Das Verhältnis von alten und neuen Bundesländern in Deutschland - Die wirtschaftlichen Folgen der Wiedervereinigung -


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die wirtschaftliche Situation vor der Wiedervereinigung Deutschlands
2.1 In der BRD
2.2 In der DDR

3. Die Wiedervereinigung Deutschlands

4. Die Entwicklung der Wirtschaft nach der Wiedervereinigung
4.1 Der Arbeitsmarkt
4.2 Unternehmensgründungen und –pleiten
4.3 Das Einkommen
4.4 Die Preisentwicklung
4.5 Das Bruttoinlandsprodukt

5. Zusammenfassung

1. Einleitung

Vor 14 Jahren wurde das Kapitel der zwei deutschen Staaten nach fast 40 jähriger Trennung mit dem Fall der Mauer und der Öffnung der Grenzen zwischen der DDR und der BRD beendet. 40 Jahre in denen beide Staaten nach ihrem jeweils eigenem Wirtschafts-, Währungs- und Sozialsystem lebten. Doch was passiert wenn zwei Systeme, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, zusammentreffen?

Mit der Wiedervereinigung hat die DDR das System der kapitalistischen Marktwirtschaft anerkannt, und ist somit quasi in letzter Sekunde dem Untergang der eigenen Wirtschaft durch das zerrüttete System der sozialistischen Planwirtschaft entkommen. So war es kein Wunder, dass die Wiedervereinigung nicht von einem auf den nächsten Tag vollbracht war, sondern dass es sich um einen Prozess handelt, der auch heute noch, 14 Jahre später, nicht abgeschlossen ist.

Ob es daran liegt, dass keinem der westlichen Beobachter oder Forschungsinstitute die tatsächliche Lage der DDR-Wirtschaft bekannt war, da das DDR-Regime einen nach außen perfekt organisierten Staat mimte. Oder ob die überschwängliche Euphorie der Bevölkerung über ihre doch recht plötzliche „Befreiung“ keine Vorwarnungen von Kritikern zuließen, spielt heute wohl keine Rolle mehr.

Helmut Arndt hatte dazu jedenfalls die passenden Worte:

„Dass die Wiedervereinigung nicht so einfach werden würde,…, war zu erwarten. Dass sie jedoch so schwierig wurde, war nicht notwendig.“[1]

In der vorliegenden Hausarbeit beschäftige ich mich mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen als auch in den alten Bundesländern unmittelbar nach der Wiedervereinigung. Dabei gehe ich besonders auf die damalige Situation am Arbeitsmarkt, die Einkommens- und Preisentwicklung sowie auf die Leistungskraft der deutschen Wirtschaft ein. Zuvor jedoch gebe ich einen Überblick über die wirtschaftliche Lage in der BRD und DDR kurz vor der Wiedervereinigung.

2. Die wirtschaftliche Situation vor der Wiedervereinigung Deutschlands

2.1 In der BRD

Anfangs der 80er Jahre befand sich die BRD in einer tiefen Wirtschafts- und Finanzkrise. Viele wirtschafts- und finanzpolitische Probleme, wie z.B. Rezession, Inflation, Arbeitslosigkeit, Unternehmenszusammenbrüche, Haushaltsdefizit und vieles mehr konnten von der damaligen SPD-Regierung unter Bundeskanzler Schmidt zu keiner Lösung gebracht werden. So kam es zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu einem Regierungswechsel auf der Basis des in Art. 67 GG vorgesehenen konstruktiven Misstrauensvotums. So wurde am 1. Oktober 1982 Helmut Kohl zum neuen Regierungschef einer christlich-liberalen Koalition gewählt.

Unter der neuen Regierung konnten bis 1989 die Staatsfinanzen stabilisiert, die Steuerbelastung gesenkt und Preisstabilität auf niedrigem Niveau erreicht werden. Auch die Produktionskapazitäten waren 1989 auf Grund der hohen Exporttätigkeit und der Inlandsnachfrage so stark ausgelastet wie seit 1970 nicht mehr. Jedoch gab es neben der ökonomischen Erfolgsgeschichte der 80er Jahre auch Schattenseiten. So blieb die Sockelarbeitslosigkeit weiterhin hoch und die Einkommensunterschiede innerhalb der Bevölkerung wuchsen.[2]

Politisch setzte die von CDU/CSU und FDP. gebildete Regierungskoalition den von den Vorgängerregierungen eingeschlagenen Kurs fort. Dazu gehörten die Einhaltung bestehender Verträge und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der DDR, um den Menschen dort das Leben zu erleichtern. Gleichzeitig wies die Bundesregierung immer wieder auf den bestehenden Systemgegensatz, vor allem aber auf die Menschenrechtsverletzungen an der innerdeutschen Grenze durch das SED-Regime hin. Die Intensivierung der Gespräche und Verhandlungen erreichte ihren Höhepunkt mit dem Besuch des DDR-Staatsrats- und SED-Parteivorsitzenden Erich Honecker im September 1987 in der Bundesrepublik Deutschland.[3]

2.2 In der DDR

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Ostdeutschland wesentlich ungünstigere Ausgangsbedingungen zu überwinden als der westliche Teil Deutschlands. In den 50er Jahren war der Aufbau der DDR-Wirtschaft durch Demontagen, Repara­tionszahlungen und Unterhaltskosten für die Sowjetische Besatzungsmacht belastet. Noch verhängnisvoller waren jedoch die Einführung der zentralen Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild sowie die Einbindung in den osteuropäischen Wirtschaftsraum.[4]

Die zentrale Planwirtschaft war dadurch gekennzeichnet, dass es kein Privateigentum an Produktionsmitteln gab, sondern die Betriebe und Kombinate „Staatseigentum“ oder „gesellschaftliches Eigentum“ waren. Die zentrale Planungsbehörde gab den Betrieben zu Beginn eines Jahres sowohl die Mengen als auch die Preise der Einsatzfaktoren und der hergestellten Produkte vor, so dass diese sich weder um den Bezug noch um den Absatz kümmern brauchten, da beides von der zentralen Planung organisiert wurde.

Die in den Betrieben entstandenen Gewinne gehörten dementsprechend nicht den Betrieben selbst, sondern mussten zum größten Teil an übergeordnete Planungsinstanzen abgeführt werden. Kam es zu Verlusten, so drohte den Betrieben kein Konkurs, sondern sie erhielten eine Mittelzuwendung aus der Planungsbehörde. Die sozialistischen Betriebe konnten also nicht frei über ihre Gewinne verfügen und über deren Verwendung selbst entscheiden, so wie es bei der kapitalistischen Marktwirtschaft der BRD der Fall war. Die Gewinne oder Verluste spiegelten dementsprechend nicht die betriebliche Leistung wieder, sondern nur die Planung von Mengen- und Preisvorgaben der zentralen Planungsbehörde.[5]

Der Gewinn übte also keinen Anreiz und der Verlust keinen Druck aus, was natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Motivation der Betriebe und dessen Belegschaften hatte. Es kam dazu, dass die Arbeitsmotivation und das Arbeitstempo im Vergleich zur kapitalistischen Marktwirtschaft deutliche geringer waren, und somit natürlich auch die Produktivität der Gesamtwirtschaft deutlich niedriger ausfiel. Durch die verzerrte Aussagekraft der Gewinne und Verluste wurden die Ressourcen oft in falsche Bahnen gelenkt, verschwendet oder relativ wirkungslos eingesetzt. Daraus resultierend kam es mehr und mehr zu Unproduktivität und zu entsprechenden Versorgungsmängeln.[6]

Nach außen jedoch erschien die DDR in den 80er Jahren nicht nur als politisch sondern auch als wirtschaftlich stabil, gehörte sie doch zu den wirtschaftlichen Vorzeigestaaten des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Sie selbst zählte sich zu den zehn weltweit führenden Industriestaaten. Dennoch unterschied sich das nach außen vermittelte deutlich von der Realität, in der die DDR-Bevölkerung mit alltäglichen Problemen zu kämpfen hatte.

Die Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen in der DDR nahm mehr und mehr zu. Sie bezog sich unter anderem auf das sehr beschränkte Warenangebot, unzureichende Dienstleistungen, eine veraltete Infrastruktur sowie den Raubbau an der Umwelt. Der vermeintlich hohe Lebensstandard im Vergleich mit den anderen RGW-Staaten konnte die DDR-Bevölkerung nicht über den großen Abstand zu dem aus dem Westfernsehen bekannten Lebensniveau in der BRD hinwegtäuschen. Dazu kamen die nach Westen stark eingeschränkte Reisefreiheit, das leistungsverhindernde Einkommenssystem sowie die blockierten beruflichen Aufstiegschancen, die die Unzufriedenheit mehr und mehr verstärkten.

Der offene Betrug während der Kommunalwahlen im Frühjahr 1989 verstärkte schließlich das politische Protestpotential in der DDR und vergrößerte die ohnehin bereits vorhandene Distanz weiter Kreise der DDR-Bevölkerung zum SED-Regime.

Im Jahr 1989 kam es in der DDR zu einer zunehmend explosiven Mischung von innerstaatlichem Protest und Abwanderung. Die Flucht vieler DDR-Bürger nach Budapest, Warschau und Prag und der damit ausgeübte Druck auf das SED-Regime, sowie die Montagsdemonstrationen fanden ihren Höhepunkt mit der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 in Berlin.[7]

[...]


[1] Zerche, a.a.O., S.V

[2] Vgl. Gros et al., a.a.O., S.23f.

[3] Ebenda, S.24f.

[4] Vgl. Wegner, a.a.O., S.56

[5] Vgl. Senf (Jan. 2001), a.a.O., S.3-5

[6] Vgl. Senf (Jan. 2001), a.a.O., S.6

[7] Vgl. Gros et al., a.a.O., S.26f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Verhältnis von alten und neuen Bundesländern in Deutschland - Die wirtschaftlichen Folgen der Wiedervereinigung -
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V23027
ISBN (eBook)
9783638262330
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verhältnis, Bundesländern, Deutschland, Folgen, Wiedervereinigung
Arbeit zitieren
Anja Conrad (Autor:in), 2003, Das Verhältnis von alten und neuen Bundesländern in Deutschland - Die wirtschaftlichen Folgen der Wiedervereinigung -, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23027

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