Die Ermordung John F. Kennedys


Hausarbeit, 2003

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Tatsachen

3. Mögliche Entstehungsgründe für Verschwörungstheorien

4. Die Warren Commission
4.1 Die wichtigsten Ergebnisse der Warren Kommission
4.2 Zweifelhafte Ergebnisse der Warren Commission
4.3 Die „Magic Bullet Theory“

5. „Lone Gunman“ Theorie

6. Verschwörungstheorien

7. Haupttheorien:
7.1 Fidel Castro hat Kennedy ermordet (Tucket:91)
7.2 Die Rüstungsindustrie hat Kennedy ermordet (Tucket: 95)
7.3 Die Regierung hat Kennedy ermordet (Tucket: 90)
7.4 Der CIA hat Kennedy ermordet (Tucket: 94)
7.5 Die Ölindustrie hat Kennedy ermordet ((Davis: Buchanan: 349)
7.6 Die Mafia hat Kennedy ermordet (Tucket: 93)
7.7 Der KGB / die Kommunisten haben Kennedy ermordet (Tucket: 96)

8. Verschwörungswellen und einige der wichtigsten Veröffentlichungen

9. Konklusion

10. Literatur

1. Einleitung

„Kennedy Slain by CIA, Mafia, Castro, LBJ, Teamsters, Freemasons: President Shot 129 Times from 43 Different Angles” (Knight: 91) titelte die amerikanische Satirezeitung „The Onion“ vor einigen Jahren. Diese Schlagzeile illustriert eindrucksvoll die Tatsache, dass die Ermordung Kennedys wahrscheinlich das mit Abstand am meisten untersuchte Ereignis in jüngeren oder sogar der gesamten Amerikanischen Geschichte ist.

Folglich lässt sich die Zahl selbst der mehr oder weniger „ernstzunehmender“ Theorien nicht mehr festlegen, geschweige denn überblicken. Innerhalb von 36 Monaten nach der Ermordung Kennedys waren bereits mehr als 200 Bücher und Artikel veröffentlicht, sie sich mit diesem Thema befassten (Goldberg: 106).

Im Gegensatz zu den meisten anderen Verschwörungstheorien sind Hypothesen um die Ermordung des 35. US-Präsidenten (meist) nicht mit abstrakten Zielen, wie Erlangung der Weltherrschaft oder Stigmatisierung, im Extremfall auch Ausrottung, einer gesamten Rasse oder Religionsgemeinschaft, verbunden. Sie konzentrieren sich vielmehr darauf eine Gruppe als Schuldige auszumachen, die für Kennedys Tod verantwortlich gemacht werden kann. Jedoch auch hier gibt es Ausnahmen. So sieht zum Beispiel die John Birch Society Weltverschwörer hinter der Ermordung Kennedys, die selbstverständlich systematisch die Übernahme der amerikanischen Regierung vorbereiten (Goldberg: 110).

Anders auch als viele andere Ereignisse, die im Laufe der Geschichte Gegenstand von Verschwörungstheorien waren, waren Hypothesen um die Hintergründe und „wahren Fakten“ im Zusammenhang mit Kennedys Tod nie, beziehungsweise immer nur für kurze Zeit, ein Phänomen einer Randgruppe. Vielmehr waren sie meist Teil des Mainstreams der amerikanischen Kultur, und sind es bis heute.

2. Tatsachen

Es gibt nur wenige bis überhaupt keine „Tatsachen“ auf die sich alle Verschwörungstheoretiker einigen können. Die Uneinigkeit geht sogar soweit, dass einige bestreiten sogar die Tatsache bestreiten, dass John F. Kennedy nicht mehr am Leben ist. Mehrere „Experten“ behaupten er lebe bis heute auf einer Farm in der Nähe von Moskau.

Dennoch werde ich im Folgenden den Versuch unternehmen, einige Fakten darzustellen, die mir unzweifelhaft erscheinen.

Am 22. November 1963 fuhr John F. Kennedy entgegen des Rates des Secret Service in einem offenen Lincoln convertible. Um 12.30, fünf Minuten später als geplant (Groden: 18) , erreichte die Autokolonne die Dealey Plaza. Kurz darauf fallen mehrere Schüsse, die John Kennedy und den vor ihm sitzenden Governor John Connally treffen. Der Secret Service reagiert vorerst nicht, bis schließlich Jacqueline Kennedys persönlicher Bodyguard Clint Hill auf den Kofferraum der Limousine springt.

Bis hierhin hält Abraham Zapruder, ein Zuschauer, der eigentlich nur die Kolonne des Präsidenten sehen wollte, alles mit seiner privaten Kamera fest. Seine Auszeichnungen werden später als „Zapruder Film“ in die Geschichte eingehen. Anschließend bringt Kennedys Chauffeur alle Insassen der Limousine zum Dallas Parkland Hospital.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Groden: 39)

Lange rätselte man weshalb Mrs. Kennedy auf den Kofferraum zu klettern versuchte. Clint Hill sagte später aus:

„Mrs Kennedy had jumped up from the seat and was, it appeared to me, reaching for something coming off the rear bumper of the car. ... I noticed a portion of the President’s head on the right rear side was missing and he was bleeding profusely.“ (Groden:39).

Jacqueline Kennedy selbst bestätigte Clints Aussage später in ihren eigenen Ausführungen vor der Warren Commission:

„I was trying to hold his hair on. But from the front there was nothing. I suppose there must have been, but from the back you could see, you know, you were trying to hold his hair on, and his skull on.“

67Aber zurück zu den Ereignissen des 22. Novembers. Um 12.45, das heißt kaum fünfzehn Minuten nachdem die Schüsse auf der Dealey Plaza abgegeben worden waren, wird der erste Funkspruch gesendet, die eine Beschreibung des Mannes enthält, der verdächtigt wird auf den Präsidenten geschossen zu haben (Groden: 53). Diese Schilderung beschreibt trifft auf Lee Harvey Oswald zu.

Um 1:00 erklären die Ärzte des Dallas Parkland Hospital Präsident John Fitzgerald Kennedy für tot. Dr. Burkley unterschreibt den Totenschein als behandelnder Arzt (Groden: 73).

Etwa fünfundzwanzig Minuten später passiert unweit Oswalds Haus ein weiterer Mord. Der Polizist J.D. Tippit wird erschossen. Es folgt ein Funkspruch in dem eine Beschreibung des vermeintlichen Mörders gegeben wird. Diese Beschreibung passt erneut auf Lee Harvey Oswald. Damit gilt Oswald als Verdächtiger in zwei Mordfällen.

Nicht einmal 1½ Stunden nach den tödlichen Schüssen in der Dealey Plaza wird Lee Harvey Oswald schließlich im Texas Theater festgenommen, offiziell als Officer Tippits Mörder (Groden: 101).

In der Nacht von 22. auf 23. November wird Lee Harvey Oswald in einer Pressekonferenz offiziell der Ermordung Präsident John Fitzgerald Kennedys angeklagt (Crenshaw: 148). Am darauffolgenden Tag sollte Oswald in ein anderes Gefängnis verlegt werden. Dieses Ereignis war vorher angekündigt worden und entsprechend groß war das Interesse der Öffentlichkeit. Fast die gesamte internationale Presse, hatte sich vor dem Ausgang des Dallas County Criminal Courts Building versammelt um Oswalds Überführung live zu übertragen.

Als Oswald, mit Handschellen an Detective Leavelles linken Armgefesselt (Crenshaw: 176), vor die Kameras geführt wurde, löste sich ein Mann aus der Menge der Journalisten. Nachtklubbesitzer Jack Ruby erschoss Lee Harvey Oswald um 11.17 vor laufenden Kameras (Crenshaw: 177). Der zweite Mord auf der Dealey Plaza innerhalb von nur drei Tagen. Ruby wird sofort verhaftet und später verurteilt. Er starb 1967 noch im Gefängnis.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Groden: 108)

Am 29. November 1963 wird eine Kommission eingerichtet, die den Mord an Präsident Kennedy zweifelsfrei klären soll. Judge Earl Warren führt den Vorsitz dieser Kommission, die deshalb als Warren Commission zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Nicht ganz ein Jahr später, am 24. September 1964 legt sie ihre Ergebnisse vor. Die Zusammenfassung des Final Report der Warren Commission umfasst ca. 900 Seiten plus 6.700 Fußnoten. Zusätzlich erscheinen 26 Bände mit Anhörungen, ca. 26.500 FBI Interviews und mehr als 550 Zeugenaussagen (Goldberg: 110).

3. Mögliche Entstehungsgründe für Verschwörungstheorien

Allein der schiere Umfang des Warren Reports sowie einige der darin enthaltenen Aussagen gaben Verschwörungstheoretikern mehr als genug Gründe die Richtigkeit der offiziellen Version anzuzweifeln.

Dazu kommt, dass „die Kennedys“ spätestens seit der Heirat von John F. Kennedy, dem großen Hoffnungsträger der Familie, mit Jacqueline Bouvier, Tochter einer bekannten Familie Neu Englands und schon damals übermäßig gut gebildet, so etwas wie die amerikanische „königliche Familie“ darstellten. Diese Verständnis der Kennedys als „amerikanisches Allgemeingut“, ist bis heute in den Köpfen vieler Amerikaner erhalten geblieben.

Der junge Präsident zog das amerikanische Volk bereits während des Wahlkampfes in seinen Bann. Er verstand es besonders gut zu sprechen und die Wähler davon zu überzeugen, dass sich unter seiner Regierung viele Dinge zum Besseren wenden würden. Das Überraschende daran war, dass sich das eine oder andere in den Folgejahren tatsächlich änderte und Kennedy außerdem Gelegenheit hatte, sich während der Kuba Krise in den Augen des Volkes als brillanter Krisenmanager zu beweisen. Wie nah die Welt damals wirklich an einem Dritten Weltkrieg war, weiß man erst heute.

Zu seiner Zeit sah man in Kennedy den weißen Ritter in goldener Rüstung. Vielleicht liegt gerade deshalb der Vergleich mit Camelot nahe, den sogar die Witwe in einem Interview kurz nach Jacks Tod anstellte:

“I want to say this one thing. (…) This line from the musical comedy's been almost an obsession with me. At night before going to bed...we had an old Victrola. He'd play a couple of records. (…) It was a song he loved, he loved ‘Camelot.’ It was the song he loved most at the end...on a Victrola ten years old...it's the last record, the last side of ‘Camelot,’ sad ‘Camelot.’...'don't let it be forgot that for one brief shining moment there was ‘Camelot.’ “ (White)

Für die amerikanische Öffentlichkeit konnte der Verlust ihres König Arthurs nicht einfach durch die Tat eines Verrückten Einzeltäters erklärt werden. Wäre John nicht erschossen worden, hätte er die Grundlage für eine Kennedy Dynastie gebildet, und seine beiden Brüder Robert und Edward wären ihm ins Weiße Haus gefolgt (Goldberg: 125). Das Verschwörungsdenken fungiert hier als eine Art counterhistory, „an imagined present and future“ (Goldberg: 126).

Die Amerikaner sind sehr auf Balance bedacht. Der verrückte Einzeltäter Oswald kann jedoch den mächtigsten Mann der westlichen Welt, Hoffnungsträger einer ganzen Generation junger Amerikaner, bei weitem nicht aufwiegen. Irgendetwas muss auf Oswalds Seite hinzugefügt werden, zum Beispiel die Idee eines Märtyrers, der sich für eine Verschwörung geopfert hat (Knight: 78).

Am besten lässt sich die Bedeutung der Ermordung Kennedys vielleicht an folgendem Beispiel erkennen: nicht die Unabhängigkeitserklärung, nicht der Amerikanische Bürgerkrieg und auch nicht der Angriff auf Pearl Harbor teilt nach Meinung der meisten Amerikaner die Geschichte des Landes in zwei Teile, sondern die Ermordung des 35. Amerikanischen Präsidenten.

Der tödliche Anschlag auf Kennedy ist ein amerikanisches Trauma. Man hätte vielleicht damit leben können, wäre der Attentäter ein KGB Agent gewesen wäre – auf entsprechende, dies probagierende, Theorien werde ich später zu sprechen kommen. Aber dass ein Amerikaner aus eigenem Antrieb den amerikanischen Präsidenten erschossen haben sollte, war unbegreiflich und absurd und zog einen vehementen Vertrauensverlust in „das gute Amerika“ (Knight: 78) nach sich.

Man argumentiert, dass von dem Moment an, in dem JFK ermordet wurde, sich das Schicksal Amerikas zum Schlechten wendete (Knight: 78). Der Umkehrschluss hieße demzufolge: Wenn Kennedy nicht gestorben wäre, und wie anzunehmen war, noch eine zweite Amtszeit regiert hätte, hätte das andere, das „böse“ Amerika nie die Oberhand bekommen. Es hätte keinen Vietnamkrieg gegeben, kein Watergate, die Kompetenzen des FBI, beziehungsweise des CIA wären beschnitten worden, und sie wären nicht mehr in der Lage gewesen, amerikanisches oder internationales Recht zu brechen, und zahllose andere Dinge.

Der Moment in dem sie von Kennedys Tod erfuhren, ist für viele Amerikaner zu einem definierenden Moment geworden (Knight: 79). Noch heute weiß fast jeder in und außerhalb Amerikas, was er getan hat als er die Nachricht hörte, wer sie ihm überbracht hat, wo er sich befand, etc. Daraus ergibt sich wieder die Annahme, dass ein dermaßen einschneidendes Ereignis kann nicht von einem einzelnen Verrückten ausgelöst worden sein kann.

Die Bedeutung, die Kennedys Tod für einzelne Personen hatte, lässt sich sehr gut an dem Film In the Line of Fire verdeutlichen. Clint Eastwood verkörpert darin einen Secret Service Agenten, der sich nicht verzeihen kann, Kennedy im entscheidenden Moment nicht beschützt zu haben. Diese „Schuld“ bestimmt den Rest seines Lebens. Das bemerkenswerte dabei ist, dass man Hollywoods „Tough Guy“ Clint Eastwood zum ersten (und einzigen?) Mal auf der Leinwand weinen sieht.

Ein anderes Beispiel ist der Autor Robert Groden, auf den ich später noch genauer eingehen werde. Der 22. November 1963 war sein 18. Geburtstag. Folglich verbindet er sein eigenes Erwachsenwerden mit der fortschreitenden Erkenntnis über die Machtmechanismen in Amerika (Knight: 80).

Natürlich trugen auch gewisse Ungereimtheiten, welche die Ermordung Kennedys umgaben und noch umgeben zum Entstehen von Verschwörungstheorien bei. Die bekanntesten sind wohl, dass ca. 30 Minuten nach den Schüssen in Dallas der Telefonservice in Washington D.C. zusammenbrach, eine weitere, dass die Air Force One, angeblich aus Angst vor weiteren Anschlägen der Verschwörer, in ungewöhnlicher Höhe und auf einem ungewöhnlichen Kurs nach Washington zurück flog. Der für Verschwörungstheoretiker wohl ergiebigste „Fehler“ jedoch ist die Tatsache, dass Lee Harvey Oswalds Verhör im Dallas Police Department nicht auf Band aufgenommen wurde und auch keinerlei Mitschriften existieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Ermordung John F. Kennedys
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Politische Wissenschaft)
Veranstaltung
Amerikanische Verschwörungstheorien
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
27
Katalognummer
V20627
ISBN (eBook)
9783638244558
ISBN (Buch)
9783638842280
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit Verschwörungstheorien, die sich um die Ermordung Kennedys ranken, dem "Mythos Kennedy" und dessen Entstehung. Sie behandelt ebenfalls wichtige Veröffentlichungen (Buch und Film) zum Thema Kennedy.
Schlagworte
Ermordung, John, Kennedys, Amerikanische, Verschwörungstheorien
Arbeit zitieren
Kristina Maul (Autor:in), 2003, Die Ermordung John F. Kennedys, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20627

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