Politik des 21. Jahrhunderts


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition des Globalisierungsbegriffs

3. Charakteristika der Globalisierung
3.1 Die Reichweite der Entwicklung
3.2 Das Ausmaß der Entwicklung
3.3 Rechtfertigung des Globalisierungsbegriffs

4 Auswirkungen der Globalisierungstendenzen
4.1 Auswirkungen auf politisches Handeln
4.2 Auswirkungen auf das Sozialgefüge
4.3 Globalisierungsfolgen in der Diskussion

5. Betroffene der Globalisierung
5.1 Nationale Regierungen
5.2 Supranationale Regierungsorganisationen
5.3 Soziale Gruppierungen

6 Globalisierungsthesen in der Kritik
6.1 Zur angenommenen Dimension der Globalisierung
6.2 Zum Ausmaß der Globalisierung
6.3 Zu den politischen Herausforderungen durch die Globalisierung
6.4 Zur Globalisierung im Spannungsfeld sozialer Gerechtigkeit
6.4.1 Befürworter wirtschaftsliberaler Globalisierung
6.4.2 Kritik einer wirtschaftsliberalen Globalisierung
6.5 Konsequenzen aus dem Status Quo der Globalisierung
6.6 Grundkonsens in der Globalisierungsdebatte

7. Globalisierung und Journalismus

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Kaum ein Thema erfährt derzeit mehr Beachtung im wissenschaftlichen Diskurs und der öffentlichen Diskussion wie das der Globalisierung. Gleichzeitig sind wenige Themen mit derart unterschiedlichen Prämissen, Inhalten und Wertungen besetzt. Diese Arbeit nähert sich dem „Streitfall“ Globalisierung zunächst über einige angebotenen Definitionen des Begriffs, um danach anhand aktueller Literatur die verbreitetsten Charakteristika der Globalisierung herauszuarbeiten. Ausgehend von den vorliegenden Positionen der Sozialwissenschaften zum Thema soll eine eigene Stellungnahme und Begriffsdefinition gefunden werden. Ausgehend von einem konkreten Szenario werden danach die Aus- und Wechselwirkungen der Globalisierung beleuchtet und politische Maßnahmen als Antwort auf diese Globalisierungs-Effekte diskutiert. Eine abschließende Stellungnahme ist der Relevanz des Themas für meine persönliche journalistische Arbeit gewidmet.

2. Definition des Globalisierungsbegriffs

Zunächst ist festzustellen, dass eine allgemein anerkannte, gültige Definition des Begriffs noch nicht vorliegt. Vielmehr spiegelt die Vielfalt der bisher versuchten Erklärungen auch die Vielzahl unterschiedlicher Positionen zu der als Globalisierung gekennzeichneten Entwicklung. Häufig fließen auch Wertungen und Haltungen mit in diese Deutungen ein – abhängig davon, ob Globalisierung eher als Chance oder als Bedrohung, als Faktum oder vielmehr als „Legende“ verstanden wird. So konstatieren auch Engelhard/Hein „in Abhängigkeit vom Standpunkt der jeweiligen Autoren z.T. erhebliche Definitionsunterschiede“. [1]

Nach Brockhaus ist Globalisierung die „Bezeichnung für die Entstehung weltweiter Märkte, das heißt die zunehmende Internationalisierung des Handels, der Finanz-, Waren- und Dienstleistungsmärkte sowie die internationale Verflechtung der Volkswirtschaften.“ Globalisierung, so weiter, werde durch neue Technologien im Kommunikations-, Informations- und Transportwesen, neue Organisationsformen der betrieblichen Produktionsprozesse sowie Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen in vielen Ländern vorangetrieben; Hauptakteure dabei sind multinationale Unternehmen (auch Multis, Global Players genannt). [2]

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD „definiert Globalisierung als einen „Prozess, durch den Märkte und Produktion in verschiedenen Ländern immer mehr voneinander abhängig werden – dank der Dynamik des Handels mit Gütern und Dienstleistungen und durch die Bewegungen von Kapital und Technologie“. [3]

3. Charakteristika der Globalisierung

3.1 Die Reichweite der Entwicklung

Diesen und ähnlichen Definitionen ist gemeinsam, dass sie von der Globalisierung als einem Prozess, nicht von einem statischen, bereits vollendeten Zustand sprechen.[4] Außerdem erscheint Globalisierung als ein vorrangig (oder ausschließlich) ökonomisches Phänomen: Motor der Entwicklung ist demnach die zunehmende weltweite Vernetzung von Märkten und Produktionsfaktoren, Marktteilnehmern und Kapital.

Allerdings wird diese Prämisse nicht von allen Autoren geteilt. So übernimmt beispielsweise Hermann Lübbe den Begriff wie selbstverständlich in den Kontext der Politik: „Die Erde wird zum politisch geschlossenen Raum, und „Globalisierung“ ist dafür das aktuelle, Theoriebildungsversuche bündelnde Stichwort“. [5]

Andere Autoren bieten einen noch umfassenderen Globalisierungsbegriff an, der sowohl wirtschaftliche als auch soziale, kulturelle, technologische und ökologische Aspekte umfassen kann. [6] So definiert etwa die Gruppe um David Held Globalisierung als ,,...einen historischen Prozess, in dessen Verlauf die Netzwerke und Systeme gesellschaftlicher Beziehungen sich räumlich ausdehnen und die menschlichen Verhaltensweisen, Aktivitäten sowie die Ausübung gesellschaftlicher Macht transkontinentalen (oder interregionalen) Charakter annehmen." [7]

3.2 Das Ausmaß der Entwicklung

Auf der Suche nach weitergehenden Charakteristika der Globalisierung stößt man ebenfalls auf einige immer wiederkehrende Thesen, die gleichwohl im Diskurs nicht ohne Widerspruch bleiben.

Bei den Autorinnen und Autoren der Textsammlung „Politik des 21. Jahrhunderts“ findet sich besonders häufig die Feststellung, dass Globalisierung keine gänzlich neue Entwicklung der Gegenwart sei. Allenfalls habe die Qualität und der Umfang der weltumspannenden Aktivitäten in Wirtschaft und Gesellschaft eine neue Dimension erreicht. So verweisen Engelhard/Hein im Beitrag „Globale Unternehmungen“ darauf, dass „sich Handelsbeziehungen bereits im Altertum über den gesamten, jeweils bekannten Teil der Welt erstreckten.“ [8] Auch der Welthandel habe bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Niveau erreicht, das von einer ausgeprägten Verflechtung zeuge. Leibfried bezeichnet die derzeitige Entwicklung als „zweite Welle der Globalisierung“ und vermerkt, dass das Niveau der ersten Globalisierung in den Jahren vor 1914 „erst in den späten achtziger Jahren wieder“ erreicht worden sei. [9] Leggewie geht nicht ganz so weit, wenn er sagt: „... die weltwirtschaftliche Verflechtung vor 1914 war schon ähnlich hoch wie in den siebziger Jahren.“ [10] Der Ökonom Milton Friedman jedoch konstatiert entschieden: „Die Welt ist in jedem [...] Sinne weniger internationalisiert, als sie es 1913 oder 1929 war.“ [11]

3.3 Rechtfertigung des Globalisierungsbegriffs

In seinem Aufsatz zum „Regieren im Zeitalter der Denationalisierung“ hält Zürn diese Einschätzung für einen Irrtum, will aber auch den Begriff der Globalisierung für die heutige geopolitische, -soziale und –wirtschaftliche Entwicklung nicht gelten lassen, da umfassende Globalität noch nicht erkennbar sei. Statt dessen spricht er von einer gesellschaftlichen Denationalisierung. [12]

Dagegen ist einzuwenden, dass Globalisierung, wie schon gesagt, einen evolutionären Prozess und nicht die Vollendung des selben bezeichnet. Fraglich ist ohnehin, an welchem Punkt Wirtschaft, Gesellschaft und Politik einen derartigen Grad von Vernetzung und Interdependenz erreicht haben würden, dass von einer vollendeten Entwicklung gesprochen werden könnte. Das Autorenteam Germann/Rürup/Setzer sieht eine absolute Globalisierung als „einen nie zu erreichenden, rein theoretischen Zustand [...], da nicht alle Länder und Märkte der Erde von einer wirtschaftlichen Verflechtung erfasst werden können“. [13]

Das vorsichtig formulierte Fazit von Engelhard/Hein: Noch seien nicht alle Staaten gleichermaßen von ökonomischer Globalisierung erfasst, aber gerade in den Industriestaaten und auch den Schwellenländern zeichneten sich massive Veränderungstendenzen ab. Gestützt auf die Aussagen der „Gruppe von Lissabon“ von 1997 sehen sie „die Verwendung des Globalisierungsbegriffs gerechtfertigt“. [14]

Beide Autoren nennen überdies wesentliche Charakteristika unternehmerischer Globalisierungsstrategie. Dabei stellen sie zunächst einen Rückgang der Bedeutung einzelner Ländermärkte und gleichzeitig eine „zunehmende Homogenisierung des weltweiten Konsumverhaltens“ [15] fest – dies unter Bezug auf T. Levitt, der diese Konvergenzthese bereits 1983 in der Harvard Business Review formuliert hat. Als Konsequenz (möglicherweise auch als Ursache davon) ist das Bemühen der Global Players um Standardisierung von Produkten, Herstellungsprozessen und Vermarktungsstrategien zu sehen, um Synergievorteile und Skaleneffekte, also geringere Stückkosten bei höherer Produktionsmenge, erzielen zu können. [16] Die Preis- und Kostenvorteile sehen Engelhard/Hein gar „als tragende Kernelemente der Globalisierungsstrategie“ an. [17] Dafür nähmen global agierende Unternehmen lieber hohe Kommunikationskosten in Kauf, um (noch) heterogenen regionalen Märkten ein standardisiertes Produkt nahe zu bringen, als eben dieses Produkt an unterschiedliche Präferenzen der Käufer anzupassen.

Eine radikale Einebnung kultureller, länderbezogener Konsumgewohnheiten sehen die Autoren allerdings nicht. Vielmehr suchten die Unternehmen nach Lösungen, “die unterschiedlichen strategischen Erfordernissen [...] gleichermaßen gerecht werden und eine Balance aus Integration und Differenzierung erlauben.“ [18]

Ein weiteres Globalisierungs-Kriterium, als „geografische Streuung von Wertschöpfungsaktivitäten“ [19] umschrieben, dürfte jedoch von der gegebenen Aktualität her kaum zu leugnen sein. Konkret geht es um die zunehmende Praxis der Global Player, Standorte von Firmenzentralen und Produktionsstätten jeweils dorthin zu verlegen, wo durch möglichst geringe Abgaben, niedrige Produktionskosten und evtl. noch die Nähe zu den besten Absatzmärkten Wettbewerbsvorteile optimiert werden können.

4 Auswirkungen der Globalisierungstendenzen

4.1 Auswirkungen auf politisches Handeln

An diesem Punkt richtet sich der Blick verstärkt auf die Auswirkungen solcher aktiv betriebener Globalisierungsstrategien. Allein schon die zunehmende Flexibilität von Unternehmen bei der Standortwahl bleibt nicht ohne Folgen für die nationale und internationale Politik, für den Arbeitsmarkt, das gesellschaftliche Gefüge bis hin zu individuellen Auswirkungen auf den Einzelnen.

Gemäß dem Grundraster ökonomischer Überlegungen bedeutet ein größeres verfügbares Gesamtangebot des Gutes „Standort“ für den jeweiligen Anbieter von Wirtschaftsstandorten einen verstärkten Wettbewerb. „Die Globalisierung der Wirtschaft und der Wettbewerb der Standorte um Ansiedlungen, Investitionen und Arbeitsplätze zwingen dazu, die Höhe der Steuern und Abgaben und soziale Standards auf den Prüfstand zu stellen,“ [20] wie Göttrik Wewer konstatiert. Dieser ökonomisch intendierte Zwang bringt jedoch einen Machtverlust für nationale Regierungen mit sich, wie Claus Leggewie mit Bezug auf die so genannte New Economy erläutert: „Was Steuern und Zölle, Haupteinnahmequellen von Nationalstaaten [...] betrifft, hat diese Entgrenzung des ´digitalen Kapitalismus` dramatische Folgen“.[21] Gerade in Deutschland wird die Zielrichtung der wirtschaftlichen Globalisierung oft als bedrohlich empfunden, da der Erhalt von Unternehmensstandorten der politischen Führung viele Konzessionen internationalen Konzernen gegenüber abnötige. Die dafür aufgebrachten Subventionen und Steuervergünstigungen stehen der Regierung dann nicht mehr für Leistungsverteilungen im Sinne des Sozialstaates zur Verfügung.

4.2 Auswirkungen auf das Sozialgefüge

Stellenweise fürchten Autoren nicht nur Schäden für erreichte soziale Standards. „Vielmehr gefährden die Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung bereits erreichte Menschenrechtsstandards,“ so die Aussage von Hamm in ihren Ausführungen über die Achtung der Menschenrechte. Sie bezieht sich auf Befürchtungen von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), „dass die Einschränkung staatlicher Steuerungskompetenz als Folge des Globalisierungsprozesses die Handlungsfähigkeit der Staaten beim Menschenrechtsschutz berühren könnte“. [22]

Welche Sprengkraft in der Globalisierungsdebatte steckt, zeigt sich bei den Wirtschaftsgipfeln der jüngsten Jahre. Die Proteste anlässlich der Millenium-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle Ende 1999 brachte die unterschiedlichsten Interessensgruppen auf die Barrikaden: „Amerikanische Gewerkschafter und Farmer protestierten gegen billige Importe aus Entwicklungsländern, Dritte-Welt-Gruppen gegen die handelspolitische Benachteiligung der Entwicklungsländer, Menschenrechtsgruppen gegen die Ausbeutung [...] durch die global operierenden multinationalen Unternehmen, [...] Frauengruppen [...], Umweltgruppen...“ [23]

[...]


1 Politik im 21. Jahrhundert, S.28

2 Aus: „Brockhaus in einem Band“, Quelle: www.brockhaus.de/nachschlagen/

3 Politik im 21. Jahrhundert S. 29

4 ebenda S.28

5 ebenda S. 408, nach: Lübbe 1996, S. 39-63

6 vgl. Beck, Ulrich: Was ist Globalisierung. Edition Zweite Moderne. Fünfte Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998. S. 39 - 47

7 Perraton / Goldblatt / Held / McGrew: Die Globalisierung der Wirtschaft. In: Beck, Ulrich: Politik der Globalisierung. Edition Zweite Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997 S.134 - 168, hier S.136

8 Politik im 21. Jahrhundert S. 29, mit Verweis auf Kohler-Koch, 1996b, S. 88

9 ebenda S. 199

10 ebenda S. 461

11 zit. nach: Zürn, Politik im 21. Jahrhundert, S.430

12 ebenda S. 431

13 Germann, H./Rürup, B./Setzer, M.: „Globalisierung der Wirtschaft: Begriff, Bereiche, Indikatoren“, in: Steger, U. (Hrsg.): Globalisierung der Wirtschaft: Konsequenzen für Arbeit, Technik und Umwelt, Berlin et al. 1996, S. 22

14 Politik im 21. Jahrhundert S. 32

15 ebenda S. 36f.

16 nach: Politik im 21. Jahrhundert S. 38

17 ebenda S. 40

18 ebenda S. 45

19 ebenda S. 41

20 ebenda S. 345

21 ebenda S. 462

22 ebenda S. 228, 235

23 ebenda S. 172

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Politik des 21. Jahrhunderts
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Journalisten-Weiterbildung der FU)
Veranstaltung
Journalisten-Weiterbildung
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V27986
ISBN (eBook)
9783638298865
ISBN (Buch)
9783640652990
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, Jahrhunderts, Journalisten-Weiterbildung
Arbeit zitieren
Hans-Joachim Birk (Autor:in), 2004, Politik des 21. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27986

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