Erfolgsfaktoren von Angela Merkel

Die Bundestagswahl 2005


Seminararbeit, 2009

16 Seiten

Pola Sarah (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Kampagnen der Union und der SPD

3. Merkel im Wahlkampf
3.1 Privatleben
3.2 Aussehen
3.3 Selbstdarstellung

4. Hindernisse für Merkel

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Nachdem die Bundestagswahl unter Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 2005 vorgezogen wurde, nominierten die Unionsparteien am 30. Mai 2005 Unionfraktionsvorsitzende und CDU-Vorsitzende Dr. Angela Merkel als Kanzlerkandidatin. Knapp fünf Monate später, am 15. November 2005 wurde Merkel vom Parlament als erste Frau in Deutschland zur Bundeskanzlerin gewählt.

Die Kandidatur der evangelischen ostdeutschen Frau war anfangs innerparteilich umstritten. Schließlich gilt die Union nach wie vor als katholisch, männlich dominiert und westdeutsch:

„Die Frau, die zur Macht griff, irritierte mächtig. Sie entspricht nach Meinung vieler nicht den Erwartungen, die an eine Frau gestellt werden – und wird trotzdem in erster Linie unter dem Gesichtspunkt ’Frau’ betrachtet und bewertet“. [1]

Merkels Weg ins Kanzleramt war lang und hart: „An die Spitze zu kommen ist schwieriger als dort zu bleiben.“ [2] Frauen in der Politik müssen sich im Dreiergeflecht von politischem System, Medien und Wählerschaft etablieren. Politik und Medien sind ein männliches Gewerbe:

„Die lange Dominanz von Männern hat Strukturen und Prozesse geprägt, an die sich Frauen im Interesse des eigenen Fortkommens anzupassen haben, solange sie nicht auf Positionen angekommen sind, die es ihnen erlauben, etwas zu verändern“. [3]

Im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten entschied sich Merkel klar für einen Themenwahlkampf. Politikerinnen gelten generell als sachorientierter und am Inhalt interessierter als ihre männlichen Kollegen. [4] Frauen haben Leistungswillen, der sich vom Machtwillen der ihrer männlichen Kollegen unterscheidet:

„Leistungsbereitschaft, das heißt, seine Sache innerhalb einer gestellten Aufgabe gut zu machen. Sie zielt auf Anerkennung. […] Machtwille ist der Wille, zu gestalten und […] Ziele zu erreichen, […]“ [5]

Schröder führte wie schon 2002 einen stark personalisierten Wahlkampf. Auch 2005 war er erheblich populärer als seine Partei. Schröder vermied einen zugespitzten Kandidatenwahlkampf, da nicht abzusehen war, ob sich daraus ein Kampf der Geschlechter entwickeln würde.

Zwar bekam die Union am 18. September 2005 nur 35,2 Prozent der Wählerstimmen und erreichte damit nicht die anvisierte Schwarz-Gelbe Mehrheit mit der FDP. Doch Merkels Gegner Schröder und seine Partei SPD schnitten mit 34,2 Prozent minimal schlechter ab. [6] So wurde aus „Kohls Mädchen“ die erste deutsche Bundeskanzlerin.

In meiner Arbeit möchte ich darlegen, welche Vorgehensweisen und Darstellungen Angela Merkel zu ihrem politischen Erfolg bei der Bundestagswahl 2005 verholfen haben. Ich konzentriere mich dabei auf ihre Kampagnen, Privatleben, Aussehen und ihre Selbstdarstellung. Auch die Hindernisse, die ihr im Weg standen, sollen dargestellt werden. Welche Rolle ihr Frausein hatte, soll ebenfalls besprochen werden.

Literaturquellen dieser Arbeit sind vor allem Christine Holtz-Bacha: „Frauen, Politik und Medien“, Janis Eitner: „Macht Macht männlich?“, Petra Pfannes: „‘Powerfrau‘, ‘Quotenfrau‘, ‚Ausnahmefrau‘ …?“ und Yvonne-Rebecca Ingler-Detken: „Doing Gender auf der politischen Bühne Europas“.

2. Kampagnen der Union und der SPD

Vor der Wahl bilden sich die WählerInnen anhand von drei Faktoren eine Wahl-entscheidende Meinung: Parteienidentifikation, Themenpräferenzen im Wahlkampf und Kandidatenorientierung. [7] Angela Merkel vereinte all diese Aspekte so, dass zum einen Stammwähler von der ostdeutschen evangelischen Frau nicht abgeschreckt wurden. Zum anderen sprachen die Themen der Kandidatin nicht nur Frauen an und sie schaffte es außerdem, sich als einzigartige Kandidatin und Persönlichkeit in diesem Wahlkampf darzustellen.

Die Leitkampagne der Unionspartei stand unter dem Motto „Deutschlands Chancen nutzen. Wachstum. Arbeit. Sicherheit“. CDU und CSU wollten als Oppositionsparteien das Wählervertrauen durch Offenheit gewinnen und sprachen auch unpopuläre Themen wie die mögliche Mehrwertssteuererhebung an. Die Union verfolgte einen wirtschaftsfreundlichen Kurs, den dringenden Reformbedarf begründeten sie mit der schlechten Wirtschaftslage. Stammwähler wurden durch altbekannte Ziele wie „Wohlstand sichern“, „Ehe und Familie stärken“ und „Sicherheit gegen innere und äußere Gefahren“ angesprochen.[8]

Ihr Slogan „Sozial ist, was Arbeit schafft“ war streng sachlich und Union sowie auch Kanzlerkandidatin verfolgten einen Themenwahlkampf:

„Da sich die Kanzlerkandidatin selbst einen Themenwahlkampf vorgenommen hatte, kamen eine Personalisierung der Kampagne und erst recht eine Privatisierung kaum in Frage, […]“ [9]

Die Themen Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit hatten keinerlei Geschlechtsbezug und wurden in der Presse und von Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer kritisiert, weil Merkel sich nicht auf Interessen von Frauen positionierte. Frauenansprache gab es allerdings durch die Nominierung von Ursula von der Leyen als Familienministerin. Das Regierungsprogramm der Union für die Legislaturperiode 2005 bis 2009 enthielt kein Kapitel zur Frauen- und Gleichstellungspolitik. Es wurden aber familienfreundliche Unternehmerstrukturen, die Bestrafung von Freiern von Zwangsprostituierten und der Schutz vor Zwangsheirat für muslimische Frauen in Deutschland in das Programm aufgenommen.[10] Außerdem gab es spezielle auf die Wählerinnen zugeschnittene Aktionen der CDU: „Frauen für Merkel“ oder „Frauen für den Wechsel“.

Zwar betrieb die SPD gezieltes Negative Campaigning [11] gegen Merkel, doch Merkel ließ sich von ihrem Themenwahlkampf nicht abbringen. [12] Die SPD verwies auf die Erfolge der rot-grünen Reformen und der Agenda 2010. Im Gegensatz zum Wahlkampf 2002 hatten die Wahlkampfthemen keinen Frauenbezug.

Schröder versuchte, seine Popularität mit einem stark personalisierten Wahlkampf zu festigen. Die „Privatisierung des Wahlkampfs“ war vor allem beim Einsatz seiner Frau Doris Schröder-Köpf zu beobachten. Sie kritisierte Merkel, da diese die Erfahrungen und Probleme der meisten Frauen auf Grund ihrer Kinderlosigkeit nicht nachvollziehen könne. Damit versuchte sie, Merkels Frauenbonus in Frage zu stellen. Die Privatisierung seines Wahlkampfes kam ebenfalls zur Schau, als Gerhard Schröder im TV Duell am 18. September 2005 erklärte, warum er seine Frau liebe.

Die Berichterstattung der Medien war zu Merkels Vorteil stark kandidatenbezogen. Neben Merkel wurde kaum eine andere Frau berücksichtigt. Sie stach so deutlicher als ihr Kontrahent Schröder heraus. Das männliche Kandidatenbild fiel deutlich vielschichtiger aus, weil weitere männliche Spitzenpolitiker und Experten gezeigt wurden. [13]

Der Aspekt „Kandidatenorientierung“ wird im Kapitel „Privatleben“ aufgenommen.

3. Merkel im Wahlkampf

3.1 Privatleben

Merkel gab insgesamt sehr wenig von ihrem Privatleben preis. So ergab eine quantitative Inhaltsanalyse der vier Printmedien „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“, „Die Welt“ und „Süddeutsche Zeitung“ zwischen der 22. Und der 37. Woche 2005, dass über Merkels Privatleben lediglich acht Mal, über Schröders Privatleben dagegen 13 Mal berichtet wurde. In den meisten der Artikel ging es bei beiden Kandidaten um deren Partner, in den restlichen Artikel meistens um die Kindheit und die Eltern der Politiker. Das Thema Kinder wurde bei Merkel nie angesprochen, dagegen aber ihre Vorliebe für Wanderungen in der Uckermark. Dem gegenüber stand Schröders dekadent wirkende Vorliebe für Zigarren und Designeranzüge. [14] Dabei ist freilich zu bedenken, dass das Privatleben von Prominenten in der Qualitätspresse ohnehin eine sehr geringe Rolle spielt.

Merkels Ehemann Joachim Sauer trat während des Wahlkampfes nur im Beruf als Chemiker an die Öffentlichkeit und gab keine Interviews, die sich nicht eben damit beschäftigten. Doris Schröder-Köpf dagegen attackierte Angela Merkels Pläne. Hinzu kam, dass sich Schröders Privatleben in die Öffentlichkeit drängte, als der Amtsinhaber und seine Frau ein russisches Mädchen adoptierten. [15]

[...]


[1] Christine Holtz-Bacha: „Frauen, Politik und Medien“, Wiesbaden, 2008, Seite 83

[2] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 9

[3] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 13

[4] Yvonne Rebecca Ingler-Detken: „Doing Gender auf der politischen Bühne Europas“, Wiesbaden, 2008, Seite 147

[5] FAZ: „Die Frau an der Macht: Vom Mädchen zur Mutti“, 26. Juli 2009, Seite 3

[6] http://stat.tagesschau.de/wahlarchiv/wid246/index.shtml , letzter Zugriff: 23. Juli 2009

[7] Janis Eitner: „Macht Macht männlich?“, Marburg, 2007, Seite 59

[8] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 250ff

[9] Holtz- Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 251

[10] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 251

[11] siehe: http://www.spiegel.de/img/0,1020,497904,00.jpg, letzter Zugriff: 23. Juli 2009

[12] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 259

[13] Holtz-Bacha, Wiesbaden, 2008, Seite 33f

[14] Eitner, Marburg, 2007, Seite 136f

[15] Eitner, Marburg, 2007, Seite 136f

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Erfolgsfaktoren von Angela Merkel
Untertitel
Die Bundestagswahl 2005
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Proseminar: „Wer wählt wen warum?“
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V184682
ISBN (eBook)
9783656096757
Dateigröße
446 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kampagne, Union, SPD, CDU, Wahlkampf, Privatleben, Aussehen, Selbstdarstellung, Hindernisse
Arbeit zitieren
Pola Sarah (Autor:in), 2009, Erfolgsfaktoren von Angela Merkel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184682

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