Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die an einer chronischen Krankheit leiden, hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, so dass es wichtig ist über deren Entstehung und über das Krankheitsbild aufzuklären. Dabei ist Aufklärung nicht nur bei den Betroffenen und ihren Familien für die Therapie und die Rehabilitation wichtig. Auch LehrerInnen sollen über chronische Krankheiten aufgeklärt werden, um eine Integration der betroffenen Kinder in die Klasse zu erleichtern. Darüber hinaus sollen sie über mögliche Gefahren informiert werden, um einen sicheren Umgang mit betroffenen Kindern gewährleisten zu können.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der chronischen Atemwegserkrankung Asthma bronchiale, einem sportmedizinischen Problem im Schulsportunterricht.
Viele LehrerInnen sind immer noch der Ansicht, Asthma und Sport würden sich ausschließen. Sie halten asthmatische SchülerInnen für sportunfähig und akzeptieren ein ärztliches Attest zur Befreiung vom Sportunterricht. Dabei können und sollen Asthmatiker an sportlichen Aktivitäten teilnehmen. Die sportliche Betätigung bewirkt eine Verbesserung der Krankheit sowohl unter medizinischen als auch unter sozialen Aspekten. Betroffene Kinder und Jugendliche, die am Sportunterricht teilnehmen, werden nicht isoliert und fühlen sich der Gruppe zugehörig.
Diese Arbeit widerlegt die veraltete Sicht der Sportuntauglichkeit von Asthmatiker und behandelt Vorschläge für die Gestaltung des Sportunterrichts mit asthmaerkrankten SchülerInnen. Einführend werden allgemeine Aspekte wie Verbreitung, Entstehung und Ursachen der Krankheit beschrieben. In Kapitel 3 wird das Krankheitsbild sowie die verschiedenen Formen von Asthma bronchiale unter medizinischen Gesichtspunkten ausführlich beschrieben, um ein genaueres Verständnis dieser Atemwegserkrankung zu geben. Um die sporttherapeutischen Möglichkeiten vorzustellen, werden im anschließenden Kapitel verschiedene Therapieformen erläutert, wobei die Sporttherapie als Therapieform den Schwerpunkt des Kapitels bildet. Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung werden in Kapitel 6 aufgezählt. Ein abschließendes Schlusswort rundet diese Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Asthma bronchiale
2.1 Definition
2.2 Klassifikation
2.3 Epidemiologie
2.4 Ätiologie und Pathogenese
3 Medizinische Aspekte
3.1 Asthmareaktion
3.2 Asthmasymptome
3.3 Asthmaformen
3.3.1 Extrinsisches Asthma (exogen-allergisch)
3.3.2 Intrinsisches Asthma (Infektasthma)
3.3.3. Anstrengungsasthma
3.4 Diagnostik
3.4.1 Anamnese
3.4.2 Körperliche Untersuchung
3.4.3 Lungenfunktionsdiagnostik
3.4.4 Allergiediagnostik
3.4.5 Belastungstests
4 Therapieformen
4.1 Prävention
4.2 Medikamentöse Behandlung
4.2.1 Medikamentöse Stufentherapie
4.2.2 Inhalationsverfahren
4.3 Sporttherapie
4.3.1 Aufbau einer Sporttherapie
5 Asthma und Schulsport
5.1 Rahmenbedingungen für den Schulsport
5.2 Aufbau der Schulsportstunden
5.2.1 Aufwärmphase
5.2.2 Belastungsphase
5.2.2.1 Große Spiele
5.2.2.2 Kleine Spiele
5.2.2.3 Weitere Sportarten
5.2.3 Abklingphase
6 Schlusswort
7 Literaturverzeichnis
Anhang A
1 Einleitung
Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die an einer chronischen Krankheit leiden, hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, so dass es wichtig ist über deren Entstehung und über das Krankheitsbild aufzuklären. Dabei ist Aufklärung nicht nur bei den Betroffenen und ihren Familien für die Therapie und die Rehabilitation wichtig. Auch LehrerInnen sollen über chronische Krankheiten aufgeklärt werden, um eine Integration der betroffenen Kinder in die Klasse zu erleichtern. Darüber hinaus sollen sie über mögliche Gefahren informiert werden, um einen sicheren Umgang mit betroffenen Kindern gewährleisten zu können.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der chronischen Atemwegserkrankung Asthma bronchiale, einem sportmedizinischen Problem im Schulsportunterricht.
Viele LehrerInnen sind immer noch der Ansicht, Asthma und Sport würden sich ausschließen. Sie halten asthmatische SchülerInnen für sportunfähig und akzeptieren ein ärztliches Attest zur Befreiung vom Sportunterricht. Dabei können und sollen Asthmatiker an sportlichen Aktivitäten teilnehmen. Die sportliche Betätigung bewirkt eine Verbesserung der Krankheit sowohl unter medizinischen als auch unter sozialen Aspekten. Betroffene Kinder und Jugendliche, die am Sportunterricht teilnehmen, werden nicht isoliert und fühlen sich der Gruppe zugehörig.
Diese Arbeit widerlegt die veraltete Sicht der Sportuntauglichkeit von Asthmatiker und behandelt Vorschläge für die Gestaltung des Sportunterrichts mit asthmaerkrankten SchülerInnen. Einführend werden allgemeine Aspekte wie Verbreitung, Entstehung und Ursachen der Krankheit beschrieben. In Kapitel 3 wird das Krankheitsbild sowie die verschiedenen Formen von Asthma bronchiale unter medizinischen Gesichtspunkten ausführlich beschrieben, um ein genaueres Verständnis dieser Atemwegserkrankung zu geben. Um die sporttherapeutischen Möglichkeiten vorzustellen, werden im anschließenden Kapitel verschiedene Therapieformen erläutert, wobei die Sporttherapie als Therapieform den Schwerpunkt des Kapitels bildet. Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung werden in Kapitel 6 aufgezählt. Ein abschließendes Schlusswort rundet diese Arbeit ab.
2 Asthma bronchiale
Aufgrund der zunehmenden Zahl von asthmaerkrankten Kindern und Jugendlichen ist es wichtig über diese chronische Atemwegskrankheit aufzuklären. Um ein ausreichendes Wissen über Asthma bronchiale zu erhalten, spielt nicht nur die Aufklärung über medizinische Aspekte eine große Rolle. Wichtig sind auch Informationen über die Entstehung und die Verbreitung dieser Krankheit zur Vorsorge und zum Schutz. Zudem kann die Aufklärung der Ursachen mehr Verständnis über die Krankheit erzielen.
2.1 Definition
Im normalen Sprachgebrauch wird der Begriff „Asthma“ als Synonym für Asthma bronchiale verwendet. Der Begriff Asthma kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet Atemnot [Nolte; 1998]. Jedoch hat die Asthmaforschung ergeben, dass diese Definition über den Begriff der Atemnot nicht mehr zutreffend ist, da Patienten auch ohne das Verspüren eines Atemnotzustandes durchaus an behandlungsbedürftigem Asthma leiden können.
Bei dem Versuch eine allgemeine, verbindliche Definition von Asthma bronchiale zu finden, stößt man bei [Nolte; 1998] auf vier verschiedene Ansätze:
1. Bei der ätiologischen[1] Definition, die für möglichst jede Krankheit anzustreben ist, ergibt sich das Problem, dass die Ursache der Krankheit nur in einem kleinen Teil der Fälle feststellbar ist (z.B. exogen-allergisches Asthma). Deshalb ist nach dem derzeitigen Forschungsstand eine Asthmadefinition, die allein die allergische Entwicklung zur Grundlage hat, nicht richtig und unvollständig.
2. Die pathogenetische[2] Definition bezieht sich auf die Hyperreaktivität des Bronchialsystems. Unter dem Begriff der Hyperreaktivität ist „die Überempfindlichkeit der Atemwege gegenüber spezifischen oder unspezifischen Reizen physikalischer und chemischer Art oder körperlicher Belastung“ [Petermann, 1999] zu verstehen. Obwohl ein hyperreaktives Bronchialsystem bei jedem Asthmatiker vorzufinden ist, hat sich diese Definition aus folgenden zwei Gründen nicht durchsetzen können: Erstens gibt es auch bei anderen Atemwegserkrankungen gelegentlich ein hyperreaktives Bronchialsystem (z.B. akuter Atemwegsinfekt, chronische Bronchitis). Zweitens ist die Definition schlecht praktikabel, da zum Nachweis eines hyperreaktiven Bronchialsystems ein Provokationstest nötig ist.
3. Bei der klinischen Definition wird der Anfallscharakter und die spontane Rückbildungsfähigkeit, die sog. Reversibilität, der klinischen Symptomatik laut Definitionsvorschlag des „Ciba Foundation Guest Symposium“ (1959) in den Mittelpunkt gestellt. Charakteristisch für diese Definition sind die vom Patienten angegebenen Symptome wie „anfallsweise auftretende und spontan abklingende Atemnot“ [Nolte; 1998], welche für die klinische Anwendung nützlich sind.
4. Die funktionsanalytische Definition wird am ehesten einer weltweit verbindlichen Asthmadefinition gerecht. Denn die funktionsanalytische Diagnostik liefert einen exakten Nachweis der Reversibilität der Atemwegsobstruktion[3], bei der die variable und reversible Strömungsbehinderung im Bronchialsystem zusammen mit dem morphologischen Befund der Entzündung als Grundlage dient.
Zusammenfassend lässt sich Asthma bronchiale definieren als „eine variable und reversible Atemwegsobstruktion infolge Entzündung und Hyperreaktivität der Atemwege“ [Nolte; 1998].
2.2 Klassifikation
Nicht jedes Asthma ist gleich stark ausgeprägt. Da zur Schweregradeinteilung ganz unterschiedliche Parameter herangezogen werden können, wie z.B. die Häufigkeit der Symptome, subjektive Beschwerdeintensität oder Therapieumfang, gibt es keine einheitliche und allgemeingültige Klassifikation. Im Folgenden soll die in [Szczepanski, Schmidt; 1997] von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Einteilung in vier Schweregrade dargestellt werden, die sich an den Lungenfunktionsparametern orientiert (siehe Tab. 1):
Bei leichtem Asthma (Grad 1) tritt weniger als 5mal pro Jahr eine erschwerte Atmung auf. Es kommt nicht zur Atemnot und die Lungenfunktion ist im beschwerdefreien Intervall ohne Befund. Kommt es 6-10mal pro Jahr zu einer erschwerten Atmung mit Pfeifgeräuschen, so wird nach WHO-Klassifikation mäßiggradiges Asthma (Grad 2) diagnostiziert - selten tritt Atemnot auf. Anhand der Lungenfunktion kann eine pathologische Veränderung erkannt werden. Bei mittelschwerem Asthma (Grad 3) liegen kurz oder länger dauernde asthmatische Symptome bis 20mal pro Jahr vor. Insbesondere in diesen Phasen ist die Lungenfunktion krankhaft verändert mit erhöhtem Atemwegswiderstand und leichter Überblähung. Bei schwerem Asthma (Grad 4) kommt es mehr als 20mal pro Jahr oder dauerhaft zu asthmatischen Beschwerden wie Pfeifen oder häufiger Atemnot. Die Lungenfunktion zeigt oft anhaltende krankhafte Veränderungen und eine deutliche Überblähung der Lunge. Aus einer erheblichen Verengung der Bronchien resultiert eine Erhöhung des Atemwegs-widerstandes.
2.3 Epidemiologie
Die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter ist Asthma bronchiale. Jedes zwölfte Schulkind in Deutschland leidet unter asthmatischen Beschwerden [Hannemann; 1999]. Studien siedeln die Prävalenz für Deutschland zwischen 5% und 10% an. Es gibt darüber hinaus auch deutliche Hinweise dafür, dass die Prävalenz weiter zunimmt. Bis in die vierziger Jahre wurde Asthma eher selten diagnostiziert: 1926 wurde bei einer Querschnittsuntersuchung in Ostpreußen ein Auftreten von Asthma bei 0,05% der Bevölkerung festgestellt. 1953 ergaben die Untersuchungen im Frankfurter Raum eine Häufigkeit von 0,54%. Inzwischen konnten mehrere Studien den deutlichen Trend zur Zunahme der Erkrankung zeigen [Lecheler; 1990]. Die Gründe für die starke Diskrepanz zu heutigen Zahlen kann wohl nicht allein durch Faktoren wie unterschiedlich zugrundgelegte Definitionen, das Fehlen eines objektiven Asthmaparameters oder die Verbesserung der Diagnostik erklärt werden.[4]
Nach [Lecheler et al.; 1997] führen die Lebensgewohnheiten in unserer Industriegesellschaft zu einem stärkeren Auftreten von Asthma bronchiale. Dabei spielen folgende Faktoren eine große Rolle:
- Änderung von Lebensräumen und -weisen,
- Belastungen mit Luftschadstoffen (Ozon, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide),
- Allergenexposition,
- Infektionen,
- Sozialstatus (allergische Reaktionen sind häufiger in Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Asthma-Schweregradeinteilung nach WHO-Empfehlung [Szczepanski, Schmidt; 1997]
2.4 Ätiologie und Pathogenese
Die für Asthma bronchiale charakteristische Hyperreagibilität der Bronchien ist z.T. erblich bedingt. Die Hyperreagibilität ist definiert als „eine zur Stärke des Reizes überproportionale Kontraktion der Atemwegsmuskulatur“ [Ulmer; 1981]. Leidet ein Elternteil an Asthma bronchiale, erhöht sich das Risiko für das Kind, ebenfalls an Asthma zu erkranken, von durchschnittlich 10% auf das Doppelte; sind beide Elternteile betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Kind auf über 50%.
Neben der Vererbung sind häufig schwere Erkältungen oder Infektionen im Säuglings- und Kleinkindalter Ursachen für Asthma bronchiale. Diese Infektionen sind zu 90% virusbedingt, für die die Hyperreagibilität verantwortlich ist [Szczepanski, Schmidt; 1997].
Die Asthmasymptomatik wird hervorgerufen, wenn bestimmte Reize auf die angeborene oder erworbene hyperreagible Bronchialschleimhaut treffen. Diese als Auslöser oder Trigger bezeichneten Reize bewirken, dass bestimmte Vermittlersubstanzen, die sog. Mediatoren freigesetzt werden. Die Mediatoren, z.B. Histamin können einerseits direkt weitere Reaktionen auslösen, die zur Folge eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut bewirken. Andererseits können Mediatoren auch indirekt Asthmasymptome hervorrufen, indem sie als Lockstoffe für weitere Entzündungszellen fungieren. Da letzteres wiederum neue Mediatoren freisetzt, schließt sich der Kreis für eine dann chronische, sich selbst unterhaltende Entzündung, die wiederum die Hyperreaktivität zur Folge hat. Der zentrale Mechanismus, der die Asthmasymptomatik hervorruft, ist also die chronische Entzündung, ausgelöst und unterhalten durch die Mediatoren [Szczepanski, Schmidt; 1997].
3 Medizinische Aspekte
Um Asthma bronchiale richtig therapieren zu können, ist es wichtig Betroffene und ihre Familien über das Krankheitsbild zu informieren. Dazu gehören Erklärungen über Vorgänge im Körper bei einem „Anfall“. Ebenso wichtig ist die Aufklärung über alle möglichen Symptome für eine frühzeitige Erkennung und Vorsorge. Da sich Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen in vielen verschiedenen Erscheinungsformen zeigt, werden diese vorgestellt. Eine Form von Asthma bronchiale ist das Anstrengungsasthma, das am häufigsten bei körperlicher Belastung auftritt. Aus diesem Grund wird Anstrengungsasthma im Hinblick auf die sporttherapeutischen Möglichkeiten näher beschrieben. Aufgrund der verschiedenen Formen und unterschiedlichen Beschwerden bei Asthma bronchiale ist es umso wichtiger eine sichere Diagnose zu erstellen. Es werden hierbei die geläufigsten Verfahren für die Diagnostik vorgestellt.
3.1 Asthmareaktion
Die folgenden drei von den Mediatoren evozierte Mechanismen lösen die Asthmareaktion aus, die mit einem Asthmaanfall gleichzusetzen ist.
Die indirekte Mediatoreneinwirkung mit der Anlockung von Entzündungsstoffen führt zu einer Schwellung der Schleimhaut, die bei Gesunden hauchdünn ist und die Bronchiolen von innen auskleidet. Des Weiteren führt die indirekte Mediatoreneinwirkung zu einer vermehrten Produktion von zähem Schleim. Das Zusammenziehen der glatten Bronchialmuskulatur wird dagegen direkt bewirkt. Durch alle drei Vorgänge wird die Bronchiallichtung verengt. Diese Obstruktion ist mit einem Ventil zu vergleichen: Die Einatmung wird weniger beeinflusst als die Ausatmung. Diese ist dann verlängert und erschwert und deutlich als Asthmareaktion zu erkennen [Szczepanski, Schmidt;1997]. Abbildung 1 verdeutlicht die Asthmareaktion als Folge der beschriebenen Mechanismen an einem asthmatischen Bronchus im direkten Vergleich zu einem normalen Bronchus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Querschnitt eines normalen und asthmatischen Bronchus [www.asthma.de, 23.03.03]
3.2 Asthmasymptome
Asthmatische Symptome beinhalten nicht nur die sogenannten „Anfälle“, sondern auch kleinere teilweise tägliche Beschwerden, deren Intensität und Dauer ganz unterschiedlich sein können: Während einige betroffene Kinder lediglich ein ständiges Hüsteln bzw. Räuspern bei körperlicher Belastung oder Rauchkontakt beklagen, leiden andere unter heftigsten Hustenanfällen bis hin zum Erbrechen [Lob-Corzilius; 1993].
Obwohl die Lunge mit Luft überfüllt ist, entsteht bei den Patienten durch die Bronchialobstruktion ein allgemeines Gefühl der Luftnot. Die Schleimbewegungen in den kleineren Bronchien führen zu Geräuschen wie Giemen, Pfeifen oder Brummen, die sowohl mit dem Stethoskop erfasst, aber auch von außen gefühlt werden können. Durch den verstärkten Einsatz der Atemmuskulatur wird das Gewebe zwischen den Rippen zusammengezogen. Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur erfordert eine Fixierung der Arme, was zu einer erkennbar veränderten Körperhaltung führt. Die Betroffenen sitzen z.B. mit hochgezogenen Schultern sowie eingezogenem Hals und atmen, während sie die Hände zusätzlich aufstützen. Die Atemnot geht mit einem Engegefühl in der Brust und Erstickungsgefühlen einher. Die Patienten sind ängstlich, beunruhigt, hilflos und haben Angst allein gelassen zu werden. Fühlen sich Kinder in einer solchen Anfallssituation zusätzlich hilflos, kann die Angst die Symptomatik noch verstärken [Szczepanski, Schmidt; 1997].
3.3 Asthmaformen
Ein hyperreagibles Bronchialsystem führt nicht zwangsläufig zu Beschwerden. Erst das Zusammenwirken von bestimmten Reizen und der Hyperreaktivität bewirkt schließlich die Bronchialobstruktion und die oben beschriebene Symptomatik. Die Zahl der Faktoren, die asthmatische Beschwerden hervorrufen können, ist sehr groß. Es existieren sowohl spezifische als auch unspezifische Auslöser. Zu den unspezifischen zählen u. a. bestimmte Wetterlagen (z.B. hohe Luftfeuchtigkeit, Kälte, Nebel und Wetterumschwünge), unangemessene Wohnklimate (z.B. passives Rauchen und hoher Staubanteil in der Wohnungsluft) sowie Umweltbelastungen außerhalb des Wohnraumes (z.B. Industrie- und Autoabgase). Die meisten Kinder und Jugendlichen reagieren jedoch auf ganz verschiedene spezifische Auslöser. Im Vordergrund stehen dabei Infekte, Allergien und körperliche Belastungen. Entsprechend diesen spezifischen Auslösern werden die im Folgenden beschriebenen Asthmaformen nach [Lecheler, Walter; 1997] unterschieden.
3.3.1 Extrinsisches Asthma (exogen-allergisch)
Der menschliche Organismus verfügt über Abwehrmechanismen, um sich gegen schädliche exogene Einflüsse zu schützen. Gelangen z.B. durch Inhalation schädliche Stoffe in den Körper, so werden diese als Antigene[5] erkannt. Als Antwort darauf bildet der Körper Antikörper[6] zur Abwehr, deren Aufgabe die Inaktivierung dieser Antigene ist.
Neben der Inaktivierung des Antigens können aber auch nachteilige, überschießende Reaktionen das Ergebnis einer Antigen-Antikörper-Verbindung sein. In diesem Fall handelt es sich um eine Form einer allergischen Reaktion. Die Aktionen des Körpers gegen Allergene[7], die klinische Symptome hervorrufen, wird allgemein als Allergie definiert. In diesem Zusammenhang wird Asthma bronchiale auch zu den atopischen Erkrankungen gezählt. Menschen mit einer Atopie haben gegen ein oder mehrere Allergene bestimmte Antikörper gebildet, die in hohen Konzentrationen im Gewebe der Haut und der Schleimhäute sitzen. Bei erneuter Konfrontation mit dem Allergen kommt es jedes Mal zur Bildung der Allergen-Antikörper-Verbindung und zur Folge zu der bereits beschriebenen allergischen Asthmareaktion [Köhler; 1995].
Beim allergischen Asthma bronchiale, unter dem die überwiegende Zahl der asthmabetroffenen Kinder und Jugendlichen leiden, vollziehen sich die nachteiligen Reaktionen an den Bronchien: Eingeatmete Umweltallergene lösen die Hyerreagibilität des Bronchialsystems aus. Die dann einsetzende Asthmareaktion führt zu einer chronisch werdenden Entzündung. Bei den Triggern des allergischen Asthmas kann zwischen saisonal und ganzjährig auftretenden Allergenen unterschieden werden. Zu den häufigsten saisonalen Allergenen zählen Pollen von frühblühenden Bäumen und Sommerkräutern sowie Graspollen und Schimmelpilzsporen. Ganzjährig beschwerdeverursachende Allergene sind Tierhaare, der Kot von Hausstaubmilben, bestimmte Medikamente und in geringerem Umfang auch einige Nahrungsmittel [Lecheler & Walter;1997].
3.3.2 Intrinsisches Asthma (Infektasthma)
Für den Beginn des Infektasthmas ist häufig eine einfache Erkältung oder ein grippaler Infekt verantwortlich zu machen. Heilen diese nicht richtig aus, können sie zunächst zu einem über mehrere Wochen oder Monate andauernden Reizhusten, teilweise aber auch zu hartnäckigen Atemwegsverschleimungen mit pfeifender Atmung führen. Später kann Atemnot dann sowohl bei körperlicher Belastung als auch im Ruhezustand auftreten [Lob-Corzilius; 1993]. [Köhler; 1995] sieht eine Verbindung zwischen dem Infektasthma und der oben beschriebenen allergischen Form: Die Bakterien, die den Infekt verursachen, können durch eine Sensibilisierung des Organismus die Eigenschaften eines Allergens annehmen und infolgedessen die Aktivierung der Antikörper nach sich ziehen. Außerdem kann die durch den Infekt entzündete Bronchialwand das Einwandern von anderen Allergenen erleichtern.
3.3.3. Anstrengungsasthma
Anstrengungsasthma ist definiert als akute Atemwegsobstruktion bei körperlicher Belastung auf der Grundlage bronchialer Hyperreaktivität [Lecheler et al.; 1997].
Das Anstrengungsasthma kommt sowohl beim extrinsischen als auch beim intrinsischen Asthma vor und ist nach [Nolte; 1998] keine eigenständige Asthmaform.
Die Bronchialschleimhaut bei einem gesunden Menschen ist mit einer feuchten Schleimschicht bedeckt, die Luft innerhalb der Bronchien ist warm und wasserdampfgesättigt. Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer Steigerung der Ventilation und somit auch zu einer Steigerung der Luftströmung innerhalb der Bronchien, durch die die wasserdampfgesättigte Luft abtransportiert wird. Flüssigkeit verdunstet aus der Bronchialschleimhaut. Der bei der Verdunstung entstehende Wärmeverlust führt zu einer Auskühlung der Bronchialschleimhaut. Die Auskühlung der Bronchialschleimhaut ist nach neueren Untersuchungen der entscheidende Faktor für die Ursache zur Auslösung des Anstrengungsasthmas. Durch den Wärmeverlust kommt es zu einer Reizung der Nervenendigungen, die dann reflektorisch den Bronchialspasmus und damit einen Asthmaanfall auslösen [Erikson et al.; 1989] .
Wird nach körperlicher Anstrengung ein Anstrengungsasthma ausgelöst, so kommt es in der Regel innerhalb einer halben Stunde zu einer Erholung und Rückbildung der Atembeschwerden. Die Wiederholung der Belastung innerhalb von einer halben Stunde führt zu einer Abschwächung der Atembeschwerden. Diese verminderte obstruktive Antwort der Atemwege auf wiederholte Belastung wird als Refraktärperiode bezeichnet. Die Ursachen der Refraktärperiode sind noch nicht geklärt.
[...]
[1] ursprungdeutend;
[2] über die Krankheitsentstehung;
[3] Atemwegsverengung;
[4] Seuchenforschung;
[5] Antigene sind fremde Substanzen, die die Bildung von Antikörpern auslösen;
[6] Antikörper sind spezifische Eiweiße, die vom Körper als Reaktion auf ein Antigen gebildet werden, um diese zu bekämpfen;
[7] Als Allergene werden allergieauslösende Antigene bezeichnet;
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