Präferenzutilitarismus nach Peter Singer


Seminararbeit, 2007

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1. Einleitung

Heutzutage ist die Forschung eines der wichtigsten Güter der Menschheit. Durch die Forschung werden Probleme gelöst, die kurz zuvor noch keine Lösung besaßen. Die Bundesregierung hat, laut Bundesbericht Forschung 2006, in der letzten Legislaturperiode „zusätzliche sechs Milliarden Euro in Forschungsprojekte, die eine große Mobilisierungswirkung für Innovationen und die Märkte von morgen versprechen, investiert“. Davon entfällt ein erheblicher Teil auf die Forschung an Krankheiten, Medikamenten und dem menschlichen Körper. Beinahe wöchentlich werden neue Erkenntnisse aus der Medizin veröffentlicht. Es gibt zahlreiche umstrittene Methoden und es wird häufig über die dafür vorgesehenen Maßnahmen diskutiert. Gerade im Bereich der Forschung an Stammzellen oder Embryonen steht der wissenschaftliche Fortschritt nicht ausschließlich im Vordergrund – ethische Grundsätze und Regeln müssen berücksichtigt werden. Oft wird die Frage gestellt, in wie weit die gegebenen Richtlinien und die verwendeten Methoden ethisch vertretbar sind.

Peter Singer hat mit seiner Theorie des Präferenzutilitarismus eine ganz eigene Meinung zu diesem Thema entwickelt. In vielen Forscherkreisen wird seine Ansicht kritisiert und oft sogar als unmoralisch angesehen. Diese Arbeit soll einen Überblick über Singers Präferenzutilitarismus geben.

Zunächst wird in Kapitel 2 ein Überblick zu Peter Singer selbst und dessen Leben gegeben. In Kapitel 3 wird dann zuerst der Utilitarismus an sich beschrieben, bevor dann auf das Prinzip des Präferenzutilitarismus eingegangen wird. Im weiteren Verlauf von Kapitel 3 wird die Differenzierung der Lebewesen sowie Singers Ansicht zur menschlichen Entwicklung, d.h. zu Föten, Embryonen und Säuglingen und zum Abschluss von Kapitel 3 zu Menschen mit Behinderung aufgezeigt und beschrieben. Im abschließenden Fazit (Kapitel 4) werden die Hauptpunkte von Singers Theorie noch einmal zusammengefasst und teilweise bewertet.

2. Peter Singer

Peter Albert David Singer wurde am 6. Juli 1946 in Melbourne, Australien geboren. Er selbst hat die australische Staatsbürgerschaft, obwohl beide Elternteile aus Österreich stammten. Aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit versuchten seine Eltern dem Nationalsozialismus der Deutschen zu entkommen und wanderten 1938 von Wien nach Australien aus; seine Großeltern starben in Vernichtungslagern der Nazis.

Peter Singer studierte Jura, Geschichte und Philosophie an der Universität in Melbourne und schloss seinen Master-Studiengang 1969 mit einer Arbeit zum Thema „Why should I be moral?“ ab. Er nahm das Angebot für ein Stipendium an der Universität in Oxford an und beendete seine Studien erfolgreich mit einem Bachelor in Philosophie. Nach seinem Abschluss erhielt er eine Anstellung als Dozent in Oxford. Nach zwei Jahren nahm er eine Gastprofessur an der Universität in New York und an der La Trobe Universität an. Danach kehrte er nach Melbourne zurück, wo er von 1977-1999 Professor für Philosophie an der Monash University war. 1999 wurde er als Professor für Bioethik an das Center for Human Values der Princeton Universität berufen.

Heutzutage ist Peter Singer einer der umstrittensten Philosophen. 1975 wurde sein Buch Animal Liberation (deutscher Titel: Befreiung der Tiere) veröffentlicht. Es geht darin hauptsächlich um den moralischen Status von Tieren in der Tierrechtsbewegung. Singer beschreibt in diesem ersten literarischen Werk das Phänomen des Speziesismus. Hiermit ist die Diskriminierung und Ausbeutung von Tierarten aufgrund eines angenommenen Vorranges des Menschen gemeint. Er kommt deshalb zu dem Entschluss, dass der Vegetarismus die einzige Lebensweise ist, welche auch moralisch vertretbar ist. Aufgrund dieser Theorie wird Singer zusammen mit Tom Regan als der Begründer der modernen Tierethik gezählt. Er selbst sieht sich als radikalen Tierschützer. Trotz seiner Umstrittenheit, welche nicht nur hier zu lande zu spüren ist, wurden seine Bücher in mehr als 18 Sprachen übersetzt und er ist weltweit als Moralphilosoph bekannt.

3. Der Präferenzutilitarismus

3.1 Utilitarismus

Der Vorläufer des Präferenzutilitarismus ist der Utilitarismus, welchem eine lange Geschichte zugrunde liegt. Obwohl die erste Form des Utilitarismus schon in den Jahrhunderten vor Christus in China zu finden sind, wurde die Theorie vor allem von Jeremy Bentham (1748 - 1832) und John Stuart Mill (1806 - 1873) entwickelt und geprägt. Der lateinische Ursprung (utilitas: Nutzen) lässt erahnen, dass es bei diesem ethischen Konzept vor allem um den Nutzen einer jeden Handlung geht. In seinem Buch „ Introduction to the Principles of Morals and Legislation” erläutert Bentham den Begriff des Nutzens folgendermaßen:

“Mit dem Prinzip des Nutzens ist das Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Partei zu erhöhen oder zu vermindern, um deren Interessen es geht ... Mit 'Nutzen' ist diejenige Eigenschaft einer Sache gemeint, wodurch sie zur Schaffung von Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutem oder Glück tendiert.“[1]

Damit wird deutlich gemacht, dass in diesem Zusammenhang Nutzen und Nützlichkeit nicht dasselbe bedeuten. Der Nutzen einer Handlung wird daran gemessen, wie viel Glück bzw. Leid eine Handlung hervorruft. Das allgemeine Glück wird aus dem Glück einzelner Menschen zusammengefasst. Dies wiederum bedeutet, dass je größer die Anzahl glücklicher Menschen ist, desto größer ist das allgemeine Glück.

Allgemein könnte man dieses Prinzip also mit dem Maximum-Happiness-Principle zusammenfassen, was durch die folgende Aussage sehr zutreffend beschrieben wird: „Handle immer so, dass das größtmögliche Maß an Nutzen (bzw. Glück) entsteht.“

3.2 Das Prinzip des Präferenzutilitarismus

Wie bereits im vorigen Abschnitt erwähnt, wägt auch der Präferenzutilitarismus zwischen Freude und Leid ab. Obwohl Peter Singer sehr auf rationale Maßstäbe bedacht ist, greift er auf diese zwei subjektiv empfundenen Emotionen zurück, die objektiv nicht fassbar sind. Freude und Leid können für verschiedene Menschen von ganz unterschiedlicher Tiefe und Wertung sein. Es ist sogar möglich, dass die gleiche Situation bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Emotionen auslöst. Schließlich verknüpft er den Aspekt der Freude auch noch mit dem Vorhandensein von Interessen. Interessen können jedoch auch stark von unterschiedlichen Faktoren wie zum Beispiel Bequemlichkeit abhängen. So kann am Beispiel der Abtreibung deutlich gemacht werden, dass für Singer zum Beispiel Kosten und Arbeit als eine legitime Begründung genügen um das Leben eines Säuglings mit aussichtsloser Prognose auszulöschen.

Singer betont dabei, dass die Interessensabwägung unabhängig von Rasse, Geschlecht und Religionszugehörigkeit vorgenommen wird. Jedoch ist sie nicht unabhängig vom Gesundheitszustand eines Menschen. Dies wiederum hält er nicht für diskriminierend. Hierbei geht es um Personen und Nicht-Personen, sowie deren Interessen. Diese beiden Begriffe werden im nächsten Paragraphen genauer erläutert. An diesem Punkt bleibt nur noch anzumerken, dass Singer die Interessen von Personen stärker wertet als die von Nicht-Personen, indem er den diesen gewisse Fähigkeiten abspricht.

Das Ziel des Präferenzutilitarismus ist es, wie auch beim Utilitarismus, die Summe des Glücks zu vermehren. Der Unterschied zwischen den beiden liegt jedoch darin, dass beim Präferenzutilitarismus die Präferenz oder auch der Vorrang bzw. Vorzug von Interessen bei einer Gruppe von Lebewesen liegt. Wie schon erwähnt wird diese Differenzierung der Lebewesen, welche Singer bei seiner Theorie vornimmt, nun im folgenden Paragraphen genauer beschrieben.

[...]


[1] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Utilitarismus

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Präferenzutilitarismus nach Peter Singer
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Ethisch Philosophisches Grundlagenstudium
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V157844
ISBN (eBook)
9783640705597
ISBN (Buch)
9783640706150
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Präferenzutilitarismus, Peter, Singer
Arbeit zitieren
Stephanie Balke (Autor:in), 2007, Präferenzutilitarismus nach Peter Singer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157844

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