Sei es eine geplante Weltreise, die Anschaffung eines neuen Autos, der Erwerb oder die Renovierung des Eigenheims, die Finanzierung der Ausbildung der eigenen Kinder in der Zukunft, der vorgezogene Ruhestand oder die Vorsorge für das Alter: Das Erreichen vieler Lebensziele, die die Menschen in unserer Gesellschaft verfolgen, ist unmittelbar an die Verfügbarkeit seines Kapitalstocks bzw. von (Geld-)Vermögen gekoppelt.
Es verwundert daher wenig, dass Geld ein Thema ist „über das alle reden“ und ebenso wenig, dass die Menschen bereit sind, einen großen Teil ihres Lebens dem Gelderwerb hinzugeben. Der Reiz des Geldes liegt folglich nicht am materiellen Wert des Geldes an sich, sondern an den Möglichkeiten, den Spielräumen und den (Entscheidungs-)Freiheiten, die es seinem Besitzer eröffnet.
Aus volkswirtschaftlicher Perspektive betrachtet, erfüllt Geld drei wesentliche Funktionen: [...]
INHALTSVERZEICHNIS:
1. Problemstellung
1.1 Die Bedeutung privater Kapitalanlagen
1.2 Zentrale Eigenschaften von Kapitalanlagen
1.3 Der Einfluss der Besteuerung auf den Anlageerfolg
2. Aufbau und Vorgehensweise der Arbeit
3. Die Abgeltungsteuer
3.1 Hintergrund der Abgeltungsteuer
3.2 Anwendungsbereich und Wirkungsweise der Abgeltungsteuer
4. Ausgewählte Kapitalanlagen aus steuerlicher Perspektive
4.1 Einfache Sparanlagen
4.1.1 Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch und Sparbrief als Kapitalanlage
4.1.2 Steuerliche Belastungen von einfachen Sparanlagen
4.2 Anleihen
4.2.1 Anleihen als Kapitalanlage
4.2.2 Steuerliche Belastungen von Kapitalanlagen in Anleihen
4.3 Zertifikate
4.3.1 Zertifikate als Kapitalanlage
4.3.2 Steuerliche Belastungen von Kapitalanlagen in Zertifikaten
4.4 Aktien
4.4.1 Aktien als Kapitalanlage
4.4.2 Steuerliche Belastungen von Kapitalanlagen in Aktien
4.5 Offene Investmentfonds
4.5.1 Offene Investmentfonds als Kapitalanlage
4.5.2 Steuerliche Belastungen von Kapitalanlagen in offenen Investmentfonds
4.6 Immobilien
4.6.1 Immobilien als Kapitalanlage
4.6.2 Steuerliche Belastungen von direkten Immobilieninvestitionen
4.6.3 Steuerliche Belastungen von offenen Immobilienfonds
4.7 Geschlossene Immobilien- und Schiffsfonds
4.7.1 Geschlossene Fonds als Kapitalanlage
4.7.2 Steuerliche Belastungen von Geschlossenen Immobilienfonds
4.7.3 Steuerliche Belastungen von Schiffsfonds
4.8 Kapitallebens- und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht
4.8.1 Kapitallebens- und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht als Kapitalanlage
4.8.2 Steuerliche Belastungen von Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht
4.9 Physische Sachwerte und Fremdwährungsguthaben
4.9.1 Kapitalanlagen in physischen Sachwerten und Fremdwährungsguthaben
4.9.1 Kapitalanlagen in physische Sachwerte und Fremdwährungsguthaben aus steuerlicher Perspektive
5 Zusammenfassung und Fazit der Arbeit
ABBILDUNGSVERZEICHNIS:
Abbildung 1: Das magische Dreieck der Kapitalanlage
Abbildung 2: Das magische Vieleck der Kapitalanlagen
Abbildung 3: Rendite-Steuer-Fokus im magischen Vieleck
Abbildung 4: Vergleich von Wertentwicklungen in verschiedenen Steuerszenarien
Abbildung 5: Systematik des Anwendungsbereichs der Abgeltungsteuer
Abbildung 6: Berechnung des Gewinns einer Kapitalanlage
Abbildung 7: Vergleich von Nachsteuerrenditen einfacher Zinsanlagen mit Sparer-Pauschbetrag
Abbildung 8: Vergleich von Nachsteuerrenditen einfacher Zinsanlagen ohne Sparer-Pauschbetrag
Abbildung 9: Steuerbelastung des "normalen" Sparbriefs
Abbildung 10: Steuerbelastung des aufgezinsten Sparbriefs
Abbildung 11: Fiktive Quellensteueranrechnung für Zinsen und Dividenden
Abbildung 12: Laufende Verzinsung nach Steuern mit und ohne fiktive Quellensteueranrechnung
Abbildung 13: Aufteilung des Zertifikatemarktes nach Produktkategorien
Abbildung 14: Steuerliche Behandlung von Zertifikaten in der Übergangszeit zur Abgeltungsteuer
Abbildung 15: Besteuerungen von Dividenden nach neuer und alter Rechtslage (Grenzbetrachtung)
Abbildung 16: Besteuerung von Aktien-Kursgewinnen nach neuer und alter Rechtslage
Abbildung 17: Abgeltungsteuer und Teileinkünfteverfahren im Vergleich
Abbildung 18: Belastungsvergleich Teileinkünfteverfahren vs. Abgeltungsteuer
Abbildung 19: Besteuerungsvergleich ausschüttende und thesaurierende Investmentfonds
Abbildung 20: Berechnungsschema für laufende Nachsteuer-Verzinsung von vermieteten Immobilien
Abbildung 21: Besteuerung von Immobilienveräußerungen bei Haltedauer >10 Jahre
Abbildung 22: Besteuerung von Immobilienveräußerungen bei Haltedauer <10 Jahre
Abbildung 23: Schiffsgrößenabhängige "Pauschalgewinnfaktoren" zur Tonnagesteuerberechnung
Abbildung 24: Besteuerung von Gewinnen aus Versicherungen im Vergleich
Abbildung 25: Kapitalanlagen im steuerlichen Attraktivitätsvergleich
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
LITERATURVERZEICHNIS:
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Stiftung Warentest (Hrsg.): Finanztest 01/2010. Berlin, 2010.
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http://www.handelsblatt.com/finanzen/zertifikate-nachrichten/zertifikate-transparenz-ist-nicht-alles;2342458, 23.03.2010
http://www.helaba.de/de/misc/Download/StrukturierteProdukte/Aktienprodukte/AktienanleiheCommerzbank032010Flyer.pdf, 25.02.2010.
https://www.ing-diba.de/sparen/, 03.03.2010
http://www.kanam-grund.de/index.php?id=958, 15.03.2010
http://www.online-artikel.de/article/platzierungsvolumen-bei-geschlossenen-fonds-2009-stark-geschrumpft-38778-1.html, 20.03.2010.
http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/aktienarten/aktienarten.htm, 05.03.2010
www.zweitmarkt.de, 10.03.2010
Geld: etwas, das nur kurz in deiner Tasche halt macht auf dem Weg zum Finanzamt. (unbekannt)
1. Problemstellung
1.1 Die Bedeutung privater Kapitalanlagen
Sei es eine geplante Weltreise, die Anschaffung eines neuen Autos, der Erwerb oder die Renovierung des Eigenheims, die Finanzierung der Ausbildung der eigenen Kinder in der Zukunft, der vorgezogene Ruhestand oder die Vorsorge für das Alter: Das Erreichen vieler Lebensziele, die die Menschen in unserer Gesellschaft verfolgen, ist unmittelbar an die Verfügbarkeit seines Kapitalstocks bzw. von (Geld-)Vermögen gekoppelt.
Es verwundert daher wenig, dass Geld ein Thema ist „über das alle reden“[1] und ebenso wenig, dass die Menschen bereit sind, einen großen Teil ihres Lebens dem Gelderwerb hinzugeben.[2] Der Reiz des Geldes liegt folglich nicht am materiellen Wert des Geldes an sich, sondern an den Möglichkeiten, den Spielräumen und den (Entscheidungs-)Freiheiten, die es seinem Besitzer eröffnet.
Aus volkswirtschaftlicher Perspektive betrachtet, erfüllt Geld drei wesentliche Funktionen[3]: Es dient einerseits als Zahlungs- bzw. als Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen. Andererseits dient es als Wertmaßstab bzw. als Recheneinheit, die es erlaubt „den Wert aller Güter in Einheiten derselben Bezugsgröße auszudrücken und dadurch vergleichbar zu machen.“[4]
Die dritte Funktion des Geldes ist seine Fähigkeit, geschaffene bzw. verdiente Werte zeitlich aufzubewahren bzw. zu sparen um sie in der Zukunft nutzbar zu machen. An diese Sparfunktion des Geldes knüpfen unmittelbar die eingangs erwähnten Wünsche und Lebensträume der Menschen an, für deren Erfüllung in der Zukunft bereits heute vorgesorgt werden soll, indem verfügbares Vermögen durch Konsumverzicht zu Gunsten späterer Ziele zurückgelegt wird.
Das zentrale Medium zum Erreichen dieser Ziele stellen Kapitalanlagen dar. „Kapitalanlagen sind auch als Geld- oder Vermögensanlagen bekannt und meinen die Investition von Vermögen (Geld, Kapital) in ein entsprechendes Finanzprodukt- oder objekt mit dem Ziel, die Bargeldhaltung zu mindern und das Vermögen wertmäßig anwachsen zu lassen. Dabei differenziert man diverse Formen der Kapitalanlage.“[5]
Für den Anleger ist die Wahl der für ihn richtigen Kapitalanlage zum Erreichen seiner Ziele von entscheidender Bedeutung. Dabei kommt es in der Regel nicht darauf an, lediglich eine geeignete Kapitalanlage zu finden, vielmehr ist es erforderlich eine auf die Bedürfnisse des Anlegers zugeschnittene und entsprechend gewichtete Kombination einzelner Anlagen zu einem Portfolio zu finden.
Für beide Zwecke – Einzelanlage oder Portfoliobildung – ist es erforderlich, die Eigenschaften einzelner Kapitalanlagen mit den Zielen des Anlegers abzugleichen und dabei sämtliche Eigenschaften der einzelnen Kapitalanlage zu berücksichtigen.
1.2 Zentrale Eigenschaften von Kapitalanlagen
Ohne Berücksichtigung der Produkte der Altersvorsorge steht dem Anleger mit einfachen Sparanlagen, Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Zertifikaten, Immobilien(fonds), Rohstoffen, Edelmetallen, Schiffsbeteiligungen, Private Equity Fonds und weiteren alternativen Investments gegenwärtig eine große Bandbreite an Anlagemöglichkeiten zur Verfügung, von denen jede einzelne Form noch über zahlreiche Unterarten verfügt.
So kann beispielsweise innerhalb der von deutschen Emittenten begebenen Anleihen unterschieden werden zwischen (inflationsindexierten und nicht-indexierten) Staatsanleihen, Länderanleihen und Kommunalobligationen, Unternehmensanleihen sowie zwischen unbesicherten Anleihen einerseits und besicherten öffentlichen Pfandbriefen und Hypothekenpfandbriefen (Covered Bonds) andererseits, die zuletzt durch die neuen staatlich garantierten Anleihen enorme Konkurrenz erfahren haben.[6] Eine Unterscheidung nach dem Kupon legt eine Einteilung in Zerobonds, fest- oder variabel verzinsliche, niedrig verzinsliche oder hochverzinste Anleihen nahe.
Eine analoge Vielfalt an individuellen Instrumenten und Gestaltungsvarianten lässt sich bei differenzierter Betrachtung auch hinter den anderen genannten Anlageformen erkennen. Insbesondere im Bereich der Zertifikate ist das Angebot so vielseitig und damit auch intransparent, dass die Produkte und ihre Emittenten zunehmender Kritik ausgesetzt sind.[7]
Eine sinnvolle Unterscheidung und Einordnung von Kapitalanlagen kann aufgrund des Angebotsreichtums nur anhand von Kriterien geleitet erfolgen bzw. anhand der Bestimmung von wesentlichen Charakteristika der Kapitalanlagen.
Das gängigste Differenzierungskriterium ist dabei die Unterscheidung der Kapitalanlagen nach den Aspekten Rendite, Risiko und Liquidität bzw. Liquidierbarkeit innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Das magische Dreieck der Kapitalanlage[8]
Dabei gilt der elementare Zusammenhang, dass eine positive Korrelation zwischen Risiko und Rendite besteht. Kapitalanlagen, die dem Anleger eine hohe Rendite in Aussicht stellen (z.B. Small Cap Aktien), werden im Gegenzug auch eine höhere Volatilität bzw. höhere Verlustrisiken beinhalten, als Anlagen, die entsprechend geringere Erträge versprechen (z.B. Staatsanleihen). Im Umkehrschluss gehen mit niedriger Risikobereitschaft auch entsprechend niedrige Renditeerwartungen einher.
Neben dem Zusammenhang von Rendite und Risiko ist auch das Verhältnis von Rendite und Liquidierbarkeit zu berücksichtigen: In der Regel muss für höhere Renditen eine schlechtere Liquidierbarkeit (z.B. bei geschlossenen Fonds) in Kauf genommen werden. Dagegen werden leicht liquidierbare Anlagen (z.B. Geldmarktpapiere) eine geringere Rendite erwirtschaften.
Das hier aufgezeigte magische Dreieck der Vermögensanlage wird dem Leser der von Banken und Sparkassen überreichten „Basisinformationen zur
Vermögensanlage in Wertpapieren“[9] als vermeintlich hilfreiches Erklärungstool für Funktionszusammenhänge von Kapitalanlagen an die Hand gegeben.
Dabei wird nur auf die „großen“ Faktoren Rendite, Risiko und Liquidität abgestellt und nicht berücksichtigt, dass für die Klassifizierung von Anlageklassen weitere Merkmale von Bedeutung sind.
Schlotthauer führt an, dass als Beurteilungskriterien zur Bildung von Anlageklassen auch die Teilbarkeit, die Mühewaltung und die Portabilität wichtige Beurteilungskriterien sind.[10] Weiterhin regt er an, bei der Klassifizierung zusätzlich nach Transaktionskosten, nach der Art und dem Umfang der Besteuerung und den erzielbaren Nachsteuerrenditen zu unterscheiden.
In der Summe zeigt sich das folgende, umfassendere Spannungsfeld von Beurteilungskriterien zur Klassifizierung von Kapitalanlagen, bei dem schematisch der vermeintliche Hauptzusammenhang von Rendite, Risiko und Liquidität angedeutet wird, aber auch die weiteren relevanten Kriterien Transaktionskosten, Portabilität, Steuerbelastung, Mühewaltung und Teilbarkeit eine angemessene Berücksichtigung finden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Das magische Vieleck der Kapitalanlagen[11]
1.3 Der Einfluss der Besteuerung auf den Anlageerfolg
Im Rahmen dieser Arbeit liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf dem Aspekt der Steuerbelastung, denen die verschiedenen Kapitalanlagen für Privatanleger ausgesetzt sind.
Obgleich Steuern im so genannten magischen Dreieck gar nicht berücksichtigt werden und auch im oben entwickelten Vieleck nur eines von acht Beurteilungskriterien darstellen, sollte der Einfluss der Besteuerung auf den Erfolg einer Kapitalanlage aus den folgenden beiden Hauptgründen nicht unbeachtet bleiben: Einerseits ergeben sich zwischen Vor- und Nachsteuerrenditen bei den meisten Kapitalanlagen beträchtliche Unterschiede und andererseits verschiebt sich die relative Attraktivität von Kapitalanlagen zueinander aufgrund unterschiedlicher Besteuerungsverfahren bzw. unterschiedlicher Steuersätze.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Rendite-Steuer-Fokus im magischen Vieleck[12]
Das folgende Beispiel veranschaulicht beide Gesichtspunkte, indem es erstens aufzeigt, welche Renditeunterschiede sich grundsätzlich durch die Beachtung der Besteuerung ergeben und andererseits verdeutlicht, inwiefern sich die Attraktivität einer Anlageklasse dadurch verändern kann, dass sich das Besteuerungsverfahren ändert bzw. ein gänzlich neues Verfahren zur Anwendung kommt.
Unterstellt wird, dass ein Anleger für 20.000 € eine Aktie erwirbt, die einen jährlichen Wertzuwachs von 8% erzielt. Dabei wird angenommen, dass die Aktie 10 Jahre lang gehalten wird und der Wertzuwachs allein aus Dividenden besteht, während der Kurs der Aktie unverändert bleibt. Die vereinnahmten Dividenden werden sofort reinvestiert. Anfallende Kostenbelastungen werden bewusst vernachlässigt, um ausschließlich die aus der Besteuerung resultierenden Effekte darzustellen.[13] Der persönliche Steuersatz des Anlegers soll 25% betragen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Vergleich von Wertentwicklungen in verschiedenen Steuerszenarien[14]
Unter der Annahme, dass Wertzuwächse keiner Besteuerung unterlägen, ergäbe sich am Ende der 10 Jahre eine Gesamtrendite von 115,89%, was einem Rückzahlungsbetrag von 43.178,50 € entspräche.
Diese Betrachtung der Rendite ohne Steuerbelastungen ist die von den Emittenten von Wertpapieren in der Regel praktizierte Vorgehensweise.[15] Selbst unter den Ausführungen zum Thema „Das sollten Sie beachten“ wird in den Werbeunterlagen häufig kein Hinweis auf die steuerlichen Aspekte der Anlage gegeben. Die strikte Trennung zwischen den Kapitalanlagen und den darauf anfallenden Steuern dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Emittenten unterstellen, die Besteuerung sei eine von den individuellen Verhältnissen des Anlegers abhängige „Friktion der Kapitalanlage“[16].
Seit Einführung der Abgeltungsteuer zum 01.01.2009 (siehe Kapitel 3) ist diese Annahme jedoch nur noch bedingt zutreffend. Bezogen auf das obige Beispiel ist daher die Spalte in der Regel anzuwenden, in der jährlich von der Dividende die Abgeltungsteuer (25%) zuzüglich Solidaritätszuschlag (5,50% auf die Abgeltungsteuer) abgeführt wird. In diesem Szenario verbleibt ein Endbetrag von 35.448,34 €, was einer Gesamtrendite von 77,24% entspricht. Gegenüber der Betrachtung ohne Steuerbelastung ergibt sich damit in der Kalkulation nach Steuern eine um immerhin 38,65 Prozentpunkte geringere Performance.
Der Vergleich von Abgeltungsteuer und dem abgeschafften Halbeinkünfteverfahren zeigt auf, inwiefern sich die Attraktivität einer Kapitalanlage durch neue Besteuerungskonzepte verändern kann. Vor Einführung der Abgeltungsteuer unterlagen Gewinnanteile aus Kapitalgesellschaften dem Halbeinkünfteverfahren. Demnach waren „Gewinnanteile und sonstige Bezüge aus Kapitalgesellschaften bei Zufluss vor 2009 nur in Höhe von 50% mit dem persönlichen Steuersatz des Anlegers steuerpflichtig.“[17] Folglich konnten die anderen 50% der Dividende steuerfrei vereinnahmt werden.
Es zeigt sich, dass sich unter Anwendung des Halbeinkünfteverfahrens und einem der Abgeltungsteuer äquivalenten Steuersatz des Anlegers von 25% eine Gesamtperformance von 95,71% bzw. ein Rückzahlungsbetrag von 39.142 € ergibt. Durch die Anwendung der Abgeltungsteuer resultiert ein Renditenachteil von 18,47 Prozentpunkten (95,71% versus 77,24%).
Es zeigt sich anhand dieses Vergleichs, dass die relative Attraktivität einer Kapitalanlage auch davon abhängig ist, welches Besteuerungskonzept zur Anwendung kommt. In diesem Fall haben Aktien aufgrund der höheren Belastung ihrer laufenden Erträge durch die Abgeltungsteuer an Attraktivität gegenüber der alten Besteuerung nach dem Halbeinkünfteverfahren verloren.
2. Aufbau und Vorgehensweise der Arbeit
Nach der bereits erfolgten Einführung in das Thema und der Darstellung der Bedeutung der Besteuerung von Kapitalanlagen, wird das nachfolgende Kapitel dem Thema Abgeltungsteuer gewidmet. Da der Großteil der gängigen Kapitalanlagen steuerlich Einkünfte aus Kapitalvermögen erzielt und damit der Abgeltungsteuer unterliegt, ist ein Verständnis ihrer Funktionsweise und ihrer Besteuerungsfolgen von elementarer Bedeutung für das Verständnis der Analysen in dieser Arbeit.
Im Anschluss an den Abschnitt zur Abgeltungsteuer folgt der Hauptteil der Arbeit, indem schrittweise die bedeutendsten Kapitalanlagen zunächst jeweils in ihren Grundzügen dargestellt werden und anschließend die steuerliche Situation der jeweiligen Kapitalanlage betrachtet wird. Hierbei findet nicht nur die Abgeltungsteuer Beachtung, sondern in Abhängigkeit von der jeweiligen Anlageklasse werden (auch) andere relevante Steuern (z.B. Tonnagesteuer, Grunderwerbsteuer) und ihr Einfluss auf die Kapitalanlage betrachtet. In einer Wertung wird jeweils festgestellt, inwiefern sich die Attraktivität der Kapitalanlage durch ihre steuerlichen Belastungen verändert. Dabei werden – sofern möglich – innerhalb einer Anlageklasse verschiedene Varianten miteinander verglichen und im Falle unterschiedlicher Besteuerungen die Attraktivitätsunterschiede herausgearbeitet. Insgesamt werden mit Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Zertifikaten, Kapitalanlagen in Immobilien(fonds) sowie verschiedenen Beteiligungsmodellen, Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht sowie Investitionen in physische Sachwerte und Fremdwährungsguthaben die gegenwärtig wesentlichen Kapitalanlageinstrumente in die Betrachtung einbezogen.
Am Ende der Arbeit werden die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammengetragen und in einem Fazit festgehalten.
3. Die Abgeltungsteuer
3.1 Hintergrund der Abgeltungsteuer
Die Abgeltungsteuer wurde im Rahmen der Unternehmenssteuerreform 2008 beschlossen. Nachdem der Entwurf den Bundesrat am 06.07.2007 passierte, ist das Gesetz zum 01.01.2008 in Kraft getreten. Dabei ist derjenige Teil der Reform, der sich auf die Besteuerung der Unternehmen bezieht, zum 01.01.2008 wirksam geworden, während der andere Reformteil, der die Besteuerung der Kapitalanlagen im Privatvermögen behandelt, erst seit dem 01.01.2009 Anwendung findet.[18]
Die Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen im Privatvermögen wurde dabei so grundlegend geändert, dass für den Kapitalanleger zu diesem Zeitpunkt ein neues Besteuerungszeitalter begonnen hat.[19] „Hintergrund für diese Neuregelung ist das Anliegen des Gesetzgebers, der Kapitalflucht ins Ausland entgegen zu wirken und die Besteuerung der Einkünfte aus Kapitalvermögen in Deutschland zu sichern.“[20] Konkret erhofft man sich, dass im Ausland angelegte Gelder durch die Vorteile der neuen Kapitalertragsteuer mit einem einheitlichen Steuersatz wieder nach Deutschland zurück geholt werden können.
Die Abgeltungsteuer ist keine eigenständige oder neue Steuerart, sondern es handelt sich dabei um eine Erhebungsform der Einkommensteuer, die – analog der Lohnsteuer – direkt an der Quelle abgezogen wird. Die Bezeichnung „Abgeltungsteuer“ ist dabei lediglich der im allgemeinen Sprachgebrauch verwandte Begriff, da die Einkommensteuerschuld auf den Kapitalertrag mit dem Abzug an der Quelle abgegolten wird. Im Sinne des Einkommensteuergesetzes handelt es sich bei der Abgeltungsteuer um die Kapitalertragsteuer.[21]
Deutschland nähert sich mit der Einführung an den europäischen Standard der privaten Kapitalanlagebesteuerung an. So erheben innerhalb der Europäischen Union mit Belgien, Bulgarien, Finnland, Griechenland, Irland, Italien, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, der Slowakei und Tschechien gleich 14 Staaten eine der Abgeltungsteuer vergleichbare Steuer bei Zinsen und/oder Dividenden an.[22]
[...]
[1] Weber in: Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2008), S.4.
[2] vgl. http://www.geld-welten.de/grundlagen/grundlagen-der-geldanlage/bedeutung-geld.html, 14.02.2010.
[3] vgl. Mankiw 2003, S.54ff.
[4] Reischle in: Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2008), S.12.
[5] http://www.finanz-lexikon.de/kapitalanlage_41.html, 20.02.2010.
[6] vgl. http://www.boerse-go.de/nachricht/Ausblick-2009-staatlich-garantierte-Anleihen-laufen-Covered-Bonds-den-Rang-ab,a1100051.html, 20.02.2010.
[7] vgl. http://www.handelsblatt.com/finanzen/zertifikate-nachrichten/transparenz-zertifikate-branche-rechnet-mit-neuen-regeln;2530503, 20.02.2010.
[8] Bruns/Meyer-Bullerdiek (2008), S.1.
[9] Basisinformationen, über Vermögensanlage in Wertpapieren (2008), S.10.
[10] Schlotthauer (2009), Anhang Seminarunterlagen „Kapitalanlagen“.
[11] eigene Darstellung.
[12] eigene Darstellung.
[13] Beispiel in Anlehnung an: http://www.cecu.de/1012+M5099e0ce464.html, 22.02.2010.
[14] eigene Darstellung.
[15] vgl. beispielhaft http://www.helaba.de/de/misc/Download/StrukturierteProdukte/Aktienprodukte/AktienanleiheCommerzbank032010Flyer.pdf, 25.02.2010.
[16] Bruns/Meyer Bullerdiek (2003), S.2.
[17] Ashauer-Moll/Rösch (2008), S.25.
[18] vgl. Gstädtner (2008), S.6.
[19] vgl. Götzenberger (2009), S.17.
[20] Ashauer-Moll/Rösch (2008), S.17.
[21] vgl. §43 EStG.
[22] vgl. Bundestag Drucksache 16/4714 vom 19.02.2007.
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