Die 1909 in Pensylvania, USA geborene Hildegard E. Peplau schloss 1931 ihre
Ausbildung zur Krankenschwester ab und arbeitete dann im Operationsdienst, bis sie
1936 Leiterin des Gesundheitsdienstes am Bennington College wurde und gleichzeitig
begann, „Interpersonale Psychologie“ zu studieren, was sie 1943 mit dem Bachelor of
Arts abschloss. Nach ihrer Tätigkeit als Leutnant des amerikanischen Armeepflegekorps
in England absolvierte sie ein Studium am Teachers College der Columbia University,
und erwarb dort den „Master of Arts“ in psychiatrischer Krankenpflege. Parallel zu
ihrer Promotion zum Educational Doctor arbeitete sie sowohl im klinischen als auch
ambulanten Bereich als psychiatrische Krankenschwester. 1954 ging sie an die
Universität von New Jersey, wo sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1974
psychiatrische Pflege lehrte. Hildegard E. Peplau war außerdem tätig in verschiedensten
Organisationen und Institutionen, unter anderem der Weltgesundheitsorganisation und
dem amerikanischen Krankenpflegeverband. Sie wurde mehrfach für ihre Verdienste
ausgezeichnet und erhielt vier Ehrendoktorwürden.
Ihr Buch „Interpersonal relations of nursing“ veröffentlichte Hildegard E. Peplau 1952
und revolutionierte damit die psychiatrische Krankenpflege der damaligen Zeit.
Pflegewissenschaftlich relevante Hypothesen waren bis dato nur von Florence
Nightingale aufgestellt worden, Virginia Henderson veröffentlichte ihre Definition der
14 Grundbedürfnisse erst 1955. Peplaus Werk fußt auf den Grundannahmen der humanistischen Psychologie. So
orientierte sie sich maßgeblich an Maslow (Motivationstheorie), Miller
(Persönlichkeitstheorie), Symonds (psychoanalytische Theorie) und Sullivan
(Persönlichkeitsentwicklung) und nutzte deren wichtigste verhaltenspsychologische und
psychoanalytische Theorien zur Entwicklung ihrer spezifischen Beschreibung von
Krankenpflege. Zu dieser Zeit stellte eine solche Art der Vorgehensweise in der
Wissenschaft ein Novum dar. Vor diesem Hintergrund stellte Peplau umfangreiche Beobachtungen in der
pflegerischen Praxis an, um die alltagsweltlichen Erfahrungen von Pflegenden mit dem
Verständnis des symbolischen Interaktionismus auf allgemein gültige Hypothesen
zurückführen zu können - ein methodisches Vorgehen, dass wir heute mit dem Begriff
der Grounded Theory beschreiben würden. Peplau stellte in ihrer Theorie die Beziehung
von Pflegekraft und Patient in den Mittelpunkt und begründete dadurch die Schule der
Interaktionstheoretiker/innen.
INHALT
1 Einführung ins Thema
1.1 Geschichtlicher Hintergrund
1.2 Wissenschaftstheoretischer Hintergrund
2 Metaparadigmen der Pflege
2.1 Mensch und Gesellschaft
2.2 Gesundheit und Krankheit
2.3 Pflege
3 Schlüsselkonzepte
3.1 Psychodynamische Pflege
3.2 Die Beziehung zwischen Pflegeperson und Patient
3.3 Rollen der Pflegenden
4 Theorie und Praxis
4.1 Bezugspflege und Pflegeprozeß
4.2 Möglichkeiten für das case management
5 Kritische Würdigung und Resümee
6 Literatur
1 Einführung ins Thema
1.1 Geschichtlicher Hintergrund
Die 1909 in Pensylvania, USA geborene Hildegard E. Peplau schloss 1931 ihre Ausbildung zur Krankenschwester ab und arbeitete dann im Operationsdienst, bis sie 1936 Leiterin des Gesundheitsdienstes am Bennington College wurde und gleichzeitig begann, „Interpersonale Psychologie“ zu studieren, was sie 1943 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Nach ihrer Tätigkeit als Leutnant des amerikanischen Armeepflegekorps in England absolvierte sie ein Studium am Teachers College der Columbia University, und erwarb dort den „Master of Arts“ in psychiatrischer Krankenpflege. Parallel zu ihrer Promotion zum Educational Doctor arbeitete sie sowohl im klinischen als auch ambulanten Bereich als psychiatrische Krankenschwester. 1954 ging sie an die Universität von New Jersey, wo sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1974 psychiatrische Pflege lehrte. Hildegard E. Peplau war außerdem tätig in verschiedensten Organisationen und Institutionen, unter anderem der Weltgesundheitsorganisation und dem amerikanischen Krankenpflegeverband. Sie wurde mehrfach für ihre Verdienste ausgezeichnet und erhielt vier Ehrendoktorwürden.
Ihr Buch „Interpersonal relations of nursing“ veröffentlichte Hildegard E. Peplau 1952 und revolutionierte damit die psychiatrische Krankenpflege der damaligen Zeit. Pflegewissenschaftlich relevante Hypothesen waren bis dato nur von Florence Nightingale aufgestellt worden, Virginia Henderson veröffentlichte ihre Definition der 14 Grundbedürfnisse erst 1955.
1.2 Wissenschaftstheoretischer Hintergrund
Peplaus Werk fußt auf den Grundannahmen der humanistischen Psychologie. So orientierte sie sich maßgeblich an Maslow (Motivationstheorie), Miller (Persönlichkeitstheorie), Symonds (psychoanalytische Theorie) und Sullivan (Persönlichkeitsentwicklung) und nutzte deren wichtigste verhaltenspsychologische und psychoanalytische Theorien zur Entwicklung ihrer spezifischen Beschreibung von Krankenpflege. Zu dieser Zeit stellte eine solche Art der Vorgehensweise in der Wissenschaft ein Novum dar.
Vor diesem Hintergrund stellte Peplau umfangreiche Beobachtungen in der pflegerischen Praxis an, um die alltagsweltlichen Erfahrungen von Pflegenden mit dem Verständnis des symbolischen Interaktionismus auf allgemein gültige Hypothesen zurückführen zu können - ein methodisches Vorgehen, dass wir heute mit dem Begriff der Grounded Theory beschreiben würden. Peplau stellte in ihrer Theorie die Beziehung von Pflegekraft und Patient in den Mittelpunkt und begründete dadurch die Schule der Interaktionstheoretiker/innen.
2 Metaparadigmen der Pflege
2.1 Mensch und Gesellschaft
Peplau versteht den Menschen als einen „Organismus, der in einem nicht stabilen Gleichgewicht lebt“ und sich „in Richtung auf einen stabilen Gleichgewichtszustand bewegt“, den er aber nie ganz erreichen kann. Somit trachte er nach fortdauernder Entwicklung seiner Persönlichkeit. Dadurch wird die Pflege zu einem Lernprozess, der auf die Entfaltung individueller Ressourcen abzielt. In diesem Zusammenhang spielen vier psychobiologische Erfahrungen eine zentrale Rolle und sind allen Menschen gleich, nämlich Bedürfnisse, Frustration, Konflikt und Angst. Diese führen zu Spannungen, die das Individuum zu reduzieren versucht..
Entwicklungspotential ist nach Peplau eng verbunden mit dem sozialen und kulturellen Kontext des Individuums, der durch die Pflege berücksichtigt und einbezogen werden muss. Das Maß an gesellschaftlicher Integration des Patienten ist dabei in engem Zusammenhang zu verstehen mit der Ausbildung von individuellen Bewältigungspotentialen und dem entsprechend bei der Planung, Durchführung und Evaluation der Pflegemaßnahmen zu berücksichtigen. Der Schwerpunkt Peplaus theoretischer Überlegungen liegt jedoch auf der Berücksichtigung zwischenmenschlicher Beziehungsprozesse.
2.2 Gesundheit und Krankheit
Gesundheit ist nach Peplau ein Wortsymbol, das eine konstruktive Entwicklung der Persönlichkeit und anderer menschlicher Prozesse in Hinblick auf ein kreatives, konstruktives, produktives, persönlich und gesellschaftlich anerkanntes Leben beinhaltet. Gesundheit ist somit einem stetigen, dynamischen Veränderungsprozess unterworfen. Krankheit wird in diesem Zusammenhang als eine Gelegenheit zum Lernen und Wachsen verstanden, um aus eigener Kraft, diese konstruktive Entwicklung der Persönlichkeit voran zu treiben.
2.3 Pflege
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Peplau versteht die Pflege als einen „ signifikanten, therapeutischen, interpersonalen Prozess“, in dem die Pflegekraft mit ihrer Arbeit in Kooperation mit anderen am Behandlungsprozess Beteiligten auf die Förderung eines eigenständigen Lebens des Patienten in Gesundheit abzielt. Dabei definiert Peplau die Pflege als eigenständigen Beruf, der gelernt und gelehrt werden muss. Peplaus Definition verdeutlicht, wie vielschichtig und Komplex das Tätigkeitsfeld der Pflegenden ist und welche Vielfalt an Rollen ihnen dabei abverlangt werden.
3 Schlüsselkonzepte
3.1 Psychodynamische Pflege
Im Gegensatz zu mechanistischen Betrachtungsweisen der Krankenpflege, die - eng angelegt an medizinischen Kategorisierungs- und Typologisierungsmodellen die Gefahr einer Etikettierung des Patienten bergen, betrachtet Peplau den Pflege- und Behandlungsprozess als einen dynamischen Verlauf zwischenmenschlicher Interaktion. Der Zugang zum Patienten erfolgt auf einem „soziopsychosomatischen“ Weg und weist der Pflegekraft damit ein weitaus vielfältigeres Aufgabenspektrum zu als es die mechanistische Betrachtungsweise tut. Sie muss bei der Einschätzung eines Patienten und seiner Bedürfnisse biologische Faktoren ebenso mit einbeziehen wie sozialwissenschaftliche und psychologische. Damit wird ein ganzheitlicher Ansatz der Pflege definiert, die einen stetigen Austausch von Pflegekraft und Patient erfordert.
Im folgenden werden die Grundannahmen eines solchen dynamischen Beziehungsprozesses dargestellt.
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