Mit dem großen „Zeitalter der Entdeckungen“ bzw. dem Zeitalter der europäischen Expansion werden in einem Atemzug Namen wie Heinrich der Seefahrer, Christoph Kolumbus oder Samuel Champlain genannt. Jedoch gab es weit vor ihrer Zeit größere und bedeutendere Entdeckungen. Bereits in der Antike war es den Menschen ein besonderes Anliegen, ihren Horizont und somit ihre Welt zu erweitern. Das Verzeichnis der antiken Entdeckungen ist lang und enthält einen berühmten Namen: Alexander der Große (356-323 v. Chr.), der schon 300 Jahre vor dem ersten römischen Imperator mit forschender Neugier und Rücksichtslosigkeit erstmals alle Grenzen der antiken Welt durchbrochen hatte. Nur wenige Persönlichkeiten in der Geschichte haben die Phantasie der Nachwelt so lebhaft beschäftigt wie der junge König von Makedonien, der schon bald nach seinem Tod in der Geschichtsschreibung, der Literatur und in Volkserzählungen zum Mythos wurde. Bereits mit 25 Jahren war er ägyptischer Pharao und Großkönig von Persien. Sieben Jahre später hatte Alexander der Große ein Weltreich erobert und gelangte in seinem wohl größten und letzten Feldzug bis zum Indus. Er brachte damit die alte Welt durch die Einbeziehung einer neuen aus ihrem inneren Gleichgewicht und erweiterte mehr als irgendeine andere Person in der Antike den Horizont der Mittelmeervölker.
Der Held Alexander, ein Schüler Aristoteles und Anhänger der Esoterik, scheinbar ein König mit strahlendsten Licht- und dunkelsten Schattenseiten. Er soll alle Pole und Extreme des Positiven und Negativen, des Guten und Bösen vereint haben. Diese Gegensätzlichkeit soll ihn auch in seinem letzten großen Vorhaben angetrieben haben: das Ende der Welt zu finden. Deshalb zog er mit einem eisernen Willen bis nach Indien. Doch welche Motivation Alexanders überwog bei diesem Vormarsch: Die quälende Sehnsucht, wie es die antiken Quellen berichten, oder war es vielmehr das Streben und die Gier nach Macht, was ihn zu diesem Schritt bewegte? Auch die damit verbundenen konträren Begriffe der Entdeckung1 und Eroberung gehen im Bezug auf den Vormarsch Alexanders nach Indien in der geisteswissenschaftlichen Forschung einher. Doch kann überhaupt von einer Entdeckung gesprochen werden? Der makedonische König hinterließ auf seinem Weg zahlreiche Tote, Furcht und Schrecken. Er gewann jedoch auch neue Kenntnisse über fremde Kulturen, Bräuche und Sitten. Rechtfertigt diese Tatsache die Benennung Alexanders auf der Liste der größten Entdecker der Antike?[...]
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitung
2. Begriffsabgrenzung Entdeckung und Eroberung- der Versuch einer Definition
2.1 Entdeckung
2.2 Eroberung
3. Die Quellenlage - Zeitgenossische Zeugnisse und spatere Uberlieferung
4. Alexander der Grofie - eine Person voller Widerspruche
5. Das antike Indien - ein Wunderland?
6. Kriegslust oder qualende Sehnsucht? - die Motive des Vormarsches
7. Alexander auf dem Weg nach Indien
7.1 Der Vormarsch zum Ende der Welt beginnt
7.2 Die Schlacht im antiken Wunderland
7.2.1 Der direkte Vorstofi ins Landesinnere
7.2.2 Die Porosschlacht Exkurs: Die Besonderheiten der Heere
7.3 Die Umkehr am Hyphasis und ihre Folgen
7.3.1 Die „Indus-Expedition“
7.3.2 Richtung Ozean - vom Ende der Welt auf zur Heimat
7.3.3 Anmerkungen zu den entdeckerischen Errungenschaften
8. Der Versuch einer Bilanz
Anhang A - Bild- und Kartennachweise
Anhang B - Quellen- und Abkurzungsverzeichnis
Anhang C - Sekundarliteratur
Vorwort
Als Grundlage fur die strukturelle und formale Gestaltung der vorliegenden Arbeit dienten mir Anregungen aus dem Workshop Wissenschaftliches Schreiben, angeboten von Barbel Teubert (Schreibzentrum, Universitat Leipzig). Zusatzlich habe ich individu- elle Anpassungen in Anlehnung an die Erfahrungen aus verschiedenen Hausarbeiten vorgenommen, wobei hierzu unter anderem die Aufteilung des Anhangs in drei separate Bereiche zahlt. Diese MaBnahme empfinde ich als hilfreich, um die innere Struktur und formale Gliederung des Hauptteils fortzufuhren und so die gesamte Arbeit ubersichtli- cher zu gestalten. Den ersten Teil des Anhangs bildet das Bild- und Kartenverzeichnis. Es soll zu einem besseren Verstandnis der geographischen Schilderungen beitragen und so eine einfachere Nachvollziehbarkeit gewahrleisten. Im zweiten Teil wurden die gangigen Abkurzungen zum besseren Verstandnis dieser Masterarbeit zusammenge- stellt. Des weiteren werden in diesem Teil die benutzen Quelleneditionen angefuhrt. Der dritte Teil des Anhangs wird aus dem Sekundarliteraturverzeichnis gebildet. Die dort angefuhrte Literatur ist fur die vorliegende Arbeit relevant, um den entsprechenden Nachweis der in dieser Arbeit zitierten Werke zu erbringen.
Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, habe ich mich dafur entschieden, die Quellen zu Zitaten oder Gedankenanleihen sowie Anmerkungen zum Thema in Form von Fufinoten anzugeben.
Einleitung
Mit dem grofien „Zeitalter der Entdeckungen“ bzw. dem Zeitalter der europaischen Expansion[1] werden in einem Atemzug Namen wie Heinrich der Seefahrer, Christoph Kolumbus oder Samuel Champlain genannt. Jedoch gab es weit vor ihrer Zeit grofiere und bedeuten- dere Entdeckungen. Bereits in der Antike war es den Menschen ein besonderes Anliegen, ihren Horizont und somit ihre Welt zu erweitern. Das Verzeichnis der antiken Entdeckungen ist lang und enthalt einen beruhmten Namen: Alexander der Grofie (356-323 v. Chr.)[2], der schon 300 Jahre vor dem ersten romischen Imperator mit forschender Neugier und Rucksichtslosigkeit erstmals alle Grenzen der antiken Welt durchbrochen hatte. Nur wenige Personlichkeiten in der Geschichte haben die Phantasie der Nachwelt so lebhaft beschaftigt wie der junge Konig von Makedonien, der schon bald nach seinem Tod in der Geschichtsschreibung, der Literatur und in Volkserzahlungen zum Mythos wurde. Bereits mit 25 Jahren war er agyptischer Pharao und Grofikonig von Persien. Sieben Jahre spater hatte Alexander der Grofie ein Weltreich erobert und gelangte in seinem wohl grofiten und letzten Feldzug bis zum Indus. Er brachte damit die alte Welt durch die Einbeziehung einer neuen aus ihrem inneren Gleichgewicht und erweiterte mehr als irgendeine andere Person in der Antike den Horizont der Mittelmeervolker.[3]
Der Held Alexander, ein Schuler Aristoteles und Anhanger der Esoterik, scheinbar ein Konig mit strahlendsten Licht- und dunkelsten Schattenseiten. Er soll alle Pole und Extreme des Positiven und Negativen, des Guten und Bosen vereint haben.[4] Diese Gegensatzlichkeit soll ihn auch in seinem letzten grofien Vorhaben angetrieben haben: das Ende der Welt zu finden. Deshalb zog er mit einem eisernen Willen bis nach Indien. Doch welche Motivation Alexanders uberwog bei diesem Vormarsch: Die qualende Sehnsucht, wie es die antiken Quellen berichten, oder war es vielmehr das Streben und die Gier nach Macht, was ihn zu diesem Schritt bewegte? Auch die damit verbundenen kontraren
Begriffe der Entdeckung[5] und Eroberung gehen im Bezug auf den Vormarsch Alexanders nach Indien in der geisteswissenschaftlichen Forschung einher. Doch kann uberhaupt von einer Entdeckung gesprochen werden? Der makedonische Konig hinterliefi auf seinem Weg zahlreiche Tote, Furcht und Schrecken. Er gewannjedoch auch neue Kenntnisse uber fremde Kulturen, Brauche und Sitten. Rechtfertigt diese Tatsache die Benennung Alexanders auf der Liste der grofiten Entdecker der Antike? Oder war dieser Vormarsch nach Indien nur ein militarischer Eroberungszug unter vielen seiner Zeit? Diese spezielle Fragestellung soll in den folgenden Seiten aufgegriffen werden.
Dabei bilden in dieser Arbeit die indischen Bucher der Alexandergeschichte Arrians die Basis fur die Beantwortung der aufgefuhrten Fragestellung. Arrians chronologische Schilderung des Indienunternehmens ist in der Forschung wohl als zuverlassigste Quelle zu bewerten, denn sie beruht auf die nuchterne Berichterstattung des Ptolemaios. Es finden sich nur selten weitere Einarbeitung anderen Materials und eigene Feststellungen Arrians.[6] An verschiedenen Stellen in dieser Arbeit wird die Feldzuggeschichte des Arrians um die militarische Operationen gekurzt, um den Bezug zur Fragestellung zu erhalten und Langen zu vermeiden. Zusatzlich sollen Texte Beachtung erhalten, die Beobachtungen von Teilnehmern des Indienfeldzuges enthalten und so den Blick fur Flora und Fauna, Land, Leute und Besonderheiten des Landes erweitern. Diese Aufierungen sind insbesondere bei Diodor (1. Jh. v. Chr.), Strabon (um die Zeitenwende), Plutarch (1./2. Jh. n. Chr.), Aelian (2./3. Jh. n. Chr.) erhalten geblieben.[7] Die Absicht dieses Vorgehens ist der Versuch, die gesamten Zeugnisse zu erfassen und zu berucksichtigen. Besonders jene, die abseits der wohlbekannten militarischen Ablaufe, die Begegnung der Alexandertruppen mit der fremden Welt festhalt. Zusatzlich zu diesen aufgefuhrten Quellenuberlieferungen sollen insbesondere relevante Aussagen und Einschatzungen aus der uberarbeiteten Alexanderbiographie Schachermeyrs aufgegriffen werden - ein in der modernen Forschung zunachst umstrittenes Werk, welches jedoch aufgrund einer gut fundierten Quellenlage spater Anerkennung fand.
Um der Fragestellung genuge zu tun, sollen nun zunachst die Begriffe Eroberung und Entdeckung von einander abgegrenzt werden, um bei der darauffolgenden Untersuchung des Indienzuges die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu konnen. Anschliefiend soll die Widerspruchlichkeit des charakterlichen Wesens Alexanders beleuchtet werden, weil diese eine bessere Beurteilung fur seine Motive und Antriebe im Indienfeldzuges zulassen. Einfliefien soll hierbei auch die bestehende Vorstellung vom antiken Indien[8] zu Alexanders Zeiten und die damit verbundenen Annahmen, welche sich auf die Vorbereitung und Umsetzungen des Vormarsches auswirkten. Nach der eingehenden Untersuchung des Zuges Richtung Indien, der damit einhergehenden Schlachten und schliefilich der Umkehr immer im Hinblick auf die aufgeworfene Frage, ob es sich bei diesem Zug um eine Entdeckung oder Eroberung handelt, soll abschliefiend ein Konsens gelingen.
2.Begriffsabgrenzung Entdeckung und Eroberung - der Versuch einer Definition
Es fallt auf, dass der Vormarsch nach Indien mit modemen, schlagwortartigen Begriffen belegt wird. In den deutschen Forschungspublikationen wird der Indienzug haufig als ein Eroberungs-, Feld- und Expansionszug oder als Entdeckungs-, Expeditions- und Forschungsreise bezeichnet. Diese kontraren Terminologien werden meist in einem Atem- zug verwendet. Soweit die Forschung uberblickt wurde, werden nirgends die Begriffe eigens definiert und ihre Anwendung begrundet. Sie werden als feste, zweifelsfreie und eindeutig bestimmte Bezeichnungen benutzt. Bevor jedoch Alexanders Marsch Richtung Indien mit diesen Begriffen belegt und ihm damit eine spezifische Deutung zuerkannt wird, ist eine terminologische Erklarung unerlasslich. Erst nach Klarung der verwendeten Begrifflichkeiten und einer klaren Definition, wird es sich herausstellen, ob diese Begriffe anwendbar sind oder im Gegenteil irrige Vorstellungen vermitteln.[9] Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Begriffe eine Schopfung der Moderne sind.
2.1 Entdeckung
,,Die Entdeckung von Gebieten ist der tatsachliche Vorgang der Auffindung (Sichtung) bisher unbekannten oder nur aus Sagen bekannten Gebietes.“[10] Nach Meyers Konversati- onslexikon spricht man von einer Entdeckung bei der Auffindung dessen, was schon vorhanden, aber noch nicht bekannt war.[11]
Fur den Begriff der Entdeckung ist es nach Munch nicht von Bedeutung, ob diese zufallig oder anlasslich einer geplanten Suche, ob diese durch eine einzelne Person oder einer Expedition, ob sie dank privater oder staatlicher Anregung erfolgte.[12] Zu der absichtlichen Entdeckung gehort immer ein ausgezeichnetes Talent zur Anstellung von Beobachtungen, Experimenten oder Spekulationen, unter Umstanden auch ein grofier Unternehmungsgeist.
Von diesem Begriff der tatsachlichen Entdeckung muss nach Munch derjenige der volker- rechtlich relevanten Entdeckung unterschieden werden.[13] Von Interesse ist in diesem Zusammenhang, dass eine Entdeckung volkerrechtlich nur bedeutsam ist, wenn eine anschliefiende Annexion oder eine friedliche oder kriegerische Besetzung erfolgt und so einen spateren Gebietserwerb gewahrleistet Die Entdeckung allein hatjedoch nach Munch zu keiner Zeit einen Gebietsanspruch begrundet.[14]
„Ebenso unerheblich fur den Begriff der Entdeckung sind die Motive der Entdeckungs- fahrt, die in Abenteuerlust, kolonialen Interessen oder sonstigen Beweggrunden liegen konnten.“[15] Die Motive oder Beweggrunde konnen einen vielfaltigen Charakter inne haben und trotzdem wird von einer Entdeckung gesprochen. Somit waren diese fur den Begriff, wie Munch schlussfolgert, unerheblich. Von diesem Ansatz wird in der vorliegenden Arbeit hingegen Abstand genommen und eine differenziertere Betrachtung herangezogen werden. Denn die Grunde fur die Reise konnen bei einer Entdeckungsfahrt nicht vollkommen aufier Acht gelassen werden. Sie sind von relevanter Bedeutung, ob es sich um eine Entdeckungsfahrt im eigentlichen Sinne handelt oder nicht. Dabei sind die Motive zwischen antiker und neuerer Entdecker zu unterscheiden. Der religiose und wissenschaftliche Eifer ist weitgehend ein Charakteristikum der mittelalterlichen und neuzeitlichen Forschung. Wahrend diese Landsucher der spateren Epoche vorrangig Idealisten waren, gingen die
Entdecker im Altertum fast ausschliefilich praktischen Zwecken nach.[16] „Fast ausnahmslos trachteten die antiken Entdecker nach materiellem Erfolg.“[17] Die Jagd nach Reichtumern lockte sie, Routen jenseits der altbekannten Fahrtziele zu erforschen. Ausschlaggebend dafur waren wahrheitsgemafie Berichte uber grofies Vermogen der fremden Gebiete, aber auch Marchengeschichten uber entfernte Goldlander. Jedoch waren die antiken Entdecker auch nicht ganzlich ohne Wissensdurst. Eine Triebkraft war fur die Griechen die Neugier, welche der geographische Wissenschaft entsprang.[18] Doch der wissenschaftliche Reisende blieb eine Ausnahme in dieser Zeit.
Nach diesen Ausfuhrungen wird in der vorliegenden Arbeit von folgender Definition ausgegangen: Eine Entdeckung ist eine beabsichtigte, wie unbeabsichtigte Auffindung von etwas Neuem, was bereits vorhanden war. Mit der Entdeckung eines neuen Landes entstehen keine Gebietsanspruche. Bei der geplanten Suche sind besondere Eigenschaften des Entdeckers, wie ein grofier Unternehmungsgeist oder gute wissenschaftliche Kenntnisse von Vorteil. Die Beweggrunde fur eine Entdeckungsreise in der Zeit des Altertums waren vorrangig von der Suche nach Reichtum gepragt, konnten aber auch durch eine wissenschaftliche Neugier erganzt werden.
2.2.Eroberung
,,Die Eroberung ist [...] die gewaltsame Einverleibung fremden Staatsgebiets mit kriegeri- schen Mitteln.“[19] Es gehort demnach der Krieg und die Eroberung unzertrennlich zusam- men. Ein Eroberungskrieg wird gefuhrt, um den eigenen Machtbereich um Gebiete eines anderen Staates zu erweitern. Das Ziel ist es, Gebietshoheit uber ein bisher fremdes Gebiet zu erlangen. Der Begriff des Eroberungskrieges steht unabhangig davon, ob der Krieg ein Angriffs-, ein Verteidigungs- oder ein Praventivkrieg ist. Diese Begriffe definieren sich uber den Verlauf des Konflikts, wahrend sich der Eroberungskrieg aus dem Primarziel defi- niert. Dieses konnte beispielsweise die Sicherung von Handelswegen und Rohstoffquellen, politische Einflussnahme bzw. Erweiterung des Machtbereichs der politischen Ideologic beinhalten. Jedoch konnen die Grunde bzw. Motive, welche im Krieg eine Rolle spielen, nicht immer eindeutig bestimmt werden, weil der wahre Grund meist ideologisch verschleiert wird, besonders wenn es einer Legitimation fur das eigene Handeln bedarf.
Die dauernde Verbindung eines Landes mit einem andern Staatswesen auf friedlichem Weg kann nicht mit dem Begriff der Eroberung belegt werden. Es fehlt hierbei das bei der Eroberung charakteristische Merkmal eines offenbaren und direkten Zwanges durch die feindliche Ubermacht. Eine grundlegende Folge der Eroberung ist, dass ein Staatswesen zerstort und anschliefiend eine neue staatliche Organisation in Anlehnung an die siegreiche Staatsgewalt geschaffen wird. Bei diesem Vorgang haben sich bestimmte Regeln herausge- stellt: 1. die militarische Besatzung des fremden Gebietes, 2. eine Annexionserklarung des Eroberers, das besetzte Gebiet dem eigenen Staat anzugliedern, 3. die Beendigung der Feindseligkeiten.[20] Der Begriff der Okkupation, d.h. die Einverleibung eines bisher herren- losen Landstrichs oder eines Gebiets, welches noch nicht unter einer organisierten und zivilisierten Staatsgewalt stand, ist von dem Termini der Eroberung abzugrenzen. Auch der oft synonym verwendete Begriff der feindlichen Invasion birgt zur Eroberung einen Unter- schied. Von einer Invasion wird ausgegangen, wenn lediglich eine vorubergehenden Besetzung eines Teils des Staatsgebiets durch die feindliche Macht erfolgt. Bei der Eroberung muss hingegen das ganze Gebiet des besiegten Staats besetzt sein und es muss sich dabei um ein dauerndes Verhaltnis der Abhangigkeit handeln. Auch der Begriff der Annexion birgt nur die Besetzung eines Teils des feindlichen Staatsgebiets. Die Eroberung geht weit daruber hinaus und fordert eine vollstandige Aufhebung der bisherigen Selbstandig- keit des feindlichen Staatsganzen. Nur die Totalannexion, welche bei der debellatio ausge- ubt wird, kann als scharfste Form des Eroberungsrechts angesehen werden. Der Begriff der Eroberung wird auch bei der Aneignung von Staatsgut gebraucht, welches der Sieger fur sich in Beschlag nimmt, sowie vom Beute machen im Krieg.[21] Die Einverleibung des feindlichen Gebietes galt stets als Recht des Siegers.[22]
Auch Alexander ist diese Art des Krieges mit deren Zielsetzung nicht unbekannt gewesen. Zu Beginn des Feldzuges gegen Persien steht ein Akt, welcher dafur bezeichnend ist: der Speerwurf Alexanders vom Schiff aus, noch bevor er kleinasiatischen Boden betrat.“ Er begrundet mit diesem symbolischen Akt des Speerwurfes bzw. in der Kennzeichnung des Gebietes als speergewonnen, den Besitzanspruch auf das zu unterwerfende Land. „Das Recht des Siegers auf das neue Gebiet, [...] entsprach exakt der persischen Herrschafts- ideologie.“[23] Kyros druckte es diesbezuglich so aus: „Unter allen Menschen gibt es ein ewiges Gesetz, wenn eine Stadt im Krieg eingenommen wird, gehort sie den Eroberern, sowohl die Menschen in der Stadt als auch ihr Besitz.“[24] Alexander verstand demnach in erster Linie unter der Eroberung, das feindliche Land als sein Eigentum zu betrachten und der Sieg legitimierte dieses Recht. Doch auch Alexander musste zusatzlich auf propagan- distische Begrundungen zuruckgreifen, um sein Vorgehen zu legitimieren.[25]
Nach den obigen Ausfuhrungen wird in dieser Arbeit folgende Definition zugrunde gelegt: Eine Eroberung ist eine mit militarischen Mitteln gefuhrte dauerhafte Einverleibung des gesamten feindlichen Gebietes, bei der die Staatsform, die Anspruche auf Eigenstandigkeit und die Staatsguter des besiegten Landes verloren gehen. Dabei sind die Primarziele von Bedeutung, welche zur Erweiterung des Machtbereiches dienen d.h. machtpolitische Grande, und nicht der Verlauf des Eroberungskrieges.
Ausgehend von den erorterten Begriffsdefinitionen, kann deren bisherige Anwendung in der Literatur der Alexanderforschung Verwirrung schaffen und bedarf der weiteren Klarung. Da mit den modernen Terminologien, wie Staat, Staatsform oder politische Eigenstandigkeit, gleichzeitig Vorstellungen suggeriert werden, die es zu uberprufen gilt. Die Begriffe hinterlassen durch deren Verwendung beim Rezipienten einen Eindruck, dass der Vormarsch bereits mit einer geeigneten Begrundung oder Rechtfertigung behaftet ist und es keiner eigenstandigen Begrundung mehr bedarf. Die Benutzung dieser Schlagworte in der modernen Forschungen konnte von der Verpflichtung entbinden, genauer nach den besonderen Beweggrunden zu forschen und den eigentlichen Charakter des Indienzuges zu benennen, ohne vorgefertigte Meinung durch verwendete Terminologien zu suggerieren. Dieser Aspekt erhalt in der vorliegenden Arbeit Beachtung, wobei zeitgenossische Betrach- tungen aus der Zeit Alexanders eine wesentliche Rolle spielen, die im Folgenden vorge- stellt werden.
3.Die Quellenlage - Zeitgenossische Zeugnisse und spatere Uberlieferung
Die historiographische Uberlieferung uber Alexander stellt ein besonderes Problem innerhalb der modernen Forschung dar. Obwohl die vollstandig erhaltene Darstellungen seines Wirken erst aus einer wesentlich spateren Zeit stammen, gelangten bereits wahrend des Vormarsches Berichte von Heimaturlaubern und Veteranen nach Makedonien und Griechenland.[26] Diese beschrieben die standigen Kampfe, fremden Volker und die wunderbare Natur. Alexander hatte einen Historiographen, Kallisthenes,[27] als autorisierten Berichterstatter und Chronisten mit auf seinen Weg genommen. Trotz der zunehmenden Entfernung vom heimatlichen Gebiet informierten offizielle Verkundigungen[28] und private Briefe die Daheimgebliebenen uber den Fortschritt des Zuges nach Indien. Zudem verfassten meist hohe Offiziere, wie zum Beispiel Ptolemaios, Aristobul, Nearch und Onesikritos, eigene Berichte nach deren Ruckkehr. Diese griffen auch auf unterschiedlich zuverlassige zeitgenossische oder kurz darauf verfasste Berichterstattungen des Alexanderzuges zuruck.[29] Da diese Berichte aber zumeist noch Jahrzehnte nach dem Vormarsch entstanden, muss die Zuverlassigkeit und Wahrheitsdeutung dieser Schilderungen zugleich mit Vorsicht betrachtet werden.[30] Auch der Aspekt, dass Kallisthenes von Beginn des Feldzuges an ein ubermenschliches Bild Alexanders gestaltetet hatte, kann ebenfalls bei der Bewertung dieser Texte nicht vernachlassigt werden. Es erscheint schwierig fur die spateren Autoren gewesen zu sein, die dargestellten Dinge wieder zurechtzurucken oder das vorgepragte Bild unberucksichtigt zu lassen.[31] Selbst Onesikritos, der Steuermann des Flaggschiffes und somit im unmittelbarem Umfeld Alexanders, ubernahm das von Kallisthenes geformte, uberirdisch wirkende Alexanderbild. Dieses Vorgehen ist nur nachvollziehbar, wenn angenommen wird, dass diese Autoren aus Alexanders direktem Umfeld, um der eigenen Rechtfertigung willen den historischen Alexander zu einer mythischen Gestalt verklarten und so ihren Platz in der Welt der Diadochenstaaten auch nach dessen Tod sichern wollten. Gleichzeitig zu dieser Mystifizierung und Uberhohung Alexanders lasst sich bei den fruhen Autoren eine alexanderfeindliche Grundtendenz verzeichnen, so Wirth.[32] Beispielsweise fuhrt der unter dem Namen Kleitarch[33] bekannte Uberlieferungsstrang diese zeitgenossische Tradition weiter. Aristobul von Kassadreia hingegen, der in Funktion eines Technikers wahrend des Zuges im personlichen Kontakt mit Alexander stand, versuchte dieses festgefahrene negative Bild Alexanders im Alter von neunzig Jahren zu revidieren.[34] Der zeitgenossische Autor Ptolemaios von Agypten, ein Jugendfreund und spaterer General des Konigs, hebt sich von solchen Darstellung durch Nuchternheit und Sachlichkeit ab. Es finden sich keinerlei Ubertreibung aus anderer Schriften in seinem Werk wieder. Jedoch hatte auch Ptolemaios nach Wirth nicht wirklich die Absicht ein reales Alexanderbild zu vermitteln und es lag ihm auch nichts an deren Klarung.[35] Demgegenuber stellt sich Kornemann, der das Bild einer von den besten Absichten erfullten Schriftstellerpersonlichkeit zeichnet.[36] Fest steht bei diesen Spekulationen jedoch nur eines, dass keines dieser Dokumente von den Zeitzeugen in ursprunglicher Form bewahrt geblieben ist.[37] Durch diese fragmentarischen Uberlieferungen lassen sich bei keinem der Werke Absicht und Inhalt mehr ganz nachvollziehen. Zu konstatieren ist daher nur, dass “[...] zwei Elemente [...] das Alexanderbild der fruhsten Zeit und auch dessen Entwicklung bestimmten: Marchenhaftigkeit und Feindschaft.“[38]
Das uberlieferte Wissen uber den Indienzug Alexanders wurde zusatzlich von Autoren verfasst, die mit einem zeitlichen Abstand, meist auch von Jahrhunderten, eine neue Darstellung des Zuges kreierten und dabei wahlweise auf die noch vorliegenden alteren Darstellungen zuruckgriffen. Fur den Indienzug sind insbesondere die Geschichtsschreiber Diodor (l.Jh. v. Chr.), Curtius Rufus (wohl l.Jh. n. Chr.), Plutarch (Anfang 2.Jh. n. Chr.) und Arrian (2.Jh. n. Chr.) aufzufuhren. Diese griffen auf unterschiedlich zuverlassige zeitgenossische oder kurz darauf verfasste Berichterstattungen des Alexanderzuges zuruck. Es ist verstandlich, dass diese Autoren, beeinflusst vom Wissen um die seit dem Alexanderzug eingetretenen historischen Entwicklungen im Osten und die zusatzlich gewonnen Kenntnisse, um die neu eroberten fremden Gebiete, ihre Sicht auf den Alexanderzug wiedergaben - zumeist auch gelenkt von den kulturellen Vorstellungen, dem Geschmack und den Erwartungen des Publikums ihrer Zeit.[39] Somit ist es nicht uberraschend, dass die Darstellungen des Diodors und Iustins sich kaum von den ublichen alteren Schriften unterschieden. Das Werk des Curtius Rufus hingegen lieferte umfassendes Material und war nicht ohne fundierte Tatsachenforschung des Autor zu denken.[40] Dennoch ist die Abfassungszeit diese Werkes nicht gesichert und somit bleiben Absicht und Charakter dieser Monographie ebenfalls fraglich. Plutarch scheint sachlich wie methodisch ein Vorlaufer Arrians zu sein. Ihm ging es zwar in erster Linie um die Einordnung Alexanders in seine Reihe romischer und griechischer Biographien, dennoch muss er seine Korrektur des Alexanderbildes als aussichtsreich angesehen haben. ,,Dies sind die Voraussetzungen und literarischer Hintergrunde, von dem aus Arrian und sein Werk uber Alexander verstanden werden mussen.“[41] Die Alexandergeschichte des Arrians zahlt wahrscheinlich zu den bedeutendsten Uberlieferungen, da Arrian sich auf Vorlage des Ptolemaios beruft. Die Beschreibungen des Kriegsteilnehmers sind primar eine der sachlichsten ereignis- und militargeschichtlich ausgerichteten Quellen. Neben dieser Hauptquelle liefi Arrian nur im geringen Umfang Aristobul, Kleitarch, Onesikritos und Nearch mit einfliefien.[42] Diese Art der Beschrankung auf das Wesentliche ist es, welche die Alexandergeschichte Arrians im Rahmen aller bisherigen Schriften ihre zeitlose Bedeutung gibt.[43] Daher soll die Uberlieferung auch eine der grundlegenden Quellen dieser Arbeit sein. Arrian beschreibt die Leistungen Alexanders in einem immer gleichbleibenden Raum unter als problemlos gezeichneten aufieren Bedingungen. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei immer auf praktisch-militarischem Gebiet.[44] Klimatische Besonderheiten des Wustenzuges und die unvorstellbaren Strapazen wahrend der indischen Regenzeit wurden nur im Zusammenhang mit strategischen Erwagungen angemerkt oder sogar ganz ignoriert. Um jedoch die Fragestellung dieser Arbeit beantworten zu konnen, sollten daher andere Autoren und deren Beschreibungen mit berucksichtigt werden.[45]
Hahn griff diesen Ansatz in seinem Werk Alexander in Indien 327-325 v. Chr. auf und legte aus einer Reihe dieser antiken Zeugnisse einen ubersetzten Text vor, der mit keiner uberlie- ferten Alexandergeschichte identisch ist. Er versuchte eine Einheit von der Darstellung des militarischen Geschehens und der breiten Schilderung der natur- und volkskundlichen Verhaltnissen in Indien in einem hypothetischen Lesetext wiederherzustellen, dem der zeit- genossische Bericht des Indienfeldzuges nachempfunden wurde.[46] Er begrundete sein Vorgehen in der einseitig, meist zugunsten der Schilderung von militarischen Operationen, ausgewahlten Materialverwendung der Alexanderhistoriker. Nach Hahn wurden viele Berichte, darunter die der Augenzeugen Kleitarch, Aristobul, Nearch und Onesikritos, von Land, Bevolkerung, Flora und Fauna, geographische und klimatische Besonderheiten nicht ubernommen. Selbst Arrian hat diese Abschnitte ausgesondert und erst spater in seiner Schrift Indika verwandt.[47] In dieser vermittelt Arrian im Ganzen das zu seiner eigenen Zeit bereits uberholte Indienbild des Alexanderzuges. Aufgrund der beinhaltenden Uberliefe- rungen von Sitten, Brauche und Lebensweisen des indischen Landes soll die Indika eben- falls in dieser Arbeit als Quellengrundlage Berucksichtigung finden.[48] Die Anabasis des Arrians liest sich hingegen fast wie ein Feldzugjournal, denn auch darin wurde nur unzu- langlich die Begegnungen der Teilnehmer mit Indien in ihrer eigentlichen Differenziertheit und Authentizitat geschildert.[49] Der noch ursprungliche Charakter und Gehalt der zeitge- nossischen Schilderungen ist daher fast verloren gegangen, weil das volks- und naturkund- liche Interesse der spateren Beschneidung zum Opfer fiel. Auszuge dieses aussortierten Materials finden sich nicht nur in der Indika, sondern auch in spateren geographischen, botanischen und naturhistorischen Werken. Zu diesen ist die Kulturbiographie der Mittel- meeroikumene des Strabons, die Geographia, zu zahlen, welche bis heute fast vollstandig erhalten geblieben ist.[50] In dieser Schrift sind viele Zeitzeugenberichte uber die Begegnungen von Griechen und Makedonen mit der fremden Kultur und Natur Indiens mit einge- flossen. Strabon selbst stellte sich zu seiner Zeit die anspruchsvolle Aufgabe, die altere Oikumenegeographie des Eratosthenes durch eine aktuellere zu ersetzen. Dabei sollten neue Erkenntnisse infolge von Eroberungszugen berucksichtigt werden. Strabon hatte naheliegende historisch-politische sowie geographisch wissenschaftliche Beweggrunde ausfuhrlich von Alexander zu berichten. Zentrale historische Entwicklungen und Epochen der geographischen Entdeckungsgeschichte der Oikumene beziehen sich nach Ansicht Strabons auf die Personlichkeit Alexanders. In Strabons Werk bilden Notizen uber poli- tisch-militarische Ereignisgeschichte des Alexanderzuges nur einen kleinen Teil aller rele- vanten Stellen, dagegen uberwiegen Bemerkungen zur Geographie, Ethnographie und Naturkunde der Orte und Lander, die Alexander aufsuchte. Uber Alexanders Jahre in Nord- westindien finden sich in der Geographika die langsten Zitate aus fruhen Alexanderhistori- kern und Geographen. Strabon betonte, dass Alexander angeblich mehr alsjeder andere zur Erschliefiung der ostlichen Regionen und Indien beitrug.
,,Diese Feststellung eines Autors, in dessen Lebenszeit oder unmittelbar zuvor die grofien Feldzuge Sullas, des Lucullus, des Pompeius, Caesars, des Antonius und der Feldherren des Augustus sowie die Expansionsversuche des Partherreiches fallen, ist bemerkenswert.“[51] In seinen Passagen uber Indien stutzt sich Strabon auf historisch-geographische Werke der Alexander- bzw. der fruhen Diadochenzeit und lehnte hingegen zu seiner Zeit verfasste Text als unwissenschaftliche Informationsquellen ab.[52]
Somit begrundet sich auch die Aufnahme anderer Werke, welche zwar nicht ausschliefilich auf zeitgenossische Berichte zuruckgehen, aber in der hellenistischen Ethnographie und Geographie uber Indien als kanonisch eingingen.[53] Diese bereits von Hahn vorbereitete und begrundete Quellengrundlage zur Thematik Alexander der Grofie in Indien soll zur Beant- wortung der eingangs gestellten Fragestellung beitragen. Es kann anhand dieser skizzierten Uberlieferungen auch die nun folgende Personen- bzw. Charakterbeschreibung Alexanders umrissen werden. Obwohl die Gestalt Alexanders nach wie vor eine Herausforderung fur die Geschichtswissenschaften darstellt. Es besteht die Schwierigkeit, sein Handeln aus seiner Zeit heraus verstandlich zu machen und zugleich in seiner historischen Bedeutung einzuordnen, ohne dies jedoch zu glorifizieren. Auch „d(D)ie Motive und tieferen Grunde des Aufbruches nach Indien sind [...] nur aus der Personlichkeit, der Vorstellungswelt und dem Selbstverstandnis des Makedonenkonigs heraus zu verstehen.“[54]
4. Alexander der Grofie - eine Person voller Wider- spruche
,,Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“[55]
Schillers Worte im Prolog zum Wallenstein, die Ausfuhrungen uber den Feldherren des Dreifiigjahrigen Krieges, konnten genauso gut Anwendung auf Alexander den Grofien finden.[56] Nach der Ermordung Philipp II. bestieg der junge Alexander am Jahre 336 v. Chr.[57] den makedonischen Thron. Er regierte bereits im Alter von 32 Jahren ein Weltreich. Uber seine ruhmreichen Taten berichteten die Geschichtsschreiber, wie bereits aufgefuhrt, schon zu Lebzeiten. ,,Der Name Alexander bedeutet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen.“[58] Diese von dem Geschichtsschreiber Droysen als Hellenistische Zeitalter bezeichnete neue Epoche der Weltgeschichte, leitete Alexander mit der Ausbreitung der griechischen Zivilisation ein.
Aufgrund der verschiedenen Uberlieferungstradition ist ein vielschichtiges Bild von Alexander dem Grofien entstanden: er war Entdecker, Held und zugleich Welteroberer und Tyrann. Alexander, zu dessen Lieblingsbuchern Homers "Ilias" zahlte und der Achill als grofies Vorbild sah, galt als unverwundbar und unuberwindbar. Bei seinen Schlachten soll er stets sein Heer an der Spitze angefuhrt und sich selbst in die blutigsten Kampfe gesturzt haben.[59] Aber Alexander wurde auch als ein grausamer Tyrann dargestellt. Er reihte mit ausgefeilten Kriegstechniken Schlacht an Schlacht und fuhrte abenteuerliche Eroberungsfeldzuge. Alexander beanspruchte die Macht fur sich allein. Er duldete niemand neben sich, schickte Widersacher in den Tod oder in die Sklaverei und machte ganze Stadte dem Erdboden gleich, bis er entkraftet im Alter von 32 Jahren starb. Alexander kann demnach nicht ausschliefilich als strahlender und lichter Held angesehen werden, denn sein Weg fuhrte auch uber Leichen schuldloser Opfer und Justiz- und Meuchelmorde.[60]
In Alexander scheinen sich Gegensatze in fast unbegreiflicher Weise zu vereinen. Gut und Bose, Liebe und brutale Vernichtung sind als unvereinbar bekannt, doch in Alexander finden sie sich „[...] in der Tat zu einer unio mystia letzter Einheit zusammen.“[61] So wie Schachermeyr verstehen es einige Alexanderhistoriker nicht, diese unio mystia als Resultat der unterschiedlichen Auffassungen in den Uberlieferungsstrangen zu identifizieren und bedienen diese lediglich.[62] Wenn Alexanders Handeln und sein Wirken in seinen Einzelheiten in viel hoherem Mafie glorifizierend, gegensatzlich oder umstritten dargestellt wird, als man es von moderneren Gestalten gewohnt ist, so liegt dies vorrangig an den bereits skizzierten, nicht ubereinstimmenden Quellenaussagen und der damit einhergehenden Problematik, dass diese erst im Abstand von Jahrhunderten zu den Ereignissen verfasst wurden.[63] Doch folgt man Schachermeyrs Ausfuhrungen, so sehnte sich Alexander nach der Unendlichkeit, nach der Bewaltigung des Unmoglichen, nach dem Ende und Anfang von allem. Sein ganzes Wesen umkreiste den Gedanken ein neues Weltreich zu erschaffen. In dieser Idee ,,trafen sich alle rationalen und irrationalen Hypertrophien zu klar gefestigten Einheit.“[64] Ob Alexander diesen Beschreibungen entsprach, kann nur vermutet werden. Und auch wenn er wirklich dieser Charakteristik oblag, kann auch nur spekuliert werden, ab wann Alexander so wurde. Hat Aristoteles ihm diesen Wesenszug eingepflanzt? Oder erst nach der Eroberung Persiens, als er die Unermesslichkeit dieses Reiches feststellte?
Als Konigssohn geboren, dachte er jedenfalls nicht daran seine Schopfereigenart dem ,,Mafi irdischer Beschranktheit“[65] anzupassen. Schachermeyr sieht darin eine Vereinigung von
,,Wagbaren mit Unwagbarem, Offenkundiges mit Geheimnisvollem, [...] Berechnung mit heifier
Begierde und lieferte im Genius diejenige Synthese aus Realem und Irrealem, aus der heraus sich
Alexander im Sommer 327 nach Indien wandte.“[66]
Doch bevor wir Alexander auf diesem Zug nach dem femen Osten folgen werden, muss zunachst erlautert werden, wie weit sich die damals bekannte Welt uberhaupt erstreckte. Wo lagen fur die griechischen Geographen die Grenzen der Welt und welches Bild uber Indien lieferte ein Skylax, Ktesias von Knidos oder Herodot dem makedonischen Konig?[67] Diese Fragen sollen im folgenden Kapitel verfolgt werden.
5. Das antike Indien - ein Wunderland?
,,Der Blumengarten des Marchens erbluht am schonsten immer erstjenseits des nuchternen Kreises erkundeter Wirklichkeit.“6s
Was in den modemen Atlanten mit dem Namen Indien bezeichnet wird, spielt in dieser Arbeit keine grofie Rolle, dennjene geographischen Bereiche, welche hier von Bedeutung sind, tragen gewohnlich heute andere Namen. Das antike Indien stellte man sich damals im aufiersten Osten Asiens gelegen vor, hinter dem nur noch der Okeanos, das die Erde umfliefiende Weltmeer, angenommen wurde.[68] [69] Es umfasste demnach das heutige Kabul- Tal, welches von den Griechen als Paropamisaden bezeichnet wurde, die achaimenidische Provinz Gandhara, welche in etwa der Nordwestprovinz Pakistan entspricht, das Pandschab („Funfstromland“) und das untere Indus-Tal, heute Sindh genannt.[70] Somit kann die geographische Ausdehnung des antike Indiens in etwa mit dem heutigen Staat Pakistan mit Ausnahme Belutschistans verglichen werden. Wenn in dieser Arbeit das Wort Indien erscheint, dann in diesem antiken griechischen Sinn. Alexander hat nur um wenige Kilometer die heutigen Grenzen des erst 1947 entstanden Staates Indiens uberschritten. Die tatsachliche geographische Grofie des indischen Subkontinents konnte zu Zeiten Alexanders keiner abschatzen.[71] Die Zeitgenossen vermuteten, dass zwischen dem Indus und den Weltmeeren kein allzu grofier Abstand bestunde.[72] Aristoteles behauptete sogar zu wissen, dass der Ozean von Hindukusch aus zu sehen sei. Es wurde in jener Zeit angenommen, dass es eine Landbrucke zwischen Indien und Afrika gebe und dass der Indus nichts anderes sei als der Oberlauf des Nils.[73] Mit dieser Annahme war auch die
Vorstellung verknupft, dass der indische Ozean, den die Griechen „Rotes Meer“ nannten, ein Binnenmeer sei. Diese Hypothesen, die Alexander aus dem Unterricht des Aristoteles gelaufig waren, beschafdgten ihn auch nachweislich auf dem Indienzug. Nearchos weifi zu berichten, dass Alexander glaubte die Nilquelle entdeckt zu haben, als er vor dem Hydaspes stand. Seine Annahme wurden von der Tatsache gestutzt, dass in dem Fluss Krokodile zu finden waren. Als er am Akesines eine Lotospflanze entdeckte, die sonst nur in Agypten vorzufinden war, sah er sich in seiner Meinung bestatigt.[74] Der Indus als Quelle des Nils stieg durch den Sommerregen und die Schneeschmelze im Himalaya, so die These, und wurde zum Segenspender in Agypten.[75] Aufgrund dieser Annahme beabsichtigte Alexander mit seiner Flotte auf dem Indus nach Agypten zu fahren.
Die Erwartungen von Alexanders Mannern an Indien waren sehr hoch.[76] Der Ursprung ihrer marchenhaften Vorstellungswelt von Indien ist nur noch in Umrissen erfassbar. Die Erzahlungen des Herodot aus dem 5. Jahrhundert konnten den Griechen bereits bekannt gewesen sein.[77] Herodot beschrieb Indien als ein Land, indem goldschurfende Riesenameisen und Kamele lebten, die an den Hinterbeinen vier Schenkel und vier Knie hatten.[78] Die Menschen hielten sich am Morgen im Wasser auf, weil die Sonne zu dieser Tageszeit besonders heifi ware.[79],,Es sollte auch gewaltige Drachen, hundkopfige Menschen und andere Wunderwesen in diesem fremden Land geben.“[80] Indien blieb demnach neben den zahlreichen Eroberungslandernjenseits einer grundlichen Erforschung und konnte somit zum neuen Marchenland im Osten aufsteigen.
,,Da Dareios zu wissen verlangte, wo sich der Indos ins Meer ergosse, sandte er vertrauenswurdige Leute auf Schiffen aus, vor allem Skylax von Karyanda. Die fuhren von Kaspatyros und Paktyene stromabwdrts gegen Osten und Sonnenaufgang ins Meer. Dann segelten sie durch dieses nach West und gelangten im dreifiigsten Monat nach einem Hafen Agyptens.“ So Herodot.[81]
Skylax von Karyanda hatte also zuvor als einziger Hellene im Auftrag Dareios den Indus befahren und war so nach Agypten gelangt. Doch sein Wissen war auf die Gebiete um den
Indus begrenzt und seine Kunde uber Indien daher eingeschrankt geblieben. Obwohl er spater sehr sachlich uber seine Erkundung berichtete, brachte er doch auch zahlreiche Marchenmotive mit in die Heimat.[82] Die Schrift scheint auch Aristoteles bekannt gewesen zu sein, weil er aus ihr wenigstens einmal uber Indien zitierte. Er konnte vielleicht auch so erfahren haben, dass das Rote Meer mit dem Ozean zusammenhangt.[83] Mit dieser Fahrt des Skylax war das bereits vorgestellte Indusproblem eigentlich schon um 500 v. Chr. vollig gelost und die Kusten von der Mundung bis in den Persischen Golf, von Arabien bis Agypten erkundet. Schachermeyr geht davon aus, dass zwar bei den Persern die Erkundungsfahrten des Skylax in Vergessenheit gerieten, aber nicht bei den Helenen. Durch die Uberlieferung des Hekataios und Herodots und der Schrift Skylaxs selbst ware die Fahrt entlang des Indus in die Literatur und in das nationale Gedachtnis eingegangen.[84],,Dass aber von den Beratern des Konigs keiner das Originalwerk des Herodots gekannt haben sollte oder dass diese die Skylax-Stelle nicht beachteten, mussen wir als ganz unwahrscheinlich ansehen.“[85]
Auch Gehrke folgt der Auffassung, dass aufgrund des Skylax-Berichtes die Moglichkeit der Seeverbindung zwischen dem Persischen Golf und Indien eindeutig war und auch den fruhen griechischen Geographen bekannt wurden.[86] Doch zu Alexanders Zeiten galten die bereits beschriebenen, veralteten geographischen Hypothesen als unwiderlegt. Als gangige Auffassung hatte sich sogar die Theorie von der Identitat von Indus und Nil spater durchgesetzt. Die Erkenntnisse des Skylax gingen vielleicht dank der Autoritat des Aristoteles nicht in den wissenschaftlichen Diskurs ein.[87] Die antiken Geographen hatten nicht nur den Hang bereits brauchbare Nachrichten zu negieren, sondern auch an falschen, langst durch neuere Forschungen widerlegten Berichten und Uberlieferungen festzuhalten. Es ist auch bei dem grofien Standardwerk des Ptolemaios diese meist ubliche Ungenauigkeit der antiken Geographen feststellbar. Obwohl der indische Ozean, wie bereits erwahnt, durch die Handelsschifffahrt erschlossen war, hielt er an veralteten Vorstellungen fest.[88] Es kann aber auch ein weiterer Ansatz vertreten werden, dass Alexander und dessen Umfeld wirklich keine umfassende Kenntnis uber die von Skylax 11 Meyers Konversations-Lexikon, Autorenkollektiv, 5. Bd., 4. Aufl., 1885-1892, Leipzig/ Wien 1888, Sp. 669; Die Definition beruht auf der etymologischen Herkunft des Wortes Entdeckung, was nach dem Etymologischen Worterbuch des Deutsch ‘das Auffinden von Unbekanntem’, auch ‘uberraschend Aufgefundenes, neues Wissen’, spatmhd. entdeckunge ‘Offenbarung’, mnd. en(t)deckinge ‘Anzeige, Offenbarung’ bedeutet.
[...]
[1] Anmerkung: Der Begriff ,,europaische Expansion41 wird in der Geschichtswissenschaft vorrangig verwendet.
[2] Wiemer, Alexander der Grofie, Munchen 2005, S. 9.
[3] Vgl. Cary/ Warmington, Die Entdeckungen der Antike, Zurich 1966, S. 12.
[4] Vgl. Schachermeyr, Alexander der Grosse. Das Problem seiner Personlichkeit und seines Wirkens, Wien 1973, S. 582.
[5] Auch Expedition und Erforschung.
[6] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr..Antike Zeugnisse eingeleitet, ubersetzt und erlautert von Johannes Hahn, Stuttgart 2000, S. 27; vgl. dazu Brunt, Appendices, in: Arrian. History of Alexander and Indica I-II, transl. by P.A. Brunt, Loeb Classical Library 236, 263, Cambridge (Mass.)/ London 1976, II S. 543; Stadter, Arrian ofNicomedia, Chapel Hill (N.C.) 1980, S. 60.
[7] Die im Einzelnen verwendeten grundlegenden Texteditionen finden sich im Anhang Teil B1 Quellenverzeichnis.
[8] In dieser Arbeit wird bei der Verwendung der Bezeichnung Indien nicht von dem heutigen Staat ausgegangen, sondern im Folgenden beinhaltetet dieser Termini die Vorstellungen uber das antike Indien und die damit einhergehenden geographischen Ausweitungenjener Zeit.
[9] Angelehnt ist dieser Vorgehen an Seibert. Dieser ging bei seiner Ursachenforschung uber den Persienkrieg ahnlich vor, indem er die damit verbundenen Begriffe Kreuzzug, Nationalkrieg, Rachekrieg zunachst in einer Definition klarte vgl. Seibert, „Panhellenischer“ Kreuzzug, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg? - Uberlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien, in: W. Will (Hrsg.), Alexander der Grosse. Eine Welteroberung und ihr Hintergrund. Vortrage des Internationalen Bonner Alexanderkolloquiums, 19.-21.12.1996, Bonn 1998, S. 13.
[10] Munch, Die Entdeckung von Gebieten, in: Worterbuch des Volkerrechts Bd. 1 Aachener Kongress bis Hussar Fall, hrg. v. Schlochauer, H.-J. u.a., Berlin 1960, Sp 427.
[11] Worterbuch des Deutschen (nach Pfeifer) bei http://www.dwds.de/?kompakt=1&qu=Entdeckung, 05.06.2012 18:24 Uhr.
[12] Auch Meyers Konversationslexikon, Sp. 669 geht davon aus, dass die Entdeckung zufallig oder absichtlich erfolgen kann.
[13] Diejuristischen Dimension dieser Begriffsbestimmung werden in dieser Arbeit vernachlassigt, weil der begriffliche Gebrauch der Entdeckung in der Forschungsliteratur uber Alexander den Grofien nicht in diesem Kontext eingebettet ist; mehr zu einer volkerrechtlich anerkannten Entdeckung bei Munch, Die Entdeckung von Gebieten, Sp. 427 u.a. ist eine Entdeckung nur dann volkerrechtlich relevant, wenn eine klare Vorstellung von Lage und der Beschaffenheit des Gebietes vorhandenen sind. Ein Wiederauffinden des entdeckten Gebietes muss aufjeden Fall gewahrleistet sein.
[14] Entgegen der Ansicht von Bleiber, Die Entdeckung im Volkerrecht. Eine Studie zum Problem der Okkupation, Bamberg 1933; nach Munch besteht lediglich ein Vorrecht auf Okkupation zum Schutz der Entdeckung vor anderen Machten vgl. Munch, Die Entdeckung von Gebieten, Sp. 427.
[15] Munch, Die Entdeckung von Gebieten, Sp. 427.
[16] Vgl. Cary/Warmington, Die Entdeckungender Antike, S. 12
[17] Ebd., S. 12
[18] Vgl. ebd., S. 10.
[19] Tobler, Eroberung, in: Worterbuch des Volkerechts Bd. 1 Aachener Kongress bis Hussar Fall, hrg. v. Schlochauer, H.-J. u.a., Berlin 1960, Sp. 438-439.
[20] Tobler, Eroberung, Sp. 438.
[21] Vgl. Holtzendorff, Eroberung und Eroberungsrecht, Berlin 1872.
[22] Diejuristischen Ausfuhrungen fur einen rechtmafiigen Gebietserwerb mittels einer Eroberung sollen ebenfalls in dieser Arbeite keine genauere Berucksichtigung finden.
[23] Seibert, „Panhellenischer“ Kreuzzug, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg?, S. 56.
[24] Zitiert nach ebd.
[25] Nahere Erlauterungen finden sich im Kapitel 6.
[26] Vgl. Gehrke, Alexander der Grosse, Munchen 2005, S. 11.
[27] Kallisthenes aus Olynth, ein Neffe des Aristoteles, wurde fur propagandistische Zwecke in Alexanders Stab eingefuhrt Nach Wirth hat das Veroffentlichen bestimmter Versionen unmittelbar nach den Ereignissen auch einen geradezu ,,verheerenden Einfluss“ auf die weiteren Uberlieferungen. Vgl. dazu Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug - Indische Geschichte (gr.-dt.), hg. und ubers. von G. Wirth und O. von Hinuber, Munchen/ Zurich 1985, II., S. 725.
[28] Zu diesem offiziellen Journal (Fr. 119-123) kommen die Aufzeichnungen der Bematisten zur Vermessung der Wegstrecke und zur Registrierung weiterer Angaben hinzu.
[29] Aristobul: Pedech, Historiens compagnons d'Alexandre, Paris 1984, S. 331; Pearson, The losthistories of Alexanderthe Great, New York/Oxford 1960, S.150; Brunt, Appendices II, S. 556; Kleitarch: Tarn, Alexander the Great II, Cambridge 1948, S. 5; 43; Pearson, The lost histories of Alexander the Great, S. 212; Onesikritos: Pearson, The losthistories of Alexanderthe Great, S. 83; Pedech, Historiens compagnons d'Alexandre, S. 71; Nearch: Badian, Nearchus the Cretan, Yale Classical Studies 25, 1975, S.147-170; Brunt, Appendices II, S.444, 476; Pedech, Historiens compagnons d'Alexandre, S. 159, Bosworth, A historical Commentary on Arrian's history of Alexander IV-V, Oxford 1995, S. 361; Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.42.
[30] Vgl. grundlegend Pedech, Historiens compagnons d'Alexandre; Pearson, The lost histories of Alexander the Great; Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.41.
[31] Wirth merkt an dieser Stelle an, dass einzelne Autoren kein Interesse daran hatten, die Dinge anders darzulegen, auch nachdem Kallisthenes ausgeschaltet wurde; vgl. dazu Wirth in seiner Einfuhrung in Arrian, Der Alexanderzug II., S. 726; vgl. dazu auch Wolf, Die Soldatenerzahlung des Kleitarch bei Quintus Curtus Rufus, Diss., Wien 1964.
[32] Vgl. Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug II., S. 728.
[33] Noch bei Diodor, Iustin und Curtius zufindenen.
[34] Vgl. Berve, Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage II, Munchen 1926, Nr. 121; Pearson, The losthistories of Alexander the Great, S. 150ff.
[35] Vgl. dazu Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug II, S. 733.
[36] Vgl. Kornemann, Die Alexandergeschichte des Konigs Ptolemaios I. von Agypten. Der Versuch einer Rekonstruktion, Leipzig 1935.
[37] Die Existenz dieser zahlreichen Berichte steht dennoch auder Frage; Felix Jacoby hat dieses bewahrte Material, welches nur in Form von Zitaten bzw. Einarbeitungen bei den spateren Alexanderhistorikern vorliegt, in seinem Werk ,,Fragmente der griechischen Historik“ (1929/1958) systematisch erfasst und untersucht.
[38] Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug II., S. 733.; Die Hauptlinie der Alexander- Tradition, Vulgata, welche auf Kleitarch zuruck zufuhren ist, und vor allem bei Diodor, Curtius Rufus und Plutarch wiederzufinden ist, betont gerade das Fabelhafte an Alexander. Die romischen Senatoren und stoischen Philosophen verfolgenjedoch die Absicht ein eher vernichtendes Urteil uber Alexander abzulegen.
[39] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S. 42.
[40] Zum Autor vgl. Tarn, Alexander the Great II, S. 91ff.
[41] Vgl. Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug II, S. 736.
[42] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.43; vgl. dazu Stadter, Arrian ofNicomedia, S. 66, 124 mit weiterfuhrender Literatur.
[43] Arrian wollte ein plausibles und authentisches Bild von Alexander schaffen und zur Vermittlung dessen, trat der Autor selbst als ein Vermittler zuruck. Dies konnten die Grande Arrians fur die Quellenbehandlungsein. Arr. 1,12.
[44] Vgl. Wirth in seiner Einfuhrung zu Arrian, Der Alexanderzug II., S. 744.
[45] Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. entstand eine wirkungsgeschichtlich vielleicht noch einflussreichere, populare literarische Tradition unter dem Namen des (Pseudo-) Kallisthenes. Der Alexanderroman beschriebt den Vorstofi Alexander als ein Abenteuer und verarbeitet dabei die Sagen- und Marchentradition der antiken Literatur. Es sind aber auch zahlreiche wortlich ubernommene Briefe von und an Alexander integriert. Doch die meisten Episoden um Indien sind frei erfunden oder ausgeschmuckt. ,,Weniger die geschichtliche Personlichkeit Alexander als vielmehr der Kriegs- und Liebesheld erfahrt hier Verherrlichung, und es ist diese Tradition, die schliefilich nachhaltig das Bild Alexanders im Mittelalter pragt, den Makedonenkonig zur popularsten historischen Gestalt uberhaupt erhebt und ihn als vielschichtige Heldengestalt in samtlichen Literaturen des Abendlandes und Orients etabliert.“ Deshalb bleibt diese Uberlieferung in diesen Ausfuhrungen unberucksichtigt. Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.45.
[46] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.45.
[47] Vgl. dazu Stadter, Arrian of Nicomedia, S. 115, Bosworth, Ahistorical Commentary, S. 227.
[48] Arrian merkt die Ausklammerung dieser Beschreibungen selbst an 5, 5, 1 und verweist auf seine Schrift Indika. Fur seine allgemein-geographischen Angaben stutzt er sich aufEratosthenes; die Mitteilungen uber Indien beruhen auf Megasthenes und der zweite Teil dieser Schrift liegt dem Logbuch des Nearchos zu grunde.
[49] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.46.
[50] Alexander und der Alexanderzug sind unter entdeckungsgeschichtlicher Perspektive in den Geographika ein zentrales Thema.
[51] Engels, Die Geschichte des Alexanderzuges und das Bild Alexanders des Grossen in Strabons Geographika - Zur Interpretation der augusteischen Kulturgeographie Strabons als Quelle seiner Historischen Auffassung, in: W. Will (Hrsg.), Alexander der Grosse. Eine Welteroberung und ihr Hintergrund. Vortrage des InternationalenBonner Alexanderkolloquiums, 19.-21.12.1996, Bonn 1998, S. 142.
[52] Zu den Vorlagen und Quellen Strabons zahen die Akten der koniglichen Kanzlei, offizielle Vermessungsberichte und Aufzeichnungen des Itinerars des Heeres, die wenigen Edikte Alexanders, dann die Ephemeriden und die offiziellen Fahrberichte uber die Flottenfahrt. Hinzu kamen noch die fruhesten literarischen Werke der Teilnehmer des Alexanderzuges. Insbesondere uber Indien und die ostlichen Lander benutze Strabon u.a. noch Werke des Megasthenes und des Patrokles; Nach Strabon ist der Zug einzig das Unternehmen Alexanders. Als Universalhistoriker betonte er die Rolle Alexanders mehr als Polybios und Poseidonios.
[53] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.46-47.
[54] Vgl. ebd., S. 15.
[55] Schiller, Wallenstein. Maria Stuartu.a., Bd. 4, Berlin 1984.
[56] Vgl. Gehrke, Alexander der Grosse, S. 9.
[57] Wiemer, Alexander der Grofie, Munchen 2005, S. 74.
[58] Droysen, Geschichte des Hellenismus I, Gotha 1877, S. 14.
[59] Das Alexandermosaik, Anhang: Teil A, Abb. 2, fangt wie kaum eine andere Abbildung die Vorwartsbewegung Alexanders im Schlachtgeschehen ein.
[60] Wiemer, Alexander der Grofie, S. 149.
[61] Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 582.
[62] Einen kurzen umfassenden Uberblick von Urteilen in der modernen Forschung bzgl. des Alexanderbildes findet sich bei Gehrke, Alexander der Grofie, S. 9-11; Die Spannungen in den antiken Urteilen setzten sich in der modernen Forschung fort.
[63] Vgl. Wiemer, Alexander der Grofie, S. 15.
[64] Schachermeyr, Alexander der Grofie, S. 584.
[65] Ebd., S. 581.
[66] Vgl. Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 402.
[67] Zu den genauen geographischen Kenntnissen der einzelnen Alexanderhistoriker vgl. Kommentar von Hinuber zu Ind. 2, 1 in Arrian, Der Alexanderzug II., S. 1084.
[68] Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 413.
[69] Arr. Ind. 1,2, 1-3, 10 schildertunterschiedliche Vorstellungenuberdie Grofie des Landes. So erstreckt sich fur Eratosthenes das Land von Tauros- Gebirge bis zum Meer mit 13000 Stadien messe. Ktesias aus Knidos setzt das indische Land mit dem ubrigen Asien gleich und Onesikritos sieht in diesem den dritten Teil der Welt; vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.11.
[70] Vgl. dazu die Beschreibungen des Arr. 5, 6, 1-8.
[71] Auch Arrian kann keine genauen Angaben uber die Gebietejenseits des Hyphasis machen, weil Alexander nicht weiter vorstiefi. Arr. Ind. 1,4, 1.
[72] Auch die Gangesfrage spielt fur diese Bewertung eine zentrale Rolle. Gab es hinreichende Kenntnisse uber dessen Lage? Arrian erwahntjedoch den Ganges bei seiner Beschreibung des Indus 5, 4, 2; Zur Gangesfrage vgl. Arr. Ind. 3, 9. Arrians Beschreibungen stutzen sich an dieser Stelle auf Ktesias; Megasthenes beschreibt den Ganges nach seiner Ruckkehr aus Indien in Arr. Ind. 1,4, 1- 7.Vgl. Cary/ Warmington, Die Entdeckungen der Antike, S. 281.
[73] Vgl. Gehrke, Alexander der Grofie, S. 73.
[74] Zu den allgemeinen Beobachtungen: Nearch Fr. 18, Aristobul Fr. 35 bei Strab. 15, 691f.; Aristobul Fr. 38 bei Strab. 15, 107.
[75] Vgl. auch dazu die Ausfuhrungen bei Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 447.
[76] Vgl. Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S. 10.
[77] Vgl. Gehrke, Alexander der Grosse, S. 73.
[78] Herodot 3, 106; 116; 4, 13; Strabo 15, 706.
[79] Herodot 3, 97 ff.; Vgl. Wiemer, Alexander der Grofie, S. 141.
[80] Hahn, Alexander in Indien 327-325 v. Chr., S.11.
[81] Herodot 4, 44; zitiert nach Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 443.
[82] Vgl. Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 414.; vgl. dazu auch Reese, Die griechischen Nachrichten uber Indien bis zum Feldzug Alexanders, Leipzig 1914.
[83] Aristot. Polit. 7, 1332b24.
[84] Schachermeyr, Alexander der Grosse, S. 444.
[85] Ebd.
[86] Vgl. Gehrke, Alexander der Grosse, S.81.
[87] Vgl. Wiemer, Alexander der Grofie, S. 142; vgl. Gehrke, Alexander der Grosse, S.81 der Aristoteles dafur verantwortlich macht.
[88] Vgl. Cary/ Warmington, Die Entdeckungen der Antike, S. 363.
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