Laura Ingalls. Die erste Amerikanerin, die über Südamerika flog


Fachbuch, 2010

71 Seiten


Leseprobe


Eine berühmte amerikanische Rekordfliegerin der 1930-er Jahre war Laura Ingalls (1901–1967). Zu ihren Rekorden gehörten der längste Alleinflug, der von einer Frau zurückgelegt wurde, der erste Alleinflug einer Frau von Nordamerika nach Südamerika, der erste Alleinflug rund um Südamerika, der erste Flug über Südamerika und der erste Flug einer Amerikanerin über die Anden.

Laura Houghtaling Ingalls kam 1901 in Brooklyn (New York City) zur Welt. Ihr Vater hiel3 Francis Abott Ingalls I. Ihre Mutter Martha Houghtaling stammte aus einer angesehenen Familie. Sie war eine Tochter von David Harrison Houghtaling aus Kingston (New York), ein Nachfahre des Pioniers Jan Willemsen Hoogteling, der am 9. Mai 1661 in New York ankam.

Ihr 1895 in Brooklyn geborener älterer Bruder Francis Abott Ingalls II wurde später Offizier und heiratete am 19. September 1926 Mabel Morgan Satterlee (1901–1993). Letztere war eine Tochter von Herbert Livingston Satterlee und Louisa Pierpont Morgan, der Enkelin des erfolgreichen amerikanischen Fi-nanzmannes John Pierpont („JP“) Morgan (1867–1943).

Die kranke Mutter von Laura Ingalls besal3 allerlei negative Charaktereigenschaften. Ihre Eltern hatten sie verwöhnt, für wunderschön gehalten und ihr alles erlaubt. Martha Hough-taling war extrem emotional und besal3 keine Selbstdisziplin, aber sie hatte aber auch das Talent, Schwierigkeiten zu meistern und Unmögliches zu erreichen. Letzteres beinflusste auch das Leben von Laura.

Im Alter von 27 Jahren flog Laura Ingalls am 23. Dezember 1928 auf dem „Roosevelt Field“ in Mineola auf Long Island (New York), erstmals allein und erwarb die private Fluglizenz. Im Juni 1929 meldete sie sich auf dem Flugplatz „Lambert- Field“ in Saint Louis (Missouri) bei einer Flugschule an. Vom US-Handelsministerium erhielt sie im September 1929 eine kommer7ielle Flugli7en7 und am 12. April 1930 eine Transport-li7en7.

In den 1930-er Jahren sorgte Laura Ingalls immer wieder mit ungewöhnlichen fliegerischen Leistungen für Aufsehen. Am 8. Mai 1930 stellte sie auf dem Flugplat7 „Lambert Field“ in St. Louis (Missouri) mit ihrer Maschine des Typs „De Havilland Gipsy Moth“ einen neuen Looping-Rekord für Frauen auf: Sie schaffte 344 Schleifen, bisheriger Rekord 47 Schleifen. Am 14. August 1930 gelang ihr in St. Louis mit 714 Schleifen ein Weltrekord für Männer und Frauen.

Im Oktober 1930 glückte Laura Ingalls beim ersten „Women’s Transcontinental round trip“ vom „Roosevelt Field“ in Mi­neola auf Long Island (New York), 7um „Grand Central Air Terminal“ in Glendale (Kalifornien) und 7urück ein weiterer Rekord. Sie schaffte den Hinflug in 30 Stunden 25 Minuten und den Rückflug in 25 Stunden 20 Minuten.

Am 28. Januar 1934 startete Laura Ingalls vom „North Beach Airport, Jackson Heights“ (New York) mit ihrer „Lockheed Air Express“ 7u einem Flug nach Südamerika. Am 8. Mär7 1934 flog sie von Miami (Florida) nach Havanna (Kuba), dann über die Karibik nach Merida (Yucatan) und schließlich über Zentralamerika nach „France Field“ in Cristóbal (Panama). Am 13. Mär7 1934 folgte ein Nonstop-Flug von „France Field“ nach Talara (Peru). Diese Strecke war 1.296 Meilen lang (umgerechnet rund 2.000 Kilometer), von denen 460 Meilen über Wasser führten. Die Fortset7ung des Fluges ging entlang der Westküste von Südamerika nach Santiago (Chile), wo sie am 19. Mär7 1934 landete. Ein weiteres Meisterstück dieses Fluges folgte am 21. Mär7 1934: An diesem Tag überquerte

Laura Ingalls in einer Höhe von etwa 18.000 Fuß (umgerechnet rund 5.400 Meter) über dem Uspallata-Pass zwischen Santiago de Chile und Mendoza (Argentinien) die Anden. Vor ihr hatte 1921 die Französin Adrienne Bolland (1895–1975) dieses Kunststück geschafft. Am 17. April 1934 landete sie in Trinidad und Tobago, am 19. April in San Juan (Puerto Rico), wo sie sich mit der Pilotin Clara Livingstone (1900–1992) traf, am 22. April in Miami (Florida) und am 25. April 1934 auf „Floyd Bennett Field“ (New York). Der Rekordflug einer Frau über insgesamt 17.000 Meilen (umgerechnet rund 27.200 Kilo­meter) lag nun hinter ihr.

Während dieses Rekordfluges galt Laura Ingalls kurze Zeit als verschollen. Sie hatte nach dem Aufenthalt in San Juan (Puerto Rico) eine Zwischenlandung auf dem „Jacksonville Municipal Airport“ (Florida) einlegen wollen. Doch dort wartete man vergebens auf sie. Als sie in später in Miami landete, weigerte sie sich, zu erklären, wo sie die Nacht zuvor verbracht hatte. Die Lösung des Rätsels stand später in der in Jacksonville erscheinenden Zeitung „The Florida Times-Union“: Die vermisste Fliegerin war in der kleinen Stadt Lake Butler (Flo­rida) gelandet, hatte dort in aller Seelenruhe Roastbeef ge-gessen und mit einer sechsschüssigen Pistole und einem Känn-chen Kaffee ohne Milch und Zucker bewaffnet einsam in der Kabine ihres Flugzeuges die Nacht verbracht. Warum sie dies tat, weiß man bis heute nicht. Vielleicht genierte sie sich, dass sie den Flugplatz in Jacksonville nicht gefunden hatte?

Im Juli 1935 stellte Laura Ingalls mit einem Nonstop-Ost-West-Flug vom „Floyd Bennett Field“ (New York) zum „Union Air Terminal“ in Burbank (Kalifornien) innerhalb 18 Stunden 23 Minuten einen Frauenrekord auf. Ein weiterer Frauenrekord folgte am 12. September 1935 mit einem Nonstop-Flug von Los Angeles (Kalifonien) nach New York City in 13 Stunden 24 Minuten. Damit brach sie den Rekord der legendären Fliegerin Amelia Earhart (1897–1937) von 17 Stunden 7 Minuten.

1936 nahm Laura Ingalls am renommierten Flugwettrennen „Bendix Trophy Race“ teil. Dabei erreichte sie den ehrenvollen zweiten Platz hinter Louise Thaden (1905–1979), die zu-sammen mit ihrer Kopilotin Blanches Noyes (1900–1981) als erste Frau bei einem Flugwettrennen männliche Piloten besiegte.

In den 1930-er und 1940-er Jahren verlor die berühmte Pilotin Laura Ingalls durch ihre Sympathie und Beziehungen mit Nazi-Deutschland zunehmend die Gunst der Amerikaner. Im Sep­tember 1939 „bombardierte“ sie bei einem Flug das „Weiße Haus“ in Washington mit Anti-Kriegs-Flugblättern. Sie stand damals mit Ulrich von Gienanth, dem Zweiten Sekretär der „Deutschen Botschaft“ in Washington und Chef der „Ge-heimen Staatspolizei“ („Gestapo“) in den USA, dem deutschen Botschafter Hans Thomson in Washington und Fritz Wei-demann, dem deutschen Konsul in San Francisco, in Ver-bindung.

Ein trauriges Kapitel im Leben von Laura Ingalls war ihre Verurteilung als angebliche bezahlte deutsche Spionin. Man warf ihr eine Verletzung des „Foreign Agents Registration Act“ von 1938 vor und verurteilte sie am 20. Februar 1942 zu einer Gefängnisstrafe zwischen acht Monaten und zwei Jahren. Zunächst saß sie im Gefängnis „District of Columbia jail“, ab 14. Juli 1943 dann im „Alderson prison“, wo sie am 5. Oktober 1943 entlassen wurde. Laura hatte den Präsidenten um eine Begnadigung gebeten. Obwohl Edward V. Rickenbauer (1890– 1973), der erfolgreichste Jagdflieger der USA im Ersten Weltkrieg, ihren Antrag unterstützte, fand sie keine Milde.

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Details

Titel
Laura Ingalls. Die erste Amerikanerin, die über Südamerika flog
Autor
Jahr
2010
Seiten
71
Katalognummer
V147584
ISBN (eBook)
9783640574667
ISBN (Buch)
9783656892397
Dateigröße
3468 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Laura Ingalls, Ernst Probst, Fliegerin, Pilotin, Fliegerinnen, Pilotinnen, Fliegerei, Luftfahrt, Frauenbiografien, Kurzbiografien, Biografien, Biographien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Laura Ingalls. Die erste Amerikanerin, die über Südamerika flog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147584

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