Das Frauenbild in Friedrich Schillers Trauerspiel "Maria Stuart"


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schillers Begriffe von Freiheit, Schöner Seele und Erhabenheit
2.1 Schillers Freiheitsbegriff
2.2 Schillers Begriff der Schönen Seele
2.3 Schillers Begriff der Erhabenheit

3. Schillers bürgerliches Frauenbild

4 Das Frauenbild in Maria Stuart
4.1 Schillers bürgerliches Frauenbild in Maria Stuart
4.2 Maria – schöne Seele oder erhabener Charakter
4.3 Elisabeth – Darstellung unnatürlicher Weiblichkeit

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mächtig seyd ihr, ihr seyds durch der Gegenwart ruhigen

Zauber,

Was die stille nicht wirkt, wirket die rauschende nie.

Kraft erwart´ ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt´ er,

Aber durch Anmuth allein herrschet und herrsche das Weib.

Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht

und der Thaten,

Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt.

Wahre Königinn ist nur des Weibes weibliche Schönheit,

Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß weil sie

sich zeigt.

In diesem Gedicht „Macht des Weibes“[1] Schillers aus dem Jahr 1797 wird seine Sichtweise bezüglich der Geschlechter deutlich. Sowohl dem Mann als auch der Frau weist er bestimmte Eigenschaften und Aufgaben zu. Auch seine Meinung über das Unvermögen der Frau, Herrscheraufgaben zu übernehmen, kommt in dem Gedicht klar zum Ausdruck. Dennoch hat Schiller in seinem Trauerspiel Maria Stuart, das im Jahr 1800 uraufgeführt wurde, zwei Königinnen als Hauptfiguren gewählt. Was will Schiller hiermit aufzeigen? In welcher Hinsicht lässt er die Charaktere sich entwickeln? Ist es am Ende dennoch möglich - entgegen seinem eigentlichen Verständnis – dass Frauen der Herrscheraufgabe gewachsen sind, ohne sich selbst zu entfremden?

Die vorliegende Arbeit soll das Frauenbild, das Schiller hatte untersuchen. Erst sollen die für seine Theorien grundlegenden Begriffe Freiheit, Schöne Seele und Erhabenheit erklärt werden, um die darauffolgenden Punkte deutlicher zu machen. Im anschließenden Kapitel wird Schillers allgemeines Frauenbild deutlich gemacht und daraufhin gezeigt, inwiefern sich dieses in Maria Stuart wiederfinden lässt. Danach soll die jeweilige Entwicklung der Charaktere der beiden weiblichen Hauptfiguren Maria Stuart und Elisabeth in Bezug auf das Schillersche Frauenbild untersucht werden. Hierbei sollen hinsichtlich Marias Entwicklung Thesen zweier Interpretationen untersucht und kommentiert, anschließend Elisabeths Charakter untersucht werden. In der Schlussbetrachtung soll mit Blick auf Schillers Frauenbild kurz zusammengefasst werden, ob und inwiefern Maria Stuart und Elisabeth scheitern müssen.

2. Schillers Begriffe von Freiheit, Schöner Seele und Erhabenheit

Um Schillers Frauenbild besser verstehen zu können, ist es nötig, sich einen Einblick in seine grundsätzlichen Begriffe von Freiheit, der schönen Seele und von Erhabenheit zu verschaffen. Dies soll im folgenden geschehen, indem diese Grundgedanken kurz erklärt und verständlich gemacht werden sollen.

2.1 Schillers Freiheitsbegriff

Schiller sieht Freiheit als eine Voraussetzung dafür an, moralisch handeln zu können. Jemand, der nicht frei ist, hat nicht die Möglichkeit bzw. nicht die Wahl, moralisch zu handeln und wird dies auch nicht tun. Allein dem Menschen ist es möglich, frei und aus eigenem Willen heraus moralisch zu handeln. Dies stellt seine wichtigste Charaktereigenschaft dar. Dies hebt ihn über Dinge und andere Lebewesen, da diese weder frei noch mithilfe von Vernunft und Bewusstsein handeln können:

„Der Wille ist der Geschlechtscharakter des Menschen, und die Vernunft selbst ist nur die ewige Regel desselben. Vernünftig handelt die ganze Natur; sein Prärogativ ist bloß, daß er mit Bewusstseyn und Willen vernünftig handelt. Alle anderen Dinge müssen; der Mensch ist das Wesen, welches will.“[2]

Das, was den Menschen unfrei macht, ist, wenn er Gewalt erfährt. Wer diese ausübt bzw. diese aus Furchtsamkeit erleidet, verliert seine menschliche Natur, somit auch seinen eigenen Willen und die Möglichkeit, sein eigenes Handeln zu bestimmen. Es darf keinen einzigen Fall geben, in dem der Mensch zu einer Handlung gezwungen wird. In dem Moment, in dem er etwas tut, obwohl er dies nicht aus freien Stücken will, ist er nach Schillers Verständnis unfrei, denn „nimmermehr kann er [der Mensch] das Wesen seyn, welches will, wenn es auch nur Einen Fall gibt, wo er schlechterdings muß, was er nicht will [...]; seine gerühmte Freyheit ist absolut Nichts, wenn er auch nur in einem einzigen Punkte gebunden ist.“[3]

Der Mensch definiert sich nach Schiller also dadurch, dass er absolute Willensfreiheit besitzt und selbständig durch Vernunft handelt. Dies soll ihm durch die Kultur ermöglicht werden, wobei Schiller zwei mögliche Wege erkennt. Einmal schlägt er den realistischen Weg vor, was bedeutet, dass der Mensch auf die ihm entgegengebrachte Gewalt ebenfalls mit Gewalt reagiert, was allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich ist. Über diesen hinaus unterwirft die Natur den Menschen ihren Gewalten und dieser muss sich in sein Schicksal ergeben. Hierzu verhilft dem Menschen die physische Kultur, wie Schiller sie bezeichnet.[4]. Eine zweite Möglichkeit der Gewalt zu begegnen ist der idealistische Weg. Hierzu soll der Mensch mit Hilfe seines Verstandes und seiner sinnlichen Kräfte die vorhandene Gewalt vernichten, um sie nicht erleiden zu müssen. Um dies zu tun, muss sich der Mensch dieser aus eigenem Willen unterwerfen. Die Kultur, die ihm dies ermöglicht, nennt Schiller die moralische Kultur.[5]

Weitere zentrale Begriffe neben dem der Freiheit sind in Schillers Ideologie die der schönen Seele und der Erhabenheit. Schiller hat von diesen genaue Vorstellungen und weist diesen unterschiedliche Genien zu, wie er es in seiner Abhandlung Ueber das Erhabene formuliert. Diese sind dem Menschen von der Natur mit auf den Lebensweg gegeben und sollen im Folgenden erläutert werden.

2.2 Schillers Begriff der Schönen Seele

Als schöne Seele bezeichnet Schiller den Charakter, der Pflicht und Neigung zusammenbringt, und zwar ohne es ausdrücklich zu wollen. Eine schöne Seele handelt sittlich, ohne darüber nachzudenken, ob sie moralisch das Richtige tut – sie tut es einfach ohne dass sie sich dessen bewusst ist. Sie will das moralisch Richtige, weil bei ihr das Gute, Wahre und Schöne zusammenfallen. Das schöne Gefühl ist für Schiller ein „Ausdruck der Freiheit“[6], und zwar derjenigen, die „wir innerhalb der Natur als Menschen genießen.“[7] Es ist eine Empfindung von Freiheit, da bei Schönheit Sinnlichkeit mit Vernunft zusammentreffen und auch miteinander in Einklang stehen. Eine schöne Seele wirkt anmutig, und handelt mit Leichtigkeit. Allerdings kann sie nur innerhalb der Sinnenwelt[8] handeln, und zwar bis zu dem Punkt, an dem sie die Wahrheit erfasst und ihre Pflichterfüllung beginnt.[9]

In „Über Anmut und Würde“ schreibt Schiller über die Eigenschaften, die eine schöne Seele ausmachen: „Eine schöne Seele nennt man es, wenn sich das sittliche Gefühl aller Empfindungen des Menschen endlich bis zu dem Grad versichert hat, daß es dem Affekt die Leitung des Willens ohne Scheu überlassen darf und nie Gefahr läuft, mit den Entscheidungen desselben in Widerspruch zu stehen. Daher sind bey einer schönen Seele die einzelnen Handlungen eigentlich nicht sittlich, sondern der ganze Charakter ist es.“[10]

Eine schöne Seele kann also allein ihrem Gefühl vertrauen, um moralisch zu handeln, da es in ihrer Natur liegt, schön, also moralisch richtig, zu handeln.

Andere Vorstellungen hat Schiller vom Begriff des Erhabenen. Diese sollen nachfolgend aufgezeigt werden.

[...]


[1] aus: Schiller, Gedichte in der Reihenfolge ihres Erscheinens 1776-1799, S.286

[2] Schiller, Ueber das Erhabene, S.38

[3] Schiller, Ueber das Erhabene, S.39

[4] vgl. Schiller, Ueber das Erhabene, S.39

[5] vgl. Schiller, Ueber das Erhabene, S.39

[6] Schiller, Ueber das Erhabene, S.41

[7] Schiller, Ueber das Erhabene, S.41f

[8] vgl. Schiller, Ueber das Erhabene, S.52

[9] vgl. Schiller, Ueber das Erhabene, S.41

[10] Schiller, Ueber Anmuth und Würde, S.287

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Frauenbild in Friedrich Schillers Trauerspiel "Maria Stuart"
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar: Schiller: 'Maria Stuart' und 'Die Jungfrau von Orleans'
Note
2,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V24094
ISBN (eBook)
9783638270533
ISBN (Buch)
9783638781787
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauenbild, Friedrich, Schillers, Trauerspiel, Maria, Stuart, Proseminar, Schiller, Stuart“, Jungfrau, Orleans“
Arbeit zitieren
Magistra Artium Melanie Kindermann (Autor:in), 2001, Das Frauenbild in Friedrich Schillers Trauerspiel "Maria Stuart", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24094

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