Die Kosten im Gesundheitssektor steigen von Jahr zu Jahr an. Während sie im Jahr 1995 noch bei 186 Milliarden Euro lagen, sind sie bis 2007 um 35 % auf über 252 Milliarden Euro gestiegen. Dies ist nur zum Teil auf die Kostensteigerungen im Krankenhausbereich zurückzuführen, da diese mit ca. 27 % noch unterhalb des Durchschnittes lagen. Jedoch ist die Krankenhausbehandlung noch immer der größte Posten in der Gesundheitsbilanz (26 %) vor den Arztpraxen (15 %) und vor den Apotheken (14 %). Um beurteilen zu können, ob ein Teil dieser Ausgaben durch Überkapazitäten bestimmt wird und folglich vermeidbar wäre, muss zunächst die Bedeutung des Begriffs Überkapazität und dessen Messbarkeit geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
A. Die Kostenexplosion im Gesundheitssektor
B. Was bedeutet Überkapazität?
I. Definition der Überkapazität
II. Kennzahlen der Überkapazität
1. Die Versorgungsdichte in Betten / 1000 Einwohner
2. Die Durchschnittliche Verweildauer
3. Bettenauslastung als Indikator für leerstehende Betten
III. Welche Bettenauslastung ist notwendig?
1. betriebswirtschaftliche Sicht
2. versorgungstechnische Sicht
IV. Das Problem der dualen Finanzierung von Krankenhäusern
C. Lösungsansätze zum Abbau von Überkapazitäten
I. Das Problem der Überkapazitäten
II. Verringerung der Bettentage
III. Verbesserung der Bettenauslastung
D. Umbruch in der Krankenhausfinanzierung
E. Literaturverzeichnis
A. Die Kostenexplosion im Gesundheitssektor
Die Kosten im Gesundheitssektor steigen von Jahr zu Jahr an. Während sie im Jahr 1995 noch bei 186 Milliarden Euro lagen, sind sie bis 2007 um 35 % auf über 252 Milliarden Euro gestiegen.[1] Dies ist nur zum Teil auf die Kostensteigerungen im Krankenhausbereich zurückzuführen, da diese mit ca. 27 % noch unterhalb des Durchschnittes lagen.
Jedoch ist die Krankenhausbehandlung noch immer der größte Posten in der Gesundheitsbilanz (26 %) vor den Arztpraxen (15 %) und vor den Apotheken (14 %)[2].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Gesundheitsausgaben in Deutschland.
Vgl. Statistisches Bundesamt [Grunddaten] , eigene Darstellung
Um beurteilen zu können, ob ein Teil dieser Ausgaben durch Überkapazitäten bestimmt wird und folglich vermeidbar wäre, muss zunächst die Bedeutung des Begriffs Überkapazität und dessen Messbarkeit geklärt werden.
B. Was bedeutet Überkapazität?
I. Definition der Überkapazität
Als Überkapazitäten werden diejenigen Kapazitäten bezeichnet, die medizinisch nicht notwendig sind. Das sind zum einen die leerstehenden Betten, zum anderen die Kapazitäten, die ausgelastet sind, obwohl keine medizinische Notwendigkeit dafür besteht. Dazu zählen zum Beispiel Behandlungen, die nicht stationär durchgeführt werden müssten, und zu lange Verweildauern von Patienten, die aus medizinischer Sicht entlassen oder zur nachstationären Betreuung verlegt werden könnten.[3] Um dies messen zu können, benötigen wir verschiedene Kennzahlen.
II. Kennzahlen der Überkapazität
1. Die Versorgungsdichte in Betten / 1000 Einwohner
Die Versorgungsdichte von Krankenhausbetten wird in Betten pro 1000 Einwohner gemessen. Deutschland ist hierbei mit einem Wert von 6,4 (Stand 2005) in der Spitzengruppe vergleichbarer Länder und weit über dem OECD[4] -Durchschnitt (3,9 Betten pro 1000 Einwohner; vgl. Abb. 2). Wie auf Seite 3 in Abbildung 3 gezeigt, nimmt die Versorgungsdichte jedoch in den letzten 20 Jahren stetig ab.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Die Durchschnittliche Verweildauer
Als durchschnittliche Verweildauer wird die Zeit beschrieben, die ein Patient im Schnitt stationär im Krankenhaus verbleibt. Sie wird berechnet als der Quotient aus Belegungstage und Fallzahl. Unter Belegungstage versteht man die Summe der an den einzelnen Tagen im Jahr um 24.00 Uhr vollstationär untergebrachten Patienten. Wie in Abbildung 3 zu sehen ist auch diese seit Jahren rückläufig und ist von 14 Tagen im Jahr 1991 auf 8,3 im Jahr 2007 zurückgegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Bettenauslastung als Indikator für leerstehende Betten
Auch die Bettenauslastung hat in den letzten Jahren abgenommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch die ständige Verkürzung der Verweildauer die Belegungstage stärker zurückgingen als die Bettenzahl. Während sie im Jahr 1991 noch 84,1 % betrug, wurde im Jahr 2007 nur noch eine Auslastung von 77,2 %[5] erreicht. Folglich lässt sich bereits eine Tendenz zur Überkapazität erkennen, da die Nachfrage (Belegungstage) stärker abgenommen hat als das Angebot (Betten).
[...]
[1] Quelle: Statistisches Bundesamt [Grunddaten]
[2] ebenda
[3] vgl. Knorr [Anreize] S 82f
[4] Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)
[5] Quelle: Statistisches Bundesamt [Grunddaten]
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