Work Life Balance als Unternehmenskultur. Über die wirksame und wirtschaftliche Umsetzbarkeit


Projektarbeit, 2012

27 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen und Definition der Work Life Balance
2.1 Historische Sicht von Arbeit und Familie
2.2 Der gesellschaftliche Wandel
2.3 Hintergründe und Anfänge der Work Life Balance

3. Konzepte und Maßnahmen der Work Life Balance in Unternehmen
3.1 Gesundheit und Körper
3.2 Beruf und Karriere
3.3 Soziales Umfeld und Familie
3.4 materielle Sicherheiten
3.5 Sinn und Werte

4. Effekte auf Unternehmen und Mitarbeiter
4.1 Auswirkungen auf das Umfeld
4.2 Kosten und Nutzen
4.2.1 Wiederbeschaffungskosten
4.2.2 Wiedereingliederungskosten
4.2.3 Überbrückungskosten
4.2.4 Kosteneinsparpotenziale

5. Schluss / Fazit

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Es gibt viele Studien über den Ausgleich zwischen Privat- und Berufsleben. Stress, Zeitdruck und Ängste sind in den letzten Jahrzehnten in einem immensen Ausmaß gestiegen. Demografische und technologische Entwicklungen lassen unsere Welt schneller drehen. Die Anforderungen der Arbeitswelt und die persönlichen Bedürfnisse der Menschen unterliegen einem stetigen Wandel, dem gerecht werden muss, um auch in Zukunft die Existenz bzw. den angestrebten Status in der Gesellschaft und im Unternehmen zu sichern.

Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen heute in einer Form flexibel und innovativ handeln, die es so in einer globalisierten Wirtschaft in Anbetracht der Wettbewerbssituation in der Vergangenheit nicht gab. Man muss natürlich auf die immer älter werdende Bevölkerung reagieren. Der Druck in den Unternehmen wird größer und die Bezahlung im Verhältnis der Inflation schlechter Fachkräfte sind schon heute Mangelware. Es muss überlegt werden, wie die Mitarbeiter gesund zu erhalten und an das Unternehmen zu binden sind.

Dem gegenüber stehen die Mitarbeiter, die nach mehr Lebensqualität streben. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung, Ausgeglichenheit sowie sich selbst zu belohnen für die geleistete Arbeit steht im Vordergrund, denn für die meisten Menschen sind nach einem 8-Stunden-Arbeitstag, ohne Fahrtzeit, die täglichen Verpflichtungen noch lange nicht vorüber.

Der Ruf nach mehr Zeit für und mit der Familie wird lauter. Doch dieses Mehr an Freizeit muss auch leistbar sein, denn oft geht ein Verzicht an Arbeitszeit auch mit einem Verzicht an finanziellen Mitteln einher.

Somit wird das Spannungsfeld immer größer und es müssen Strategien und Konzepte entwickelt werden, wie der Spagat auf Unternehmensseite wie Mitarbeiterseite zu schaffen ist, um die Bedürfnisse auf beiden Seiten zu befriedigen.

Die Gefahr eines „Burnouts“1 ist bei diesem Idealziel natürlich groß.

Diese Projektarbeit soll die Hintergründe, Möglichkeiten und die Kosten und Nutzen der Work Life Balance Maßnahmen aufzeigen. Ist ein Work-Life-Balance Konzept wirklich wirksam umsetzbar oder nur ein Marketinginstrument? Welche Auswirkungen hat dies auf die Produktivität und Kostenstruktur auf die Unternehmen? Ist der Preis langfristig zu hoch, oder besser gesagt, sind diese Konzepte Utopie in einer Zeit wo nur der Profit und das Höher-Schneller-Weiter zählt?

2. Grundlagen und Definition der Work Life Balance

Die strikte Trennung von Berufs- und Privatleben galt bisher als erstrangiges Merkmal arbeitsteiliger Industriegesellschaften. Auf der persönlichen Ebene be- deutete dies eine ständige Quelle von Rollenkonflikten und Identitätsproblemen. Das im Berufsleben überwiegend zweckmäßige Nützlichkeitsdenken und -handeln ließ zwangsläufig die sozialen Kompetenzen zurückbilden. Der Mensch als Kör- per-Seele-Geist-Organismus wurde mehr abgespalten als entfaltet. Außer Acht gelassen wurde die lebensnotwendige Synthese von beruflichen und privaten Inte- ressen. Arbeit, Beruf und Erfolg ließen sich mit Partnerschaft, Familie und Freun- deskreis kaum in Einklang bringen.

Den Begriff Work-Life-Balance umfassen somit sehr viele Bereiche. Unter anderem betreffen das, wie auch vorangehend angeführt, gesundheitspolitische Maßnahmen für Arbeitnehmer, Familien- und Wirtschaftspolitik bis hin zu psychologischen Fragestellungen.

Die Abgrenzung der einzelnen Begriffe gestaltet sich daher schwierig. Es gibt keine eindeutige Definition, die die Work-Life-Balance beschreibt. Aus diesem Grund wird in den folgenden Absätzen allgemein auf die Erklärung eingegangen.

Arbeit beschreibt die Literatur als „bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Men- schen zum Zweck der Existenzsicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürf- nissen und ist zugleich ein wesentlicher Moment der Daseinserfüllung.“2

Der Begriff Leben umfasst das Privatleben und ist das Pendant zur angeführten Bezeichnung Arbeit. Man kann es auch als Freizeit bezeichnen, die dem Men- schen zur Erholung und Regeneration dient bzw. die Zeit, die nicht fremdbestimmt ist.

Die Balance zwischen den beiden Lebensbereichen bewirkt eine Ausgewogenheit und Gleichgewicht. „In der Natur des Menschen liegt das Streben nach einem flexiblen Gleichgewicht, was auch in der Tier- und Pflanzenwelt zu finden ist. Es ist ein Naturgesetz das die Balance zwischen den Bereichen sucht, um die Energien des Organismus gleichmäßig zu verteilen.“3

2.1 Historische Sicht von Arbeit und Familie

„Familie war bis tief in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein eine Form des Zu- sammenlebens, die mehr von wirtschaftlichen als sozialen Bindungen geprägt war. Das steckt auch im Ursprung des Begriffs Familie, der dem Lateinischen ent- stammt. Abgeleitet von famulus - der Haussklave, bezeichnete er den Besitzstand eines Mannes, des pater familias - Vater der Familie. Zu seinem Besitz gehörten nicht nur Frau und Kinder, sondern gleichermaßen Vieh und Sklaven.“4

Die traditionelle Familie, wie wir sie kennen, ist eine Entwicklung des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Sie bildete sich als das klassische Modell in dem Maße her- aus, in dem mit der fortschreitenden Industrialisierung Kinder nicht mehr als Ar- beitskräfte herangezogen wurden. Mehr und mehr entwickelte sich ein Muster, das auf traditioneller Rollenverteilung basiert. Der Vater ist Ernährer der Familie und somit für den außerhäuslichen Bereich zuständig. Er verdient das Geld und küm- mert sich um die sozialen Kontakte. Seiner Frau, die keiner Berufstätigkeit nachgeht, obliegt die Obsorge für den innerfamiliären Bereich. Dazu gehören das gemütliche Heim und die Erziehung der Kinder.

Familie im engeren Sinn wird vorwiegend als Haushaltsgemeinschaft verstanden. Haushaltsgrößen sind ein recht gutes Zeichen für Veränderungen. Der historische Vergleich zeigt, dass in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die durchschnittliche Haushaltsgröße radikal gesunken ist. Vom Mittelalter bis in die neuere Zeit lebten durchschnittlich vier bis fünf Personen in einem Haushalt. Heute sind es in Großstädten im Schnitt nur mehr etwa zwei Personen.

Gründe dafür liegen in den früheren Familienhaushalten. Dort lebten nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Verwandte, Mägde, Knechte, Lehrlinge, die alle zur Familie gezählt wurden.

Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa noch mehr als die Hälfte der Ehepaare vier und mehr Kinder hatte, sind es heute nicht einmal mehr drei Prozent, die so einen Kindersegen aufweisen können.

Damals gab es kaum Einzelhaushalte. Heute leben viele ältere Menschen, Geschiedene und auch Jugendliche allein in Wohnungen.5

2.2 Der gesellschaftliche Wandel

Der technologische Fortschritt und die Beschleunigung der Innovationen fordern qualifizierte Arbeitskräfte, die sich kontinuierlich weiterbilden und ihr Wis- sen entsprechend den Anforderungen ergänzen und auf den aktuellen Stand brin- gen. Hiervon sind sowohl junge als auch ältere Arbeitnehmer/-innen betroffen. Es wird nicht nur in der Verantwortung der Unternehmen liegen, dieses Wissen auch im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen zu transferieren. Jeder Be- schäftigte muss mehr und mehr dafür sorgen, dass er sich selbst entsprechend seinen Fähigkeiten weiterqualifiziert und lebenslang lernt.6

Die meisten Menschen vertreten die Einstellung: „Wir arbeiten, um zu leben.“

Das Streben nach Einzigartigkeit, veränderten Lebensstrukturen und -formen so- wie das wachsende Verlangen nach der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben prägen die Vorstellung und die Einstellung von den Menschen in der heutigen Zeit. In unserer Gesellschaft bildet die berufliche Arbeit für viele Menschen die Grund- lage für die Beurteilung des eigenen Selbstwertes. Dies ist unter anderem daran erkennbar, dass viele Menschen sich über ihren Beruf erklären. Wird jemand ge- fragt, wer er ist, bekommt man primär als Antwort den Namen, eventuell das Alter und sogleich die ausgeübte Tätigkeit. Dinge, die den Menschen viel eher ausma- chen und mindestens ebenso wichtig sind, bleiben dabei außer Acht. Der Beruf spiegelt das Gefühl für die eigene Kompetenz wider und schafft ein Bewusstsein, dass man gebraucht wird .

Aber auch bei der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts vorherrschenden Kernfamilie - Eltern und Kinder - blieb der Fortschritt nicht stehen. Neue Familien- konstellationen kamen dazu. Stieffamilien, alleinerziehende Elternteile, nichteheli- che Lebensgemeinschaften, Patchwork-Familien oder Wohngemeinschaften, vor allem junger Menschen, gehören heute vor allem in den Städten zum gewohnten Bild. "Das moderne Kind hat zwei Kinderzimmer und acht Großeltern" ist eine pointierte Aussage. Zwar lebten auch früher Menschen ohne Trauschein zusam- men (vor allem weil Heiraten an Besitz und Versorgungsmöglichkeit gebunden war) oder alleine. Neu an den heutigen Lebensgemeinschaften bzw. am heutigen "Single"-Dasein ist aber, dass sie bewusst und gewollt gelebt werden.7

Gründe für die zunehmende Bedeutung der neuen Familienkonstellationen gibt es viele. Die Ehe ist nicht mehr die generell angestrebte Norm, Partnerschaften wer- den nicht mehr unbedingt auf Dauer angelegt. Scheidungen wurden zunehmend gesellschaftlich akzeptiert. Junge Menschen wechseln nicht mehr nahtlos vom Elternhaus in die eigene Familie, sondern leben dazwischen oft in anderen For- men. Im Zusammenhang mit den gewandelten Aufgaben und Aktivitäten hat sich das familiäre Zusammenleben radikal verändert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wa- ren mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Heute wird der Lebensunterhalt in Industrie- und Dienstleistungsberufen verdient. Das Arbeitsleben ist weitgehend auf die Städte und Ballungszentren konzentriert. Die heutige Berufstätigkeit schafft klare Grenzen zwischen Freizeit und Arbeitszeit, Hausarbeit und Berufsarbeit.

Früher wurde von der Familie Schutz in Krankheit oder Alter geboten. Mit der Ent- wicklung zur Lohnarbeit musste dies von der Gesellschaft übernommen werden. Es entstanden die Sozialversicherungen. Beschränkte sich die Bildungsphase zu Beginn des Jahrhunderts im Kern noch auf die Elementarschule, so besuchen heute immer mehr Jugendliche immer länger höhere Schulen und Universitäten. Schule wurde eine ergänzende Säule zur Familienerziehung. Sie hat die Funktio- nen der Familie und das Familienleben bis in den Alltag hinein nachhaltig verän- dert.

Im Zuge der Modernisierung wurde die Familie also in vieler Hinsicht entlastet bzw. unterstützt. Dies bedeutet aber nicht nur Erleichterungen. Sie ist heute wesentlich stärker Außeneinflüssen ausgesetzt, was neue Verantwortungen und Aufgaben bedeutet. Außerdem ist ein großes neues Problem entstanden, nämlich Beruf und Familie zu vereinbaren.8

[...]


1 vgl. Jaggi F. (2008), S.6f.

2 vgl. Brockhaus (1997),S.234f.

3 vgl. Robert Betz, Der Irrtum von der Work-Life-Balance(2012a)

4 vgl. www.Tagesspiegel.de(2012a)

5 www.oif.ac.at(2012a)

6 vgl. www.wiley-vch.de(2012a)

7 vgl. www.bmwfj.gv.at(2012a)

8 vgl. www.oif.ac.at(2012a)

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Work Life Balance als Unternehmenskultur. Über die wirksame und wirtschaftliche Umsetzbarkeit
Hochschule
Akademie für Betriebswirtschaft und Welthandelssprachen ABW, Stuttgart
Veranstaltung
gepr. Personalreferent
Note
2
Autor
Jahr
2012
Seiten
27
Katalognummer
V210321
ISBN (eBook)
9783656385875
ISBN (Buch)
9783656385615
Dateigröße
1086 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
work, life, balance, unternehmenskultur, sind, konzepte, work-life-balance
Arbeit zitieren
Stefan Köppel (Autor:in), 2012, Work Life Balance als Unternehmenskultur. Über die wirksame und wirtschaftliche Umsetzbarkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210321

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