"Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen…" - Utopisches in Theodor Herzls "Altneuland"


Referat (Ausarbeitung), 2010

20 Seiten

Steffen Gansmann (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Biographie Theodor Herzl

Der utopische Roman

Der Roman Altneuland

Inhalt

Nachweis Utopie:

Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit dem Roman „Altneuland“ aus dem Jahre 1902, verfasst durch den Begründer des politischen Zionismus Theodor Herzl.

„Zionismus“ ist eine nationalistisch-ideologische Bewegung des jüdischen Bürgertums seit Ende des 19. Jahrhunderts. Der Zionismus strebt die Schaffung eines eigenständigen jüdischen Staates auf dem Gebiet Palästinas an.

Altneuland stellt in Romanform die von Herzl 1896 in seiner Schrift „Der Judenstaat“ dargelegten Ideen in überarbeiteter Fassung vor – eingebunden in eine Rahmenhandlung über den jungen jüdischen Juristen Friedrich Löwenberg und den amerikanischen Ingenieur und Millionär Kingscourt, welche nach einigen Jahren auf einer einsamen Insel in das von Juden besiedelte Palästina zurückkehren und dort auf ihren Reisen den neu gegründeten Staat, die „neue Gesellschaft“ genannt, kennenlernen.

Mit dieser Arbeit möchte ich die grundlegenden utopischen Elemente in Herzls Roman nachweisen.

Biographie Theodor Herzl

Begründer des politisch aktiven Zionismus war Theoder Herzl (* 2. Mai 1860 in Pest, dem heutigen Budapest; † 3. Juli 1904 in Edlach, Gemeinde Reichenau an der Rax, Niederösterreich) ein österreichischer Schriftsteller, Publizist und Journalist. Er entstammte einem gutbürgerlichen Elternhaus, welches zwar die jüdischen Sitten und Bräuche pflegte, aber nicht als übermäßig religiös beschrieben werden kann.[1]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die schriftliche Niederlegung seiner zionistischen Ideen geschah in seinen Büchern „Der Judenstaat“, erschienen 1896 in Leipzig und Wien in der M. Breitenstein's Verlags-Buchhandlung mit einer Auflage von 3000 Stück,[2] welches die theoretisch-programmatischen Aussagen des Zionismus darlegte und in „Altneuland“, erschienen 1902 in Leipzig, welche eine utopistische Darlegung, teils überarbeitete Fassung dieser Thesen in Romanform darstellt. In ihnen vertrat er die Meinung, dass die Judenfrage nur gelöst werden könne, durch eine Konzentration eines möglichst großen Teils der Juden in einem Land, möglichst Palästina[3] und die Erlangung der inneren und äußeren Freiheit für das Judentum bestehen könne.[4]

Als Auslandskorrespondent berichtete er 1894 und 1895 aus Paris über die Dreyfus-Affäre, den Prozess gegen den jüdischen Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus im französischen Generalkommando wegen Hochverrats. Gemäß eigenen Angaben veröffentlichte Herzl 1896 seine Schrift „Der Judenstaat“ unter dem Eindruck dieser Affäre und antisemitischer Ausschreitungen in Frankreich.[5] Gewisse Biografen hingegen sehen in diesem Text den Endpunkt einer langen inneren Entwicklung: An deren Anfang stand eine ambivalente Haltung Herzls seinem „Jüdischsein“ gegenüber. Ihre entscheidende Verschärfung empfing diese Ambivalenz dann durch den Aufstieg des Antisemitismus in Herzls neuer Wahlheimat Wien während der 1890er Jahre.[6] Diese Meinung wird heutzutage vielfach geteilt.

Obgleich Herzl nicht der Begründer des theoretischen Zionismus, dessen Kerngedanken die zur Abkehr vom Gedanken der Assimilierung, die Gründung eines Staates für alle Juden sowie ein aufgeklärter Nationalismus war,[7] so war jedoch er derjenige, der den Zionismus zur größten nationalen Bewegung des 19. Jahrhunderts gemacht hat und den 1. Zionisten Kongress in Basel vom 29. bis 31. August 1897 organisierte, welcher als erste jüdische Nationalversammlung bezeichnet werden kann. Die Wirkung seiner Bücher, vor allem aber die von ihm begründete und geleitete Bewegung „politischer Zionismus“ respektive „Kongress-Zionismus“, setzten eine Entwicklung in Gang, die wesentlich zur Ermöglichung und Gründung des modernen Staates Israel im Jahr 1948 beitrug.

Der utopische Roman

Der Begriff „Utopia“ setzt sich aus den 2 griechischen Wörtern „ou“ (= nicht) und „topos“ (= Ort) zusammen und bedeutet soviel wie „Nicht-Ort“ oder „Nirgendwo“.[8] Mit einer Utopie will der Autor explizit Zeitkritik üben,[9] Utopien entstehen aus dem Wunsch eine bessere Zukunft zu entwerfen[10] und sind ganzheitlich entworfen.[11] Sie unterscheiden sich hiermit von der bloßen tagträumenden Phantasie, die lediglich ausschweifend agiert.[12] Mangel und Wunsch bilden somit den Grundimpuls utopischen Denkens.[13]

Als Mutter aller Utopien gelten sowohl Platons Politeia als auch Thomas Morus namensgebendes Werk Utopia.[14]

Eine Utopie bedeutet ursprünglich „die romanhafte Schilderung […] einer mit der Realität nicht übereinstimmenden, in sich geschlossenen ökonomischen, politischen, sozialen oder geistig-moralischen Ordnung einer fiktiven Gesellschaft“[15] als Gegenentwurf und Kritik an den aktuellen politischen und sozialen Zustände.[16] Des Weiteren findet sich oft in vielen Utopien den Aspekt der Selbstbeschränkung und Mäßigung und den Verzicht auf Luxus[17] zum Wohle des Gemeinwesens. Von daher spielen eine genaue Beschreibung der Eigentumsverhältnisse sowie der Organisation der Güterherstellung und Verteilung eine wichtige Rolle.[18] Diese Aussagen werden ergänzt um Informationen der Rolle der Arbeit und der Bedeutung von (fortschrittlicher) Wissenschaft und Technik,[19] welche im 19. Jahrhundert – als auch Altneuland entstand - im Zuge der Industrialisierung zum eigentlichen materiellen Fundament der Utopie wurden.[20]

[...]


[1] Schoeps 1975, S. 10f

[2] Schoeps 1975, S. 48

[3] Schoeps 1975, S. 7

[4] Schoeps, 1985, S. 1

[5] Schoeps 1975, S.7

[6] Kornberg, S.2

[7] Schoeps 1975, S. 50f.

[8] Saage 2000, S. 46

[9] Waschkuhn 2003, Einleitung

[10] Gnüg 1999, S. 12

[11] Waschkuhn 2003, Einleitung

[12] Gnüg 1999, S. 12

[13] Gnüg 1999, S. 12

[14] Saage 2000, S. 28

[15] Waschkuhn 2003, S. 1

[16] Waschkuhn 2003, S. 5

[17] Waschkuhn 2003, S. 4

[18] Waschkuhn 2003, S. 9f

[19] Waschkuhn 2003, S. 10

[20] Waschkuhn 2003, S. 12

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
"Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen…" - Utopisches in Theodor Herzls "Altneuland"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Autor
Jahr
2010
Seiten
20
Katalognummer
V149443
ISBN (eBook)
9783640603220
ISBN (Buch)
9783640603299
Dateigröße
675 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Utopisches, Altneuland, Punkte, Zionismus, Judenstaat, Theodor Herzl, Israel
Arbeit zitieren
Steffen Gansmann (Autor:in), 2010, "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen…" - Utopisches in Theodor Herzls "Altneuland", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149443

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