Täglich informieren sich über 9 Millionen Menschen über die Ereignisse in der Welt in der Tagesschau, der ältesten Nachrichtensendung im deutschsprachigen Fernsehen. „Die Tagesschau ist keine Sendung, sondern pure Gewohnheit. Die kann man auch in Latein verlesen“, so Helmut Thoma, der einstige Chef von RTL. Doch das Flaggschiff aller Nachrichtensendungen, das für Qualität und Objektivität steht, bekommt immer stärkere Konkurrenz, vor allem durch die privaten Sender. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts forsa werden von den Zuschauern Nachrichten wie beispielsweise RTLaktuell für ebenso seriös gehalten wie die Tagesschau oder heute. Zudem wirkt deren Präsentation durch eine lockere Sprache, eine aufregende bildliche Gestaltung, eine interessante Themenwahl sowie einen Anchorman im Vergleich zur Tagesschau attraktiver. Die Tagesschau dagegen blieb ihrer seit Jahrzehnten annähernd gleichbleibenden nüchternen und zurückhaltenden Nachrichtenpräsentation bis heute treu, was ihr immer wieder Kritik einbrachte und einbringt.
Ziel dieser Arbeit ist es daher herauszustellen, weshalb die Tagesschau trotz ihrer kritikwürdigen Darstellung so erfolgreich ist. Für die Beantwortung dieser zentralen Frage liegt die Konzentration des Portraits daher auf der Nachrichtenpräsentation innerhalb der Hauptnachrichtenausgabe um 20:00 Uhr. Diese stellt das Aushängeschild der Tagesschau dar und besteht seit 59 Jahren in dieser für die Tagesschau typischen Form. Hinsichtlich der Nachrichtendarstellung werden nur die für den Zuschauer wahrnehmbareren Elemente analysiert, die in der folgenden Arbeit die visuelle Gestaltung, die Kommunikation auf verbaler als auch nonverbaler Ebene und die Themengestaltung umfassen. Produktionsabläufe, Persönlichkeiten wie Sprecher oder Redakteure, Bezugsquellen für Bild- und Textmaterial oder weitere Sendungen werden nicht berücksichtigt, da diese keine hinreichenden Ergebnisse zur Beantwortung der Frage liefern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Tagesschau zwischen Kritik und Auftragserfüllung
2.1 Kritische Stimmen zur Berichterstattung
2.2 Die visuelle Gestaltung
2.2.1 Vom starken Bild zum bloßen Beiwerk
2.2.2 Eintönige Darstellung und Ablenkungspotenzial
2.2.3 Neutrale Darstellung und Informationsvermittlung
2.2.4 Standardisierte Bilder für eine objektive Berichterstattung
2.3 Die Kommunikation
2.3.1 Sprache und Sprecher im Wandel
2.3.2 Die verbale Kommunikation
2.3.2.1 Verständnisschwierigkeiten und Eintönigkeit
2.3.2.2 Präzision, Objektivität und Respekt
2.3.2.3 Vorgefertigter Sprachapparat für Zeitmanagement und Objektivität
2.3.3 Die nonverbale Kommunikation
2.3.3.1 Neutralität und Distanz
2.3.3.2 Ablenkungspotenzial durch unpersönliche Informationsvermittlung
2.4 Die Themengestaltung
2.4.1 Von der Unterhaltungsshow zur politischen Nachrichtensendung
2.4.2 Ausgewogene Berichterstattung ohne Hintergrund und Soft News
2.4.3 Glaubwürdigkeit durch hohe Nachrichtenqualität
2.4.4 Hohe Nachrichtenqualität trotz kritikwürdiger Themengestaltung
3. Markenhistorie als Erfolgsfaktor
3.1 Die Tagesschau – eine Marke mit Historie
3.2 Von der Markenhistorie zur Markentreue
3.2.1 Markenidentitätsbezogene Potenziale
3.2.2 Markenwissenbezogene Potenziale
3.2.3 Das konsumentenbezogene Potenzial Markentreue
3.2.4 Zuschauerbindung durch Markenhistorie
4. Der Erfolg der Tagesschau
4.1 Auftragserfüllung und kritikwürdige Darstellung
4.2 Kritikwürdige Darstellung als Methodenhistorie
4.3 Erfolg durch Markentreue
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
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