Übersichten erhaltener Werke antiker Autoren - Band 7: Kallimachos, Theokrit, Appollonios, Menander, Plautus, Terenz, Polybios, Cato, Lukrez, Catull, Caesar, Sallust, Cornelius Nepos, Varro


Fachbuch, 2014

77 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kallimachos
Hymnen
Aitia (Fragmente), Epigramme

Theokrit

Apollonios
Die Argonauten

Menander
Der Griesgram (Dyskolos)
Die Geschorene (Perikeiromene)
Der Schild (Aspis) oder Die Erbtochter (Epikleros)
Das Schiedsgericht (Epitrepontes)
Samia

Plautus
Amphitryon
Eselskomödie (Asinaria – Nach Demophilos: Der Eselstreiber)
Der Goldtopf (Aulularia)
Baccides (Nach Menander: Der zweimal Betrügende)
Die Gefangenen (Captivi)
Casina (Nach Diphilos: Die Losenden)
Kästchenkomödie (Cistellaria – Nach Menander: Die Frauen beim Frühstück)
Curculio
Epidicus
Menaechmi
Der Handelsherr (Mercator – Nach Philemon)
Der Maulheld (Miles gloriosus)
Gespensterkomödie (Mostellaria)
Der Perser
Der Mann aus Karthago (Poenulus)
Pseudolus
Das Seil (Rudens – Nach Diphilos)
Stichus
Der Dreigroschentag (Trinummus – Nach Philemon: Der Schatz)
Truculentus

Terenz
Andria (Nach Menander)
Die Schwiegermutter (Hecyra – Nach Apollodor)
Der Selbstquäler (Heautontimorumenos – Nach Menander)
Der Eunuch (Nach Menander)
Phormio (Nach Apollodor: Epidikazomenos)
Die Brüder (Adelphoe – Nach Menander)

Polybios
Die Entstehung des zweiten Punischen Krieges (3. Buch)
Die Gründe für den Aufstieg Roms (6. Buch)
Der Kreislauf der Verfassungen (3-10)
Ahnenkult und Religion (52-56)

Cato der Ältere
Über den Ackerbau

Lukrez
Der Raum und die Ursprungskörper (I und II)
Der Mensch (III und IV)
Die Vergänglichkeit unserer Welt (V und VI)

Catull
Gedichte in unterschiedlichen Vermaßen (1-60)
Hochzeitslieder (61f), Attis (63), Peleus und Thetis (64)
Elegien und elegische Epigramme (65-116)

Caesar
Der gallische Krieg
Der Bürgerkrieg, Briefe
Der Alexandrinische, Afrikanische und Spanische Krieg
Weitere, nicht erhaltene Werke

Sallust
Invektive gegen Cicero, Zwei politische Briefe an Caesar
Die Verschwörung des Catilina
Der Krieg gegen Jugurtha
Historien

Cornelius Nepos
Über die römischen Geschichtsschreiber
Über die ausländischen Feldherrn

Varro
Menippische Satiren (Fragmente)
Über die Landwirtschaft

Kallimachos

Alexander der Große gründete 331 Alexandria und verband die vor der Küste liegende Insel Pharos mit einen 1200m langen Damm mit dem Festland. Sein ehemaliger Leibwächter und Feldherr Ptolemaios, der Sohn des Lagos, der sich nach den Toden von Alexanders Sohn und Alexanders Halbbruder König von Ägypten nannte, gründete das Museion mit angeschlossener Bibliothek. Am Ende seines Lebens schrieb Ptolemaios eine Geschichte Alexanders (eine von den beiden Hauptquellen Arrians) und wurde so zu einem der ersten alexandrinischen Schriftsteller. Unter seinem Sohn Ptolemaios Philadelphos (d.h. der Schwesterliebende; erst spätere Historiker numerierten die Herrscher, Ptolemaios II.) errichtete Sostratos aus Knidos um 279 den über hundert Meter hohen Leuchtturm auf der Insel Pharos. – An der Bibliothek arbeiten Dichter und Philologen, hier stellte Euklid aus verschiedenen älteren mathematischen Schriften seine Elemente zusammen, hier arbeitete auch Eratosthenes aus Kyrene, den wir durch Strabon vor allem als Mathematiker und Geograph kennen, der aber genauso Dichter und Philologe war. In Alexandria entwickelte Apollonios aus Perge die Theorie der Kegelschnitte; in Alexandria schufen griechisch sprechende Juden die Übersetzung ihrer heiligen Schriften, die Septuaginta. – Die Blütezeit Alexandrias endete mit der Vertreibung der griechischen Gelehrten durch Ptolemaios VIII. um 145.

Kallimachos kam aus Kyrene nach Alexandria, unterrichtete und katalogisierte die Bestände der Bibliothek. Von den dabei entstandenen 120 Büchern PinakeV (Verzeichnisse) finden sich z.B. bei Athenaios geringe Spuren. Von Kallimachos sind sechs Götterhymnen und einige Epigramme sowie Fragmente seiner Aitia erhalten. Kallimachos ist der hellenistische Dichter schlechthin: Er schrieb für ein gebildetes, aber ungeduldiges Publikum.

Hymnen

Der Hymnos auf Zeus (1.) gleicht anfangs einem Symposionsgespräch in Versen: Wo wurde Zeus geboren?, Homer irrt, wenn er erzählt, die drei Söhne des Kronos hätten um ihre Wohnungen gelost usw. Gegen Ende kommt er von den Herrschern des Olymp zu den irdischen Königen: „Überfluß schenktest du ihnen, schenkst genügenden Reichtum (…). An unserem König / läßt es sich deutlich beweisen. Weit übt er die Herrschaft im Umkreis. / Abends vollendet er sicher, was er in der Frühe sich vornimmt.“ (84ff) – Im Hymnos auf Artemis (3.) bittet diese zu Anfang „noch reitend auf Vaters Knien“ um all das, was eben Artemis auszeichnet. Dann begibt sie sich auf eine Reise durch die mythische Welt. Ein besonderes Glanzstück darin ist die Begegnung mit dem „Enkel des Alkaios“, d.h. Herakles, der hier ganz der immerhungrige Esser ist, den wir z.B. aus der Alkestis kennen (144ff). – Auch der Hymnos auf Delos (4.) ist eine Reise. Daraus nur eine Station: Auf Kos sagt der noch ungeborene Apollon zu seiner Mutter Leto, hier wird ein anderer Gott geboren werden: „Dir, Ptolemaios, du Künftiger, gilt das Orakel des Phoibos!“ (187)

Ganz anderes die übrigen drei Hymnen: Der Hymnos auf Apollon (2.) beginnt: „Was für ein Beben erschüttert den Lorbeerschößling Apollons, / was für ein Beben den ganzen Tempel! Fort, fort mit den Bösen! / Nunmehr betritt wohl Phoibos die Schwelle mit wuchtigen Schritten. / Siehst du es nicht?“ Später erscheint Apoll als Städtegründer; vermutlich entstand der Hymnos anläßlich der Hochzeit von Ptolemaios Euergetes (d.h. Wohltäter, Ptolemaios III.) mit der kyrenäischen Prinzessin Berenike. – Im Hymnos auf das Bad der Pallas (5.) wird auf kunstvolle Weise die dramatische Beschreibung des argivischen Ritus der Waschung des Bildes der Göttin mit der Erzählung verbunden, wie Teiresias die badende Göttin überraschte und danach zu dem blinden Seher wurde. – Der Hymnos auf Demeter (6) hängt vielleicht mit der Einrichtung eines Ablegers der eleusischen Mysterien in Alexandria zusammen. Nach der Preisung der Demeter wird die Geschichte von Erysichthon erzählt, der in ihrem heiligen Hein Bäume fällen läßt und dafür mit einem unstillbaren Hunger geschlagen wird.

Aitia (Fragmente), Epigramme

Die Aitia waren eine dichterischen Darstellung der Ursprünge von Kulten, Namen usw. in vier Büchern. Das bekannteste Stück daraus, der Ursprung eines Sternbild­namens, hat sich in der lateinischen Nachdichtung von Catull (Carmen 66) erhalten: Die Locke der Berenike erzählt, daß sie der Hofastronom Konon am Sternenhimmel entdeckte. Berenike hatte sie für die Heimkehr ihres Gatten (Ptolemaios III.) geweiht, der gleich nach der Hochzeitsnacht in den Krieg zog. Ein Windstoß fegte sie vom Altar. Die Locke wünscht sich, daß der Sternenhimmel einbricht, damit sie wieder Königshaar sein kann! – Vorwand für die Geschichte von Akontios und Kydippe war der Ursprung eines Hochzeitsbrauches auf Naxos. Akontios verliebt sich beim Opferfest auf Delos in Kydippe, und Eros selbst gibt ihm eine List ein: Akontios schreibt etwas auf einen Apfel, den er ihr vor die Füße rollen läßt: Sie hebt ihn auf und liest vor: >Bei der Artemis, ich werde Akontios heiraten< und leistet damit ungewollt einen Schwur. Bis zu dieser Hochzeit scheitern verschiedene andere Versuche, Kydippe zu verheiraten; daß ausgerechnet die jungfräuliche Göttin Artemis dafür sorgt, ist nur eine von vielen Feinheiten in der Geschichte.

Mit Epigrammen wurden zu alle Zeiten geweihte Dinge und Gräber bezeichnet. Für die alexandrinischen Dichter, deren Ideal das Kleine, Feine (lepton) war, hatte diese Form eine besondere Bedeutung. Zudem spielt – zumal bei den Grab­epigrammen, die sich die Dichter bezahlen ließen – hier das ganze Leben, auch außerhalb von Hof und Bibliothek, hinein. Bei Kallimachos finden wir mehrere Grabepigramme für Selbstmörder, sprechen die leeren Gräber der in Stürmen Verschollenen zu uns, werden andere Dichter betrauert. Ein Beispiel: „>Sonne, leb wohl!< Kleombrotos aus Ambrakia rief es, / stürzte zum Hades sich dann hoch von der Mauer herab, / hatte kein sterbenswürdiges Unglück erlebt, nur das Büchlein / Platons gelesen, worin der die Unsterblichkeit preist.“

Theokrit

Theokrit kam aus Sizilien nach Alexandria. Unter seinen Namen sind dreißig Gedichte und einige Epigramme erhalten. Berühmt ist er als „Begründer“ der Bukolik (von boukoV, Rinderhirt. – Ein seltsamer Name, da in der Bukolik fast immer Schaf- und Ziegenhirt auftreten und der Rinderhirt ein bewundertes höheres Wesen ist.) „Bukolisches“ gibt es aber schon bei Homer; die Sehnsucht des Städters nach dem Land­leben ist so alt wie die Stadt.

Das erste Gedicht der unter Theokrits Namen überlieferten Sammlung heißt Thyrsis: „[Thyrsis:] Lieblich erklingt das Geflüster der Pinie, dort bei den Quellen, / lieblich erklingt auch, Hüter der Ziegen, dein Spiel auf der Flöte. / Sicherlich würdest, nach Pan, du den zweiten Preis dir erringen. / Nähme der Gott sich den Bock mit den Hörnern, bekämst du die Ziege. / Nähme als Preis er die Ziege, erhieltest du selbst noch ein Jungtier. / Köstlich mundet des Jungtiers Fleisch, bevor es dir Milch gibt. [Ziegenhirt:] Lieblicher klingt noch dein Lied, du Hüter der Schafe, / als vom Felsen dort der Wasserfall tosend herabrauscht. / Sollten die Musen als Ehrengeschenk ein Schaf sich erwerben, / würdest du selbst als Preis ein Mastlamm erhalten; und wünschten / jene ein Lamm, so würdest, nach ihnen, ein Schaf du gewinnen.“ – Aus Rücksicht auf die Mittagsruhe von Pan will der Ziegenhirt jetzt nicht Flöte spielen. Er bittet den Schafhirten um ein bestimmtes Lied und verspricht dafür eine Ziege und einen geschnitzten Becher. Es folgt die Beschreibung der drei in dem Schnitzwerk dargestellten Szenen. Schließlich singt Thyrsis vom Hirten Daphnis, der sich der Aphrodite verweigert, sie mit der Wunde aufzieht, die ihr Diomedes zufügte (112f, vgl. Ilias V 330-430) und sterben muß. Als Daphnis spottet beginnen die Strophen: „Stimmet das Hirtenlied an, ihr freundlichen Musen!“, später: „Singet nicht weiter das Hirtenlied, bitte entfernt euch, ihr Musen!“ – Der Sänger des dritten Gedichts vertraut Tityrus seine Ziegen an, um der Amaryllis zehn Äpfel und ein Ständchen zu bringen. Im 4. bis 10. Gedicht treten Hirten mit Liedern gegeneinander an. Im fünften Gedicht rufen die in einem Wechselgesang zankenden Hirten den Holzfäller Morson zum Schiedsrichter; es ist voller derben Realismus. Dagegen sind die Hirten, die im siebenten Gedicht auf der Wanderung zu einem Erntefest Lieder singen, Masken für Dichter; unter Simichidas („Stülpnase“) verbirgt sich Theokrit. (Das 8. und 9. Gedicht stammen vermutlich nicht von Theokrit.)

Das zweite Gedicht, Simaitha und Delphis oder Die Zauberin genannt, ist ein Mimos, d.h. Nachahmung, eine dramatische Kleinform: Es zeigt Simaitha beim Brauen eines Liebestrankes: „Zauberrad, ziehe zu meinem Hause zurück den Geliebten!“ beginnen zu Anfang einige Strophen, später lauten die Anfänge: „Denke doch nach: Wo packte die Liebe mich…“ Auf die geheimnisvolle Zauberei der Simaitha folgt in einer kunstvollen Steigerung der noch viel geheimnisvollere Zauber der Liebe. – Mimen sind auch das 14. Gedicht, indem ein Aischines seinem Freund Thyonchides verwahrlost wie ein Pythagoreer erscheint (5) und diesen Zustand damit erklärt, das ihn die schöne Kyniska verschmäht; und das 15. Gedicht, Die Frauen beim Adonisfest, das uns mitten ins volkreiche Alexandria führt: Gorgo holt Praxinora ab, ohne viel Rücksicht auf das zuhörende Kind zu nehmen wird über Praxinoras Ehemann hergezogen, dann geht man gemeinsam zu Fest. Im Gedränge werden ihre Kleider zerrissen, schließlich gelangen sie in den Palasthof, wo sie kunstvolle Teppiche bewundern und dem Gesang der zum Fest engagierten Sängerin lauschen. Diese besingt neben Adonis auch Arsinoë, die Schwester und Gattin Ptolemaios II. Dann müssen die Frauen zurück, um für ihre Männer Frühstück zu machen.

Das dreizehnte Gedicht ist das Epyllion (d.h. Kurzepos) Hylas. Hylas, der Liebling des Herakles, bestieg mit ihm zusammen die Argo. Als sie in der Propontis anlegten, fingen drei Nymphen den schönen Hylas; und weil ihn Herakles so lange suchte, nahmen beide nicht weiter an der Argonautenfahrt teil. – Auch das 22. Gedicht, Die Dioskuren, ist ein Epyllion mit einem Thema aus der Argonautensage: Es zeigt einen Sturm, den Zweikampf von Polydeukes mit dem Bebrykenkönig Amykos und, in einem Rückblick, den Kampf, den sie nach dem Raub der Töchter des Leukippos mit Idas und Lynkeus, einem anderen Zwillingspaar, austrugen. – Das 24. Gedicht zeigt den kleinen Herakles, zehn Monate alt, zwei Schlangen erwürgen, die Hera zu seiner Vernichtung aussandte. Nicht auf die Tat kommt es hier dem Autor an, sondern das Familienidyll um die Wiege steht im Mittelpunkt. – Dazu wurde in der Sammlung ein Ausschnitt aus einen vermutlich nicht von Theokrit stammenden umfangreicheren Werk gestellt: Herakles der Löwentöter (25.). Es lebt von dem Gegensatz, daß Herakles im Augiasstall, als Stallknecht, von der Tötung des nemeischen Löwen erzählt.

Der verliebte Kyklop (11.) tröstet sich mit einem Lied darüber hinweg, das Galateia seine Liebe nicht erwidert. – Das 16. Gedicht Die Chariten und Hieron ist ein Loblied auf den König von Syrakus, das 17. ein Loblied auf Ptolemaios. – Das Hochzeitslied für Helena (18.) ist eine Erinnerung an die Spartabegeisterung früherer Tage. – Ganz einmalig in der griechischen Literatur (und vermutlich nicht von Theokrit) ist Die Fischer (21.): Ein armer Fischer träumte von einem goldenen Fisch, sein Freund, dem er davon erzählte, stößt ihn wieder zu Recht: „Es lügen die Träume. (…) Such den üblichen Fisch zu fangen! / Andernfalls wirst du verhungern, trotz deiner goldenen Träume!“ –– Bei Theokrits Epigrammen findet sich – neben solchen mit bukolischen Gehalt – auch die Werbung eines Bankiers: „Bürgern der Stadt wie Ausländern bietet der Tisch hier das gleiche: / leg auf die Platte und nimm scharfer Berechnung gemäß! / Mag sich manch anderer Wechsler entschuldigen lassen: Kaikos / zählt auf Verlangen das Geld – selbst aus dem Ausland – auch nachts!“ (14.)

Apollonios

Apollonios aus Rhodos war Erzieher von Ptolemaios III. und als Nachfolger von Zenodot (einem textkritischen Bearbeiter von Homer) Leiter der Bibliothek. Der Legende nach ging er nach einem Streit mit Kallimachos und dem Mißerfolg (einer ersten Fassung) der Argonautika nach Rhodos; wahrscheinlicher ist, daß er aus Rhodos stammt.

Die Argonauten

Die ersten beiden Bücher der Argonautika sind nur lose zusammenhängende Stationen der Reise nach Kolchis. Zu den verbindenden Elementen gehört die Aufzählung der 55 Argonauten, der Bau der Argo, die Auslosung der Ruderbänke und die Szene, wie Herakles seine Wahl zum Anführer ablehnt und statt dessen Iason einsetzt: „Er selbst, der sie versammelt hat, soll die Menge auch führen.“ (347) – Die erste Station ist der Aufenthalt auf Lemnos (609-909). Die Bewohnerinnen der Insel hatten ihre Männer wegen ihres Verlangens nach thrakischen Beutemädchen ermordet und suchen jetzt in den Argonauten Ersatz. Diese lassen sich nur zu gerne aufhalten und setzen erst nach Herakles’ Ermahnung ihre Reise fort. In besonderes Prunkstück in der Lemnosepisode ist die Beschreibung eines Gewandes, das Iason von Athene erhalten hatte: „Darauf waren die Kyklopen; sie saßen bei unvergänglichen Werk und schufen mit Mühe für Zeus, den Herrn, einen Wetterstrahl. Dieser war schon so weit hellschimmernd gebildet und ermangelte nur noch eines einzigen Strahles, den sie mit eisernen Hämmern trieben, im siedenden Hauch des gierigen Feuers. Und darauf waren die beiden Söhne der Asopidischen Antiope, Amphion und Zethos. Aber noch ohne Mauern lag in der Nähe Theben, dessen Grundsteine sie voller Eifer legten. Zethos hob auf den Schultern das Haupt eines schroffen Berges empor, einem sich Plagenden gleichend; Amphion aber ging hinter ihm und spielte helltönend auf der goldenen Phorminx, und ein zweimal so großer Fels folgte seinen Spuren nach.“ (730ff) Insgesamt werden in 38 Versen sieben Bilder beschrieben! – Von den weiteren Stationen kennen wir den Raub des Hylas mit der Zurücklassung des Herakles (1153-1357) und den Kampf des Polydeukes gegen den Bebrykenkönig Amykos (II 1-163) bereits aus Theokrits’ Epyllien.

Im dritten Buch steht Medeia im Mittelpunkt. Hera ist besorgt um Iason, der ihr als Werkzeug für ihre Rache an Pelias dienen soll. Sie berät sich mit Athene; gemeinsam suchen sie Aphrodite auf, die sich gerade ihre goldenen Haare macht: „[Hera:] Gib deinem Knaben leise zu verstehen, daß er die jungfräuliche Tochter des Aietes mit Liebesverlangen nach dem Aisoniden bezaubern soll!“ (84ff) Aphrodite geht hinaus in den Garten des Zeus, wo sie Eros mit Ganymed beim Spiel findet, und verspricht ihm einen schönen Ball, wenn er ihr den Gefallen tut. – Beim Einzug von Iason und seinen Gefährten in den Palast des Aietes schießt Eros auf Medeia seinen Pfeil ab. Dessen Wirkung beschreibt Apollonios mit einem gewählten Beispiel: „Und wie eine Frau Reisig in die glimmende Glut schüttet, eine Handarbeiterin, die der Spinntätigkeit nachgeht, um sich nachts unter dem Dach ein helles Feuer zu bereiten, nachdem sie in aller Frühe aufgewacht ist; dieses aber, unglaublich, aus kleiner Glut erwacht, verschlingt alles Reisig auf einmal: So entbrannte unter ihrem Herzen zusammengekauert heimlich die Liebe mit voller Macht.“ (292ff) Medeia, die Zauberin, ist von der Liebe bezwungen. Sie kann nicht dagegen an, obwohl sie es vielleicht möchte. In den Szenen, in der sie Iason erklärt, wie er Aietes bezwingen kann, scheinen Vorahnungen ihres Schicksals durch. Auch hier ein schönes Bild: „Und wie der Sonnenglanz an den Häuserwänden hin und her springt, wenn er vom Wasser zurückgeworfen wird, das wohl gerade in einen Kessel oder in einen Eimer gegossen worden ist, und dieser schwingt dahineilend hierin und dorthin in schnellen Wirbel: So erzitterte auch das Herz des Mädchens in der Brust.“ (756ff) – Die alexandrinischen Dichter liebten Kataloge, Apollonios findet Gelegenheit zu einer Aufzählung von sieben mit Spielen verbundenen Kultstätten Poseidons: „Und wie Poseidon zum Isthmischen Wettkampf fährt, nachdem er seinen Wagen bestiegen hat, oder nach Tainaron oder zum Wasser Lernas oder auch zum Hain des Hyantischen Onchestos und häufig auch nach Kalaureia oder zum Haimonischen Felsen oder zum baumreichen Geraistos mit seinem Pferdegespann reist: So anzusehen fuhr Aietes, der Führer der Kolcher.“ (1240ff – Wir können uns lebhaft die Unterrichtsstunden vorstellen, in denen diese Verse behandelt wurden!)

[Viertes Buch:] Nachdem Iason mit ihrer Hilfe das goldene Vlies gewann, muß Medeia mit den Argonauten fliehen. Die Kolcher verfolgen sie, und hier wollen die Argonauten das erste Mal Medeia verraten. Das verhindern Medeia und Iason mit der Ermordung des Anführers der kolchischen Verfolger, Medeias Bruder Apsyrtos. – Es folgt eine tolle Reise: den Istros (die Donau) hinauf nach Istrien, von dort die Adria hinab. Da zwingt sie Zeus wegen des Mordes an Apsyrtos zur Umkehr. Die Adria und dann den Eridanos (Po) hinauf und den Rhodanos (die Rhone) wieder hinunter. Von Kirke werden sie für den Mord entsühnt, sie passieren die Sirenen und Scylla und Charybdis. (Vermutlich gehörten diese Stationen schon zu den ältesten Argonauten­epen, bevor sie auf Odysseus übertragen wurden!) Bei den Phaiaken verlangen kolchische Gesandte Medeias Auslieferung, um das zu verhindern ziehen Iason und Medeia ihre eigentlich erst nach ihrer Ankunft in Iasons Heimat geplante Hochzeit vor. Nach der Weiterfahrt setzt nach einem neuntägigen Sturm eine riesige Welle die Argo in einen libyschen Salzsumpf. Die Göttinnen senden Iason einen Traum, daraufhin tragen die Helden zwölf Tage die Argo durch die Wüste. (Pindar verband in seinem 4. Pythischen Hymnos so die Argonautensage mit der Gründung der Stadt Kyrene.) Es folge noch ein paar kürzere Stationen, dann verabschiedet sich der Dichter von seinen Helden.

Menander

Bei der Athener Komödie unterscheidet man die Alte, Mittlere und Neue. Die Alte Komödie kennen wir aus den Stücken von Aristophanes. Die Richtung, in die sich nach Ende des peloponnesischen Krieges die Mittlere Komödie entwickelte, läßt sich an seinen letzten beiden Stücken ablesen. Vielleicht sind auch einige Komödien von Plautus (z.B. der Amphitryon) Bearbeitungen von Werken der Mittleren Komödie. – Die Neue Komödie gehört in die Zeit des Hellenismus. Die Meister der Neuen Komödie – ihr Kanon ist Menander, Diphilos, Philemon – schrieben nicht nur für das Athener Dionysostheater, sondern für eine ganze hellenisierte Welt. Ihre Werke wurden schon bald in Tarent, Alexandria und anderen Griechenstädten aufgeführt. Schon sechzig Jahre nach Menanders Tod wurden griechische Komödien in lateinischer Bearbeitung in Rom gegeben. Im byzantinischen Mittelalter gingen ihre Werke fast vollständig verloren, da sich aus ihnen kein reines Attisch lernen ließ.

Menander wurde 342/341 geboren, führte 321 seine erste Komödie auf und wirkte bis 292. Diogenes Laertius berichtet, daß er nach dem Sturz des „Tyrannen“ Demetrios von Phaleron angeklagt wurde, weil er mit ihm befreundet war (V 79). – Menander ist der bekannteste Autor der Neuen Komödie. Es sind Mosaike und Wandmalereien nach Motiven aus Menanders Komödien erhalten; es gibt Spruchsammlungen und fiktive Briefe um eine Liebesbeziehung Menanders zur Hetäre Glykera. Unzählige Male wird er von Buntschreibern wie Athenaios und von Moralisten zitiert. Aber bis man auf ägyptischen Papyri den ganzen Dyskolos und einige größere Fragmente fand, kannte man auch Menander nur aus den römischen Bearbeitungen seiner Werke.

Der Griesgram (Dyskolos)

Das einzige fast vollständig erhaltene Stück Menanders ist der zu den Lenäen des Jahres 316 aufgeführte Griesgram. (Sogar die Hypothesis ist auf dem Papyrus erhalten.) Der Titel gibt schon das wesentlichste des Inhaltes: Es geht um den Menschenverächter Knemon, der seine Frau und seinen Stiefsohn Gorgias vertrieb und in ländlicher Einsamkeit als Bauer lebt. Nur seine schöne und unverdorbene Tochter hält bei ihm aus. Der Gott Pan, der unweit von Knemons Haus in einer Grotte ein Heiligtum hat, spricht den Prolog. Er wollte etwas für die Tochter tun und bewirkte bereits, daß sie der reiche Erbe Sosastros bei einem Besuch seines Heiligtums sah und sich in sie verliebte. Der Chor stellt einen Schwarm von Panverehren vor, die Zubereitung eines Opfers führt den Koch und seinen Gehilfen (die komischen Figuren in vielen Menanderkomödien) herbei. – Nachdem Knemon in den Brunnen fiel, wird er von Gorgias gerettet und so von seiner Menschenfeindlichkeit geheilt. Aber auch Sosastros muß erst das Arbeiten lernen, bevor er Kmenons Tochter heiraten darf. Gorgias erhält Sosastros’ Schwester, am Ende des Stückes steht eine Doppelhochzeit.

Der bittere Reiz des Stückes liegt darin, daß Knemon nicht einfach eine Karikatur ist, sondern ein leidender Mensch. Ein Sklave, der nach seiner getischen Herkunft einfach Getas heißt, sagt über ihn: „Der typische attische Bauer: schlägt sich rum mit Fels, der nichts hervorbringt als Salbei und Thymian, und hat nichts davon als eitel Müh und Weh!“

Die Geschorene (Perikeiromene)

In der verlorenen Eingangsszene der Perikeiromene fand der Offizier Polemon seine Geliebte Glykera in den Armen des liederlichen Nachbarssohnes Moschion und schor ihr in einem Wutanfall die Haare, um sie sichtbar als ehrlos zu zeichnen. Polemon flüchtete in sein Landhaus, Glykera zur Nachbarin Myrrhine. Die komplizierte Vorgeschichte erzählt anschließend eine Prologgottheit: Die Frau des reichen, aber damals vorübergehen verarmten Plataikos, starb bei der Geburt von Zwillingen. Plataikos setzte die Kinder aus. Die arme Frau, die sie fand, gab den Jungen (Moschion) der reichen Myrrhine und behielt das Mädchen Glykera. Kurz vor ihrem Tod klärte sie Glykera über ihre Herkunft auf. Natürlich will Glykera nicht Moschions Zukunft zerstören, und verschweigt, daß er kein Bürgerkind, sondern ein Findling ist. Als der verliebte Moschion Glykera bestürmte ließ sie sich von ihrem Bruder umarmen, der nun annehmen muß, daß sie seine Neigung erwidert. – Ein Sklave berichtet, wie der große Held Polemon in seinem Landhaus heult. Später will Polemon mit einem lächerlichen Heer aus Haussklaven Glykera zurückholen. – Am Ende erkennt Plataikos seine Kinder wieder. Glykera ist nun eine mit einer Mitgift ausgestattete Bürgerin, die Polemon heiraten kann, und auch für Moschion findet Plataikos eine Braut.

Der Schild (Aspis) oder Die Erbtochter (Epikleros)

Der Sklave Daos, der seinen Herren in den Krieg begleitete, betritt die Bühne. Er trägt dessen zerbeultes Schild. Ihm folgen andere Sklaven, menschliche Kriegsbeute, die schwerbeladene Lasttiere führen und weitere Beutestücke schleppen. Aber der, dem das alles gehört, ist tot. Daos erzählt trauernd von seinen gefallenen Herrn Kleo­stratos, dessen Erzieher er einst war. Smikrines, Kleostratos’ Onkel, tritt ihm ent­gegen, heuchelt Bedauern und fragt ihn aus: „Und du sahst ihn unter den Gefallenen? / Nicht mit Sicherheit war er erkennbar, denn den vierten Tag schon lagen sie da und aufgedunsen waren ihre Gesichter. / Und wie weißt du’s? / Mit dem Schild, der ganz zerhaun war, lag er da. Darum auch wohl hat keiner der Barbaren ihn mitgenommen. Der Feldherr verbot, für jeden einzeln die Totenklage anzustimmen. Keine Zeit sei mehr, die Knochen zu sortieren. Daher ließ er alle insgesamt verbrennen, und in Eile bestattete er sie.“ Smikrines fragt weiter: „Goldstücke, sagst du, bringst du sechshundert? (…) Und Trink­gefäße?“ Daos antwortet. Dann gehen beide ab, in die Häuser, die das Bühnenbild zeigt. Smikrines in sein eigenes, Daos in das des reichen Chairestratos, eines anderen Onkels von Kleostratos. – Die Göttin Tyche erscheint, bestätigt Daos Bericht, bis auf die Hauptsache: Kleostratos ist nicht tot, ein Kamerad hatte bei einen plötzlichen Angriff der Barbaren sein Schild ergriffen und war gefallen. Dann stellt sie die weiteren Beteiligten vor, und berichtet, daß Chairestratos beschlossen hatte, Kleostratos’ Tochter mit seinem Stiefsohn Chaireas, der sie liebt, zu verheiraten. Grad für den heutigen Tag war die Hochzeit festgesetzt.

Smikrines und Daos kommen wieder aus den Häusern: Smikrines hat sich inzwischen überlegt, daß ihm als ältesten Verwandten von Kleostratos nach dem Gesetz die Heirat mit dessen Tochter, die nun eine Erbtochter ist, zusteht. Daos ist entsetzt und stellt sich dumm: „Ich bin nur ein Phryger.“ – Aus dem Haus von Chairestratos werden der für die nun geplatzte Hochzeit von Chaireas mit Kleostratos’ Tochter angestellte Koch und sein Gehilfe rausgeschmissen. Der Koch beschimpft in seiner Enttäuschung den Gehilfen, nicht wenigstens noch etwas gestohlen zu haben. Und Daos, der ihn mit rausschmiß, sei erst recht ein blöder Kerl: „Mit so viel Gold, mit Sklaven kommst du her und lieferst alles deinem Herrn ab, statt davonzulaufen! Woher stammst du? / Phryger bin ich / Nichts Rechtes also. Halbe Weiber seid ihr. Allein wir Thraker, wir sind Männer (…) / Deswegen sind die Mühlen voll von euch. (…) – Da drüben seh ich, wie ein Haufen von fremden Leuten näher kommt; es sind Betrunkene. Ihr seid vernünftig! Was die Tyche bringt, ist ungewiß. Drum freut euch nur, so lange es die Zeit erlaubt.“ Dieser Haufen ist der Chor.

Chairestratos versucht erfolglos, Smikrines von seinem Vorhaben abzubringen; er kann gerne alles haben, was Daos aus dem Krieg mitbrachte. Smikrines: „Ihr Götter, glaubst du, du sprichst mit einen Dummen? Ich soll die Habe nehmen, ihm jedoch das Mädchen überlassen, daß man später, wenn erst ein Kind geboren ist, mich vor Gericht verklage, weil ich sein Eigentum besitze?“ Chairestratos wird aus Kummer ganz krank, und das gibt Daos den Plan für die Rettung ein: Chairestratos soll sich tot stellen. Smikrines wird dann seine, noch viel reichere Tochter heiraten wollen, und Kleostratos’ Tochter mit jedem, der da wolle, vor dreitausend Zeugen verloben!

Der dritte Akt beginnt damit, daß Daos aus dem Haus von Chairestratos kommt, Tragödiensentenzen deklamiert und so über das Unglück klagt, daß nach Kleostratos ein weiteres Familienmitglied stirbt. Der folgende Auftritt des falschen Arztes und alles weiter ist bis auf ein paar Fragmente verloren.

Das Schiedsgericht (Epitrepontes)

Der Anfang fehlt. Charisios’ Sklave Onesimos wird dem Koch die Vorgeschichte erzählt haben: Als Charisios von einer kurz nach der Hochzeit angetretenen Reise zurückkam, verließ er seine Frau Pamphile und zog zu seinem Nachbarn Chairestratos. Ein Fragment zeigt Pamphiles Vater Smikrines über den drohenden Verlust der vier Talente Mitgift klagen: Charisios trinkt teuren Wein und zahlt täglich zwölf volle Drachmen an den Vermieter der Harfenistin! Chairestratos belauscht Smikrines und hat Angst, daß dieser das lustige Treiben in seinem Haus beendet. – Der auf dem Papyrus erhaltene fortlaufende Text beginnt kurz vor dem Ende des ersten Aktes: Chairestratos läßt Smikrines ein, als sich eine Bande Betrunkener, der Chor, nähert.

Smikrines verläßt das Haus und wird von zwei sich heftig streitenden Personen zum Schiedsrichter bestellt. Er erteilt Daos als erstem das Wort: Daos fand im Wald, wo er seine Schafe weidete, einen ausgesetzten Säugling, der ein Kettchen um den Hals trug. Auch anderer Schmuck lag dabei. Er nahm ihn mit, doch scheute er die Mühe ihn aufzuziehen. Da traf er den Köhler Syriskos und erzählte ihm davon. Dieser bat ihn, ihm das Kind zu geben: „>Für meine Frau<, sagte er, >Jüngst kam sie nieder, doch das Kleine starb.<“ Daos gab ihm das Kind. Doch jetzt will Syriskos auch noch den Schmuck! Syriskos begründet diesen Anspruch auf höchst gebildete Weise: Er verlangt ihn als Vormund des Kindes: „Es wär, Väterchen, leicht möglich, das das Kind von Adel. Älter wird’s unter Sklaven sich nicht recht am Platze fühlen und, wie’s seine Art, sich nach den Beschäftigungen junger Herren sehnen wie Löwen jagen, mit dem Säbel rasseln und Sport treiben. Sicher habt ihr auf der Bühne schon so was gesehen. Erinnert euch an Neleus und Pelias. Die fand ein alter Mann, [zu Daos] ein Hirt wie du. (…) Er merkte bald, sie waren etwas Beßres, erzählte ihnen, wie er sie gefunden, und gab ihnen, was er aufbewahrt: Ein Säckchen voller Erkennungszeichen. Daran erkannten sie sich, und aus Hirt ward König. Hätte damals schon ein Daos fremdes Gut verschleudert um ein Nichts, so wären sie im Leben namenlos geblieben.“ Smikrines entscheidet zu Gunsten des Köhlers. Smikrines und Daos ab. – Syriskos inspiziert den ihm übergebenen Schmuck. Aus Chairestratos’ Haus kommt Charisios’ Sklave Onesimos. Der Koch schickte ihn auf den Markt, doch erst einmal interessiert er sich für Syriskos und erkennt ein Schmuckstück wieder: Der Ring gehört seinem Herrn. Beide gehen in Chaire­stratos’ Haus.

Zu Beginn des dritten Aktes steht Onesimos unschlüssig vor Chairestratos’ Haus: „Schon fünfmal war ich nahe dran, vor meinen Herrn zu treten und den Ring zu zeigen. Jedesmal noch zuckte ich im letzten Augenblick zurück. Längst reut es mich, daß ich damals ihn den Fehltritt Pamphiles verraten habe. Verdächtig oft wünscht er: >Den Denunzianten soll der Teufel holen<“ Die „Harfenistin“ Habrotonon kommt, den zudringlichen Chairestratos abwehrend, aus dem Haus: „Ich glaubte mich geliebt und spüre nun, daß ich Charistos ganz zuwider bin. Nicht mal bei Tische duldet er mich neben sich (…). Der Narr, wie er sein Geld für nichts verschwendet! Ging es nach ihm, ich könnte in der Prozession der keuschen Göttin fröhlich mitmarschieren. Jungfräulich blieb ich, wie es Vorschrift. Schon drei Tag schlief ich bei keinem Mann.“ Nun kommt Syriskos aus dem Haus und Onesimos gesteht, daß er den Ring noch nicht Charisios zeigte: „Die Sache ist die: Der Ring gehört Charisios. Nur zögre ich, in ihm zu zeigen. Denn damit ernenn ich ihn zum Vater jenes Kindes, bei dem den Ring man fand. / Wieso, du Dummkopf? / Er verlor beim Fest der Artemis ihn, bei der Frauen Nachtfeier. Es ist klar, daß er damals sich an einer Jungfrau… sagen wir: vergriff.“ – Nachdem Syriskos abging (er soll keinen Schaden haben, versprach Onesimos), wendet sich Habrotonon an den immer noch unschlüssigen Onesimos. Wenn er das Kind seines Herrn als Sklaven aufwachsen läßt, begeht er ein Verbrechen, worauf die Todesstrafe steht. Sie hat selbst erlebt, wie sich beim Nachtfest der Frauen ein Fremder eindrängte. Ein Mädchen, offenbar frei und aus reichem Haus, das anfangs mit ihnen tanzte, kam plötzlich jammernd und mit zerrissenem Kleid angelaufen. Sie kennt nicht den Namen des Mädchens, will aber helfen, es zu finden. Zuerst müssen sie jedoch den Verführer kennen: „Kann es nicht sein, daß ein ganz anderer diesen Ring verlor, der ihn von deinen Herrn als Pfand erhielt? (…) Onesimos, mir kommt da eine Idee. Ich stell mich so, als sei das alles mir passiert. Ich nehme den Ring, erscheine bei Charisios (…). Wenn er den Ring erblickt, wird er mich fragen. (…) Wenn es nun ihn selbst betrifft, wird er den Fall sofort aufklären wollen.“ Zur Belohnung wird Charisios sie freikaufen. – Kaum ist Habrotonon mit dem Ring verschwunden, bereut Onesimos, sich nochmals eingemischt zu haben.

Der Rest des Stückes ist fast völlig verloren. Es gibt ein Fragment von der Szene, in der Smikrines seine Tochter Pamphile überreden will, sich von Charisios zu trennen: Sie wird sich gegen die listenreiche Dirne (Habrotonon, die Charisios für die Mutter seines Kindes hält) kaum behaupten können. Aber es geht ihm um die Mitgift, die er zurückfordern will, und so rechnet er ihr vor, wie teuer es sei, zwei Frauen für ihre Feste auszustatten. Ein weiteres Fragment zeigt die Begegnung von Habrotonon, die das Kind trägt, und Pamphile; eine zweifache Wiedererkennung: Habrotonon erkennt das auf dem Fest geschändete Mädchen und Pamphile ihr Kind. – Im letzten Akt erfährt Smikrines die ganze Geschichte. Zu ihm sagt Onesimos: „Tausend Städte gibt es ungefähr, in jeder so an die dreißigtausend Menschen. Und diesen hätten deine Götter Glück und Unglück zuzumessen? / So betrachtet, ein mühevolles Leben, scheint mir. / Eben. (…) Kommandant in jedes Menschen Brust ist der Charakter. Er bewacht uns, richtet uns zugrunde, wenn wir Torheiten begehen, und hilft uns, sind wir klug. Da hast du deinen Gott.“

Samia

Im Prolog spricht Moschion über sich und seinen Adoptivvater Demeas: „Ich stand an der Spitze / des Chores und aller Ehren. Hunde hielt er mir / und Pferde. Glänzend führt ich’s Phylarchenamt (…) / Durch ihn ward ich ein Mensch. Doch wie es sich gehört, / war ich ihm dankbar, und blieb ein braver Sohn. / Danach geschah es (…) / daß ihm die Lust ankam nach ´ner Hetäre / aus Samos – so was ist ja wohl menschlich. / Er wollte es verbergen, schämte sich. Ich merkt es / auch ohne seinen Willen, und überlegte: (…) / Sie ins Haus zu nehmen schämt er sich vielleicht / um meinetwillen…“ Demeas ist der erste, den Moschion verführt; auf sein Zureden nahm er die Hetäre Chrysis auf. Später begab sich Demeas mit Nikeratos auf eine lange Geschäftsreise ans Schwarze Meer. Nikeratos ist arm und von Demeas abhängig. Zugleich ist er aber Athener Bürger und teilt Demeas’ Anschauungen. Während die Väter also fort waren, hat Moschion mit Nikeratos’ Tochter Plangon angebändelt. Und als die Frauen auf dem Dach ihres Hauses das Adonisfest feierten, hat er sie verführt. Plangon bekam ein Kind, kurze Zeit zuvor verlor Chrysis ein Kind von Demeas. – Moschion versprach Plangon zu heiraten; erwartet aber Schwierigkeiten mit Demeas, da Nikeratos ja arm sei. –– Jetzt kommen Demeas und Nikeratos zurück. Die beiden Alten haben sich auf ihrer langen Reise offenbar gefunden: Demeas will Moschion mit Plangon verheiraten und auch selbst wieder anständig werden, indem er sich von Chrysis trennt. Moschion zittert vor Angst, seinem Adoptivvater das Geschehene zu berichten und bittet allen Beteiligten, so zu tun, als stamme das Kind von Demeas und Chrysis. Aber Demeas will die Hetäre Chrysis mitsamt seinem Kind trotzdem aus dem Haus werfen!

Bis hierhin haben sich nur Fragmente erhalten, mit dem dritten Akt beginnt der fortlaufende Text: Demeas kommt der Verdacht, das Kind sei nicht von ihm, und ein Sklave verplappert sich: Das Kind ist von Moschion. In seiner Affenliebe zu seinem Adoptivsohn glaubt Demeas, Chrysis habe ihn verführt und wirft sie tatsächlich raus. Der für die Hochzeit von Moschion und Plangon engagierte Koch versucht erfolglos zu vermitteln. – Im vierten Akt wollen Nikeratos und der von dem rituellen Bad vor der Hochzeit zurückgekehrte Moschion Demeas überreden, Chrysis wieder aufzunehmen. Dabei gesteht Moschion das er der Vater des Kindes sei. Daß Plangon die Mutter sei, setzt er als bekannt voraus. Doch den Alten ist es nicht bekannt, und so erscheint dieses Geständnis Demeas als der Gipfel der Frechheit und Nikeratos hält Moschion für den übelsten Wüstling. Moschion gelingt es, Demeas über die Wahrheit aufzuklären; während zugleich Nikeratos vor Verwirrung fast wahnsinnig wird, als er seine Tochter dem Kind die Brust geben sieht. – Im letzten Akt will Moschion seinen Adoptivvater für sein mangelndes Vertrauen bestrafen, indem er droht, als Söldner nach Baktrien oder Karien zu gehen. Demeas fleht ihn an zu bleiben.

Plautus

Die Anfänge der römischen Literatur wurden schon in den letzten Jahren der Republik untersucht. Die Spuren der damaligen Diskussionen finden wir in Ciceros Brutus. Demzufolge wurden in Rom im Jahre 240 zur Feier des Sieges im ersten punischen Krieg zum ersten Mal Tragödien in lateinischer Sprache aufgeführt. Der Autor, Livius Andronicus, kam nach der Eroberung von Tarent in die Familie der Livii. Er verfaßte auch Komödien und eine Bearbeitung der Odyssee. – Auch die nächsten beiden Dichter waren zu einer solchen Vielseitigkeit gezwungen: Naevius aus Kampanien schrieb ein Epos über den ersten Punischen Krieg (Bellum Poenicum), Tragödien und vor allem Komödien. Vermutlich enthielt das Epos in Exkursen schon die Aeneas-Dido-Geschichte. In seinen Komödien gab es Spitzen gegen die Mächtigen seiner Zeit; der Vers: „Das Schicksal macht die Meteller in Rom zu Konsuln. [Fato Metelli Romae fiunt consules]“ brachte ihn (nach den Ciceroscholien) ins Gefängnis, er starb in Utica bei Karthago. – Ennius wurde ein Jahr nach der ersten Aufführung eines lateinischen Dramas in Kalabrien geboren. Er schrieb eine römische Geschichte in epischer Form (Annales), mehr Tragödien als Komödien, Lehrgedichte und die Bearbeitung eines utopischen Romans von Euhemerus. (Ein Neffe oder Enkel von Ennius war Pacuvius. Mit Pacuvius und seinen Zeitgenossen Accius endet die kontinuierliche Produktion lateinischer Tragödien.)

Plautus war der erste römische Dichter, der sich auf eine Gattung beschränkte. In republikanischer Zeit schrieb man Plautus 130 Komödien zu, Varro erklärte 21 Stücke für echt. Bis auf die Kofferkomödie (Vidu­laria) sind alle erhalten. Nach Varro starb Plautus im Jahre 184, wahrscheinlich fand in diesem Jahr die letzte Aufführung statt, die sich datieren ließ. – Während die attische Neue Komödie (abgesehen von den kaum mit der Handlung verbundenen Chören) reines Sprech­theater war, gibt es bei Plautus wieder Lieder. (In meiner Inhaltsangabe des Pseudolus weise ich auf sie hin.) – Die römischen Theateraufführungen fanden wie die griechischen im Rahmen von Festen statt. Die Komödien, die mit einem Sklavenfest enden (Perser, Pseudolus, Stichus) passen besonders zu den Saturnalien, bei denen die Sklaven für einen Tag besondere Freiheiten genossen.

Amphitryon

Im Prolog kündigt Merkur eine Tragödie an: „Was runzelt ihr die Stirn, / weil ich da von der Tragödie sprach? Ich bin ein Gott, / ich werde sie sofort verwandeln. (…) Ich mache sie gemischt (…). Den daß geradezu sich zur Komödie / ein Stück soll machen lassen, wo sich Könige / und Götter produzieren, deucht mir ungereimt. / Weil nun auch ein Sklave drin agiert, / mache ich sie zur Tragikomödie.“ Dann erzählt Merkur, wie sein Vater Jupiter, während Amphitryon auf einen Kriegszug war, sich in dessen Gestalt Amphitryons Gattin Alcumena (Alkmene) näherte. Er selbst nahm die Gestalt von Amphitryons Sklaven Sosias an.

Sosias erscheint, sein Herr schickte ihn voraus. Er übt seinen Botenbericht von Amphitryons Sieg über die Teleboer. Merkur, der ihn belauschte, tritt hervor und spielt sein Spiel mit ihm. Der Gott beweist ihm, daß er Sosias ist. In dieser überlangen Szene wird der echte vom falschen Sosias beschimpft und ver­prügelt. Dann verabschiedet sich nach einer wunderbar verlängerten Nacht Jupiter von Alkmene; und da zärtliche Szenen im antiken Theater kaum möglich waren, sehen wir den falschen Amphitryon den falschen Sosias prügeln. – Der zurückkehrende Amphi­tryon beschimpft und prügelt Sosias, dessen Bericht ihm ja wirr erscheinen muß. Die „wohlgefüllte“ Alkmene (sie ist seit zehn Monaten vom echten und seit sieben vom falschen Amphitryon schwanger) freut sich weniger, als Amphitryon erwartet, ihn wiederzusehen; sie meint, er habe sie doch gerade erst verlassen! Und die Geschenke, die er ihr mitbringen wollte, hat sie schon, seine versiegelte Kiste ist leer. – Er muß zurück zum Schiff. Die Verstimmung, die er bei Alkmene zurückließ, trifft nun Jupiter, der wieder in Amphitryons Gestalt auftritt um sich noch eine Liebesnacht zu erschleichen. Jupiter schickt Sosias fort, Merkur erscheint als Sosias und läßt den zurückkehrenden Amphitryon nicht in sein Haus. –– Hier hat der Text eine größere Lücke. Plautus wird die Gelegenheit, daß ein Sklave seinen Herrn zur Weißglut bringt, weidlich ausgekostet haben. Zuletzt begoß der falsche Sosias Amphitryon vom Dach mit Wasser. Amphitryon wendet sich ab, und trifft Sosias, der vom Hafen kommt und den Steuermann Blepharo mitbringt. Blepharo muß Sosias vor der Wut seines Herrn retten, doch der eigentliche Zweck seines Auftrittes ist es, Zeuge des Wunders der zwei Amphitryons zu werden.

Der fortlaufende Text setzt mit Blepharos Abgang wieder ein: „Macht die Sache selber aus; ich geh, / ich habe noch zu tun. Ein Wunder dieser Art / sah ich in meinem Leben nie.“ Alkmenes Sklavin Bromia berichtet Amphitryon von Alkmenes Wehen, und wie einer der beiden neugeborenen Knaben zwei riesige, bemähnte Schlangen erwürgte. Jupiter gibt sich als Vater zu erkennen. (In Euripides’ verlorener Alkmene hatte Zeus mit einem Sturm Amphitryions Rückkehr aufgehalten. Mit diesem Sturm vergleicht Plautus den Sturm in der Eingangszene des Seiles [Rudens]. Von dem Komödienautor Platon ist der Titel Die verlängerte Nacht überliefert.)

Eselskomödie (Asinaria – Nach Demophilos: Der Eselstreiber)

Der namenlose Prologsprecher sagt: „Onagos [Der Eselstreiber] ist auf griechisch unser Stück benannt, / gedichtet hat’s Demophilus, Maccius übersetzte / es in die Barbarensprache. Eselsspiel sei nun sein Name.“ Demophilos ist ansonsten nicht bekannt; Maccus oder Maccius meint (vielleicht als Spitzname von Plautus) eine der Figuren der Atellane, des alten Volkstheaters, vielleicht ist Maccius aber auch tatsächlich Plautus’ Gentilname.

Demaenetus unterhält sich jovial, anbiedernd mit seinen Sklaven Libanus. Er weiß, daß sein Sohn Argyrippus die Hetäre Philaenium liebt und das Libanus und Leonida ihn helfen. Er kann seinen Sohn verstehen, er war ja auch mal jung. Er möchte ihm auch helfen. Libanus: „Du wünscht etwas, doch vergebens wünschst du`s. / Der Sklave Saurea, den als Mitgift deine Frau / ins Haus gebracht, hat mehr Geld in der Hand als du.“ Demaenetus sagt, sein Sohn braucht zwanzig Minen. Libanus soll sie ihm beschaffen: „Wie du`s bei mir, bei meiner Frau, bei deren Knecht, / dem Saurea, anstellst: nimm, was zu kriegen ist.“ – In der nächsten Szene erfahren wir, warum Argyrippus die zwanzig Minen haben muß: Diabolus kommt aus dem Haus von Cleareta. Er beklagt sich über ihre Habgier. Es ist aber abgemacht: Wenn er zwanzig Minen bringt, soll ihre Tochter Philaenium für ein Jahr allein ihm gehören.

Leonida erzählt Libanus, wie er im Wirtshaus einen Boten traf, der zwanzig Minen für die jüngst verkauften Esel bringt. Geistesgegenwärtig gab er sich für Saurea aus. Sie empfangen den Boten an der Pforte, und Leonida macht sich einen Spaß daraus, als Saurea Libanus zu verprügeln. Der Bote: „Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen [Lupus est homo homini], nicht ein Mensch.“ (II/4) – Schließlich haben sie das Geld. Jetzt erniedrigen sie eine Weile Argyrippus und Philaenium, bis sie ihm endlich das Geld aushändigen.

Diabolus kommt mit seinem Parasiten zum Haus der Cleareta. Der Parasit hat für die Überlassung der Philaenium einen Vertag aufgesetzt, den sie auf dem Weg durchgehen. (Philaenium darf keine Briefe schreiben, keine Gäste empfangen, nur mit Diabolus würfeln und nur zu weiblichen Göttern beten.) Aber sie kommen zu spät, Argyrippus und Demaenetus waren schneller. Diabolus schickt seinen Parasiten zu Demaenetus’ Frau, die sich noch eine Weile ansieht, wie Demaenetus von Philaenium Besitz ergreift, während Argyrippus gequält den artigen Sohn spielt.

Der Goldtopf (Aulularia)

Der Goldtopf ist eine Charakterkomödie des Geizes. Im Prolog erzählt der Hausgott von Euclios bescheidener Wohnstätte, daß Euclios Urgroßvater einen Goldtopf versteckte, anstatt mit dem Geld die Not seines Hauses zu lindern. Euclio ist zwar genau so geizig, doch er hat eine liebe Tochter, und ihretwegen ließ er ihn den Schatz finden. Die Tochter wurde von Lyconides verführt. Jetzt, so hat er es eingerichtet, wird Lyconides’ greiser Onkel Mega­dorus um die Hand der Tochter werben.

Euclio hat niemanden vom Schatz erzählt. Er wird von Angst und Mißtrauen zerfressen. Kein Versteck ist ihm sicher genug. In der turbulenten Eingangsszene prügelt er die alte Sklavin Staphyla aus dem Haus, um nachzusehen, ob der Schatz noch in seinem Versteck ist. – Als der reiche Megadorus um die Hand seiner Tochter anhält, argwöhnt er, Megadorus habe von dem Schatz erfahren. Trotzdem stimmt er zu. Die Köche, die dieser ihm zur Vorbereitung der Hochzeit ins Haus schickt, veranlassen ihn, den Schatz fortzuschaffen. Aber selbst der Tempel der Fides, der personifizierten Treue, ist ihm nicht sicher genug. Beim Fortschaffen wird er von Lyconides’ Sklaven Strobilus entdeckt. Strobilus bringt den Goldtopf an sich. Inzwischen setzen bei Euclios Tochter die Wehen ein. Sie ruft nach Lyconides, dieser gesteht Euclio, er habe seinen Schatz geraubt. Er meint die Tochter, Euclio denkt an den Goldtopf. Kurz nach dieser komischen Szene bricht der überlieferte Text ab.

Baccides (Nach Menander: Der zweimal Betrügende)

Der Anfang des Stückes ist verloren. Daß Menander die Vorlage lieferte, wurde aus Fragmenten geschlossen. Die zwei Bacchis sind Zwillingsschwestern, die sich aus beruflichen Gründen diesen Namen zulegten. Die erste (erhaltene) Szene ist ihr Hetärengespräch. Sie sehen sich seit einiger Zeit zum ersten Mal wieder. Die eine Bacchis wurde in Samos von einem Offizier für ein Jahr engagiert. Dieser Offizier brachte sie mit nach Athen. – In Samos hat sich der junge Mnesilochus auf seiner ersten Geschäftsreise in sie verliebt. Brieflich bat er seinen offenbar noch jüngeren Freund Pistoclerus, Bacchis in Athen ausfindig zu machen. Und so sehen wir Pistoclerus mit seinem Erzieher Lydus, der sich in die schlimmsten Sündenpfule geschleppt fühlt, nach ihr suchen.

Mnesilochus kehrt von seiner Reise zurück. Zuerst tritt sein Sklave Chrysalus auf. Er trifft Pistoclerus und erfährt, daß dieser Bacchis gefunden hat. Pistoclerus will weiter erzählen, doch Chrysalus muß nach Haus: „[Pistoclerus:] Ist dir’s zuwider, zu hören / daß die Sache / deines Herrn so glücklich sich gestaltet hat? [Chrysalus:] Nicht der Herr, / der Spieler nur schlägt in das Herz die Wunde mir. / Selbst den Epidicus, ich liebe dieses Stück / nicht minder als mich selbst, seh ich mir Ekel nur, / wenn Pellio ihn spielt.“ Er hat es eilig, um mit einem Schwindel von Mnesilochus’ Vater Nicobulus das Geld zu beschaffen, um Bacchis freizukaufen.

Mnesilochus trifft inzwischen den immer noch aufgeregten Lydus, der ihm empört von Pistoclerus und Bacchis berichtet. Der Junge glaubt sich von seinem Freund hintergangen und gibt das von Chrysalus erschwindelte Geld seinem Vater zurück. – Dann trifft er Pistoclerus und erfährt, daß dieser die Schwester seiner Bacchis liebt. Jetzt muß sein Sklave das Geld für den Offizier zum zweiten Mal erschwindeln. Und Mnesilochus hat nicht nur das Geld zurückgegeben, sondern auch Chrysalus bei seinem Vater angezeigt! – Trotz der solcherart erhöhten Schwierigkeit läuft die Intrige läuft so glatt ab, daß Chrysalus die Zuschauer durch witzige Kommentare unterhalten muß: „Als größte Tat der Atreussöhne rühmt man, / daß sie die Vaterstadt des Priamus, Pergamum, / von Götterhand emporgetürmt, mit Waffenmacht, / mit Kriegs­heer, Rossen, auserlesener Helden Kraft / und tausend Schiffen nach zehn Jahren unterjocht. / Doch das war ein Kinderspiel, wenn ich’s mit dem vergleiche, / wie ich heut meinen Herrn erobern werde. (…) Drei Schicksalszeichen, hörte ich, gab es für / den Untergang von Ilium: / wenn der Burg das Palladium / entrissen würde; dann der Tod des Troilus; / und drittens, wenn des Phrygiertores Bogen stürze ein. / Ebenso drei Schicksalszeichen gibt’s auch bei unserem Ilium: (…)“ (IV/9) – Chrysalus verspottet Nicobulus: „Wer der Götter Huld / genießt, stirbt jung, bei kräftigen, gesunden Sinn. / Wäre der ein Götterliebling, würd er längst vor zehn, / vor zwanzig Jahren schon ins Grab gesunken sein. / Der Welt zur Last läuft er herum, denkt und fühlt / nicht und ist soviel wert wie ein verfaulter Pilz.“ (IV/7 – Schon bei Menander wurde die berühmte Sentenz ironisch gebraucht.) – Am Ende lassen sich Pistoclerus’ Vater Philoxenus und auch Nicobulus von den beiden Bacchis verführen.

[...]

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Titel
Übersichten erhaltener Werke antiker Autoren - Band 7: Kallimachos, Theokrit, Appollonios, Menander, Plautus, Terenz, Polybios, Cato, Lukrez, Catull, Caesar, Sallust, Cornelius Nepos, Varro
Autor
Jahr
2014
Seiten
77
Katalognummer
V273943
ISBN (eBook)
9783656657651
ISBN (Buch)
9783656657668
Dateigröße
783 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
übersichten, werke, autoren, band, kallimachos, theokrit, appollonios, menander, plautus, terenz, polybios, cato, lukrez, catull, caesar, sallust, cornelius, nepos, varro
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Hans Belde (Autor:in), 2014, Übersichten erhaltener Werke antiker Autoren - Band 7: Kallimachos, Theokrit, Appollonios, Menander, Plautus, Terenz, Polybios, Cato, Lukrez, Catull, Caesar, Sallust, Cornelius Nepos, Varro, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273943

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