Determinismus, Willensfreiheit und Verantwortung

Eine Diskussion beider Begriffe unter der These des Determinismus


Magisterarbeit, 2010

66 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

DIE DIALEKTISCHE SITUATION

INDETERMINISMUS UND WILLENSFREIHEIT

DETERMINISMUS

INKOMPATIBILISMUS

DAS KONSEQUENZ-ARGMUMENT
KLASSISCHER KOMPATIBILISMUS

FREIHEIT ALS ANDERS HANDELN KÖNNEN

FRANKFURTS KOMPATIBILISMUS
FAZIT

VERNUNFTGRÜNDE - GARY WATSON

VOLITIONEN VS. DETERMINISMUS

FREIHEIT ALS KÖRPERLICHER ZUSTAND
WILLENSFREIHEIT ALS KÖRPERWAHRNEHMUNG
MENTALE AKTE
FAZIT

DETERMINISMUS UND VERANTWORTUNG

STRAWSONS IRRELVANZ-THESE
FAZIT

INKOMPATIBILISMUS II - MANIPULATIONSSZENARIEN
FAZIT

INKOMPATIBILISMUS VS. ANDERS HANDELN KÖNNEN

VOM KONSEQUENZ-ARGUMENT ZU „BREAKING THE LAWS“
FAZIT

ABSCHLIEßENDE BEMERKUNGEN

LITERATUR

Einleitung

Allgemein nehmen wir an, dass wir täglich hunderte Entscheidungen treffen - etwa, welche Schuhe wir anziehen, welche Sorte Eis wir essen oder welches Buch wir lesen. Und allgemein glauben wir auch, dass wir in jedem Fall auch eine andere Entscheidung hätten treffen können - oder nichts zu tun: „freedom consists in our being able to act or not to act, according as we all choose or will“1. Uns als frei handelnde Wesen wahrzunehmen, spielt für unser Selbstverständnis als Menschen eine wesentliche Rolle und beeinflusst nicht nur, wie wir mit anderen Menschen umgehen, sondern auch die eigene Lebensführung. Denn diese uns eigene Freiheit scheint uns nicht zuletzt dazu zu verpflichten, unsere Zukunft selbst zu gestalten und für unsere Handlungen Verantwortung zu übernehmen. Wir nehmen an, dass wir Urheber unserer Entscheidungen und damit unserer Handlungen sind - und dass wir alternative Möglichkeiten des Entscheidens haben.

Gleichzeitig glauben wir allerdings auch, dass alles, was um uns herum geschieht, auch eine Ursache2 hat. Auf diese Weise strukturieren wir unsere Wahrnehmung von der Umwelt in Verhältnissen von Ursachen und Wirkungen. Demnach geschieht nichts in der Welt, das nicht durch irgendetwas verursacht worden ist. Und eben dieser Hintergrund macht die Existenz von Willensfreiheit zweifelhaft. Denn wenn jedes Ereignis eine Ursache hat und durch diese bestimmt ist, ergibt sich daraus eine Folge von Ursachen und Wirkungen, die einem Uhrwerk gleich kommt. Doch welchen Spielraum hätten wir für unsere Handlungen in einem solchen Uhrwerk?3 Wenn es für uns immer nur eine einzige Möglichkeit geben sollte, wie wir uns entscheiden können, macht es dann Sinn, von einem freien Willen zu sprechen? Van Inwagen hat zu diesem Thema festgestellt:

„The problem of free will, I believe, confronts us philosophers with a great mystery. Under it our genius is rebuked. But confronting a mystery is no excuse for being in a muddleǤ“4

In seinem Essay „How to think about the Problem of free Will“ bringt er das zentrale Problem für die Willensfreiheit auf den Punkt:

„There are seemingly unanswerable arguments that (if they are indeed unanswerable) demonstrate that free will is incompatible with determinism. And there are seemingly unanswerable arguments that (if indeed . . . ) demonstrate that free will is incompatible with indeterminism. But if free will is incompatible both with determinism and indeterminism, the concept “free will” is incoherent, and the thing free will does not existǤ“5

Um Überblick über die Lage zu erhalten, können wir unser Problem auf einen Konflikt zwischen zwei grundlegenden Intuitionen reduzieren:

A. Wir beobachten, dass alles, was geschieht, durch Ursachen determiniert wird.
B. Wir glauben, dass es einen Unterschied zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Handlungen gibt.

Um weiter zum Kern des Problems vorzudringen, können wir diese Intuitionen weiterentwickeln. Jede der folgenden drei Annahmen erscheint für sich genommen unproblematisch. Insgesamt sind sie jedoch unverträglich, da nicht alle gleichzeitig wahr sein können.

1. Determinismus6 : Jedes Ereignis ist von einem Ereignis, das diesem
vorausgeht, kausal verursacht.
2. Willensfreiheits-These: Menschen besitzen einen freien Willen.
3. Inkompatibilismus: Die Vorstellung von einem freien Willen und die These des Determinismus schließen einander aus.

Letzten Endes wird die Frage zu stellen sein, ob wir nicht gute Gründe für ein gemäßigtes Konzept von Willensfreiheit finden können.

Die dialektische Situation

Das grundlegende Problem liegt auf der Hand: Nimmt man zwei der Sätze 1-3 an, schließt sich der verbleibende Dritte logisch aus. Daraus ergeben sich drei mögliche Standpunkte, wie freier Wille und Determinismus zusammenhängen können:

I. Indeterminismus: Die These des Determinismus ist falsch. Es gibt keine umfassende Kausalvernetzung. Einige Ereignisse - besonders solche, die im Zusammenhang mit menschlichen Handlungen stehen, sind nicht von vorhergehenden Ereignissen verursacht.
II. Inkompatibilismus: Wir besitzen keinen freien Willen. Es gibt keine freien Handlungen/Entscheidungen.
III. Kompatibilismus: Eine alles umfassende Kausalvernetzung schließt einen freien Willen nicht aus.

Eine vierte Möglichkeit wäre, das Problem als ein Scheinproblem zu identifizieren - der Begriff „Willensfreiheit“ wäre demnach inkonsistent7. Freiheit wäre danach weder mit Determinismus noch Indeterminismus vereinbar.

Im folgenden werde ich Position I kurz skizzieren und darstellen, warum ein Indeterminismus alleine keine hinreichende Bedingung für Willensfreiheit ist. Position II werde ich anschließend darstellen, damit wir verstehen, mit welchen Argumenten es ein Kompatibilist zu tun bekommt.

Ein Kompatibilist muss zeigen, dass Willensfreiheit und Determinismus miteinander verträglich sind. Ein Vertreter dieser Position behauptet, dass eine Entscheidung/Handlung auch dann frei sein kann, wenn sie von Ursachen determiniert ist, die außerhalb der Kontrolle des Handelnden liegen. Letztlich muss es dabei um die Frage gehen, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn unser menschliches Handeln und Wollen determiniert wäre.

Bevor wir in die Diskussion über die Kompatibilität von Determinismus und Willensfreiheit einsteigen, lohnt es sich, das Problem von der anderen Seite zu betrachten. Vielleicht stellt sich heraus, dass wir uns zu Unrecht Sorgen machen, da die Determinismus-These in Wahrheit falsch - oder zu hart formuliert ist. Die zentrale Frage müsste dann lauten: Welche Konsequenzen hätte es für den Begriff der Willensfreiheit, von einer undeterminierten Welt auszugehen, in der Handlungen ohne äußere Ursachen geschehen?

Indeterminismus und Willensfreiheit

Nach der Position des harten Kompatibilismus ist nicht der Determinismus, sondern der Indeterminismus mit Willensfreiheit unvereinbar. Denn aus Indeterminiertheit folgt für Handlungen nicht Freiheit, sondern Beliebigkeit. Als Erstes stünden wir vor der Aufgabe zu zeigen, dass die Welt nicht grundlegend und lückenlos durch Kausalzusammenhänge bestimmt wird. Nehmen wir der Einfachheit halber einmal an, dass diese These positiv entschieden sei.8 Würde uns alleine die Erkenntnis, dass die Welt nicht determiniert ist, ausreichen, um Willensfreiheit zu sichern?

Eine erste Antwort: Selbst wenn es Lücken in der kausalen Vernetzung der Welt geben mag - diese würden nicht dazu ausreichen, Willensfreiheit zu garantieren. Denn Indeterminismus ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Willensfreiheit9. Dies liegt an zwei Umständen:

1. Ebenen-Problem

Es ist fraglich, ob eine Nicht-Determiniertheit im Bereich von Mikrostrukturen automatisch nach sich zieht, dass auch Makrostrukturen indeterminiert sind. Es mag etwa sein, dass es im Bereich der Quantenmechanik Phänomene gibt, die sich als eine lokale Indeterminiertheit deuten lassen. Zum Beispiel, wenn ein radioaktives Atom zerfällt und dies ohne erkennbare und in der theoretischen Beschreibung nicht notwendige Ursache geschieht. Aus derartigen Phänomenen können wir nicht zwingend schließen, dass es auch in der makroskopischen Welt Ereignisse ohne Ursachen gibt. Letztlich müsste man dann zeigen, wie sich diese beiden Kategorien - die beiden unterschiedlichen Beschreibungen von Mikro- und Makrostrukturen - ineinander überführen lassen und ob etwa indeterminierte Mikrostrukturen auch eine insgesamt undeterminierte Welt nach sich ziehen. Die Unbestimmtheit auf der Quantenebene müsste also auch für die Ebene gelten, auf der das Problem der Willensfreiheit verhandelt wird.

Doch nehmen wir einmal an, dass nachgewiesen wäre, dass die gesamte Welt unbestimmt ist - dies also nicht nur auf Quantenphänomene, sondern auch auf den Bereich großer Körper zutrifft, in dem wir bisher die klassische Physik anwenden. Selbst dann müssten wir noch zeigen, dass diese Feststellung für unser Problem überhaupt erheblich ist.

Mit dem Determinismus wären wir zwar die scheinbar größte Bedrohung für die Willensfreiheits-These losgeworden. Doch ist es fraglich, ob dies uns weiterhilft. Denn wir müssten den Begriff „Freiheit“ noch positiv etablieren. Denn wir haben bisher noch nicht viel gewonnen:

„I want to point out that the indeterminism of a dice-playing God, or of probabilistic laws, fails to make room for human freedom (...) For what we want to understand is not only how we may act unpredictably and in a chancelike fashion, but how we can act deliberately and rationally (...) Indeterminism is not enoughǤ“10

Wir stehen vor dem Problem, dass wir verstehen müssen, was es heißen soll, dass eine Handlung indeterminiert ist. Und wir müssen verstehen, wie ein Mensch eine Handlung frei von Ursachen hervorbringen kann.

„Willensfreiheit“ würde in diesem Sinne bedeuten:

„the power of agents to be the ultimate creators (or originators) and sustainers of their own ends“11.

Wie verhält es sich mit der Situation, wenn nicht alles determiniert wäre?

Ließe sich durch eine Lücke im kausalen Netz der Welt ein sinnvoller Begriff von Willensfreiheit konstruieren?

Laplace ist der Meinung, dass uns auch dies nicht weiterhilft:

„ the principle of sufficient reason extends even to actions which are considered indifferent; the freest will is unable without a determinative motive to give them birth; if we assume two positions with exactly similar circumstances and find that the will is active in the one and inactive in the other, we say that its choice is an effect without a cause. It is then, says Leibnitz, the blind chance of the Epicureans. The contrary opinion is an illusion of the mind, which, losing sight of the evasive reasons of the choice of the will in indifferent things, believes that choice is determined of itself and without motivesǤ“12

Den Determinismus zurückzuweisen garantiert also nicht die Willensfreiheit, denn ein Wille, der von nichts abhängt, wäre von allen ursächlichen Zusammenhängen frei und „seine Losgelöstheit (...) würde bedeuten, dass er unabhängig wäre von ihrem Körper, ihrem Charakter, ihren Gedanken und Empfindungen, ihren Phantasien und Erinnerungen. Es wäre, mit anderen Worten, ein Wille ohne Zusammenhang mit all dem, was Sie zu einer bestimmten Person macht. In einem substantiellen Sinn des Wortes wäre er deshalb gar nicht Ihr WilleǤ“13

Also beschäftigen wir uns im Folgenden mit dem eigentlichen Thema dieser Arbeit und dem Verhältnis zwischen Willensfreiheit und der Determinismus- These. Zuerst möchte ich den Begriff „Determinismus“ näher bestimmen, um dann die zentralen Argumente der Indeterministen darstellen zu können.

Determinismus

Harter Determinismus bedeutet, dass in unserem Universum auf jeden Zustand x nur genau ein Zustand y folgt14. „Es gibt zu jedem Zeitpunkt demnach nur eine einzige, mögliche ZukunftǤ“15 Alle Ereignisse haben nach der Determinismus-These also eine Ursache und stehen in kausalen Beziehungen zueinander.

Jedem Zustand des Universums zu einem bestimmten Zeitpunkt entspricht also nur genau ein Vorgängerzustand und ein Nachfolgerzustand:

„If determinism is true then our acts are consequences of the laws of nature and events in the remote past. But it is not up to us what went on before we were born, and neither is it up to us what the laws of nature are. Therefore, the consequences of these things (including our present acts) are not up to us“16.

Das Bedrohliche an dieser These ist, dass sie auch uns selbst als Personen mit unseren Handlungen nicht von diesem Kausalgeflecht ausnimmt.

Eine vollständige Determiniertheit würde damit letzten Endes bedeuten, dass wir nicht in der Lage sind, unsere Handlungen zu kontrollieren - mit fatalen Konsequenzen:

„The sense, that we are being carried along by the universe like small pieces of flotsam (...) poses a threat to my own autonomyǤ“17

Nehmen wir an, dass unsere Handlungen Teil eines kausalen Netzes sind, dann steht auch die moralische Verantwortlichkeit einer Person für ihre Handlungen zur Disposition.

„The problem of the Freedom of the Will was the problem how to reconcile the hypothesis that minds are to be described in terms drawn from the categories of mechanics with the knowledge that higher-grade human conduct is not of a piece with the behaviour of machinesǤ“18

Denn moralische Verantwortung schreiben wir nur Akteuren für Handlungen zu, bei denen sie auch hätten anders handeln können. Auf diesen Punkt werde ich später ausführlich eingehen.

Zunächst soll es um die Frage gehen, ob wir dieser harten Variante des Determinismus folgen müssen oder ob es Möglichkeiten gibt, wie die beiden zu Beginn beschriebenen Intuitionen von einer determinierten Welt und einem freien Willen koexistieren können.

Inkompatibilismus

Mit folgendem Schluss lässt sich argumentieren, dass Determinismus und Willensfreiheit nicht miteinander kompatibel sind:

P1: Wenn der Determinismus wahr ist, dann ist jede menschliche Handlung kausal verursacht.
P2: Wenn jede Handlung kausal verursacht ist, gibt es nicht die Möglichkeit, anders handeln zu können.
P3: Freier Wille bedeutet, anders handeln zu können. P4: Der Determinismus ist wahr.
K: Niemand besitzt freien Willen

Von der logischen Form her ist der Schluss gültig. Akzeptierten wir sämtliche Prämissen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Folgerung K auch anzunehmen. Die Naturgesetze und der gegenwärtige Zustand der Welt legten dann eindeutig fest, was eine Person tun werde.

Diese Position hat William James als „Harter Determinismus“ bezeichnet:

„Old-fashioned determinism was what we may call hard determinism. It did not shrink from such words as fatality, bondage of the will, necessitation, and the like“19.

Determinismus und Willensfreiheit wären somit insofern inkompatibel, da letztlich kein freier Wille existieren könnte. Unser Lebenslauf wäre etwas, das sich notwendigerweise aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur und dem jeweiligen Zustand des Universums heraus zwingend ergibt. Jedes Detail unseres Lebens wäre dann festgeschrieben.

Nach Schopenhauer ist dies eine logische Konsequenz, wenn alles, was geschieht - vom Größten bis zum Kleinsten - notwendig geschieht:

„Sind einem gegebenen Menschen, unter gegebenen Umständen, zwei Handlungen möglich, oder nur eine? - Antwort aller Tiefdenkenden: Nur EineǤ“20 Für unser Selbstbild hätte dies weitreichende Konsequenzen. Denn, „durch das, was wir thun, erfahren wir bloß, was wir sind“21.

Schopenhauer steht in einer Reihe von harten Deterministen:

„No contingency anywhere in the universe; no indifference, no libertyǤ”22

Das Konsequenz-Argmument

Van Inwagen formuliert die Determinismus-These wie folgt:

„For every instant of time, there is a proposition that expresses the state of the world at that instant; If p and q are any propositions that express the state of the world at some instants, then the conjunction of p with the laws of nature entails q.“23

Dieses Argument hat die folgende Form24 :

P*1: Wenn der Determinismus wahr ist, folgen unsere Handlungen aus Naturgesetzen und Ereignissen der fernen Vergangenheit.

P*2: Es steht weder in unserer Macht, die Naturgesetze zu ändern noch die Ereignisse vor unserer Geburt.

K*: Also stehen auch die kausalen Konsequenzen der

Vergangenheit und der Naturgesetze nicht in unserer Macht - unsere Handlungen eingeschlossen.

Dennoch ist, wie wir sehen werden, für die Willensfreiheit damit noch nicht alles verloren. Denn es gibt verschiedene Strategien, die Schlussfolgerung K* in Frage zu stellen. Einige sind mehr, andere weniger plausibel.

Zunächst möchte ich auf Strategien eingehen, die das Problem analytisch angehen. Sie versuchen, mit einer Neubestimmung des Willensbegriffs den freien Willen zu retten. Im Folgenden werde ich exemplarisch für solche analytischen Versuche die Theorien von Harry Frankfurt und Gary Watson skizzieren. Dabei werde ich zeigen, dass nicht nur ihre beiden Versuche scheitern, sondern dass sämtliche analytische Versuche, dem Fatalismus zu entgehen, zu kurz greifen.

Klassischer Kompatibilismus

Nach klassischen Freiheitstheorien von Thomas Hobbes oder David Hume ist Willensfreiheit mit der These des Determinismus kompatibel. Denn frei zu sein bedeutet, nur das tun zu können, was man will.

„Liberty and necessity are consistent: as in the water that hath not only liberty, but a necessity of descending by the channel; so likewise in the actions which men voluntarily do, which, because they proceed their will, proceed from liberty, and yet because every act of man’s will and every desire and inclination proceedeth from some cause, and that from another cause, in a continual chain (whose first link is in the hand of God, the first of all causes), proceed from necessity.“25

Nach Thomas Hobbes bedeutet Freiheit, nicht an seinem Handeln gehindert zu werden: Ein freier Mensch ist frei, ein Gefangener ist es nicht. David Hume geht einen Schritt weiter. Für seinen Freiheitsbegriff ist gerade die kausale Verursachung einer Handlung eine notwendige Freiheits- Bedingung:

„‘Tis only upon the principles of necessity, that a person acquires any merit or demerit from his actions, however the common opinion may incline to the contraryǤ“26

Allerdings spricht Hume den Menschen letztlich die Urheberschaft ihrer Handlungen ab und zieht sich auf einen theologischen Standpunkt zurück:

„The ultimate author of all our volitions is the creator of the world, who first bestowed motion on this immense machine (...) human actions, therefore, either can have no moral turpitude at all (...) or, if they have any turpitude, they must involve our Creator in the same guilt, while he is acknowledged to be their ultimate cause and authorǤ“27

Die Pointe für Hume besteht darin, dass Handlungen auf die richtige Art verursacht sein müssen, um als frei gelten zu können - nämlich durch innere, mentale Ursachen.

[...]


1 Locke, S. 118: Nach Locke ist eine Handlung frei, wenn sie in Übereinstimmung mit unseren Wünschen und Präferenzen geschieht. Die Wünsche und Präferenzen sind hingegen determiniert.

2 Im Laufe unserer Kulturgeschichte hat sich das Verständnis solcher Ursachen

unterschiedlich ausgedrückt: Heute ist es durch das deterministische Weltbild der klassischen Physik geprägt. Im Mittelalter fragte man sich, ob Willensfreiheit mit der Allmacht eines absolut mächtigen und allwissenden Gottes vereinbar sei, in der Antike stellte sich die Frage nach der Vereinbarkeit mit einem alles bestimmenden Schicksal.

4 Van Inwagen, 2008, S. 340

5 Ebd. S. 327

6 Für diese Arbeit macht es keinen Unterschied, ob wir von einem allgemeinen

Determinismus ausgehen oder lokale deterministische Systeme annehmen. Nach Aussage der meisten Wissenschaftler ist das Gehirn ein solches System. Dennoch bleibt der Determinismus eine These, die empirisch nicht überprüfbar ist (Popper, 1982).

7 Strawson G., 1986

8 Sei es durch Philosophen, Physiker oder auf andere Weise.

9 Popper, S. 127

10 Popper, S. 126

11 Kane, S. 2

12 Laplace, S. 3

13 Bieri, S. 204

14 Van Inwagen, 1983, S. 58 ff.

15 Bieri, S.16

16 Van Inwagen, 1983, S. 16

17 Nagel, S.112

18 Ryle, S. 20

19 James, S. 149

20 Schopenhauer, S. 61

21 Ebd., S. 62

22 Hume, 1758, S. 92

23 Van Inwagen, 1983, S. 65

24 Ebd., S. 56

25 Hobbes, S. 146

26 Hume, 1739, S. 83

27 Hume, 1758, S. 92

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Determinismus, Willensfreiheit und Verantwortung
Untertitel
Eine Diskussion beider Begriffe unter der These des Determinismus
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Autor
Jahr
2010
Seiten
66
Katalognummer
V163372
ISBN (eBook)
9783640781867
ISBN (Buch)
9783640781966
Dateigröße
1005 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Determinismus, Willensfreiheit, Philosophy of mind
Arbeit zitieren
Bastian Klein (Autor:in), 2010, Determinismus, Willensfreiheit und Verantwortung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163372

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