Kinderhochleistungssport aus pädagogischer Sicht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

17 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Definition sportlicher Leistungsentwicklung und des Kindertraining

3. Leistungsvoraussetzungen und Leistungsfähigkeit von Kindern

4. Doppelbelastung der Kinder im Hochleistungssport - Integration von Training, Bildung und Ausbildung

5. Äußere Einflüsse – Eltern, Trainer, Gesellschaft

6. Pro und Kontra des Kinderhochleistungssport
a) biologisch- medizinische Perspektive
b) soziale Komponente
c) psychologische Sichtweise

7. Zur Schwierigkeit einer konsequent pädagogischen Betrachtung des Kinderhochleistungssport und zum Problem der Kindgemäßheit

8. Lösungsansätze und -vorschläge für einen humaneren Kinderhochleistungssport

9. Zur Schwierigkeit der Diskussion über den Kinderhochleistungssport

10. Schluss

11. Literatur

1. Einleitung

Der Kinderhochleistungssport ist nicht erst in den letzten Jahren ein kontrovers diskutiertes Thema geworden. Diese Thematik wird schon seit etlichen Jahren aufgeworfen und immer wieder von Kritikern angegriffen, sowie von Befürwortern verteidigt. Die Äußerungen derjenigen, die den Kinderhochleis-tungssport ablehnen, reichen von ,, Leistungsknecht", ,, Muskelmaschine" und ,, Leistungsroboter" bis hin zu einem ,, Mängelwesen mit Orientierungslosigkeit". Diese Äußerungen zielen alle auf eine Reizver-armung der Umwelt dieser Kinder, auf eine Überbetonung des Leistungsgedankens, auf eine Unter-drückung durch z.B. Trainer, Eltern, Funktionäre und auf die Herausbildung von fremdbestimmten Menschen durch das Umfeld des Kindes (z.B. Trainer, Trainingsalltag, Trainingsmethoden, ...) ab. Im Gegenzug sprechen die Befürworter davon, dass dem Kind neue Möglichkeiten aufgezeigt werden, sich selbst zu erkunden, ihrem Bewegungsdrang nachzukommen, soziale Kontakte (vor allem in Mann-schaftssportarten) zu knüpfen, positive (z.B. Sieg) wie auch negative (z.B. Niederlage) Erfahrungen zu sammeln und somit ihre Kindheit intensiv auszuleben. (vgl. MEINBERG, E.: Kinderhochleistungssport. Fremdbestimmung oder Selbstentfaltung. Köln 1984)

Dazu Zitate einiger Pädagogen:

Du bist mein Glück, mein Kind, mein Werk; von deinem Glück erwarte ich mein eigenes; täuscht du meine Hoffnung, so stiehlst du mir zwanzig Jahre meines Lebens und bist das Unglück meiner alten Tage“ J.J. Rousseau, 1762)

Die 18- jährigen sehen aus wie dreizehn, und den 15-jährigen möchte man am liebsten einen großen Teddy zum Geburtstag schenken oder eine kräftige Portion Pommes, damit sie nicht so ausgemergelt aussehen. Wer genau hinsieht, entdeckt kaputte Füße, Blutergüsse an den Oberschenkeln, wundgeriebene Hände“ ( aus: Franke, E.: Kinder im Hochleistungssport - Eine ethische Herausforderung)

2. Definition sportlicher Leistungsentwicklung und des Kindertrainings

Sportliche Leistungsentwicklung ist das Produkt von Faktoren der Anlage und der endogenen Reifung auf der einen Seite und Faktoren der Umwelteinflüsse auf der anderen Seite.

Das Kindertraining berücksichtigt die Bedingungen der Entwicklungsprozesse und unterstützt sie, wird längerfristig, abschnittsweise und systematisch aufgebaut und damit perspektivisch ausgerichtet; es richtet sich zudem nach den Anforderungen der betreffenden Sportart.

Sportliche Höchstleistungen können nur dann erreicht werden, wenn die erforderlichen physischen, technomotorischen und psychisch-affektiven Leistungsfaktoren bereits im Kindes- und Jugendalter entwickelt und geschult werden. Die Leistungsentwicklung bis zum Höchstleistungsalter erfordert ein systematisches Training zwischen 6 und 15 Jahren.

Kurz: Ein gutes Training ist vor allem kindgerecht, vielseitig und soll Spaß machen. Aus: der Sport 24.02.2001 WLSB

Diese Definitionen klingen sehr positiv, doch kündigt sich hier schon eine erste Problematik an. Denn die Begriffe Kinder- und Jugendtraining werden oft im Zusammenhang benutzt, obwohl es grund-legende Unterschiede zwischen ihnen gibt. Die Begriffe Jugend- und Erwachsenen Training liegen enger zusammen als das Training mit Kindern und das Training mit Jugendlichen. Kindertraining sollte kein reduziertes Erwachsenentraining sein, denn es folgt eigenen Voraussetzungen und Gesetz-mäßigkeiten. Auf diese Problematik wird im spätern noch eingegangen.

3. Leistungsvoraussetzungen und Leistungsfähigkeit von Kindern

Die Leistungen, die Kinder fähig sind zu erbringen sind natürlich andere, als die der Erwachsenen. Da im Gegensatz zu Jugendlichen und Erwachsenen der kindliche Organismus noch recht labil ist und sich stark äußeren Reizen anzupassen vermag, sind schnelle und herausragende Leistungssteigerungen möglich (HAHN). Eine Reihe von Fähigkeiten und Fertigkeiten werden in der Kindheit leichter erlernt als in späteren Lebensabschnitten, andere Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln sich erst nach der Pubertät ideal.

Die Geschicklichkeit / Koordination

ist im Alter von 8 - 10 Jahren optimal trainierbar. Daher wird - außerhalb der Schule – in Sportarten mit höchsten Ansprüchen an die Koordination schon in diesem Alter intensiv sportartspezifisch trainiert, was nur zu vertreten ist, wenn, die allgemeinen grundlegenden motorischen Fähigkeiten ebenfalls bestens trainiert sind. Je breiter die Basis des Trainings ist, desto breiter ist das Repertoire koordinativer Möglichkeiten bei einer Spezialisierung.

Die Dehnfähigkeit / Flexibilität/ Gelenkigkeit

ist im Alter zwischen 11 und 14 Jahren mit höchster Effizienz trainierbar Sie erreicht dann ihr Maximum und kann nur durch entsprechendes Training erhalten werden. Training in diesem Bereich muss auf den noch nicht voll entwickelten Knochenbau Rücksicht nehmen.

Die aerobe Ausdauer

ist in jedem Lebensalter gut trainierbar. Begrenzend ist hier die Motivation und nicht die Physiologie. Hier sind Kinder belastbar, ohne dass schädigende Nebenwirkungen zu befürchten sind. Vor 20 Jahren hatte man noch Bedenken, den inneren Organen eines Kindes durch Ausdauertraining schaden zu können. Dies ist jedoch gründlich widerlegt worden. Fraglich ist allerdings, ob intensives und vor allem umfangreiches Ausdauertraining in diesem Alter schädlich für die Gelenke ist.

Die Kraft und Schnellkraft

Hier sind die Möglichkeiten einer überdauernden Trainierbarkeit vor der Pubertät anzuzweifeln. Höhepunkte dieser Entwicklung liegen zwischen dem 16 und 22 Lebensjahr.

Ferner ist die anaerobe Leistungsfähigkeit der Muskulatur vor Mitte der Pubertät relativ gering und auch nicht trainierbar. (Nach Prof. Moeller : Quelle: Broschüre zum 15. Sport-medizinischen Seminar des WLSB.)

Die Stabilisierung der Motivation ist ebenso wichtig wie die Leistungssteigerung und muss schon im Kindesalter gefestigt werden. Nach HECKHAUSEN ist die Entwicklung der Lern- und Leistungs-motivation mit der Pubertät relativ abgeschlossen. KRÜGER stellt fest, dass Kinder besser aerob als anaerob leisten. Weiterhin sagt er, dass Kinder in der Thermodynamik anfälliger wären als Erwachsene. Sie schwitzen und frieren schneller. Die Anpassung an starke Temperaturwechsel erfolgt bei Kindern langsamer. Dies müsse bei der Belastungsdosierung jeweils berücksichtigt werden.

Aus diesem Wissen heraus lohnt es sich also, in bestimmten Sportarten (Eiskunstlauf, Turnen, Schwimmen, Tennis) schon im frühsten Kindesalter mit dem Training zu beginnen, um einen höchst möglichen Effekt und eine optimale Ausschöpfung der genetisch determinierten Ressourcen zu erbringen.

4. Integration von Training, Bildung und Ausbildung

Um im Hochleistungssport hochrangige Ziel zu erreichen, müssen die jungen Athleten viel zeit und Kraft investieren. Neben der Schule und dem Training bleibt wenig Zeit für andere Dinge. Denn der Trainingsaufwand liegt zwischen 10 und 30 Stunden in der Woche. Hinzu kommt noch die wöchentliche schulische Belastung von ca. 30 Stunden, sowie die langen An- und Abfahrtswege zwischen den verschiedenen Institutionen. Diese Doppelbelastung strukturiert das Leben der Kinder. Es muss eine genaue Organisation des Tages, der Woche, sogar des Monats vorgenommen werden. Alles muss geplant werden, sogar die Freizeit, das Mittagessen, soziale Interaktionen etc. Bundesweit gibt es zwei Modelle zur Unterstützung von Talenten: “Sportbetonte Schule“ und „Partnerschulen“. Die „Sportb-etonte Schule“ hat einen sehr großen Sportanteil, jedoch liegt ihr auch ein erzieherischer und bildender Auftrag auf. Die Partnerschulen arbeite mit Verein und Verband zusammen und helfen bei Freistel-lungen, Hausaufgaben etc.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kinderhochleistungssport aus pädagogischer Sicht
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Sportinstitut)
Veranstaltung
HS Pädagogische Grundlagen von Bewegung, Spiel und Sport
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V19116
ISBN (eBook)
9783638233132
ISBN (Buch)
9783638933773
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderhochleistungssport, Sicht, Pädagogische, Grundlagen, Bewegung, Spiel, Sport
Arbeit zitieren
Sabrina Engels (Autor:in), 2002, Kinderhochleistungssport aus pädagogischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19116

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