Übersetzung "Schwyzerdüütsch" aus der Mundarttextsammlung "Chrüzfahrte" von Ernst Burren


Hausarbeit, 2011

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung – zum übersetzten Text und dieser Arbeit

2. Schweizerdeutsch und seine Besonderheiten

3. Translationstheoretische Grundlagen
3.1 Zum Übersetzen von Mundarten

4. Vorgehen bei der Übersetzung

5. Die Übersetzung
5.1 Urtext
5.2 Übersetzungstabelle

6. Besonderes und Problematisches bei dieser Übersetzung

7. Fazit

Literatur

1. Einleitung – zum übersetzten Text und dieser Arbeit

In diesem Projekt wird der Versuch unternommen einen mundartlichen Kurztext aus einem Schweizer Kanton zu übersetzt. Ich versuche mich an einem Stück aus den gesammelten Mundartgeschichten „Chrüzfahrte“ von Ernst Burren mit dem Titel „Öuteregespräch“. Burren schreibt diesen in seinem Heimatdialekt des solothurnischen Oberdorfs.

Zentraler Teil dieser Arbeit ist die Übersetzung Burrens Text in hochdeutsche Sprache. Die Pointe der Geschichte soll trotz des sprachlichen Umbaus erhalten und lebendig bleiben. Im Weiteren werden Besonderheiten des Schweizerdeutschen sowie translatorische Grundlagen erläutert. Das Vorgehen am gewählten Text wird vor der eigentlichen Übersetzung erklärt. Nach der Übersetzung werden die entstandenen Probleme und Besonderheiten der Übersetzung betrachtet.

Am Schluss wird sich zeigen, wie schwierig oder wie problemlos die Übersetzung und das Verständnis eines Schweizerdeutschen Textes für eine Hochdeutsch und Nordbadisch sozialisierte Sprecherin bzw. Übersetzerin ist.

2. Schweizerdeutsch und seine Besonderheiten

„Der Deutsche, welcher reinstes Schweizerdeutsch hören will, so kräftig, daß [sic!] er’s kaum mehr verstehen kann, muss den Städten möglichst aus dem Wege gehen, etwa in’s Innere von Appenzell oder von Schwyz, Uri und Unterwalden. Denn wenn der Städter auch Schweizerdeutsch spricht, so liest und schreibt er doch hochdeutsch; im landsmannschaftlichen und Familienverkehre bedient er sich zwar der Mundart, im feinen Umgang und im Austausch mit Fremden hingegen der hochdeutschen, oder wie er charakteristisch sagt, der „gutbürgerlichen “ Form, und schon hierdurch muss in der Stadt auch die Mundart unbemerkt ihre stärksten Eden verlieren.“[1]

So beschrieb Wilhelm Heinrich Riehl 1869 die Ausprägung des Schweizerdeutschen in seinen Reiseberichten. Der Zustand, dass durch alle Schichten hindurch der Dialekt in seiner Weise gesprochen wird, aber in regionalen wie sprachgruppenspezifischen Varietäten, hält bis heute an. Als Erklärungsansatz für die hohe regionale Varianz schweizerdeutscher Dialekte gilt häufig die schwierige Verkehrslage, die Orte und Städte früher zeitlich und räumlich stark voneinander trennte.[2] „In der Deutschschweiz finden zwei Formen der deutschen Sprache Verwendung: die im ganzen deutschen Sprachraum anerkannte Hochsprache (Standardsprache, Einheitssprache) und die schweizerdeutsche Mundart, die sich in zahlreiche regional verschiedene Dialekte gliedert.“[3] So ist es üblich den Dialekt bzw. die Mundart mit dem Kantonsnamen zu beschreiben, auch wenn die dialektalen Grenzen nicht immer deckungsgleich sind. So spricht man zum Beispiel von Berndeutsch oder Baseldeutsch, von Wallisdeutsch oder Solothurnisch. Eine allgemeinere Definition für das Schweizerdeutsche und seine Lokalisierung findet sich im Metzler Lexikon der Sprache:

„Schweizerdeutsch (auch: Schwyzerdüütsch) Sammelbez. Für die zum Alemannischen gehörenden Dialekt auf dem Gebiet der Schweiz. In sich gegliedert in das Hoch- und Höchstalemannische. Sprachgeograph. Nicht zu trennen von den alemann. Dialekten in Deutschland, Liechtenstein, Österreich, und im Elsaß, jedoch aufgrund des verbreiteten Dialektgebrauchs in der Schweiz in nahezu allen Sprechsituationen und als Zeichen der nationalen Abgrenzung als eigenständige Einheit empfunden und benannt.“[4]

Das Alemannische selbst gehört zur großen Familie der indogermanischen Sprachen. Uns interessieren im Folgenden allerdings nur die Unterkategorien und weniger die gesamte Sprachfamilie oder zum Vergleich herangezogene indogermanische Familienangehörige. Wie auf der abgebildeten Karte zu alemannischen Dialektmerkmalen zu sehen, sind schweizer-deutsche Dialekte über ihre Gemeinsamkeiten in größere Gruppen kategorisierbar und untergliederbar.

Der Heimatkanton des Mundart-Schriftstellers Burrens, der oder das Solothurn, grenzt an Frankreich und die Kantone Jura im Westen, Basel-Landschaft und Aargau im Norden, Luzern im Osten und Bern im Süden der kantonalen Grenze. Sprachgeographisch betrachtet liegt das Solothurn im westlichen Teil des Hochalemannischen. Es ist zentral gelegen zwischen Schwäbisch, Oberrheinalemannisch, Bodenseealemannisch und dem Höchstalemannisch, sowie der französisch beherrschten Sprachgebiete. Das Hochalemannische dominiert den großen Norden und die Mittelachse des Kantonalstaats. Das in der Westschweiz gelegene Solothurn liegt außerdem auf der Mitte der Süd-Nord-Linie zwischen den Dialektmetropolen Basel und Bern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1

In der Sprachlandschaft R. Hotzenköcherles werden zudem landschaftliche und lautgeschichtliche Kriterien angefügt.

„Mit „Nordwesten“ bezeichnen wir bewußt abstrakt die Sprachlandschaft, die E. STEINER „Jurassisch“ nennt und die er sprachgeographisch mit den lautgeschichtlichen Kriterien der Vertretung von altobd. Iu durch ie, der Entrundung, der durchgehenden Dehnung alter Kurzvokale in offener Silbe, der Lenis/Fortis-Neutralisierung und der Gutturalisierung nd > Kriterien Entrundung und Gutturalisierung zunächst weg und erweitern dafür das Inventar durch weitere lautgeographische, vor allem aber wortgeographische Kriterien und kommen damit wie STEINER auf eine Landschaft, welche die beiden Halbkantone Baselstadt, Baselland, die transjurassischen Gebiete Solothurn (das Schwarzbubenland) und Bern (das Laufenthal). In von Fall zu Fall wechselnder Teilhabe auch den cisjurassischen Teil von Solothurn, die Nordwestecke des Aargaus (das Fricktal) und das Berner Seeland umfaßt; […]“[5]

An diesem Bestimmungsversuch wird sichtbar, dass auch rein landschaftlich der betrachtete Kanton Solothurn keine Einheit darstellt. Ob mit den jurassischen und cisjurassischen Teilen Solothurns gespaltene Sprachströmungen aufzufinden sind, ging nur sehr ungenau aus dem Kartenmaterial[6] Hotzenköcherles hervor. Um auf die frühere Thesen einzugehen, die räumliche Trennung als Entwicklungskriterien für Varietäten ansieht, ist dies zumindest in Einzelphänomenen anzunehmen.

Soziologisch und sozial haben das Deutsche in der Schweiz und die Summe seiner schweizerdeutschen Varianten einen anderen Stellenwert als vergleichsweise Alemannische Dialekte oder Dialekte allgemein in Deutschland.

„Um es überspitzt zu formulieren: dort ist jemand, der in einer Alltagssituation (Hoch-) Deutsch spricht, gerade kein (Deutsch-)Schweizer. Paradoxerweise ist für den Deutschschweizer die Sprache aber trotzdem ein nationales Erkennungszeichen; diese Sprache ist aber nicht die „deutsche Sprache“, sondern es sind die schweizer-deutschen Mundarten in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit“[7]

Die Selbstverständlichkeit mit der Schweizerdeutsch mündlich praktiziert wird, gilt nicht gleich selbstredend für eine schriftliche Realisierung. Werner Koller beschreibt die Ziele eines Mundartschreibenden und dessen Schreibimpulse[8]. So sei die Alltagsschreibung von Mundarttexten zunächst eine ganz praktisch ausgerichtete Problemlösung. Er zählt eine Reihe an Texten auf, die zum Schreibanlass werden können „[…] – ein literarisches Werk, eine Alltagsmitteilung, einen Werbeslogan […].“[9] Wenn sich der Schreiber aus einem unbekannten Grund gegen die Schriftsprache und für die Mundart entscheide, sei ihm bei der Gestaltung der Graphematik vor allem wichtig, dass man den Text verstehe. Eine sprachtheoretische Reflexion finde seiner Aussage nach kaum statt, was nicht heiße, dass gar keine Überlegungen angestellt werden.

„[…] dafür geben die zahlreichen Diskussionen zur Mundartschreibung im Schweizerdeutschen beredetes Zeugnis. Im Unterschied zu wissenschaftlichen Festlegungen von Transkrition führen diese Diskussionen aber praktisch nie zu prinzipiellen Entscheidungsgrundlagen und enden oft nur in der Klage über die Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Schreibgebräuchen oder ‘Grapholekten‘, wie man diese Gebräuche mit einem ad-hoc-Terminus bezeichnen könnte.“[10]

[...]


[1] Riehl, Wilhelm Heinrich: „Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer Deutschen.“ sozial-politik: Bd. „Wanderbuch, als zweiter Theil zu "Land und Leute."“ J. G. Cotta, 1869. S.53

[2] Vgl. S.30 Siebenhaar

[3] S.30 Siebenhaar

[4] Glück, Helmut (Hr.): „Metzler Lexikon Sprache.“ 3.Aufl. J.B. Metzler. 2005. S.576

[5] Hotzenköcherle, Rudolf: „Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz.“ Bd.1 Sprachlandschaft. Bigler, Schläpfer (Hrr.). Sauerländer. Aarau. 1984. S.71

[6] Karte Nr.34

[7] Koller, Werner: „Nationale Sprach(en)kultur der Schweiz und die Frage der „nationalen Varietäten des Deutschen“.“ (Bergen/Norwegen) S.139 in Andreas Gardt, Ulrike Hass-Zumkehr, Thorsten Roel>

[8] Vgl. Lötscher, Andreas: „Probleme und Problemlösungen bei der Mundartschreibung des Schweizerdeutschen“ S. 273-297 in „Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik.“ 56: Jahrg. H.3. Franz Steiner.1989. S.273

[9] Lötscher, S.273

[10] Lötscher, Andreas: „Probleme und Problemlösungen bei der Mundartschreibung des Schweizerdeutschen“ S. 273-297 in „Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik.“ 56: Jahrg. H.3. Franz Steiner.1989. S.273

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Übersetzung "Schwyzerdüütsch" aus der Mundarttextsammlung "Chrüzfahrte" von Ernst Burren
Hochschule
Universität Siegen  (Fakultät 1)
Veranstaltung
Seminar: „Übersetzen als kommunikative Handlung“
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
30
Katalognummer
V191147
ISBN (eBook)
9783656160106
ISBN (Buch)
9783656160328
Dateigröße
1611 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schweizerdeutsch, Ernst Burren, Mundart, Übersetzung, Chrüzfahrte, Übersetzungstheorie, Alemannisch
Arbeit zitieren
Denise Bossert (Autor:in), 2011, Übersetzung "Schwyzerdüütsch" aus der Mundarttextsammlung "Chrüzfahrte" von Ernst Burren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191147

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