Psychologie für die Schulpraxis - Leistung, Leistungsmotivation und Leistungsprobleme


Essay, 2008

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Psychologie für die Schulpraxis: Leistung, Leistungsmotivation und Leistungsprobleme

Frage 1:

Ihre Schüler st öhnen, dass Sie ihnen einen so komplexen Text zur Vorbereitung der nächsten Klassenarbeit gegeben haben. Welche Tipps k önnen Sie den Schülern geben/ welche Methoden k önnen Sie Ihnen vorstellen, um eine komplexe Information so aufzuarbeiten, dass das Wesentliche leichter behalten werden kann?

Um Schüler zum Lernen für eine Klassenarbeit zu motivieren, dessen Inhalt zudem noch schwer verständlich oder sehr umfangreich ist, muss der Lehrer selbst einen motivierenden Eindruck machen. Es ist nur möglich Schüler zu überzeugen, dass gewisse Themen spannend und interessant sind, wenn man dies den Schülern auch zeigt und selber interessiert ist. Motivation und Interesse sind zwar nicht allein die ausschlaggebenden Punkte, um vernünftig lernen zu können, jedoch sind sie positive Einflussfaktoren für das Lernverhalten und die Einstellung zum Lernen. Nach dem ertönenden Stöhnen der Klasse würde ich als Lehrer versuchen einen Ansporn in die Klasse zu bringen. Ich würde betonen, dass ihre Sorge, den Text womöglich nicht verstehen zu können oder den relevanten Inhalt nicht herauszufinden, unbegründet sei. Es wird kein Text vorliegen, der nicht dem Niveau der Klassenstufe entspricht, demnach wird der Inhalt auch nicht über dem Niveau der Schüler liegen. Mein Tipp an die Schüler ist nun, Schritt für Schritt an den Text zu gehen und sich langsam vorzuarbeiten. Eventuell sind Unterpunkte bzw. verschiedene Überschriften markiert, an die sich gehalten werden kann. Ist dies nicht der Fall, soll versucht werden, sich beim erstmaligen Lesen inhaltliche Abschnitte zu markieren und daraus eigene Unterpunkte zu gestalten. Ich würde die Schüler ermutigen, dass sie fähig sind, einen solch komplexen Text, der eventuell nur auf dem ersten Blick komplex wirkt, durchzuarbeiten. Methodisch könnten die Schüler wie folgt vorgehen: Nachdem die ersten Sinnblöcke eingeteilt wurden, soll jedes „Kapitel“, wenn nötig, mehrere Male gelesen werden. Während des Lesens sollen sich die Schüler darauf konzentrieren, was denn nun eigentlich die Hauptaussage des Textes ist. Lässt sich der Text in einem oder zwei Sätzen zusammenfassen? Die Schüler sollen sich nicht von langen Sätzen, Fachwörtern oder schwieriger Ausdrucksweise irritieren lassen, bei Fragen besteht die Möglichkeit den Lehrer oder die Eltern zu fragen. Nachdem stichpunktartig festgehalten wurde, um was für Schwerpunkte es sich in dem Text handelt, kann dies in den folgenden Kapiteln ebenfalls versucht werden. Außerdem könnte eine Hilfestellung sein, dass neue Informationen, die sie lesen, auf bereits bestehendes Wissen bezogen werden. Die Schüler verknüpfen neue mit alten Informationen und können sich Neues besser merken. Dieses Verbinden von neuem und altem Wissen sowie das Reduzieren auf Kernsätze nennt man reduktive Kodierung.

Nachdem auf dem Zettel nun lediglich die Kernsätze oder Zusammenfassungen des Textes stehen sollten (oder ansatzweise), hat der Schüler vermutlich die klausurrelevanten Themen bereits vor sich liegen. Um sich die Kernsätze nun einzuprägen, sollten seine Mitschriften nicht einfach auswendig gelernt werden, da dies nur einen kurzen Effekt hätte, sondern versucht werden, zu jeder Kernaussage einen Punkt zu finden, den man auf ein Beispiel beziehen kann. Demnach kann sich der Schüler leichter Informationen einprägen, da er ihnen einen eigenen Sinn gibt und persönliche Bezüge herstellt. Diese Methode ist jedoch nicht immer möglich, da es schwer ist, zu jeder Aussage Sinnbezüge herzustellen. Sollte es dennoch möglich sein, werden Verankerungen im Gedächtnis aktiviert, die für das Behalten von Informationen relevant sind. Mein Motto ist also: Das Lernen langsam angehen, „Schritt für Schritt“ vorgehen und sich nicht durch ein komplexes äußeres Erscheinungsbild irritieren lassen!

Frage 2:

In Ihrer Klasse ist ein Schüler, der durch ständige Zwischenrufe sehr den Unterricht st ört. Sie ermahnen ihn in jeder Stunde viele Male, doch er stellt das Verhalten nicht ein. Ein Teil der Klasse ist amüsiertüber ihre ständigen Auseinandersetzungen mit dem Schüler, Sie brauchen nach jeder St örung so einige Minuten, um wieder Ruhe in der Klasse herzustellen. Welche Ursachen für das Verhalten des Schülers k önnten Sie annehmen? Welche Maß nahmen, vor allem auf der Basis pädagogischer Verhaltensmodifikation/ der Lerntheorien, k önnten Sie ansetzen, um das Verhalten des Schülers positiv zu beeinflussen und/ oder die St örung zu unterbinden?

Ein Schüler einer Klasse kann aus vielen verschiedenen Gründen die Absicht haben den Unterricht durch Zwischenrufe zu stören. Besonders im Alter der Pubertät beginnt, meist bei den Jungen, ein Verhalten, welches durch Lautstärke, Zwischenrufe und andere Störungen geprägt ist. Ein Lehrer kann auf dieses Verhalten unterschiedlich reagieren und folglich auch verschiedene Reaktionen hervorrufen. Diese Reaktionen, sei es die Reaktion des störenden Schülers oder auch das der gesamten Klasse, kann sich für den Moment, aber auch langfristig bemerkbar machen. Wenn es sich bei den Zwischenrufen des Schülers um Antworten auf Fragen handelt und er mit diesen somit den anderen Mitschülern der Klasse die Möglichkeit nimmt, die richtige Antwort zu nennen, kann das auf folgenden Gründe zurückzuführen sein: Der Schüler könnte das Gefühl haben, zu selten von seinem Lehrer drangenommen zu werden, um seine Antwort oder seine Idee zu äußern. Er könnte sich aufgrund dieses Gefühls dazu entschlossen haben, die Wortmeldungen einzustellen und die Antworten rücksichtslos in den Klassenraum zu werfen, damit der Lehrer anerkennt und bemerkt, wozu der Schüler fähig ist. Dies wäre nur eine mögliche Tendenz warum ein Schüler stetig durch Zwischenrufe dieser Art stört. Ein weit ausgeholter Aspekt, der dennoch eine Möglichkeit darstellen kann, warum wie in dieser Situation gehandelt werden könnte, kann ein unterforderter Schüler sein, der aus dem Gefühl der Langenweile versucht, den Unterricht durch Vorwegnahme einer Antwort oder anderen Störungen zu unterhalten und die Zeit vergehen zu lassen. Im Regelfall handeln zwar hochbegabte, unterforderte Schüler nicht derartig, sondern ziehen sich eher zurück, dennoch ist die Möglichkeit gegeben, dass es sich um folgende Situation handeln kann. Handelt es sich um Zwischenrufe, die nichts mit dem Unterrichtsinhalt zu tun haben, wäre diese Argumentierung weniger relevant.

Handelt es sich um Zwischenrufe, die nicht unterrichtsrelevant sind, könnte es sich um den überforderten Schüler handeln, der durch diese Art von Verhalten seine Unsicherheit zu vertuschen und verheimlichen versucht. Durch stetiges mittelpunktbezogenes Verhalten und Handeln kann der Schüler sich indirekt mit dieser Auseinandersetzung schützen. Der eigentliche Grund der Zwischenrufe liegt in dem vorhandenen Schülerprofil aber vermutlich darin, dass er sich vor der Klasse brüsten möchte und in den Mittelpunkt stellen möchte. Da, wie erwähnt, ein großer Teil der Klasse amüsiert ist über die Auseinandersetzung des Schülers mit dem Lehrer, mag der Grund auf diesem Aspekt liegen. Der vermutlich pubertierende Schüler findet sich „cool“ und „witzig“, da er als einziger der Klasse den Mut besitzt, sich mit dem Lehrer „anzulegen“. Da er offensichtlich Beifall und Anerkennung durch eine große Zahl seiner Mitschüler erhält, sieht er keinen Grund darin, sein Verhalten zu unterlassen. Der „Ruf“ in der Klassengemeinschaft, die Annerkennung und seine Freunde sind in diesem Alter wichtiger als ein gutes Verhältnis zur Lehrperson und gute Noten. Der Lehrer hat jetzt die Möglichkeit zu handeln. Jedoch sollte dem Lehrer bewusst sein, dass eine kurzfristig entlastende Handlung nicht die Garantie gibt auf Dauer eine ruhige Klasse zu haben. Eine anstrengende, langwierige Angehensweise an das Problemkind kann jedoch dauerhaft zu einer positiven Reaktion führen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Psychologie für die Schulpraxis - Leistung, Leistungsmotivation und Leistungsprobleme
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
11
Katalognummer
V175928
ISBN (eBook)
9783640971183
ISBN (Buch)
9783640970889
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
psychologie, schulpraxis, leistung, leistungsmotivation, leistungsprobleme
Arbeit zitieren
Luise Ostendoerfer (Autor:in), 2008, Psychologie für die Schulpraxis - Leistung, Leistungsmotivation und Leistungsprobleme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175928

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