Rolle und Aufgaben von Logistikdienstleistern in unternehmensübergreifenden Versorgungsnetzwerken


Hausarbeit, 2003

51 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Was ist Logistik?
1.1.1 Geschichte des Begriffs Logistik
1.1.2 Definition der Logistik
1.1.3 Ziele der Logistik
1.2 Notwendigkeit von logistischen Dienstleistern

2 Logistische Dienstleistungen
2.1 Was sind logistische Dienstleistungen?
2.2 Beispiele für klassische logistische Dienstleistungen: Spediteure
2.3 Gründe für das Outsourcing von Dienstleistungen
2.4 Vom Spediteur zum Logistikdienstleister – Gründe für eine rasante Entwicklung
2.5 Überblick über das Leistungsportfolio moderner Logistikdienstleister
2.6 Verschiedene Stufen der Kooperation (1st, 2nd, 3rd & 4th party logistics)
2.7 Schrittweise Entwicklung verstärkter logistischer Zusammenarbeit

3 Praxisbeispiele
3.1 Integration von Logistikdienstleistern (Beispiel: Nokia)
3.2 Logistikdienstleister, E-Business und E-Commerce
3.2.1 E-Commerce
3.2.2 E-Business
3.2.3 Technische Umsetzung
3.2.4 Werder Bremen

4 Bewertung des Outsourcings logistischer Dienstleistungen
4.1 Studienergebnisse von KPMG
4.2 Studienergebnisse von Miebach Logistik

5 Sicherheit in der Logistik

6 Ausblick und Fazit

7 Quellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1-1: Infernales Dreieck der Logistik

Abbildung 2.1-1: Unternehmensschnittstellen [vgl. Sommerer: Unternehmenslogistik]
Abbildung 2.2-1: Arten von Spediteuren [vgl. Drüke]
Abbildung 2.4-1: Veränderte Anforderungen [vgl. Zühlke]
Abbildung 2.6-1: Logistische Vernetzung durch einen 4PL [vgl. Dr. Herterich]
Abbildung 2.7-1: Logistische Kooperation Stufe 1 [vgl. Sommerer]
Abbildung 2.7-2: Logistische Kooperation Stufe 2 [vgl. Sommerer]
Abbildung 2.7-3: Logistische Kooperation Stufe 3 [vgl. Sommerer]
Abbildung 2.7-4: Logistische Kooperation Stufe 4 [vgl. Sommerer]

Abbildung 3.1-1: Hub & Spoke bei Nokia, Texas [vgl. Drüke]
Abbildung 3.2-1: Komplettlösungsangebot von Hellmann GmbH & Co. KG [vgl. Hellmann 2001]
Abbildung 3.2-2: Technische Übersicht über E-Businesslösungen [vgl. Hellmann 2001]
Abbildung 3.2-3: Projektumsetzung Werder Bremen [vgl. Hellmann 2001]

Abbildung 4.1-1: Kompetenzen des Logistikdienstleisters [vgl. KPMG]
Abbildung 4.2-1: Statistische Ergebnisse der Miebach-Studie [vgl. Logistik Inside]

1 Einleitung

Diese Hausarbeit wurde im Rahmen der Logistik-Vorlesung des dualen Studienganges für Wirtschaftsinformatik an der TFH-Berlin erstellt. Das Thema dieser Hausarbeit lautet „Rolle und Aufgaben von Logistikdienstleistern in unternehmensübergreifenden Versorgungsnetzwerken“ und setzt sich u.a. mit den folgenden Themen auseinander:

- Was ist Logistik und was sind logistische Dienstleistungen
- Klassische logistische Dienstleistungen
- Historische Entwicklung logistischer Dienstleister
- Produktportfolio und Rolle moderner logistischer Dienstleister in Versorgungsketten
- Abgrenzung First / Second / Third and Fourth Party Logistics (1pl, 2pl, 3pl, 4pl)
- Praxisbeispiele anhand verschiedener Unternehmen
- Von Dienstleistern erwartete Kompetenzen (Marktstudien)
- Bewertung des Outsourcings logistischer Dienstleistungen (Marktstudien)
- Sicherheit in der Logistik
- Zukünftige Entwicklung des Marktes für logistische Dienstleistungen (Ausblick)

1.1 Was ist Logistik?

1.1.1 Geschichte des Begriffs Logistik

Die Wurzeln des heutigen Begriffes „Logistik“ gehen bis in das 9. Jahrhundert nach Christus zurück. Er bedeutet einerseits Verstand, Rechenkunst (griechisch: logos), andererseits versorgen, unterstützen (germanisch-französisch: loger). So wurde der Begriff auch erstmals im Militär verwendet. Zu dieser Zeit waren die Aufgaben der Logistik unter anderem die Bewaffnung und Ausstattung des Heeres sowie die Vorbereitung, Analyse und Planung der Feldzüge.

In den zivilen Bereich und in die Wirtschaft, hielt der Begriff „Logistik“ erst nach dem zweiten Weltkrieg Einzug. Im Zuge der weltweiten Umstellung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft, begannen Unternehmen sich zunehmend an den Bedürfnissen der Käufer zu orientieren. Eine marktorientierte Unternehmensführung ist seit dieser Zeit Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg. Der Versuch, die aus dem Militär gewonnenen Logistikkenntnisse auf den Bereich der Wirtschaft zu übertragen, wurde erstmals in den USA gestartet. [vgl. Bundesvereinigung Logistik, 2003, online]

1.1.2 Definition der Logistik

Heutzutage ist die Logistik nicht mehr so klar und deutlich definiert, wie es vielleicht auf Grund der Geschichte erscheint. Die Logistik und ihre Aufgaben, die in dieser Hausarbeit an Hand des Logistikdienstleisters dargestellt werden, haben sich viel mehr zu etwas interdisziplinärem entwickelt. Hiermit ist gemeint, dass die Logistik nicht mehr nur ein Bereich/ein Werkzeug eines Unternehmens ist, sondern sich viel mehr in jedem Unternehmensbereich wiederspiegelt.

Möchte man trotzdem versuchen die Logistik möglichst genau zu definieren, ist die folgende Formulierung wohl die passenste und gängigste:

Logistik ist die Bereitstellung der richtigen Ware mit der richtigen Qualität zur richtigen Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort.

1.1.3 Ziele der Logistik

Auf Grund der oben dargestellten Definition ergeben sich verschiedene Zielvorgaben innerhalb der Logistik.
Als erstes wären da die Ziele, die sich direkt aus der Definition ableiten lassen. Hier sind vor allem die Zeit und die Qualität zu nennen. Die Ware sollte schnellstmöglich bereit stehen und am Besten auch noch unversehrt. Beide Ziele jedoch stehen in einer Art Spannungsverhältnis. Je vorsichtiger eine Ware transportiert wird umso unbeschadeter wird sie sein, allerdings nimmt dies auch die meiste Zeit in Anspruch. Andersherum wäre eine höhere Gefährdung der Ware das Resultat.

Ein weiteres Ziel der Logistik lässt sich nicht unmittelbar aus der Definition ableiten, ergibt sich jedoch aus dem wirtschaftlichen Umfeld, in dem sich auch Logistikdienstleister bewegen. Wie bei allen anderen Unternehmungen auch, spielen die Kosten eine enorme Rolle. Somit ergibt sich ein weiteres Spannungsverhältnis zu den beiden anderen Zielen. Jede Kostenersparnis kann auch ein Risiko für Zeit und/oder Qualität sein (z.B. Einsparung von Verpackungsmaterial, Verkehrswege mit hohem Ausfallrisiko).

Es zeigt sich also, dass die vornehmlichen Ziele der Logistik in einem infernalen Dreieck zueinander stehen. Dies wird durch die nachstehende Grafik noch verdeutlicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.1-1: Infernales Dreieck der Logistik

Die Kernaussage der Grafik besteht darin, dass eine Konzentration af eines der Ziele, eine Beeinträchtigung der anderen Ziele nach sich zieht. Ein weiteres Ziel der Logistik besteht also auch darin, sich innerhalb dieses Spannungsfeldes so zu bewegen und bei möglichst jedem der Faktoren, unter Berücksichtigung der jeweils anderen ein Optimum zu erreichen. Ausnahmen hiervon bilden nur die Unternehmen, die sich besonders auf die Erfüllung eines der Ziele spezialisieren und somit ihr Marktüberleben sichern (z.B. Hochsicherheitstransporte).

1.2 Notwendigkeit von logistischen Dienstleistern

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit den Gründen, der Notwendigkeit, den Aufgaben, den Vorteilen und Zielen für und von Logistikdienstleistern. Vorweg jedoch erfolgt hier eine kleine Übersicht über die Entwicklungen, die Logistikdienstleister erforderlich machen.

Die wohl zwei wichtigsten Entwicklungsschritte auf dem Weltweiten Markt sind zum einen die Globalisierung und zum Anderen die Wandlung der Verkäufermärkte zu Käufermärkten. Beide Gründe verlangen den Unternehmen viel ab und stellen sie vor neue Aufgaben. Beide Punkte werden in den nächsten beiden Abschnitten noch ausführlicher beschrieben.

Globalisierung

Die Märkte sind weltweit im Wandel. Unternehmen planen nicht mehr nur regional oder national sondern viel mehr global. Dies bezieht sich sowohl auf die Verkaufs- wie auch auf die Einkaufsmärkte. Ein Beispiel hierfür ist Nokia. Eine der Nokia-Hauptproduktionsstätten befindet sich in Texas (USA), während die benötigten Teile zu einem Großteil in Asien erworben werden. Nokiaprodukte hingegen können auf der ganzen Welt gekauft werden. Hierfür ist eine weltweite Planung von Einkaufs-, Transport- und Absatzwegen von Nöten. Eine solche Planung ist Zeit-, Kosten- und Ressourcenintensiv. Logistikdienstleister haben sich unter anderem genau hierauf spezialisiert. Sie bauen Transportnetze auf, finden neue Beschaffungs- und Absatzwege und übernehmen ihre Planung für die Unternehmen. Logistikdienstleister sind durch diese Spezialisierung viel eher in der Lage ein Optimales Einkaufs-Produktions-Absatzsystem zu entwickeln, als die Unternehmen deren Kompetenzen eher auf anderen Gebieten liegen.

Wandlung des Marktes vom Verkäufer- zum Käufermarkt

Heutige Unternehmen stehen noch vor einer weiteren Veränderung des Marktes. Wohingegen früher die Unternehmen bestimmt haben was es zu kaufen gibt (Verkäufermarkt), bestimmen heute die Konsumenten das Angebot (Käufermarkt). Hierdurch wird es immer wichtiger auf Kundenwünsche schnellstmöglich reagieren zu können. Wie auch bei der Planung für Beschaffungs- und Absatzwege, ist dies ebenfalls mit einem enormen Ressourcenverbrauch verbunden. Somit kommen wiederum die logistischen Dienstleister ins Spiel, die dafür sorgen, dass die Unternehmen, mit möglichst geringem Aufwand, flexibel sind und die Kundenbedürfnisse schnellstmöglich befriedigen können. Dies sind nur zwei Aspekte die zur Entstehung von Logistikdienstleistern beigetragen haben. Im laufe dieser Arbeit werden noch weitere Gründe deutlich, die beiden wichtigsten jedoch sollten bereits im Vorfeld genannt werden.

2 Logistische Dienstleistungen

2.1 Was sind logistische Dienstleistungen?

Um den betriebswirtschaftlichen Anforderungen an die Logistik als Querschnittsfunktion gerecht zu werden, ist die Optimierung sämtlicher Prozesse, welche der betrieblichen Leistungserstellung (Beschaffung, Produktion, Absatz, Entsorgung) zuordenbar sind, notwendig.

Nicht die optimale Organisation einzelner Unternehmensbereiche sondern vielmehr die der gesamten Prozesskette - auch außerhalb der Unternehmensgrenzen - ist Aufgabe des logistischen Managements: Eine Optimierung von der Quelle bis zur Senke also, ganz im Sinne eines bereichsübergreifenden Supply Chain Management (SCM) bzw. einer Efficient Consumer Response (ECR), der optimalen Befriedigung und Reaktion auf Kundenbedürfnisse.

Hat sich die klassische Produktionslogistik eines Unternehmens noch auf das Ziel beschränkt, dessen internen Fluss von Materialien und Informationen zu beschleunigen (möglichst kurze Durchlaufzeiten), so ist es Aufgabe des modernen Logistikmanagements auch außerhalb der abgegrenzten Fertigung Lösungskonzepte zu finden, um Zuliefererzeiten ebenso wie Auslieferungsfristen möglichst minimal zu halten.

In diesem Kontext sind moderne Unternehmen verstärkt gefordert, in immer höherem Maße logistische Leistungen zu erbringen. Leistungen, die weder ihren Kernkompetenzen zurechenbar sind, noch zu einer direkten Verbesserung des Umsatz-Kosten-Verhältnisses an den Produkten selbst beitragen müssen – jedoch auf den nachfragedominierten Absatzmärkten einen wesentlichen Wettbewerbsfaktor ausmachen.

Somit liegt ein Outsourcing, die Fremdvergabe von Leistungen an spezialisierte Logistikdienstleister, in greifbarer Nähe. Ihnen wird heute in der Praxis vermehrt die Aufgabe übertragen, gerade die externen Schnittstellen des Unternehmens (Zulieferer-Produktion sowie Produktion-Kunde) zu gestalten, zu organisieren und letztlich zu optimieren. Logistische Dienstleistungen konzentrieren sich also im wesentlichen auf die Bereiche, die vor und nach der Produktion liegen, wobei jedoch eine Einflussnahme innerhalb des Fertigungsprozesses durch den Dienstleister nicht ausgeschlossen ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1-1: Unternehmensschnittstellen [vgl. Sommerer: Unternehmenslogistik]

2.2 Beispiele für klassische logistische Dienstleistungen: Spediteure

Klassisches Aufgabengebiet logistischer Dienstleister sind die Transport-, Umschlag- und Lagerprozesse (die so genannten TUL-Prozesse). Aufgrund dieser – wie noch zu zeigen ist – stark eingeschränkten Kompetenzen werden jene Dienstleister in der Fachliteratur gewöhnlich als Spediteure bezeichnet, was im folgenden zum Zwecke der sprachlichen Einheitlichkeit beibehalten werden soll.

Entsprechend der begrifflichen Definition im HGB ist Spediteur „derjenige, der gewerbsmäßig im Rahmen der für Speditionsgeschäfte gültigen Rechtsvorschriften Güterversendungen durch Frachtführer oder Verfrachter von Seeschiffen für Rechnung eines anderen (des Versenders) im eigenen Namen besorgt.“

Das "Besorgen von Güterversendungen" beinhaltet die kaufmännisch-organisatorische Auswahl und Kontrolle von und den Vertragsabschluß mit Frachtführern bzw. Verfrachtern, Lagerhaltern und Verkehrsbetrieben, die dann die Güter des Versenders zu befördern haben.

Übernimmt der Spediteur auch Beförderungen und/oder Lagerungen, so ist er zugleich auch Frachtführer bzw. Verfrachter und/oder Lagerhalter. Neben dem eigentlichen Fracht- und Lagergeschäft können auch das Besorgen erforderlicher Dokumente (Frachtbriefe, Zolldeklarationen etc.), die Prüfung der Ware bei Übernahme für den Käufer sowie das Umpacken in den Aufgabenbereich des Spediteurs als klassische logistische Dienstleistungen fallen.

Wie in der unteren Abbildung zu sehen lassen sich Spediteure je nach ihrer Nähe zum Versender oder Empfänger bzw. ihrer Funktion bei der Abwicklung eines Lieferauftrags in die Arten Versandspediteur, Frachtführer und Empfangsspediteur untergliedern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2-1: Arten von Spediteuren [vgl. Drüke]

Weitere Untergliederungen lassen sich vornehmen nach:

- der vom Standort ausgehenden Spezialisierung (Grenzspediteur, Zollspediteur, Umschlagspediteur, Binnenspediteur, Seehafenspediteur)
- den vorwiegend behandelten Wirtschaftsgütern (Möbelspediteur, Bücherspediteur)
- der Art der vorwiegend ausgeführten Transporte (Paketspediteur, Expreßgutspediteur, Sammelladungsspediteur).

Vom juristischen Standpunkt aus gesehen übernimmt der Spediteur keinerlei Risiko hinsichtlich der beförderten Güter. Ein Eigentumswechsel findet erst bei Auslieferung statt. Der Spediteur ist somit lediglich für die Optimierung von TUL-Aufgaben in seiner Eigenschaft als Vermittler verantwortlich. Das Risiko für den kompletten bzw. teilweisen Ausfall der Güter bleibt beim Produzenten. Die Einbindung in die Prozesse des Produzenten erfolgt demnach nur zu einem beschränkten Teil.

2.3 Gründe für das Outsourcing von Dienstleistungen

Wie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, liegt die Übernahme von TUL-Dienstleistungen durch Speditionsnehmen bereits aus dem Grunde nahe, da diese schon mit der Bereitstellung ihrer umfangreichen, dienstleistungsspezifischen Ressourcen (Fuhrpark, Lagerhallen etc.) sowie dem Ausüben ihrer Kernkompetenzen (gestützt durch spezielles Know-How, und Erfahrung) in der Lage sind, Wettbewerbsvorteile gegenüber Eigenerbringung zu erzielen.

Bevor im Rahmen dieser Arbeit auf den inzwischen weitaus größeren Umfang des Produktportfolios moderner logistischer Dienstleister sowie dessen historische Entwicklungsgründe eingegangen wird, erscheint zunächst eine prinzipielle Betrachtung der Gründe zur Fremdvergabe (Outsourcing) von Dienstleistungen als sinnvoll. - Bilden eben diese Gründe doch die Basis für den Einbezug Dritter im Logistikbereich.

Strategische Gründe

Eine häufig genannte Begründung für das Outsourcing von Logistikdienstleistungen ist die stärkere Konzentration des Unternehmens auf seine Kernkompetenzen. Die somit bewirkte Unternehmensverschlankung bringt verschiedene positive Effekte mit sich:

Zum einen können frei werdende Ressourcen ausschließlich bzw. in deutlich größerem Umfang für solche Unternehmensfunktionen eingesetzt werden, die zur Erlangung bzw. Erhaltung von strategischen Wettbewerbsvorteilen als geeignet identifiziert sind. Erfolgsversprechende bzw. –sichernde Geschäftsfelder besitzen demnach die höchste Priorität, während alle Bereiche, in denen keine Aussicht auf eine marktführende Leistungsfähigkeit besteht, zugunsten von Externen ausgegliedert werden.

Zum anderen wird das Unternehmen als komplexes Gebilde mit schwer bzw. überhaupt nicht überschaubaren Beziehungen und Verflechtungen vereinfacht und somit übersichtlicher gestaltet. Auf diese Weise wird eine Reorganisation des Betriebes mit dem Ziel der Schaffung effizienterer Unternehmensstrukturen unterstützt bzw. erst ermöglicht.

Ein weiterer Grund ist die Steigerung der eigenen strategischen Flexibilität, also der Fähigkeit des Unternehmens, sich auf der Basis von Analysen der Wettbewerbsumwelt aus Märkten frühzeitig zurückzuziehen oder in neue Märkte einzudringen. Der oben angeführte Verschlankungseffekt mit seiner positiven Wirkung auf die Konzentration die Kernkompetenzen gestattet dem Unternehmen, sich einen besseren Informationsstand zu sichern und demnach schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Übergeordnetes Ziel des strategischen Outsourcings ist es, jedes Element der Wertschöpfungskette dahingehend zu optimieren, dass man entweder selbst die beste bzw. eine überlegene Leistung erbringt oder aber ein Dienstleister die beste bzw. zumindest eine der Eigenleistung überlegene Leistung dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Frei nach dem Motto: “Do what you can do best – outsource the rest!”

Kostenreduzierende Gründe

Die Arten der Realisierung von Einsparungspotentialen durch Fremdvergabe an logistische Dienstleister sind vielfältig. Betrachtet man das zur Verfügung gestellte Produkt (die Dienstleistung) an sich, so ist anzuführen, dass – analog zum industriellen Sektor – direkte Kostenvorteile durch einen hohen Grad an Spezialisierung / Erfahrung (Know-How) sowie durch Massenbearbeitung (Economy of Scale) seitens des Dienstleisters als Kerngeschäftsbetreibenden erzielt werden können.

Eine andere Möglichkeit der Kostenreduzierung ist die Einsparung von Personal- und Lohnnebenkosten – sofern das Lohnniveau der in Anspruch nehmenden Branche über dem der dienstleistenden Branche liegt (z.B. tägliche Versorgung von Mitarbeitern in der Pharma-Forschung mit Mittagessen durch einen Verköstigungsbetrieb).

Eine indirekte Form der Kostensenkung ergibt sich aus der Umwandlung von Fixkosten in variable Kosten. Komplexe Tätigkeiten werden als Prozesse mit konkreten Ergebnissen weitaus transparenter und vergleichbarer gemacht, was zu einem stärkeren Kostenbewusstsein – auch seitens der Mitarbeiter - sowie einer verbesserten Kalkulation führen sollte.

Leistungsbezogene Gründe

Durch Fremdvergabe von Leistungen genereller Art wird eine klare Abgrenzung der intern zu erbringenden von den extern zu beziehenden Leistungen hergestellt. Diese bietet die Basis für Vorteile, die sich in beiden Bereichen durch Spezialisierung einstellen können:

Größere Erfahrung bzw. die Beseitigung von Know-How-Defiziten (erhöhte Qualifikation) sowie der stetige Einsatz modernster Technologien führen zu einer höheren Effizienz bei den Verrichtungen, was sich in der Regel in einer höheren Qualität und kürzeren Erstellungszeiten niederschlägt. Im Ergebnis wird so eine verbesserte Leistung sowohl am Produkt als auch am Service erbracht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Rolle und Aufgaben von Logistikdienstleistern in unternehmensübergreifenden Versorgungsnetzwerken
Veranstaltung
Logistik
Note
1,7
Autoren
Jahr
2003
Seiten
51
Katalognummer
V15752
ISBN (eBook)
9783638207768
Dateigröße
2080 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Aufgaben, Logistikdienstleistern, Versorgungsnetzwerken, Logistik
Arbeit zitieren
Max Dahms (Autor:in)Rüdiger Sievers (Autor:in), 2003, Rolle und Aufgaben von Logistikdienstleistern in unternehmensübergreifenden Versorgungsnetzwerken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15752

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