Medienpädagogische Ansätze zur Förderung der schriftlichen und mündlichen Produktion im DaF-Unterricht

Dargestellt an Daniel Kehlmanns "Ruhm"


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1

Maria Mendel (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Siebers Begriff des `Parlando`

3. Analyse: „Ein Beitrag zur Debatte“
3.1 Syntax
3.2 Lexik: Anglizismen / Neologismen

4. Methodisch-didaktische Überlegungen
4.1 Kreative Arbeitsaufträge / Fazit

5. Literaturliste

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit geht es um die Fragestellung, wie geänderte Mediengewohnheiten und ein veränderter Medienkonsum sich in der sprachlichen Gestaltung in zeitgenössischer Prosa manifestieren,[1] und wie diese Texte produktiv im DaF-Unterricht „zur Steigerung der Handlungskompetenz auch in der Fremdsprache“[2] eingesetzt werden können. Hierfür soll das 7. Kapitel aus Daniel Kehlmanns Roman Ruhm, erschienen im Jahr 2009, „Ein Beitrag zur Debatte“, exemplarisch herangezogen werden.

Anhand des literarischen Textbeispiels soll gezeigt werden, dass es in der Beschäftigung mit Literatur im DaF-Unterricht dezidiert nicht um „die Vermittlung literarischen Bildungswissens oder literaturwissenschaft- licher Theoriekenntnisse an Sprachlernerinnen und –lerner“ geht, sondern um die „Vermittlung einer handlungsbezogenen sprachlichen Kompetenz im Rahmen des alltäglichen Sprachunterrichts“.[3] Es sollen methodisch-didaktische Überlegungen entwickelt werden, wie diese Phänomene produktiv, d.h. in kreativen Verfahren, im Unterrichtsgeschehen eingesetzt werden können. Des Weiteren sollen mögliche Arbeitsaufträge konzipiert werden, sowohl für die schriftliche als auch für die mündliche Produktion, basierend auf Beobachtungen, inwiefern veränderter Medienkonsum auch den Sprachgebrauch beeinflusst.

Wenn Schweiger anhand von E. Jandls Gedichten die Bedeutung der Förderung von Sprachaufmerksamkeit betont, da ihnen ein zutiefst sprachreflexives Moment zu eigen ist, soll an Kehlmanns Kapitel exemplarisch gezeigt werden, dass auch Prosa in der Lage ist, „zum Mitspiel aufzufordern, also den Leser anzuregen, sich selbst mit Sprache in dieser Weise einmal zu beschäftigen“.[4] In Zeiten von Smartphone, Chat, Facebook, Twitter, What´s App, Internetforen und Blogs bietet der Text jüngeren Lernenden eine ideale Möglichkeit, eigene Kommunikationsgewohnheiten zu reflektieren (mit denen der Mitschüler zu vergleichen) und die Lehrkraft genügt der pädagogischen Forderung nach Berücksichtigung der Lebenswelt der Lerngruppe, nach Aktualität und Authentizität der Texte ebenso wie auf ein provokantes Potential des Textes, an den themenorientiert und nicht grammatikorientiert heranzugehen ist. Um einen kompetenzorientierten DaF-Unterricht mit produktivem und lernförderlichem Klima zu konzipieren sind damit zahlreiche von Hofmanns Prämissen erfüllt.[5]

Beste betont in Deutsch Methodik, dass die „Schreibentwicklung […] auch durch die Motivation beeinflusst“[6] wird, ebenso wie Becker-Mrotzek / Böttcher, die auf die Bedeutung des „Bezug[s] zur Erfahrungswelt“[7] der Lernenden verweisen. Hier ist eine Entlastung „im Bereich der Ideen- und Inhaltsgenerierung“[8] gegeben, wenn die Textproduktion sich thematisch mit dem kommunikativen Verhalten der Lerngruppe befasst. Es heißt bei Becker-Mrotzek:

Das Anknüpfen an die Erfahrungswelt verbindet des Weiteren das Schreiben mit der mündlichen Kommunikation, sodass die Ressourcen der Gesprächskompetenz in den Schreibprozess eingebracht werden können; das ist etwa beim Formulieren oder Vorstellen des Adressaten hilfreich.[9]

Mündliche Kommunikation erweitert sich hier quasi zur ‚konzeptionellen Mündlichkeit’; einem „Sprachduktus“, mit dem „die Modalität der Äußerungen sowie die verwendeten Varietäten“[10] gemeint sind, sowie die Kommunikationshaltung der Partner: Elemente der gesprochenen Sprache sind die „Bedingungen kommunikativer Nähe.“[11]

In der Analyse des 7. Kapitels von Ruhm soll daher Mollwitt´s Sprachduktus im Zentrum stehen. Es soll untersucht werden, welche Wirkungen die verwendete Modalität auf die Lernenden hat; inwieweit sein Parlando modellhaft-anregenden Charakter für Sprechanlässe bzw. Schreibaufträge im DaF-Unterricht haben kann.

Der literarische Text ist also weder als ästhetisches Objekt, noch als Bildungsgut, das im fragend-entwickelnden Unterrichtsgeschehen interpretiert und analysiert werden soll, zu verstehen. Vielmehr ist er zu lesen als „komplexe Handlungssituation, eine Art soziale und symbolische Praxis“, in deren „Nexus diverser oft unvereinbarer Sozialwelten […] Lerner / Leser […] durch diesen Umgang […] sich selbst in diesen Welten positionieren.“[12]

2. Siebers Begriff des `Parlando`

Siebers Beobachtungen zum Phänomen des ‚Parlando in Texten’ ist nicht nur für die Leistungsmessung relevant. Auch Dobstadt/Riedner haben als Ziel der Arbeit mit Literatur im Fremdsprachenunterricht die „Erweiterung des Sprachbewusstseins und Sprachwissens“[13] definiert, sowie weiterhin einen „bewussteren und zugleich gelasseneren Umgang mit Sprache […] und Kultur.“[14] Die Realisierung von Parlando in eigenen schriftlichen Produktionen ermöglicht dem Lernenden auf sprachformaler Ebene die bewusste Auseinandersetzung mit „Normverständnis und den Implikationen von Normverletzungen“[15]. Auf inhaltlich-thematischer Ebene können die medialen Bedingungen der Generation der Figur Mollwitt zur medienkritischen Diskussion Anlass geben.

In Siebers Habilitationsschrift „Parlando in Texten“ werden über die genuin linguistischen Faktoren hinaus auch die soziologischen Zusammenhänge betrachtet, die seiner Meinung nach mit den Stichworten „Individualisierungstendenzen und Identitätsentwicklung“[16] umrissen werden können. Parlando umschreibt mithin ein Phänomen, das mit gewandelten Mediengewohnheiten einhergehend auch ein verändertes Textmuster auf der Grundlage eines neuen Schreibstils herausgebildet hat.[17] Es ist die Angleichung von geschriebener Sprache an gesprochene Sprache und der Musiktheorie entlehnt: „vor allem in der Opera buffa des 18. und 19. Jhdts. gängige Art der musikalischen Vertonung und Vortragsweise […], die das (natürliche, rasche) Sprechen nachzuahmen versuchte.“[18]

[...]


[1] Vgl. Schweiger, S. 80

[2] Schweiger, S. 77.

[3] Ebd.

[4] Schweiger, S. 78.

[5] Vgl. Hofmann, 151ff.

[6] Beste, S. 54.

[7] Becker-Mrotzek / Böttcher, S. 84.

[8] Ebd.

[9] Ebd. S. 85.

[10] Koch/Oesterreicher, S. 587f.

[11] Ebd.

[12] Warner, S. 72.

[13] Dobstadt/Riedner, S. 112.

[14] Ebd.

[15] Schweiger, S. 79.

[16] Sieber, S. 5.

[17] Sieber versucht, „mit Parlando einen Begriff zu entwickeln und zu begründen, der die gefundenen textuellen Merkmale in modernen (Schüler-) Texten als tatsächliche Veränderungen fassen kann und damit einen veränderten Blick auf neuere sprachliche Produkte ermöglicht.“ S. 2.

[18] Sieber, S. 51.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Medienpädagogische Ansätze zur Förderung der schriftlichen und mündlichen Produktion im DaF-Unterricht
Untertitel
Dargestellt an Daniel Kehlmanns "Ruhm"
Hochschule
Universität Trier  (Germanistik)
Veranstaltung
Literarische Textsorten PS
Note
1
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V279915
ISBN (eBook)
9783656737636
ISBN (Buch)
9783656737629
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
medienpädagogische, ansätze, förderung, produktion, daf-unterricht, dargestellt, daniel, kehlmanns, ruhm
Arbeit zitieren
Maria Mendel (Autor:in), 2014, Medienpädagogische Ansätze zur Förderung der schriftlichen und mündlichen Produktion im DaF-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279915

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