Alma. Ein Affenmensch in Eurasien

Mit Zeichnungen von Shuhei Tamura


Fachbuch, 2013

74 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Viele Tierarten sind noch unentdeckt

Ein seltsames Lebewesen steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Alma. Ein Affenmensch in Eurasien“. Dabei handelt es sich um einen Kryptiden, den man im Laufe der Zeit meistens im Westen der Mongolei, im Altai-Gebirge, in Tadschikistan und im Tien Shan-Gebirge (China) gesichtet hat. Ein im Kaukasus beobachtetes ähnliches Geschöpf heißt „Almasty“. Ingesamt ist diese Kreatur unter mehr als 40 regional verschiedenen Namen bekannt.

Ernst Probst, der Autor dieses Buches, ist weder Kryptozoologe, noch glaubt er an die Existenz von Affenmenschen, die überlebende Frühmenschen oder Urmenschen wären. Aber er kann nicht ausschließen, dass in abgelegenen Gegenden der Erde noch bisher unbekannte Affen oder Menschenaffen ein verborgenes Dasein führen. Denn von 1900 bis heute sind erstaunlich viele große Tiere erstmals entdeckt und wissenschaftlich beschrieben worden. Darunter befinden sich auch Primaten wie der Berggorilla (1902), der Kaiserschnurrbarttamarin (1907), der Bonobo (1929), der Goldene Bambuslemur (1986), der Goldkronen-Sifaka oder Tattersall-Sifaka (1988), das Schwarzkopflöwenäffchen (1990) und der Burmesische Stumpfnasenaffe (2010).

Nach Ansicht von Kryptozoologen, die weltweit nach verborgenen Tierarten (Kryptiden) suchen, leben auf der Erde noch zahlreiche unbekannte Spezies, die ihrer Entdeckung harren. Bisher sind auf unserem „blauen Planeten“ etwa 1,5 Millionen Tierarten bekannt. Manche Wissenschaftler vermuten, dass mehr als 15 Millionen Tierarten noch unentdeckt bzw. unbeschrieben sind.

Der verhältnismäßig junge Forschungszweig der Kryptozoologie wurde von dem belgischen Zoologen Bernard Heuvelmans (1916–2001) um 1950 benannt und gegründet. Er sammelte Tausende von Berichten, Legenden, Sagen, Geschichten und Indizien verborgener Tiere und prägte durch seine Fleißarbeit die Kryptozoologie nachhaltig.

Als Zweige der Kryptozoologie gelten die Dracontologie, die sich mit den Wasserkryptiden befasst, die Hominologie, die sich mit Affenmenschen beschäftigt, und die Mythologische

Kryptozoologie, welche die Entstehungsgeschichte von Fabelwesen erforscht. Der Begriff Hominologie wurde 1973 durch den russischen Wissenschaftler Dmitri Bayanow eingeführt. In der Folgezeit haben Kryptozoologen verschiedene Untergliederungen der Hominologie vorgeschlagen.

Die Kryptozoologie bewegt sich teilweise zwischen seriöser Wissenschaft und Phantastik. Kryptozoologen wollen nicht glauben, dass unser Planet schon sämtliche zoologischen Ge-

Geheimnisse preisgegeben hat, obwohl Satelliten regelmäßig die ganze Erdoberfläche überwachen. Nach ihrer Ansicht bleibt das, was unter dem Kronendach tropischer Regenwälder oder in den Tiefen der Ozeane existiert, selbst modernster Spionage-Technik verborgen.

Kryptozoologen zufolge gibt es auf der Erde noch erstaunlich viele bisher unbekannte Tierarten zu entdecken. Auf allen fünf Erdteilen – so glauben sie – leben beispielsweise große Affenmenschen. Die bekanntesten von ihnen sind „Yeti“ im Himalaja, „Bigfoot“ in Nordamerika, „Orang Pendek“ auf Sumatra und „Alma“ in der Mongolei. Als Affenmenschen gelten auch „Chuchunaa“ in Ostsibirien, „Nguoi Rung“ in Vietnam, „De-Loys-Affe“ in Südamerika, „Skunk Ape“ in Florida, „Yeren“ in China und „Yowie“ in Australien.

Affenmenschen heißen – laut „Wikipedia“ – „affenähnliche“, das heißt nicht mit allen Merkmalen der ArtHomo sapiensausgestattete Vertreter der „Echten Menschen“ (Hominiden).

Sie gehören zu den bekanntesten Landkryptiden.

Alma

Ein „wilder Mensch“ nicht nur in der Mongolei

Der erste westliche Mensch, der von dem angeblich in Asien weit verbreiteten Affenmenschen „Alma“ hörte, dürfte der aus Bayern stammende Soldat Johannes Schiltberger (1380–nach 1427) gewesen sein. Ihm erzählte man in den 1420-er Jahren in der Mongolei von einem merkwürdigen Geschöpf, das den mongolischen Namen „Alma“ trug. Íns Deutsche übersetzt heißt dieses Wesen „Wildmensch“ oder „Wilder Mensch“.

Johannes Schiltberger zog mit 15 Jahren als Knappe seines Herrn Leonard Reichartinger von München aus in den Krieg gegen die Osmanen. Nach der Niederlage des christlichen Heeres unter König Sigismund von Ungarn am 28. September 1396 kam Schiltberger in osmanische Gefangenschaft. Ab 1397 nahm er an den Feldzügen von Sultan Bayezid I. teil. Inder Schlacht bei Ankara geriet Schiltberger 1402 in mongolische Gefangenschaft. Danach gehörte er nacheinander zum Gefolge von Timur Lenk, Schah-Rukh, Miran Schah und Abu Bakr. Letzterer überließ ihn 1417 dem Kyptschak-Prinzen Cegre, der kurzzeitig mongolischer Khan der „Goldenen Horde“ war. Bis 1422 lebte Schiltberger im Reich der „Goldenen Horde“, das sich von Osteuropa bis nach Westsibirien erstreckte. Zeitweise erreichte er auch Gebiete östlich des Ural und im Kaukasus. 1426 konnte er nach Konstantinopel fliehen und 1427 nach Bayern zurückkehren, wo er dem späteren Herzog Albrecht III. diente.

Der gelegentlich als „deutscher Marco Polo“ bezeichnete Schiltberger schrieb in sein Reisebuch: „Und in dem obgenanten perg (der Altai), do sein wild leut, die chain wanung haben bei andern menschen und sie sein über rauch (behaart) an dem leyb, außgenummen an den henden und unter den antlütz und lauffen als andere thier in dem perg und essen auch laub und graß und was sie anchomen. Und der herre des obgenanten lands schenkt dem Edigi ein man und ein weyb der wilden leutt, die hett man in dem perg gefangen, und dreu wilde roß damitt, die man auch gefangen hett in dem per, und die roß sein in der größe als ein esel “

Das seltsame Wesen sichtete man im Laufe der Zeit meistens im Westen der Mongolei, im Altai-Gebirge (Innerasien), in Tadschikistan (Zentralasien) und im Tien Shan-Gebirge (China). Ein im Kaukasus beobachtetes ähnliches Geschöpf heißt „Almasty“. Vom „Almasty“ sprechen Tschetschenen, Inguschen, Kabardiner und Balkaren. Berichte über Sichtungen liegen aus vielen Gegenden von Eurasien vor. Kein Wunder, dass dieser Affenmensch unter mehr als 40 regional verschiedenen Namen bekannt ist. In Dagestan beispielsweise ist vom „Kaptar“ die Rede, in Aserbaidschan vom „Mesheadam“ und in Georgien vom „Tyks-Katsi“.

„Alma“ soll bis zu zwei Meter groß sein sowie eine flache Stirn, einen kegel- bis zapfenförmigen Hinterkopf, auffallende Augenbrauen, breite Schultern, lange Arme und einen mit rötlich-schwarzem Haar bedeckten Körper haben. Dieser scheue, vorwiegend nachtaktive und nomadisch lebende Affenmensch wird relativ selten gesichtet. Angeblich soll er gebückt auf zwei Beinen gehen, aber auch sehr schnell laufen können.

In der russischen und slawischen Folklore spielt ein weibliches Lebewesen namens „Rusalka“ eine Rolle. Dieses nähert sich angeblich in Seen oder in Flüssen badenden jungen Männern und kitzelt sie mit großer Freude zu Tode. Diese unheimlichen Geschöpfe werden einerseits als eine hässliche, affenartige Frau mit großen Brüsten, andererseits aber auch als eine schöne Meerjungfrau oder Wassernymphe geschildert.

Einer hässlichen „Rusalka“ soll nach Ansicht von Kryptozoologen der russische Schriftsteller Iwan Turgenjew (1818–1883) in den 1830-er oder 1840-er Jahren bei einem Bad in der Desna, einem Nebenflusses des Dnepr, begegnet sein. Diese unglaubliche Geschichte soll Turgenjew seinem französischen Schriftsteller-Kollegen Guy de Maupassant (1850–1893) erzählt haben, der hierüber die Erzählung „Die Furcht“ schrieb. Darin heißt es, Turgenjew habe als junger Mann in dichten Wäldern gejagt und danach ein Bad im Fluss genommen. Während er schwamm, habe sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter gelegt. Als er herumfuhr, erblickte er die Grimmasse einer nackten Frau, die wie ein Affenweibchen aussah. Von Furcht gepackt schwamm Turgenjew auf das Ufer zu. Doch die unheimliche Kreatur schwamm schneller als er und betastete ihn kichernd am Hals, Rücken und an den Beinen. Am Ufer angelangt rannte der junge Mann durch den Wald und wurde dabei von dem grunzenden und brummenden Wesen verfolgt. Zum Glück kam irgendwann ein mit einer Peitsche bewaffneter Ziegenhirte herbeigelaufen und schlug heftig auf die hässliche Kreatur ein, die unter Schmerzgeheul flüchtete.

Bei Expeditionen von Kryptozoologen glückten – nach deren eigenen Angaben – Funde von Fußspuren, Haarbüscheln und versteckten Nahrungsvorräten, die von „Almas“ stammen sollen. Nach Berichten in der Sowjetpresse über englisch-amerikanische Expeditionen, die im Himalaja nach „Schneemenschen“ („Yetis“) suchten, erhielten sowjetische Wissenschaftler und Journalisten 1956 viele Briefe über Sichtungen ähnlicher Geschöpfe aus Gebirgsprovinzen der „UdSSR“. Darin äußerten sich Augenzeugen – darunter Lehrer, Ärzte, Militärs und Hirten – erstaunt über das große Interesse an Expeditionen unter ausländischer Federführung, während ähnliche Lebewesen aus der „UdSSR“ die sowjetische Wissenschaft offenbar gleichgültig ließen.

Im August 1957 erspähte der sowjetische Hydrogeologe Alexander G. Pronin bei einer wissenschaftlichen Expedition im Pamir angeblich einen „Alma“. Als er dem Lauf des Flusses Balyandkiik folgte, erblickte er in einem Tal in etwa 500 bis 600 Meter Entfernung eine menschenähnliche Gestalt, die in gebückter Haltung auf einem schneebedeckten Südhang stand. Zunächst hielt Pronin dieses Geschöpf für einen Bären. Doch allmählich begriff er, dass es sich um ein menschenähnliches Lebewesen handelte. Diese Kreatur trug keine Kleidung, hatte einen gedrungenen Körper mit rötlichem Haar und ging vornüber gebeugt auf zwei Beinen.

1958 wurde eine sowjetische „Schneemenschen-Kommission“ gegründet, die den zahlreichen Berichten über Affenmenschen im Land auf den Grund gehen sollte. Eine 1958 mit Tarnzelten, Teleobjektiven, eigens auf Menschenaffen abgerichteten Hunden sowie Schafen und Ziegen als Köder ausgerüstete Expedition sowjetischer Zoologen, Archäologen, Botaniker und Bergsteiger im Pamir endete nach neun Monaten erfolglos.

Im Pamir sollen im Herbst 1925 behaarte menschenähnliche Kreaturen in eine Höhle eingedrungen sein und eine fünfköpfige Bande antisowjetischer Freischärler („Menschewiki“)

mit Knüppeln angegriffen haben. Angeblich wurde einer der Freischärler erschlagen und einer der „Wildmenschen“ erschossen. Dies geschah, bevor die Freischärler von sowjetischen Soldaten überwältigt wurden. Über diese Ereignisse berichtete später der sowjetische Generalmajor Michail Topilski, der die Leiche des getöteten Wildmenschen gesehen hat. Es handelte sich um ein 1,65 bis 1,70 Meter großes Lebewesen mit fliehender Stirn, hervortretenden Augenbrauenwülsten, platter Nase, dunkler Gesichtshaut, mächtigem Brustkorb und Genitalien, die jenen eines Mannes glichen. Die Leiche wurde von den sowjetischen Soldaten mit einem Steinhaufen bedeckt. Bei der Verfolgung der antisowjetischen Freischärler und beim Rückzug hörten die Soldaten immer wieder Geschichten über behaarte Tiermenschen, die in den Bergen lebten, Menschen angriffen und ihnen den Kopf abrissen.

Die „Schneemenschen-Komission“ wurde 1960 endgültig aufgelöst. Daran beteiligte Forscher setzten aber inoffiziell ihre Arbeit fort.

Die in Frankreich geborene russische Anatomin und Bergsteigerin Dr. Marie-Jeanne Koffmann hat nach jahrelangen Befragungen im Kaukasus eine Kartei mit mehr als 500 Aussagen von Augenzeugen angelegt, die dort menschen- und menschenaffenähnliche Geschöpfe gesichtet haben wollen. Diese Lebewesen wurden als zweibeinig, behaart und sprachlos beschrieben.

Bereits 1899 berichtete der russische Zoologe Professor Konstantin Satunin (1863–1915), er habe während einer Expedition im östlichen Kaukasus eine „wilde, mit Haaren bedeckte Frau“ kurze Zeit beobachtet. Satunin gilt als renommierter Kenner der Tierwelt im Kaukasus. Seine Publikationen hierüber gelten bis heute als die umfassendste Darstellung.

Schier unglaublich klingt die Geschichte über einen weiblichen Affenmenschen namens „Zana“ (auch „Sana“) in Abchasien im westlichen Kaukasus. Als Erster trug der Zoologe Professor Alexander Maschkowtsew ab 1962 die Berichte über „Zana“ zusammen und erforschte sie. Nach seinem Tod setzte der russische Historiker und Naturwissenschaftler Boris Porschnew diese Untersuchungen fort. Er trug im Laufe der Zeit Hunderte von Berichten über Sichtungen zusammen. Porschnew hat 1968 in der Zeitschrift „Prostor“ in russischer Sprache den Beitrag „Der Kampf für die Troglodyten“ veröffentlicht.

In Abchasien bezeichnet man die dort bekannten „Wildmenschen als „Abnauaju“. Das ist ein regionaler Eigenname des „Almasty“ oder „Alma“, wie der russische Schneemensch heißt.

Der weibliche „Abnauaju“ namens „Zana“ wurde angeblich in den 1850-er Jahren in den Bergen eingefangen und gezähmt. Die Gefangennahme soll nicht zufällig, sondern geplant erfolgt sein. Die mit einer uralten Technik vertrauten Jäger hätten „Zana“ gefesselt und, als sie sich wütend wehrte, mit Knüppeln auf sie eingeschlagen, sie mit einem Stück Filz geknebelt und ihre Beine an einem Holzklotz festgebunden.

Danach hat man „Zana“ verkauft. Anschließend nahm sie der Prinzregent der Region Zaadan, D. M. Atschba, in Besitz. Dann kam „Zana“ in den Besitz eines Vasallen des Prinzregenten namens Tschelokua. Letzterer machte sie dem Edelmann Edgi Genaba, der die Region besucht hatte, zum Geschenk. Genaba brachte die gefesselte und angekettete „Zana“ auf sein Anwesen in dem abchasischen Dorf Tchina an der Mokwa, das 75 Kilometer von Suchumi entfernt ist.

Der neue Herr sperrte „Zana“ zunächst in einem robusten Gehege ein. Weil sie sich darin wie ein wildes Tier gebärdete, hatte man Angst, das Gehege zu betreten und warf ihr das Essen hinein. „Zana“ grub sich ein Loch in den Erdboden, das ihr als Schlafstelle diente. Drei Jahre lang hauste „Zana“ in dem Gehege, bis sie allmählich zahmer wurde und sich langsam an die Menschen gewöhnte. Nun durfte sie in eine Einfriedung mit einem Holzzaun und einer Plane umziehen, die sich in der Nähe eines menschlichen Hauses befand. Anfangs band man sie noch an, später erlaubte man ihr, sich frei zu bewegen. „Zana“ entfernte sich aber nie weit von jenem Ort, wo man ihr etwas zu essen gab.

Weil „Zana“ beheizte Räume nicht ertrug, schlief sie das ganze Jahr über – sogar bei schlechtem Wetter – in einer Grube, die sie unter einer Plane gegraben hatte. Dorfbewohner ärgerten sie zuweilen mit Holzstöcken, die sie durch den Zaun steckten und mit denen sie auf „Zana“ einstachen. Wütend schnappte „Zana“ nach Menschen, die sie auf diese Weise reizten, fletschte ihre Zähne und ließ ein Heulen ertönen. Beschreibungen zufolge erreichte die stämmige „Zana“ eine Körperhöhe von etwa zwei Meter. Angeblich besaß sie ein furchterregendes Gesicht mit niedriger Stirn, Augen mit einem Stich ins Rote, eine platte Nase mit nach außen gerichteten Nasenlöchern, auffallend hervorstehende Wangenknochen, einen breiten Mund, schnauzenartigen Kiefer und breite Zähne. Am meisten Furcht erzeugte ihr vollkommen tierhafter und keineswegs menschlicher Gesichtsausdruck. Mit ihren großen, weißen Zähnen konnte sie selbst die härtesten Walnüsse mühelos knacken, heißt es. Manchmal soll sie spontan gelacht haben. Das Kopfhaar war zerzaust und wild und hing ihr wie eine Mähne den Rücken hinab.

„Zana“ hatte angeblich mächtige Brüste, muskulöse Arme und Beine, lange und dicke Finger, ein dickes Gesäß und Zehen, die sie stark abspreizen konnte. Ihre Haut war schwarz oder dunkelgrau. Ihr Körper wurde von rötlichem bis schwarzem Haar bedeckt. Sie lernte niemals sprechen und gab normalerweise nur unverständliche Laute und Gemurmel von sich. Wenn man sie reizte, reagierte sie darauf mit Geschrei. Falls man ihren Namen aussprach, regierte sie darauf, befolgte Befehle ihres Besitzers aus und erschrak, wenn dieser sie anschrie. „Zana“ lebte viele Jahre bei Menschen, ohne sich äußerlich merklich zu verändern. Ihre Haare wurden nicht grau, ihre Zähne fielen nicht aus und sie blieb kräftig und fit.

„Zana“ soll über enorme Körperkraft verfügt haben. Angeblich konnte sie schneller laufen als ein Pferd. Scheinbar mühelos hob sie mit nur einer Hand einen 80 Kilogramm schweren Sack mit Mehl auf und trug ihn bergauf von der Wassermühle bis ins Dorf. Sie schwamm das ganze Jahr gern und durchschwamm sogar dann noch die tosende Mokwa, wenn diese bei Hochwasser stark angestiegen war. Auf Bäume kletterte sie, um Obst zu ernten. Gegessen hat sie mit bloßen Händen und mit großem Heißhunger alles, was man ihr anbot. Wenn sie Wein getrunken hatte, schlief sie stundenlang in ohnmachtsartigem Zustand.

Auch im Winter zog „Zana“ es vor, nackt zu sein. Wenn man ihr Kleider gab, riss sie diese in Fetzen. Sie gewöhnte sich nur an einen Lendenschurz und trug diesen zeitweise. Falls sie in das Haus ihres Herrn ging, fürchteten sich die darin aufhaltenden Frauen vor ihr. Wenn sie zornig war, blickte sie furchterregend drein und biss mitunter sogar zu. Bedingungslos gehorchte sie ihrem Herrn Edgi Genaba. Obwohl „Zana“ nie Kinder angriff, benutzten Erwachsene sie als Schreckgespenst für ihren Nachwuchs, wenn sie nicht hören wollten. „Zana“ soll auch einfache häusliche Arbeiten wie Korn mahlen, Brennholz und Wasser holen, Säcke zur Wassermühle transportieren und ihrem Herrn die Schaftstiefel ausziehen gelernt haben.

Der Anblick der wilden Frau mit imposanten Brüsten und Pobacken, die – wie erwähnt – gern unbekleidet oder halbnackt war, hat die Männerwelt nicht unbeeindruckt gelassen. „Zana“ wurde von verschiedenen Männern geschwängert und sie hat insgesamt vier Kinder – nämlich zwei Söhne und zwei Töchter – geboren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Alma. Ein Affenmensch in Eurasien
Untertitel
Mit Zeichnungen von Shuhei Tamura
Autor
Jahr
2013
Seiten
74
Katalognummer
V214820
ISBN (eBook)
9783656428879
ISBN (Buch)
9783656439462
Dateigröße
6321 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Alma, Almasty, Affenmensch, Affenmenschen, Kryptozoologie, Ernst Probst, Shuhei Tamura, Zana
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2013, Alma. Ein Affenmensch in Eurasien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214820

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