Motive, Formen und Auswirkungen des Protektionismus


Seminararbeit, 2003

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltliche Gliederung

1. Einleitung

2. Motive und Ursachen des Protektionismus
2.1 Das Argument des unfairen Wettbewerbs
2.2 Das Argument der Importbedingten Arbeitslosigkeit
2.3 Das Erziehungszollargument
2.4 Das Autarkieargument
2.5 Optimalzollthese
2.6 Sonstige Argumente / Ursachen

3. Erscheinungsformen des Protektionismus
3.1 Tarifäre Handelshemmnisse
3.2 Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
3.3 Subventionspolitik
3.4 Sonstiges

4. Auswirkungen
4.1 Ökonomische Sicht
4.2 Politische Sicht
4.3 Rechtliche Sicht

5. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Bereits seitdem ägyptische Staaten vor sechs Jahrtausenden damit begonnen haben, grenz-überschreitenden Handel zu treiben, wird ebenso versucht die dadurch entstandenen Handels-ströme zu eigenem Vorteil und zu anderer Nachteil künstlich lenken zu wollen. Obwohl in-zwischen längst zur Genüge nachgewiesen worden ist, dass solche Protektion die Strukturen von Produktion, Verbrauch und Außenhandel zumeist negativ verzerrt, wird sie weiterhin zahlreich in aller Welt angewandt.[1] In dieser Arbeit werde ich daher verstärkt auf die Motive und Ursachen des Protektionismus eingehen. Im dritten Kapitel führe ich die zahlreichen Er-scheinungsformen protektionistischer Maßnahmen auf, die weltweit angewandt werden und befasse mich zu guter Letzt in Kapitel vier mit den Auswirkungen des Protektionismus.

2. Motive und Ursachen des Protektionismus

Obwohl die Methoden des Protektionismus sich im Laufe der Jahrhunderte beständig gewan-delt haben, ist die dahinter verborgene Absicht im Wesentlichen unverändert geblieben. Das generelle Ziel von protektionistischen Maßnahmen ist die Wohlfahrt der eigenen Volkswirt-schaft zu Lasten anderer zu verbessern („beggar-my-neighbor“ Politik). Dies geschieht haupt-sächlich indem man unwillkommener ausländischer Konkurrenz den Marktzugang erschwert oder gar unmöglich macht und/oder die Absatzchancen der eigenen Wirtschaft auf dem Welt-markt fördert.[2] Protektionismus resultiert dementsprechend im Allgemeinen daraus, dass ein Land oder oftmals auch gesellschaftliche Gruppen (Lobbys) innerhalb eines Landes die bei Freihandel erzielten Marktergebnisse als unzureichend bewertet und diese Ergebnisse den eigenen Interessen entsprechend verändern möchten.[3]

Protektionistische Maßnahmen werden in der Regel in der staatlichen Außenwirtschaftspolitik eingesetzt. Es gibt jedoch auch vielfältige privatwirtschaftliche Aktivitäten, die eine protekt-ionistische Ausrichtung haben, wie etwa die Bildung von Preis- oder Mengenkartellen, durch die auf den internationalen Märkten Angebots- oder Nachfragemonopole entstehen können.[4]

Es gibt eine Vielzahl von konkreten Argumenten, mit denen handelspolitische Eingriffe im Einzelnen begründet werden.[5] Im Folgenden gehe ich nun auf die meiner Meinung nach wichtigsten Motive näher ein.

2.1 Das Argument des unfairen Wettbewerbs

Das am häufigsten verwendete Argument zugunsten außenwirtschaftlicher Schutzmaß-nahmen ist das der ungleichen oder unfairen Wettbewerbsbedingungen. Damit werden in der Regel die Preisvorteile angesprochen, die den ausländischen Konkurrenten durch nied-rige Lohnniveaus in ihren Heimatländern (sog. „Billiglohnländer“) erwachsen.[6]

Hierunter fällt auch die allseits bekannte Methode des Anti-Dumping. Man argumentiert damit, dass ein Land nicht untätig bleiben kann, wenn ausländische Unternehmen ihre Produkte auf dem Weltmarkt unter den Gestehungskosten oder unter den zu Haus verlang-ten Preisen anbieten. Anti-Dumping Maßnahmen sind dann Mengenbegrenzungen oder Importzölle.[7] Problematisch ist jedoch, dass man nicht immer gleich von Lohndifferenzen auf Wettbewerbsvor- oder nachteile schließen kann. In der Regel und im Durchschnitt ent-spricht das Lohnniveau einer Volkswirtschaft dem gesamtwirtschaftlichen Produktionsni-veau. Wenn man sich jedoch auf einzelne Branchen konzentriert, erkennt man, dass nicht überall internationale Lohndifferenzen auch mit entsprechenden Produktivitätsunterschie-den vorkommen.[8]

Im Zuge der Handelsliberalisierung werden weltweit Handelshemmnisse abgebaut, wobei Anti-dumping sozusagen als „protektionistisches Ventil“ verbleibt, um die inneren Wider-stände eines Landes gegen weitere Liberalisierung zu entschärfen. Dies kann positiv ge-sehen, die Bereitschaft von vergleichsweise offenen Volkswirtschaften noch erhöhen, weitere handelsliberalisierende Konzessionen einzugehen. Jedoch kann Anti-dumping andererseits demnach auch als politisch opportune und bequem durchzusetzende protek-tionistische Maßnahme missbraucht werden.[9] Siehe hierfür auch Anhang 1 über die An-wendung von Anti-dumping Maßnahmen von 1987 bis 98.

2.2 Das Argument der importbedingten Arbeitslosigkeit

Eine klassische Begründung für protektionistische Maßnahmen ist das Argument von der Importbedingten Arbeitslosigkeit. Die heimische Wirtschaft soll wegen ihrer regional- oder beschäftigungspolitischen Bedeutung vor dem ausländischen Wettbewerb geschützt werden.[10] Dies setzt natürlich voraus, dass zunehmende Importe die Ursache von Beschäf-tigungsrückgängen sei. Jedoch ist dies ein häufig anzutreffender gedanklicher Fehler, da

der Beschäftigungsgrad (die Arbeitslosigkeit) nicht von der Handelspolitik abhängt, son-dern vom Lohnniveau. Demnach ist Arbeitslosigkeit die natürliche Folge von zu hohen Löhnen, unabhängig davon, welche Handelspolitik gerade betrieben wird.[11]

Das Argument der importierten Arbeitslosigkeit wird auch durch die scheinbare Einfach-heit der Zusammenhänge zwischen Protektion und Beschäftigung genährt. Man folgt damit der Annahme, dass jede Einheit eines Gutes, die im Inland hergestellt anstatt impor-tiert wird, auch die Beschäftigung erhöht. Im Bereich der klassischer Produktion (Texti-lien und Bekleidung, Stahl) wird ein großer Teil der handelspolitischen Eingriffe dadurch begründet. Es handelt sich hierbei jedoch um rein nationale Erwägungen. Gesamtwirt-schaftlich betrachtet führt solche Protektion unweigerlich zu Arbeitsplatzverlust.[12] Auf die weiteren negativen Auswirkungen werde ich in Kapitel 4 ausführlicher eingehen.

Diese Argumentationsweise ist recht wirksam, da die Öffentlichkeit heutzutage weniger mit positiven Wachstums- und Realeinkommenseffekten zu beeindrucken ist als mit posi-tiven Beschäftigungseffekte.[13] Da der politische Entscheidungsprozeß zudem oftmals von Wiederwahlaspekten gelenkt wird ist dies von großer Bedeutung.

2.3 Das Erziehungszollargument

Das Erziehungszoll-Argument („infant-industry“-Argument) ist bereits seit fast sieben Jahrzehnten in der Wirtschaftspolitik fest etabliert.[14] Es besagt, dass junge, noch in der Entwicklung befindliche Industrien mit Hilfe eines zeitlich befristeten Schutzzolls bis zur

vollen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz auf dem Weltmarkt abgeschirmt werden sollen. Damit möchte man erreichen, dass die Güter oder Dienstleistungen durch Ausnutzung von Lern- und Skaleneffekten längerfristig konkurrenzfähig angeboten werden können.[15]

Gegenüber dieser Begründung von Schutzzöllen lassen sich jedoch einige schwerwiegen-de Einwände vorbringen. Zum einen steht fest, dass ein Zoll alle Verbraucher eines Land-es belastet (worauf ich in Kapitel 4.1 näher eingehen werde), während die anfallenden Gewinne zunächst nur den zollgeschützten Unternehmungen bzw. Branchen zugute kom-men. Von daher wäre es sinnvoller, solche Unternehmungen mit öffentlichen Krediten zu fördern, die dann später aus den privaten Erträgen zurückzuzahlen wären.[16]

Ein weiterer Kritikpunkt an dieser Argumentation ist, dass es den zentralen staatlichen In-stitutionen (besonders den Beschäftigten im öffentlichen Dienst) kaum möglich ist, zu be-urteilen, ob ein innovativer Produktionsbereich mittelfristig wettbewerbsfähig sein wird, da ihnen höchstwahrscheinlich die dafür notwendige ökonomische Voraussicht fehlt.[17]

Leider hat sich auch hier gezeigt, dass sich solche Schutzmaßnahmen im Laufe der Zeit verfestigen, obwohl sie zu Anfang als nur vorübergehend gedacht sind.[18] So sind zum Beispiel alle in der Bundesrepublik geförderten technologieintensiven Bereiche bis heute Zuschussgeschäfte geblieben.[19] In den geschützten Branchen fehlen ganz einfach Kosten-kontrollen und Anreize zur Auffindung neuer wirtschaftlicher und technischer Lösungen, da der Wettbewerb weitestgehend ausgeschaltet wird.[20]

2.4 Das Autarkieargument

Das Autarkieargument wird heutzutage zumeist in abgeschwächter Form, d.h. mittels der These der Versorgungssicherheit angewandt.[21] Natürlich gibt es auch Extremfälle, wie z.B. bei Nordkorea, wo tatsächlich weitgehende wirtschaftliche Autarkie das Ziel ist.

[...]


[1] Vgl. Beise, Oppermann, Sander, Grauzonen im Welthandel, S. 15

[2] Vgl. Müller, Kornmeier, Streitfall Globalisierung, S. 93 und Issing, Gerhardt, Grundfragen der Außenwirtschaftspolitik, S. 30

[3] Vgl. Weck-Hannemann, Politische Ökonomie des Protektionismus. S. 13 – 15 und Müller, Kornmeier, Streitfall Globalisierung, S. 93

[4] Vgl. Müller, Kornmeier, Streitfall Globalisierung, S. 93

[5] Vgl. Siebert, Weltwirtschaft, S. 160

[6] Vgl. Glismann, Horn, Weltwirtschaft, S. 78

[7] Vgl. Siebert, Weltwirtschaft, S. 171

[8] Vgl. Glismann, Horn, Weltwirtschaft, S. 79

[9] Vgl. Wins, Antidumping und die Welthandelsordnung, S. 106f.

[10] Vgl. Beise, Opperman, Sander, Grauzonen im Welthandel, S. 65

[11] Vgl. Glismann, Horn, Weltwirtschaft, S. 81

[12] Vgl. Glismann, Horn, Tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, S. 65

[13] Vgl. Beise, Opperman, Sander, Grauzonen im Welthandel, S. 65

[14] Vgl. Beise, Opperman, Sander, Grauzonen im Welthandel, S. 65

[15] Vgl. Weck-Hannemann, Politische Ökonomie des Protektionismus, S. 24

[16] Vgl. Hiemenez, Einkommens- und Beschäftigungswirkungen der Außenhandelsprotektion, S. 89f.

[17] Vgl. Weck-Hannemann, Politische Ökonomie des Protektionismus, S. 24

[18] Vgl., Siebert, Weltwirtschaft, S. 166

[19] Vgl. Glismann, Horn, Weltwirtschaftslehre I, S. 84

[20] Vgl., Siebert, Weltwirtschaft, S. 166

[21] Vgl., Siebert, Weltwirtschaft, S. 160

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Motive, Formen und Auswirkungen des Protektionismus
Hochschule
Hochschule Pforzheim  (FB International Business)
Veranstaltung
Seminar Aussenwirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V23323
ISBN (eBook)
9783638264662
Dateigröße
1183 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Motive, Formen, Auswirkungen, Protektionismus, Seminar, Aussenwirtschaft
Arbeit zitieren
Ines Michi (Autor:in), 2003, Motive, Formen und Auswirkungen des Protektionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23323

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