Fußballfans - Latenz zu fremdenfeindlichem und aggressivem Verhalten?


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Zur Kategorisierung von Fußballfans und deren Anfälligkeit für fremdenfeindliches und aggressives Verhalten
2.1 Kennzeichnung und Einteilung verschiedener Fangruppen
2.2 Formen von Fremdenfeindlichkeit & Aggression
2.3 fremdenfeindliches Fanverhalten im Fußball

3 sozialpsychologische Erklärungsansätze für dieses latent vorhandene feindliche Potential von Fußballfans
3.1 sozialpsychologische Ansätze
3.2 warum & wie beeinflussen diese Faktoren den Fan?

4 Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

"Es war ein kurzer, dahin geworfener Satz und Giambattista Pastorello hätte ihn am liebsten nie gesagt. Doch dann war er hinaus und in der Welt. Er könne den Stürmer Patrick Mboma aus Kamerun nicht verpflichten, ließ der Präsident von Hellas Verona einen Reporter des Regionalfernsehens wissen, weil die Fans einen afrikanischen Spieler nicht akzeptieren würden." (11 Freunde, S.46)

Mit diesen Sätzen sprach der Präsident des Vereins aus der Serie B des italienischen Profifußballs im Jahr 2001 erstmals aus, was Beobachtern des italienischen Fußballs schon lange aufgefallen war. Nämlich dass durch die stark organisierte, häufig rassistische Anhängerschaft vieler italienischer Klubs massiven Einfluß auf die Transfertätigkeit und Vereinspolitik genommen wird. Von Pöbeleien und Übergriffen konnten schon zahlreiche namenhafte Spieler wie Paul Ince, Edgar Davids, Clarence Seedorf oder Lilian Thuram in der Vergangenheit berichten. Doch erst durch dieses öffentliche Statement wurde den Politikern und Fußballverbänden in ganz Europa das Ausmaß von fremdenfeindlichem Gedankengut in den Stadien vor Augen geführt.

Nach dem schrecklichen Höhepunkt um das Freundschaftsländerspiel Polen-Deutschland in Zwabze und den besorgniserregenden antisemitischen Entwicklungen in den späten 80er und frühen 90er Jahren, gelang es in Deutschland mit strengen Stadienordnungen ,-Kontrollen und -Verboten bei Partien im Profifußball, die fremdenfeindliche Stimmung ansatzweise aus den Arenen zu verbannen.

Doch auch mit neuen Gesetzen der Regierung und stärkeren Kontrollen durch den Fußballverband, konnten in Italien kaum Fortschritte bei der Bekämpfung des Rassismus in Fußballstadien gemacht werden. Obwohl es mehrfach Anlass gab die neuen Regularien und gravierenden Maßnahmen (welche über Geldstrafen für die jeweiligen Vereine hinausgehen); wie zum Beispiel 45-minütige Spielunterbrechung oder Spielabbruch und einhergehende 0:2 - Wertung der Partie, auszuführen; wurden sie bis heute nicht einmal angewandt.

Auch deshalb stehen die fanatischen Anhänger in der Nordkurve des römischen Erstligavereins SS Lazio, auch in heutigen Tagen noch mit zum Hitlergruß erhobenem Arm, wenn ihre Spieler auflaufen.

2 Zur Kategorisierung von Fußballfans und deren Anfälligkeit für fremdenfeindliches und aggressives Verhalten

2.1 Kennzeichnung und Einteilung verschiedener Fangruppen

Schaut man heute in einem deutschen Fußballstadion in die verschiedenen Fanblöcke, so wird man im Wesentlichen drei sich äußerlich stark differenzierende Arten von Fußballfans beobachten können. Diese zahlenmäßig am stärksten vertretenen Anhänger sind die so genannten Kuttenfans, die Ultras und die konsumorientierten Erfolgsfans.

Den größten Zuschauerzahlenanteil haben dabei die Gäste, die keiner Regelmäßigkeit folgend eher selten ein Fußballstadion besuchen und die Erfolgsfans.

Fußballfans, welche nicht wegen eines favorisierten Vereins ins Stadion gehen, sondern ausschließlich wegen ihrer Liebe zum runden Leder, bilden eher eine Minderheit in der Stadionlandschaft. Eine im positiven Sinne extremes Grüppchen innerhalb dieser fußballorientierten Sparte von Fans, sind die so genannten Groundhopper[1] ; die nach einem selbst aufgestellten Regelwerk weltweit auf der Jagd nach exotischen Fußballpartien sind, damit sie einen besonders extravaganten Kontinental- oder Länderpunkt ergattern und einen möglichst seltenen "Ground" abhaken können.

Die so genannten "Kutten" besitzen bei stark traditionellen Vereinen wie z.B. Schalke 04 und Bayern München noch die Überzahl in der Fanblöcken und sehen mit ihren langen, von Aufnähern überschwemmten Jeanskutten und den zahlreichen Schals noch stark wie ihre Vorgänger der 70er Jahre aus. Kuttenfans sind in der Regel schon mittleren Alters, unterstützen nur ihren favorisierten Verein und gehören somit auch zu den primär fußballorientierten Fans.

Das durchschnittliche Alter der zahlenmäßig am stärksten vertretenen treuen Vereinsanhänger und fußballorientierten Fans, der Ultras, liegt zwischen 15 und 24. Diese nach italienischem Vorbild agierenden Vereinigungen zeichnen sich durch ihr großes Eigenengagement, ihren Einfallsreichtum und ihre Originalität bei Fanprojekten aus. Die Jugendlichen tragen meist vereinsübergreifende, modische Sportkleidung und grenzen sich somit stark von "Kutten" ab. Sie sind zunehmend verantwortlich für das Anstimmen bestimmter Fangesänge und das Inszenieren verschiedener Choreographien. Mitte der 90er Jahre noch eine Modeerscheinung die aus Italien und Spanien (im speziellen der Ultras Real Madrid) adaptiert wurde, sind die Ultras schon heute (Ultras Frankfurt) und in der nahen Zukunft das tonangebende Element der Fanblöcke. Durch die ausgefallenen Inszenierungen die meist alle Blicke und Kameraobjektive auf sich ziehen, sind die Ultras trotz ihrer Fußballorientierung definitiv auch zu den erlebnisorientierten Fans zu zählen.

Durch aggressive Zwischenfälle wie Massenschlägereien sind die Hooligans wohl als bekannteste, wenn auch zahlenmäßig geringste Fangruppierung, in den Fokus der Öffentlichkeit und der Medien geraten. Diese ausschließlich erlebnisorientierten Fans waren glücklicher Weise nur in den 70er und 80er Jahren ein Problem in den Stadien und sind heute kaum noch dort präsent, da sie sich nahezu nur noch abseits der Stadien aufhalten[2] und deshalb meiner Meinung nach auch nicht direkt zu den Fußballfans zu zählen sind.

2.2 Formen von Fremdenfeindlichkeit & Aggression

Fremdenfeindlichkeit untergliedert sich in drei verschiedene Stufen die sich verschieden ausdrücken und verbal oder nonverbal auftreten. Fremdheitsgefühle meint schon die alleinige Abgrenzung zu anderen, meist gegnerischen Fans und ist somit bereits durch die optische Diskriminierung von Fans zu erkennen.

Fremdenangst äußert sich meist durch diskriminierende Gesänge und ist besonders dann zu beobachten, wenn der Gegner in Führung liegt und anstelle von Anfeuerungsrufen für die eigene Mannschaft, diskriminierende Gesänge über das gegnerische Team angestimmt werden.

[...]


[1] Groundhopping: - "Ground" = engl. umgangssprchl. Stadion; "hopping"= engl. hüpfen - für jeden neuen ground gibts Stadionpkt. & evtl. Länderpkt. / Kontinentalpkt.; unter der Bedingung: mindestens 45. des Spiels gesehen & ein Foto + das Ticket vorweisen zu können

[2] Hooligans treten in Deutschland nur noch stark vereinzelt in Stadien auf. In der Regel treffen sie sich während/vor/oder nach dem Spiel mit den "Hools" der gegn. Mannschaft auf einem weitläufigem Areal und kämpfen gegeneinander. In der Regel ohne Waffen und ohne am Boden Liegende zu treten/schlagen.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Fußballfans - Latenz zu fremdenfeindlichem und aggressivem Verhalten?
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Institut für Sportwissenschaft)
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V23324
ISBN (eBook)
9783638264679
ISBN (Buch)
9783638747721
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fußballfans, Latenz, Verhalten
Arbeit zitieren
Johannes Wiesner (Autor:in), 2004, Fußballfans - Latenz zu fremdenfeindlichem und aggressivem Verhalten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23324

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