Lana Turner - Das erste "Glamour-Girl"


Fachbuch, 2012

49 Seiten


Leseprobe


Ernst Probst

Lana Turner

Das erste „Glamour-Girl“

Hollywoods, größte Schauspielerin der 1940-er Jahre war Lana Turner (1921–1995), die eigentlich Julia Jean Mildred Frances Turner hieß. In der Geschichte des Films ist sie die Erste gewesen, die man als „Glamour-Girl“ bezeichnete. Am besten verkörperte sie Frauen, die sündigten oder auch mordeten. Als platinblonde Sexgöttin nahm sie in den 1940-er und 1950-er Jahren viel von der späteren Marilyn-Monroe-Manie vorweg. Ihre acht Ehen und Skandale lieferten der Regenbogenpresse reichlich Stoff.

Julia Jean Mildred Frances Turner kam am 8. Februar 1921 als Tochter von John Virgil Turner und Mildred Frances Turner, geborene Cowan, in der Bergarbeiterstadt Wallace (Idaho) zur Welt. Ihre Mutter hatte bereits im Alter von 15 Jahren geheiratet. Ihr Vater hatte einen Hang zum Glücksspiel. Er wurde 1929 auf der Straße um einen Gewinn beraubt und erschlagen, als seine Tochter acht Jahre alt war. Von ihrer mittellosen Mutter wurde das Mädchen zunächst Pflegeeltern anvertraut. Später zogen Mutter und Tochter nach Kalifornien.

1936 eröffnete die Mutter in Los Angeles (Kalifornien) einen kleinen Schönheitssalon. Ihre Tochter besuchte in Hollywood die Klosterschule „Convent of Immaculate Conception“ („Konvent der Unbefleckten Empfängnis“).

Über die eigentliche Entdeckung von Lana Turner gibt es unterschiedliche Versionen. Einmal heißt es, sie habe als Kellnerin in einem Eissalon am Sunset Boulevard in Hollywood bedient, als man auf sie aufmerksam wurde. Andererseits wird erzählt, sie sei Stenotypistin bei einer Versicherungsgesellschaft gewesen, als sie 1937 in einem kleinen Café dem Chefredakteur des „Hollywood Reporter“, Billy Wilkerson (1890–1962), auffiel. Nach einer anderen Variante schwänzte sie die Schule, trank in „Sawab’s Drugstore“ eine Cola und erregte dabei die Aufmerksamkeit von Billy Wilkerson. Nach eigenem Eingeständnis hatte sie damals nicht viel mehr als „einen Busen und einen Hintern“ zu bieten.

Der Journalist Billy Wilkerson soll die Turner dem Hollywood-Regisseur Mervin LeRoy (1900–1987) vorgestellt haben. Bei diesem richtungsweisenden Gespräch trug sie angeblich einen viel zu engen Pullover. LeRoy war offenbar von der Turner beeindruckt. Denn er gab ihr die Chance, als Statistin in dem Melodram „A Star Was Born“ („Ein Stern geht auf“, 1937) mitzuwirken. Eine weitere winzige Rolle erhielt sie in dem Film „The Won’t Forget“ („Der dritte Grad“, 1937). In diesem Justizdrama sah man sie in einer Szene als Mordopfer in einem etwas zu engen Pullover (englisch: Sweater) durch das Bild laufen.

Nach seinem Wechsel zu „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“) verschaffte LeRoy der Turner 1938 einen Vertrag mit diesem Filmstudio. Um ihr sexuelles Image zu fördern, schlug er ihr das Pseudonym „Lana“ vor. Wegen ihrer beachtlichen Oberweite stellte man Lana Turner als Sexsymbol und als so genanntes „Sweater Girl“ („Pullimädchen“ oder „Pullovermädchen“
heraus.

Dank Nebenrollen in so genannten A-Filmen und Hauptrollen in B-Streifen entwickelte sich das Starlet Lana Turner allmählich zu einer ernstzunehmenden Schauspielerin. „MGM“ versuchte, sie als Nachfolgerin für die überraschend gestorbene Jean Harlow (1911–1937) aufzubauen.

In dem Streifen „Love Finds Andy Hardy“ (1938) prägte der Filmpartner Mickey Rooney für Lana Turner den Titel „Glamour-Girl“. Dieses Wort wurde zu einem feststehenden Begriff in der Filmsprache.

Als „Sweatergirl“ löste Lana Turner in den USA einen nationalen Trend aus, von dem außer ihr auch die Kosmetik- und Dessousindustrie profitierte. Filme, Magazinbeiträge und Abertausende von Pin-up-Fotos trugen dazu bei, dass in den Vereinigten Staaten innerhalb eines Jahres viereinhalb Millionen schaumstoff-verstärkte Büstenhalter und attrappenähnliche Korsagen verkauft wurden.

Nach einigen weiteren Streifen hatte Lana Turner mit dem Film „Ziegfeld Girl“ („Mädchen im Rampenlicht“, 1941) bereits als 20-Jährige den künstlerischen Durchbruch geschafft. Im selben Jahr sah man sie in „Honky Tonk“ („Ein toller Bursche“, 1941) an der Seite des Herzensbrechers Clark Gable (1901–1960). Während des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) war die Turner ein beliebtes Pin-up-Girl.

Den Höhepunkt ihrer Popularität erreichte Lana Turner mit ihrer Rolle als mörderische Ehebrecherin in dem Thriller „The postman always rings twice“ („Im Netz der Leidenschaften“, 1946). Dieser Film mit seiner für jene Zeit recht unverblümten Darstellung von Verführung, Ehebruch, Gewalt und Mord war eine untypische Produktion des Filmstudios „MGM“, das ansonsten eher familienfreundliche Unterhaltung auf der Kinoleinwand präsentierte.

Nur knapp entgingen Clark Gable und Lana Turner 1947 bei Dreharbeiten für den Kriegsfilm „Home-coming“ („Dr. Johnsons Heimkehr“, 1948) einem folgenschweren Unfall. Für eine Szene mussten die Beiden als Arzt und Pflegerin in ein Zelt stürzen, das beim Angriff auf Anzio in Brand geschossen wurde. Bevor Clark und Lana das Zelt betraten, hatte ein benachbartes Zelt bereits Feuer gefangen. Die vorbereitete Munition explodierte einige Minuten zu früh. Wie durch ein Wunder konnten die Beiden unverletzt aus den brennenden Trümmern gerettet werden.

Bei einem Wettbewerb im Jahre 1947 wurde Lana Turner, die damals Mutter der dreijährigen Tochter Cheryl war, als eine der drei „schönsten Mütter der USA“ gewählt. Neben ihr konnten sich Marlene Dietrich (1901–1992), die Mutter der 22-jährigen Schauspielerin Maria Manton, und Belle Taylor Tierney, die Mutter der 26-jährigen Schauspielerin Gene Tierney, über diesen Titel freuen.

Für ihre Rolle als neurotische Witwe in „Peyton Place“ („Glut unter der Asche“, 1957) erhielt Lana Turner ihre erste und einzige Nominierung für den „Oscar“ als beste Hauptdarstellerin. Jener Streifen zeigte die Turner in einem Drama um häusliche Gewalt, Inzest, Vergewaltigung, Selbstmord und Rassenvorurteile. Diese Verfilmung des skandalträchtigen Buches „Peyton

Place“ von Grace Metalious (1924–1964) galt damals als größter Verkaufserfolg seit der Verfilmung des Romans „Vom Winde verweht“ (1939) von Margret Mitchel (1900–1949).

Als letzter großer Erfolg von Lana Turnier gilt der Film „Imitation of Life“ („So lange es Menschen gibt“, 1959). Ende der 1950-er Jahre verfiel sie zunehmend dem Alkohol.

Eines Tages soll Lana Turner gezwungen gewesen sein, wegen eines Brandes ihre Wohnung schnell zu verlassen. Sie benötigte nur wenige Minuten, um das Wichtigste einzupacken: ihren Lippenstift, ihren Augenbrauenstift und ihren Haarfön.

Auch als Produzentin betätigte sich Lana Turner erfolgreich. 1958 gründete sie die „Lanturn Productions“ und 1966 die „Eltee Productions“. In den 1960-er Jahren sah man die Turner vor allem im Fernsehen. 1969 wirkte sie in 15 Folgen der TV-Serie „The Survivors“ mit. Ihr letzter Film „Witches’ Brew“ kam 1980 in die Kinos. In den 1980-er Jahren trat sie im Theater auf und spielte in der amerikanischen Fernsehserie „Falcon Crest“ mit, die auch in Deutschland gesendet wurde.

Lana Turner war insgesamt achtmal verheiratet. Sie hatte aber „nur“ sieben Ehemänner, weil sie einen gleich zweimal ehelichte. Keine ihrer Ehen dauerte länger als fünf Jahre.

Im Alter von 19 Jahren ehelichte Lana Turner 1940 den Jazzmusiker und Bandleader Artie Shaw (1910–2004). Die erste Ehe hielt lediglich vier Monate. Shaw brachte es im Laufe seines Lebens auf insgesamt acht Ehen. Zu seinen Gattinnen gehörten unter anderem die amerikanischen Schauspielerinnen Ava Gardner (1922–1990) und Evelyn Keyes (1916–2008).

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Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Lana Turner - Das erste "Glamour-Girl"
Autor
Jahr
2012
Seiten
49
Katalognummer
V193886
ISBN (eBook)
9783656192756
ISBN (Buch)
9783656193531
Dateigröße
2750 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Lana Turner, Filmstars, Filmschauspielerinnen, Film, Frauenbiografien, Biografien, Kurzbiografien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2012, Lana Turner - Das erste "Glamour-Girl", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193886

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