Faust als verzweifelter Wissenschaftler


Unterrichtsentwurf, 2004

38 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit

2. Lernkompetenzen (Lernziele)

3. Klassensituation

4. Sachanalyse

5. Didaktische Überlegungen

6. Methodische Entscheidungen

7. Unterrichtsverlauf

Anhang

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Arbeitsaufträge und Gruppenzusammensetzung

Merkmale der 3 literarischen Gattungen

Illustrationen

Aufgabenstellung für den vorbereiteten Kurzvortrag

Elemente von dramatischen Texten

Zusammenfassung – „Faust“

Textauszug – „Faust“

Hand-outs

Selbständigkeitserklärung

1. Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit

1. Prolog im Himmel (Information zur Werkgeschichte/Dramenaufbau/Merkmale)
2. Faust als verzweifelter Wissenschaftler
3. --\ Osterspaziergang und Wettszene (Vergleich mit Pakt in anderen
4. --/ Bearbeitungen des Fauststoffes/der historische Faust)
5. Reisen in der kleinen Welt (Stunden 5 bis 9/hier: Auerbachs Keller/Fausts Verjüngung)
6. Bekanntschaft und „Eroberung“ Gretchens
7. Gretchens Schwangerschaft/Tod des Kindes/Kerker
8. Faust auf dem Blocksberg – Walpurgisnacht
9. Untergang und „Rettung“ Gretchens
10. Informationen zum zweiten Teil/Ausgang der Wette
11. --\ Klassenarbeit/Textanalyse zu ausgewählten Szenen
12. --/ nach Wahl

2. Lernkompetenzen (Lernziele)

Fachkompetenz: Die Schüler sollen unter Anleitung die Figur des Faust

(Groblernziel) in der behandelten Szene beurteilen können.

Fachkompetenzen: Die Schüler sollen:

(Feinlernziele)

1. die Figur des Faust beschreiben,
2. seine unterschiedlichen Versuche, durch Magie mehr Wissen zu erlangen, herausfinden und werten,
3. die Gründe für Fausts Selbstmordgedanken nachvollziehen und deuten,
4. Verständnis für den Zustand, in dem sich Faust befindet, aufbringen und zeigen,
5. Informationen über den Pakt zwischen Mephisto und Faust in anderen Werken aufnehmen,

Methoden- und

Sozialkompetenz: 6. ihre Sozialkompetenz in der Sozialform Gruppenarbeit

weiterentwickeln.

3. Klassensituation

(aus datenschutzrechtlichen Gründen gelöscht)

4. Sachanalyse

Goethe schrieb fast sein ganzes Leben (1771-1831) am „Faust“. „Der Tragödie zweiter Teil“ wurde von ihm erst kurz vor seinem Tode beendet. Das hatte zur Folge, dass in die beiden Teile Merkmale unterschiedlicher Literaturepochen („Sturm und Drang“/“Klassik“/“Romantik“) einflossen. Des weiteren finden wir im „Faust“ Knittelverse, Prosa, freie Rhythmen, Volksliederstrophen u.a.[1]

Für den Unterricht dieser Klassenstufe eignet sich die Behandlung von „Faust. Der Tragödie erster Teil.“ (Zusammenfassung siehe Anhang S.15). Hier liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf dem „Prolog im Himmel“, wo der Herr und Mephisto eine Wette darüber abschließen, ob es Mephisto gelingt, Faust von seinem Drang nach immer neuen Erkenntnissen abzubringen.

Des weiteren ist die „Wettszene“ entscheidend. Hier sollte herausgearbeitet werden, warum Faust sich auf die Wette einlässt, wie er die Wettbedingungen mitgestaltet und sich als ebenbürtiger Gegner Mephistos erweist. An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich mit der Bearbeitung des Fauststoffes in anderen Werken an (z.B. „Das Puppenspiel von Dr. Faust“ oder „Das Volksbuch des Dr. Faustus“). Im Unterschied zur Bearbeitung des Fauststoffes in anderen Werken spricht Goethe erstmals von einer „Wette“ und nicht von einem „Pakt“, sodass überhaupt erst Aussicht für Faust besteht, die Wette zu gewinnen.

Ein weiterer Schwerpunkt im Unterricht sollten Auszüge aus der „Gretchenszene“ sein. Hier verarbeitet Goethe die Geschichte der Kindsmörderin Susanna Margarethe Brandt, deren Prozess und Hinrichtung Goethe 1772 in Frankfurt am Main verfolgte.[2]

Laut Bertolt Brecht ist es ein genialer Einfall von Goethe, den aktuellen Stoff von der Kindsmörderin mit dem alten „Puppenspiel von Dr. Faustus“ zu verknüpfen. [3]

Faust ist, als er Gretchen begegnet, das erste Mal verliebt und mit Hilfe von Mephisto gelingt es ihm, Gretchen zu erobern. Obwohl Faust Schuld auf sich lädt und das schwangere Gretchen zunächst im Stich lässt, sodass Gretchen verzweifelt über ihre Situation und um ihre „Schande“ zu verbergen ihr Kind tötet und im Kerker landet, besinnt sich Faust, setzt sich gegen Mephisto durch und will Gretchen retten. Zwar stirbt Gretchen, doch Mephisto hat das Nachsehen, der Herr greift ein und lässt verkünden „ist gerettet“.

Im Mittelpunkt der geplanten Stunde steht Faust als verzweifelter Wissenschaftler, der alles riskiert für Erkenntnis und Lebenserfahrung. Er tut dies in Überein-stimmung mit Gott (auch wenn er von der himmlischen Vorgeschichte nichts weiß). „Goethes Gott will, dass die Menschen sich vervollkommnen, immer über Grenzen hinausschreiten.“ [4]

Goethe stellt sich mit seinem Drama und seiner Konzeption auf die Seite der Grenzüberschreiter und tritt für jugendlichen Tatendrang ein. Faust stellt an sich selbst den Widerstreit zwischen Streben nach Vollkommenheit und sinnlicher Lebensbejahung fest („Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust,...“). Er verzweifelt sowohl an den traditionellen Wissenschaften als auch an der Magie. Die unbefangene Genussfähigkeit seiner Mitmenschen hat er verloren. [5]

Ein anderer Interpretationsansatz wäre, dass Faust kein Empörer, sondern ein Knecht Gottes ist, der als unbewusster Mitverwirklicher göttlicher Vervollkommnungspläne steht. [6]

Faust blickt in Zorn und Verzweiflung auf die eigene berufliche Existenz zurück. Er befindet sich an einem Scheideweg. Dies zeigt vor allem auch seine Bereitschaft zum Selbstmord. Faust will nicht nur wissen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, sondern alles erfahren und durchleiden, was zur menschlichen Existenz gehört. Dazu passt auch das von Goethe ausgesuchte Portrait des alternden Gelehrten zu Beginn der Tragödie.

„Als Form der Darstellung des Seelenzustandes wählte Goethe bei der direkten Konfrontation mit dem Publikum den Monolog.“ [7] Dadurch ist es möglich, einen unverstellten Blick in das Innere der Person Fausts zu erhalten.

5. Didaktische Überlegungen

In der höheren Berufsfachschule (Oberstufe) sollte der Lehrer bei der Auswahl und Behandlung von literarischen Werken sowie bei der Vermittlung von Kenntnissen stets die bevorstehende Abschlussprüfung berücksichtigen.

In dieser Stunde sollen erste Kenntnisse des ausgewählten Dramas vorbereitet, die Fähigkeit, einen literarischen Text mit Hilfe angemessener dramatischer Grundbegriffe zu erarbeiten vertieft, Einblicke in die historische und kulturelle Bedingtheit literarischer Texte gewonnen und die Fähigkeit, ein dramatisches Werk einzuordnen, zu deuten und zu bewerten angebahnt werden. [8]

„Seit Platon gilt die Metapher, dass das Weltgeschehen ein Schauspiel sei, in dem die Menschen ihre Rollen spielen, so wie die Schauspieler die ihren, literarische Figuren verkörpernd, auf der Theaterbühne.“ [9] So liegt die Bedeutung des Stoffes dieser Stunde nicht nur in den Zielen des Lehrplanes , der bevorstehenden Abschlussprüfung, in der für den Schüler künftig notwendigen Sozial- und Fachkompetenz (z.B. selbständiges Lösen von Problemen/miteinander kommunizieren) begründet, sondern im gewählten Stoff selbst. Wenn KLOTZ sagt, wir gehen ins Theater, „um dort – besser, schlimmer, glücklicher, trauriger, mitunter völlig entrückt – uns selbst zu finden. In dem – was uns betroffen macht.“ [10] So kann nach Ansicht von PAYRHUBER der Leser unter Eindruck der im Drama gezeigten Abbilder des Lebens erkennen, was er ist, was er sein kann, was er will. [11] Somit bietet sich der Fauststoff geradezu an, da Faust sich der Aufgabe stellt, herausfinden zu wollen „was die Welt im Innersten zusammenhält“.

Als Vorkenntnisse können die Schüler auf Merkmale der Textsorten Ode, Gedicht, Ballade, Sage, Fabel, Roman, Anekdote und Kurzgeschichte zurückgreifen, um so die drei großen literarischen Gattungen Epik, Lyrik und Dramatik unterscheiden zu können (Übersicht siehe Anhang S.6).

Des weiteren verfügen sie bereits über Wissen über den Dichter Johann Wolfgang von Goethe, welches sie bei der Rezeption verschiedener Gedichte im vergangenen Schuljahr erwarben. Zudem stehen den Schülern Hand-outs der Literaturepochen „Sturm und Drang“, „Klassik“ und „Romantik“ (siehe Anhang S.23ff) zur Verfügung, die sie in der vorangegangenen Unterrichtseinheit selbst erarbeiteten.

Das Vorwissen zum Dramenaufbau ist relativ gering, da nur einige wenige Schüler in ihrer bisherigen Schullaufbahn im Unterricht damit vertraut gemacht wurden. Deshalb steht den Schülern eine Übersicht mit Elementen von dramatischen Texten zur Verfügung (siehe Anhang S.14). Goethes Konzeption lässt sich jedoch nicht in das starre Muster des klassischen Dramas mit fünf Akten pressen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Faust als verzweifelter Wissenschaftler
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
38
Katalognummer
V22299
ISBN (eBook)
9783638256834
Dateigröße
14530 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Anlass zur Erstellung des Unterrichtsentwurfs war eine Hospitation durch den Schulleiter zur Erstellung einer dienstlichen Beurteilung.
Schlagworte
Faust, Wissenschaftler
Arbeit zitieren
Irena Härtl (Autor:in), 2004, Faust als verzweifelter Wissenschaftler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22299

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