Wie kann das in einem Projekt erarbeitete Wissen geschützt werden?


Seminararbeit, 2011

14 Seiten, Note: 1,7

Rano Istlow (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Problemstellung und Situationsanalyse
1.1 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes
1.2 Motivation der Fragestellung und Aufbau der Arbeit

2. Schutzmöglichkeiten für in Projekten erarbeitetes Wissen
2.1 Juristische Schutzstrategien
2.1.1 Patente
2.1.2 Gebrauchsmuster
2.1.3 Geschmacksmuster
2.1.4 Halbleiter- und Sortenschutz
2.2 Faktische Schutzstrategien
2.2.1 Die Geheimhaltung von Wissen durch Nichtveröffentlichung
2.2.2 Konstruktive Vorkehrungen an Produkten

3. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Juristische und faktische Schutzstrategien ergänzen sich; aus Gassmann und Bader 2011 [GaBa-11, S. 5]

1. Problemstellung und Situationsanalyse

Das Oberthema zu dieser Seminararbeit lautet „Erfolgreiches Technologiemanagement durch modernes Projektmanagement“ und bestimmt daher den Kontext der konkreten Fragestellung, wie das in einem Projekt erarbeitete Wissen geschützt werden kann. In F&E-Projekten werden zukünftige (technische) Innovationen erarbeitet, die es in ihren Funktionsweisen vor Außenstehenden zu schützen gilt. Die Motivation und Methodik zum Schutz dieses Wissens ist vielfältig. Wissen als solches ist nach North 2011 [Nort-11, S. 14] die Schlüsselressource der postindustriellen Ära und gewinnt an Bedeutung. Auf den immer dynamischeren und globalisierteren Märkten herrscht ein enormer Wettbewerbsdruck. Wissen wird zum kritischen Erfolgsfaktor und zur strategischen Ressource [PrRR-10, S. 155 und S. V], gerade auch weil die Informations- bzw. Transaktionskosten zur Suche und Auswertung von Produkt-, Technologie- und Forschungsinformationen sinken [Nort-11, S. 14f]. Der Abfluss bzw. die freie Verwendung von in einem Unternehmen generierten Wissen kann existenzgefährdend werden, wenn die Konkurrenz durch Imitation von den Ergebnissen profitiert. Die strategische Ausrichtung des Innovationsmanagements durch beispielsweise eine entsprechende Patentstrategie gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Neben formellen (juristischen) Schutzmechanismen wie Patenten existieren auch informelle, die ebenfalls in dieser Arbeit angesprochen werden. Die folgenden einleitenden Abschnitte sollen die beschriebene Problematik präzisieren und den Rahmen der Arbeit abstecken.

1.1 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

In der Fragestellung dieser Seminararbeit „Wie kann das in einem Projekt erarbeitete Wissen geschützt werden?“, tauchen die Begriffe ‚ Projekt‘, ‚ Wissen‘ und ‚ schützen‘ auf, die es vor dem Hintergrund des Seminaroberthemas „Erfolgreiches Technologie-management durch modernes Projektmanagement“ kontextspezifisch zu definieren und vor allem abzugrenzen gilt. In Kapitel 1.2 wird speziell auf die Motivation zum Schutz des Wissens eingegangen, sodass an dieser Stelle zunächst nur die beiden Begriffe ‚ Wissen‘ und danach ‚ Projekt‘ erarbeitet werden.

Nach Probst et al. 2010 [PrRR-10, S. 11] wird die Wissensumwelt der meisten Unternehmen immer dynamischer und „Produkte und Prozesse […] wissensintensiver.“ Die Definition des Begriffs Wissen ist sehr vielfältig und keineswegs eindeutig, wie Broßmann und Mödinger 2011 [BrMö-11, S. 9-14] feststellen. In Bezug auf Unternehmen bzw. Forschung und Entwicklung kann Wissen nach North wie folgt definiert werden: „Wissen beinhaltet unter anderem Patente, Prozesse, Technologien, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen der Mitarbeiter, Informationen über Kunden, Märkte und Lieferanten. Wissen entsteht in einem spezifischen Kontext und kann davon nicht losgelöst betrachtet werden, es ist an Personen gebunden und vielfach unbewusst.“ Es besteht eine generelle Unterscheidung zwischen implizitem und explizitem Wissen. Explizites Wissen (explicit knowledge) lässt sich leicht über Zeichen in strukturierter Form darstellen und ist nicht an eine Person gebunden. Somit kann es leicht verarbeitet und auf andere übertragen werden. Implizites Wissen (tacit knowledge) hingegen manifestiert sich in den Erfahrungen und Tätigkeiten einer Person und lässt sich meist nur schwer explizit darstellen und mitteilen [VöSS-07, S. 61f]. Um mehr Klarheit über den Wissensbegriff in diesem Seminar zu erhalten, lohnt es sich auf den Begriff ‚Projekt‘ einzugehen.

In der Industrie existieren verschiedene Typen von Projekten. Neben reinen Investitionsprojekten mit dem Zweck, einen finanziellen Gewinn zu erzielen, gibt es Projekte, die eher strategischen Nutzen haben. In Bezug auf die Forschung und Entwicklung in Industrieunternehmen sind dies beispielsweise Projekte zur Überprüfung der Umsetzbarkeit einer technischen Lösung oder Projekte zur gezielten Entwicklung eines innovativen Produkts / einer innovativen Produktkomponente. Der wirtschaftliche Aspekt ist dabei eher ein nachgelagerter Folgeeffekt einer möglicherweise erfolgreichen Produktentwicklung. In diesen letztgenannten Projekten entsteht anders als bei den reinen Investitionsprojekten spezifisches Wissen, das als zentrales Ergebnis des Projekts anzusehen ist. Dieses Wissen kann sowohl positiv (z.B. erfolgreiche Prüfung der Umsetzbarkeit eines Verfahrens) oder negativ (z.B. die Erkenntnis, dass ein Verfahren nicht umsetzbar ist und warum dies so ist) sein. Auch bei negativem Ausgang des Projekts entsteht wertvolles Erfahrungswissen für die Zukunft. Beide Wissensarten zusammen bilden die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und die entsprechenden Projekte gliedern sich an das Innovationsmanagement, aus dem schlussendlich fertige Endprodukte resultieren (können). Der Fokus dieser Arbeit liegt auf diesen sogenannten Wissensprojekten, die in der Industrie am Anfang jeder Produktinnovation stehen. Da das Ziel dieser Arbeit die Auseinandersetzung mit dem Schutz (nach außen) und nicht der Sicherung (vor internem Verlust / Abfluss; Stichwort Wissensmanagement) ist, liegt insbesondere der Schutz des „positiven Wissens“ im Zentrum dieser Arbeit, weil hieraus konkrete Produkte und Anwendungen entstehen können, die sich am Markt behaupten müssen und damit tendenziell explizit sichtbar und angreifbar sind.

Das zu einer Innovation zugehörige Wissen liegt im Kontext des Technologiemanagements in unterschiedlicher Form vor. Das explizite Wissen liegt beispielsweise in Form von Konstruktionszeichnungen, Versuchsdokumentationen inklusive der Messergebnisse aber auch in Form von fertigen, auf dem Markt verfügbaren Produkten vor. „ Die nieder-geschriebenen Eigenschaften von Produkten gelten […]als explizites Wissen“ [VöSS-07, S. 61]. Nach Fussan 2010 [Fuss-10, S. 265f] handelt es sich hierbei jedoch strenggenommen „nur“ um Informationen, die „eine unerlässliche Voraussetzung zur Generierung von Wissen “ sind, da Wissen stets personengebunden und handlungsorientiert ist und erst durch Verknüpfung im Gehirn des Menschen entsteht. Das implizite (Erfahrungs-)Wissen steckt in den Köpfen der Mitarbeiter sowie in den Strukturen und eingeübten Prozessen der Unternehmensorganisation als Ganzes. Über die Form, wie das Wissen vorliegt, leiten sich verschiedene Schutzmöglichkeiten ab. Durch Mitarbeiterfluktuation zur Konkurrenz, gezielte Bestechung von oder Sabotage durch Mitarbeiter des Unternehmens und Fahrlässigkeit im Umgang mit brisanten und wertvollen Informationen bestehen weitere Gefahren für die Wissenssouveränität des Unternehmens. Diese werden durch technische Gefahren ergänzt, die durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Informationen auch über das Internet entstehen (Industriespionage[1] im Allgemeinen). Um hier gegenzusteuern, müssen beispielsweise die richtige Unternehmenskultur und Wertschätzung der Mitarbeiter, sowie Verhaltensregeln etabliert werden. Diese Arbeit beschränkt sich jedoch auf die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten zum Schutz des expliziten und „positiven“ Wissens, das in F&E-Projekten erarbeitet wird und geht auf die letztgenannten Aspekte nicht ein.

1.2 Motivation der Fragestellung und Aufbau der Arbeit

Gerade aufgrund der steigenden Bedeutung des Wissens im unternehmerischen Umfeld und der gesellschaftlichen Entwicklung (beginnend in den Industriestaaten) zur Wissensgesellschaft, stellen sich vermehrt Fragen über die Absicherung und den Schutz dieser Ressource. Ein unbedarfter oder fahrlässiger Umgang mit dieser „besonderen Form von Kapital“ [AlGa-05, S. 177] kann einem Unternehmen die wirtschaftliche Grundlage entziehen, wenn Wissen teuer erarbeitet wird und durch den Abgriff der Ergebnisse durch Dritte diese mit relativ geringem Aufwand kopiert werden können. Der Anreiz zur Forschung und Entwicklung würde damit verschwinden und bei einem F&E-orientierten bzw. innovativen Unternehmen damit auch die unternehmerische Grundlage. Die Herstellung von Produkten aufbauend auf der Forschung und Entwicklung Dritter nennt sich Imitation. Auf einem Markt folgen die Imitatoren den Innovatoren, die sich durch den zeitlichen Vorsprung ihren Wettbewerbsvorteil sichern. Durch den strukturellen Wandel, die Globalisierung und immer schnellere und günstigere Informations- und Kommunikationstechnologien verkürzen sich die Produktlebenszyklen und Entwicklungszeiten. Der Druck auf die Innovatoren nimmt dadurch zu, was den Vorteil des zeitlichen Vorsprungs mindert. Somit muss auch über andere Wege nach Möglichkeiten gesucht werden das wertvolle Unternehmenswissen, welches in F&E-Projekten erarbeitet wird, zu schützen. Die Schutznotwendigkeit ist nach North 2011 [Nort-11, S. 260] brachen abhängig. So ist in Brachen mit hoher Innovationsrate[2], kurzen Produktzyklen und Entwicklungszeiten (z.B. Elektronikindustrie) ein (formeller) Schutz weniger relevant als in Brachen mit gegenteiligen Eigenschaften (z.B. Pharmaindustrie).

Die Arbeit gliedert sich im Weiteren in juristische und faktische Schutzmöglichkeiten. Bei den juristischen Schutzmöglichkeiten werden verschiedene Instrumente der Gesetzgebung national und international dargestellt sowie ihre Grenzen aufgezeigt. Die faktischen Schutzrechte bieten alternative Schutzmöglichkeiten. Im letzten Teil der Arbeit wird ein Fazit gezogen sowie ein Ausblick geboten.

[...]


[1] Unter Industriespionage versteht das Bundesamt für Verfassungsschutz „die Ausforschung, die ein (konkurrierendes) Unternehmen gegen ein anderes betreibt.“ „In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die illegale Beschaffung von betriebsinternen Informationen, […]“ [Fuss-10, S. 256].

[2] Die Innovationsrate ist nach Gassmann und Sutter 2008 [GaSu-08, S. 86] die „Anzahl neuer Produkte pro Jahr bei gleichbleibendem Ressourceneinsatz in der F&E“.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Wie kann das in einem Projekt erarbeitete Wissen geschützt werden?
Hochschule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V214267
ISBN (eBook)
9783656425038
ISBN (Buch)
9783656440390
Dateigröße
761 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
projekt, wissen
Arbeit zitieren
Rano Istlow (Autor:in), 2011, Wie kann das in einem Projekt erarbeitete Wissen geschützt werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214267

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