1920 “Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)” nannte. Hitler übernahm in dieser Partei im Juli 1921 den Parteivorsitz mit diktatorischen Vollmachten. Der Versuch, die Macht an sich zu reißen, scheiterte am 9.11. 1923 mit dem Marsch auf die Feldherrnhalle (Bürgerbrau-Putsch). Die NSDAP wurde verboten und Hitler zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg verurteilt. Dort diktierte er seinem Sekretär Rudolf Heß das Buch “Mein Kampf”[3], indem er seine ideologischen Vorstellungen niederschrieb und ein Konzept des späteren nationalsozialistischen Staates Deutschland entwarf.. Im wesentlichen forderte er in diesem Buch die Verfolgung und Vernichtung der Juden in einem rassisch gereinigten, nationalistischen Führerstaat und plädierte für die Eroberung neuen Lebensraums für das deutsche Volk im Osten. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland begünstigten das Anwachsen der NSDAP, die nach Hitlers vorzeitiger Entlassung (Ende 1924) am 27.2. 1925 wieder vom geistigen Begründer neu aufgebaut wurde. Die antsiegende Verelendung der deutschen Bevölkerung und Unzufriedenheit in der Weimarer Republik förderten den rasanten Zuwachs der NSDAP zur stärksten Fraktion.[4] In der Hoffnung, Hitler und die NSDAP kontrollieren zu können, beschlossen die führenden Politiker der Weimarer Republik die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933). Über sofortige Neuwahlen (NSDAP: 43,9%), Notverordnungen und dem Ermächtigungsgesetz gelang es Hitler in wenigen Monaten, den totalitären Einparteienstaat zu schaffen. Nach dem Tode Hindenburgs (2.8. 1934) vereinigte er als “Führer und Reichskanzler” das höchste Partei-, Regierungs- und Staatsamt in seiner Hand.[5]

2.1.2. Ursprung des nationalsozialistischen Gedankenguts

In der Ideologie des Nationalsozialismus flossen geistige und soziale Strömungen zusammen, die, zum Teil gemeineuropäisch., aber auch in der deutschen Sonderentwicklung begründet lagen. Der Übergang zur modernen industriellen Massengesellschaft im deutschen Kaiserreich und in der Donaumonarchie führte zu einem expansionsbedachten Nationalismus, der eine Weltmachtstellung für ein in Mitteleuropa beherrschendes Deutschland forderte. Auf dubiosen Volkstums- und Rassentheorien wurden antisemitische Feindbilder aufgebaut, die bei sozial verunsicherten kleinbürgerlichen. und bäuerlichen Bevölkerungsgruppen politischen Rückhalt fanden. In der KPD und SPD hatte man konkrete Feindgestalten, die u.a. für die Verabschiedung den Versailler Vertrag verantwortlich waren. Und dieser Vertrag war nach Meinung der antidemokratischen Kräfte in der Weimarer Republik verantwortlich für das Elend in Deutschland. Der Vertrag wurde in Deutschland fast einstimmig abgelehnt und als ungerecht empfunden. Die Nationalsozialisten behaupteten, daß hinter den Geschehnissen das Weltmachtstreben des Judentums mit seinen Werkzeugen im Ausland und im Inland wirke, vor allem in den marxistischen Parteien, aber auch im internationalen Kapitalismus. Sie machten die Juden für die aufkommende Weltwirtschaftskrise verantwortlich.[6]

2.1.3 Position und Programm der NSDAP

Das 25-Punkte-Programm der NSDAP vom 24.2.1920 blieb im wesentlichen unverändert und beinhaltete die gesamte Programmatik der politischen Führung. Der Grundsatz ging davon aus, daß sich das deutsche Volk gegen den konzentrierten Angriff des Judentums wehren und zu neuer, seinem Elitecharakter angemessener Großmachtstärke aufsteigen müsse. Die geeinte Nation müsse nach außen hin durch psychologische, wirtschaftliche und militärische Stärke die außenpolitische Handlungsfreiheit wiedergewinnen. Ziel war die neue Weltmachtstellung Deutschlands, Gewinnung von Lebensraum in Osteuropa und dessen Germanisierung. Grundlegend für den Erfolg des Nationalsozialismus in Deutschland vor und nach 1933 war, daß er in der tiefgreifenden sozialen Krise einer verspäteten bürgerlich-industriellen Gesellschaft inmitten einer breiten ideologischen und politisch wirksamen Strömung schwamm, der er mit seiner Propaganda und mit seinem gewalttätigen Aktivismus vielfältige Möglichkeiten zur Identifikation und zur Aggressionsentladung bot.[7]

2.2. Der nationalsozialistische Staat

Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.1. 1933 leitete den Prozeß der Gleichschaltung ein, der zur völligen Ausschaltung demokratische Elemente beitrug. Gestützt auf die weitgehende Loyalität von Bürokratie und Militär geschah der Machtwechsel durch die Eroberung wichtiger Positionen (Eindringen der Gauleiter in die regionalen staatl. Führungsämter und Kontrolle der Staatspolizei) und den Terror der SA gegen politische Gruppierungen. Die Gleichschaltung umfaßte alle politischen und gesellschaftlichen Institutionen (Parlamente, Länder, Presse, Berufsverbände). Nach Hindenburgs Tod und der Vereinigung von Reichspräsidenten- und Kanzleramt im Führer der NSDAP am 2.8. 1934 lag die Führung von Staat und Partei in der Hand eines Mannes. Der Nationalsozialismus war fortan durch den Führer Hitler und die von ihm zugeteilte Autorität der maßgebliche politische Wille in Deutschland. Es entstand jedoch kein klares Verhältnis und keine eindeutige Aufgabenverteilung zwischen staatlichen und Parteiinstanzen auf den Ebenen unterhalb Hitlers, sondern es blieb ein vielschichtiges Mischverhältnis, das u.a. auch in der Erziehungspolitik deutlich spürbar war. Auch nach dem Abschluß der Machtergreifungsphase rangen daher mehrere Instanzen im Spannungsfeld von Parteidienststellen und Staatsapparat miteinander. Fraktionen innerhalb derselben Organisation (auch in dem zunehmend mächtiger werdenden Abwehr- und Überwachungsorden SS) befehdeten einander und führten im Konkurrieren um die Gunst der obersten Entscheidungsinstanz oft erst die Radikalisierung von Maßnahmen herbei.[8]

2.3. Die Bedeutung der Erziehung im dritten Reich

Hitler war als Reichskanzler und Führer des Nationalsozialismus Herrscher über ganz Deutschland. Mit diktatorischer Gewalt war es ausschließlich sein Wille, der zählte. Danach mußten sich alle “Vollstrecker” richten. Seine Sichtweise war die maßgebende und daran mußte man sich orientieren.

[...]


[1] Joachim C. Fest: Das Gesicht des Dritten Reiches, München 1993, S.15

[2] ebenda, S. 15

[3] Adolf Hitler, Mein Kampf, München 1936

[4] vgl. dazu Kurt Sontheimer: Antdemokratisches Denken in der Weimarer Republik, München 1962

[5] Über den Weg Hitlers zum Reichskanzler vgl. Fest 1963, a.a.O, S. 15-101 und in: William L. Shirer: Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, Bindlach 1990

[6] vgl. Bernd Mütter u. Falk Pingel: Die Ideologie des Nationalsozialismus, Bochum 1988

[7] vgl. Shirer 1990, a.a.O., S. 29-78

[8] Über den Prozeß der Gleichschaltung siehe Shirer 1990, S. 185-228

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Politisierung der Pädagogik im Nationalsozialismus
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Erziehungswissenschaftliches Institut)
Veranstaltung
Nationalsozialismus, Schule und Pädagogik
Note
1,0
Autor
Jahr
1997
Seiten
23
Katalognummer
V1456
ISBN (eBook)
9783638108973
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inhalt: Die Entstehung des Nationalsozialismus in Grundzüghen, Die Politisierung der Pädagogik durch Rosenberg, Bormann und Himmler, Instrumente nationalsozialistischer Pädagogik mit Ordensburgen und NAPOLA 218 KB
Schlagworte
Himmler, Rosenberg, Bormann, NAPOLA, Ordensburgen, SS, Jugend, Hitlerjugend, Nationalsozialismus, Faschismus, Diktatur
Arbeit zitieren
Mike Offermanns (Autor:in), 1997, Die Politisierung der Pädagogik im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1456

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