Die Bürger von Calais1, ein expressionistisches Bühnenstück, wurde 1912/1913
von Georg Kaiser geschrieben. Den Stoff für sein Werk entlehnte Kaiser in
großen Zügen aus der Chronik des französischen Historikers Jean Froissart, der
als Zeitgenosse den Opfergang jener sechs Bürger schilderte, die 1347 freiwillig
für das Wohl ihrer Stadt bereit waren, dem englischen König ihr Leben zu opfern,
jedoch dann auf Wunsch der schwangeren Königin von England begnadigt
wurden.
Kaiser hat in seinem historischen Drama zwei wesentliche Veränderungen
vorgenommen, wobei die erste zugleich die Voraussetzung für die
Handlungsentwicklung in seinem Drama ergibt: Er vergrößerte die Zahl der
freiwilligen Geiseln von sechs auf sieben und verzichtete am Schluß bei der
Herbeiführung der Begnadigung auf die Erwähnung der Fürsprache der
englischen Königin.
Jenes ‚siebte Opfer‘ bildet den Kernpunkt dieser Arbeit und an Hand einer
textnahen Analyse des Stückes sowie Heranziehung von verschiedenen
Forschungsmeinungen wird u.a. unter gegensätzlichen Ansatzpunkten –
vitalistisch-säkularen und religiösen – seine Stellung diskutiert
1 KAISER, Georg.:Die Bürger von Calais . Bamberg 1996.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das, siebte Opfer und die Nachfolge Christi als Idee der Bürger von Calais
- Das, siebte Opfer': Eustaches Suizid
- Die Christus-Parallelisierung
- Zusammenfassung/Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Georg Kaisers expressionistisches Bühnenstück „Die Bürger von Calais“ mit besonderem Fokus auf das „siebte Opfer“, Eustache de Saint-Pierre, und dessen Selbstmord. Der Text untersucht, wie Eustaches Suizid als eine Form der Nachfolge Christi interpretiert werden kann und welche Rolle diese Interpretation für die Gesamtdeutung des Stückes spielt.
- Eustaches Selbstmord als Akt der Opferbereitschaft und Selbstaufopferung
- Die Christus-Parallelisierung als zentrale Deutungsfigur im Stück
- Die Bedeutung des Werkes der Bürger von Calais als Gegenpol zum sinnlosen Krieg
- Die Rolle der Bürger in der Entscheidung für den Opfergang
- Die Spannung zwischen Individualität und Gemeinschaftsgeist im Stück
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert das Stück „Die Bürger von Calais“ und stellt das „siebte Opfer“ als zentralen Gegenstand der Analyse vor. Sie skizziert die historische Grundlage des Stückes und erläutert die Veränderungen, die Kaiser gegenüber der historischen Vorlage vorgenommen hat. Das Kapitel „Das, siebte Opfer und die Nachfolge Christi als Idee der Bürger von Calais“ beleuchtet Eustaches Suizid im Kontext der Christus-Parallelisierung. Das erste Unterkapitel analysiert Eustaches Selbstmord und seine Bedeutung für die Handlungsentwicklung. Im zweiten Unterkapitel wird die Christus-Parallelisierung untersucht und ihre Funktion im Stück diskutiert.
Schlüsselwörter
„Die Bürger von Calais“, Georg Kaiser, Expressionismus, Eustache de Saint-Pierre, Selbstmord, Nachfolge Christi, Opferbereitschaft, Christus-Parallelisierung, Krieg, Stadt, Hafen, Werk, Individualität, Gemeinschaftsgeist.
- Arbeit zitieren
- M. A. Firdaous Fatfouta-Hanka (Autor:in), 2002, Das 'siebte Opfer' und die Nachfolge Christi als Idee der "Bürger von Calais", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24874