Augustus und der Ritterstand


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

22 Seiten, Note: 1-2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Publicani

3. Neuordnung des Standes unter Augustus

4. Militärische Bedeutung des Ritterstandes 11

5. Politische und wirtschaftliche Bedeutung des Ritterstandes
a) Rechtspflege
b) Provinzialverwaltung
c) Vermögensverwaltung
d) Priesterämter

6. Standesinterne Unterschiede

7. Schlußteil

8. Quellennachweis/Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hört man das Wort „Ritter“, so denkt man unwillkürlich an schwere Rüstungen, Turniere oder an eine Ritterburg. Kaum jemand denkt dabei an einen römischen Beamten. Das liegt hauptsächlich daran, wie es H. D. Stöver bemerkt, daß das lateinische Wort „eques“ nicht ganz passend als „Ritter“ ins deutsche übersetzt wird und damit ein ganz anderer Stand und Geschichtsabschnitt assoziiert wird .[1] Der römische Ritter ist in keiner Weise mit dem mittelalterlichen Ritter zu vergleichen. Bei einem römischen Ritter sucht man vergeblich nach ritterlichen Tugenden, wie diese aus dem Mittelalter bekannt sind. Stattdessen findet man bei Th. Mommsen eine Definition eines römischen Ritters, die zusammengefaßt folgendes besagt: unbescholtener römischer Bürger mit einem Vermögen von 400000 Sesterzen und einem vom Staat verliehenem Pferd.[2]

Wie kam es also dazu, daß aus den ursprünglich 300 Mann, die im römischen Heer mit rein militärischen Ausgaben betraut wurden, im Verlauf der Geschichte Roms eine rein staatliche Institution entstanden war, ordo equester, die eine zentrale politische Rolle in Rom gespielt und die solch wichtige Persönlichkeiten wie Atticus, Maecenas oder Cicero hervorgebracht hatte? Th. Mommsens „Staatrecht“, L. Friedländers „Darstellungen über die Sittengeschichte im alten Rom“ oder A. Steins „Der römische Ritterstand“ geben eine detaillierte Auskunft über den Ritterstand während der gesamten Existenzzeit des römischen Reiches.

Wie der Titel der vorliegenden Arbeit nicht schwer erahnen läßt, wird sich diese ausschließlich mir der Stellung des Ritterstandes in der augusteischen Zeit beschäftigen (abgesehen von dem Kapitel über die Publicanen, deren Bedeutung schon lange vor Augustus außerordentlich war), als dieser Stand entscheidend verändert und neu organisiert wurde.

Welche Rolle hat dieser Stand gespielt? Wie mächtig war dieser Stand? Wollte Augustus durch die Neuorganisation des Ritterstandes die Senatoren schwächen? Und gab es überhaupt einen Dualismus zwischen den beiden Ständen, wie es in der älteren Forschung angenommen wurde. Um diese Fragen zu beantworten, wird diese Arbeit zunächst einmal auf die Bedeutung der Publicanen eingehen, die laut Cicero die eigentlichen Ritter waren[3].

Nach der Neuorganisation des Ritterstandes werden auch die militärische und politische Bedeutungen erläutert.

Neben den drei oben genannten Werken waren D. Kienasts „Augustus“ und J. Bleickens „Cicero und die Ritter“ außerordentlich wichtige Informationsquellen dieser Arbeit, das letztere speziell für die Bedeutung der Publicanen.

2. Publicani

Die Herausbildung des Ritterstandes ist nicht zuletzt den Publicanen zu verdanken.

Cicero, der ja bekanntlich den Aufstieg von einem Ritter in die höchsten Kreise der römischen Gesellschaft geschafft hatte, war stets darum bemüht, mit Stolz auf seine Herkunft und Verbindung zu den Rittern hinzuweisen. Besonders verbunden fühlte Cicero sich mit den Publicanen, die er zu der wichtigsten Gruppe unter den Rittern machte.[4] Wer waren nun die publicani ?

Nun da es den Senatoren untersagt war Geldgeschäfte zu machen, machten sich die Ritter auf diesem Gebiet breit und brachten es mit Geschäften aller Art zu einem beträchtlichen Reichtum. Von besonderer Wichtigkeit nicht nur für Cicero, sondern auch für den Staat, waren diejenigen Ritter, die als Staatspächter tätig waren, das waren die sog. publicani.[5] Ihren Aufstieg verdankten die Publicanen der Ausdehnung des römischen Reiches und der damit entstandenen Notwendigkeit einer Verwaltung der neuen Provinzen. Durch das Richtergesetz des C. Gracchus im Jahre 123, in dem die Senatoren aus den Richterämtern ausgeschlossen wurden, vollzog sich die Herausbildung und Absonderung des Ritterstandes[6]. Auch änderte Gracchus die Zugehörigkeitsmerkmale des Ritterstandes: Nicht mehr die Herkunft und Tätigkeit waren von Bedeutung, sondern allein das Vermögen entschied, wer zu dem Ritterstand gehörte. Diese neue Definition verschaffte den Publicanen einen wachsenden Einfluß innerhalb des Standes.[7] Neben den Verwaltungsaufgaben übernahmen die Publicanen auch andere staatliche Aufgaben wie Einnahme der Zölle, Belieferung des Heeres mit Waffen und Nahrung und einige Bauaufträge.

Welche Bedeutung maß Cicero den Publicanen innerhalb des Standes und Staates bei? Auch wenn Cicero viel und gern vom ordo publicanorum spricht, so gelten seine Reden in erster Linie solchen Publicanen, die auch Ritter sind. Denn nicht alle Publicanen sind Ritter und natürlich umgekehrt.[8]

In den Publicanen sieht Cicero Träger wichtiger öffentlicher Funktionen, als Eintreiber der Steuern in den Provinzen unentbehrlich.[9] Gleichzeitig kritisiert Cicero die Habgier der Publicanen, ohne allerdings wirklich nach einem Lösungsvorschlag zu suchen: „Atque huic tuae voluntari ac diligentiae difficultatem magnam adferunt publicani [...]“. Werden die Publicanen bei ihrer Arbeit behindert, so wenden diese sich von dem Staat ab, läßt man aber den Publicanen alles durchgehen, so beschleunigt man den Untergang der Provinzbewohner.[10]

Sehr große Bedeutung hatten die Publicanen bei Cicero auch als Richter. In seiner Rede für Rabirius schwärmt er gerade zu von den ritterlich besetzten Gerichten: „[...] cum equester ordo – at quorum equitum, di immortales! Patrum nostrorum atque eius aetatis, qui tum magnam partem rei publicae atque omnem dignitatem iudiciorum tenebant [...].[11] In seinen Reden lobt Cicero die Unbestechlichkeit der Rittergerichte. Daß zu der Zeit nur die Senatoren wegen Bestechung belangt werden konnten, nicht aber die Ritter, stört Cicero keineswegs.[12] Die Begründung für diese Sichtweise klingt für manch einen etwas sonderbar, nicht aber für Cicero: während die Senatoren bewußt das Richteramt für eine erfolgreiche Karriere anstrebten um politisch weiter zu kommen, lebten Ritter viel eher zurückgezogen als Privatmänner. Daher sollte es auch nur gerecht sein, wenn ein Ritter weder Ruhm noch Ärger hätte: „[...] quae quoniam honore caret, careat etiam molestia.[13]

Abschließend zu diesem Kapitel muß erwähnt werden, daß die Publicanen keine großen politischen Ziele verfolgt hätten, abgesehen von ihren Tätigkeiten als Staatspächter und Richter. Neuere Forschung begründet das Fehlen jeglicher politischer Ziele mit dem Hinweis auf die Lebensart der Publicanen, das otium, also einer politischen Enthaltsamkeit. Das wirtschaftliche Handeln beschränkten die Publicanen auf ihre Gegenwart und keineswegs Zukunft.[14]

[...]


[1] Stöver, H. D.: Macht und Geld im alten Rom, München 1989, S. 99.

[2] Mommsen, Th.: Römisches Staatsrecht. III Band, Teil 1, Graz, 1952, S. 480, 482ff.

[3] Bleicken, J.: Cicero und die Ritter, Göttingen, 1995, S. 14.

[4] Bleicken (1995): S.14.

[5] Stöver (1998): S. 100.

[6] Paulys Realenzyklopädie der Classischen Altertumswissenschaft. Band VI, 1, Stuttgart, 1907, S. 283.

[7] Bleicken (1995): S. 72.

[8] Bleicken (1995): S. 14 u. 71.

[9] Q. fr. 1,1,33-35.

[10] Q. fr. 1,1,32.

[11] Rab. Perd.20.

[12] Bleicken (1995): S. 32f.

[13] Rab. Post. 16f.

[14] Bleicken (1995): S. 87.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Augustus und der Ritterstand
Hochschule
Universität Osnabrück  (FB Geschichte)
Veranstaltung
Seminar: Der augusteische Prinzipat
Note
1-2
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V19246
ISBN (eBook)
9783638234184
ISBN (Buch)
9783638747233
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Augustus, Ritterstand, Seminar, Prinzipat
Arbeit zitieren
Wladimir Danilow (Autor:in), 2003, Augustus und der Ritterstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19246

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