Global Sourcing als Strategie im Rahmen des modernen Beschaffungsmarketings


Diplomarbeit, 2004

74 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Methodischer Aufbau der Arbeit

2. Begriffsbestimmung
2.1 Herkunft des Begriffs Global Sourcing
2.2 Gründe für die Notwendigkeit von Global Sourcing
2.3 Global Sourcing im Rahmen der Globalisierung

3. Organisation und Durchführung des modernen Global Sourcing
3.1 Entwicklung einer Beschaffungsstrategie für das Unternehmen
3.2 Global Sourcing als ein Instrument des Beschaffungsmarketings
3.3 Organisatorischer Rahmen für Global Sourcing
3.4 Strategischer Einsatz von Einkaufsinstrumenten

4. Chancen und Risiken des Global Sourcing
4.1 Erfolgspotentiale von Global Sourcing
4.2 Mögliche Risiken von Global Sourcing

5. Fallbeispiel aus der Praxis am Beispiel der Lufthansa Technik (LHT)

6. Zusammenfassung
6.1 Resümee / Kritische Analyse der dargestellten Ergebnisse
6.2 Ausblick auf zukünftige Entwicklungen

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Erweiterung der Europäischen Union bis 2007

Abbildung 2: ABC-Analyse

Abbildung 3: Mögliche Bewertungskriterien zur Bewertung von neuen Lieferanten

Abbildung 4: Systematisierung der Sourcing-Konzepte

Abbildung 5: Arbeitskosten, Arbeitszeit und Staatsquote im internationalen Vergleich

Abbildung 6: Gründe für global sourcing aus Sicht der deutschen Automobilhersteller

Abbildung 7: Hemmnisse für global sourcing aus Sicht der deutschen Automobilhersteller

Abbildung 8: interkontinentale Transportarten

Abb. 9: Incoterms 2000

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung wird die Einkaufsabteilung[1]vor immer größere Herausforderungen gestellt. Nachdem die potentielle Bedeutung der Beschaffung für den Unternehmenserfolg lange Zeit nicht erkannt wurde, steht diese nun vor der Aufgabe, weltweit Beschaffungsmärkte zu analysieren und zu beobachten. Viele Unternehmen haben erkannt, dass im globalen Wettbewerb bei sinkenden Margen und immer härter werdender Konkurrenz Erfolgspotentiale nicht ausschließlich im Vertrieb und Marketing zu suchen sind, sondern gerade im Bereich der Beschaffung viele Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind. Das Volumen und das Aufgabengebiet der Beschaffung sind stark gewachsen. Bedingt ist dies durch Stichworte wie Outsourcing, Make-or-buy und die abnehmende Fertigungstiefe von Unternehmen. (immer mehr Zukaufteile, dadurch dass nur noch Teile produziert werden, die vergleichsweise kostengünstiger hergestellt werden können) Im gleichen Rahmen wie die Fertigungstiefe abnimmt, wächst die Einkaufs- bzw. Beschaffungstiefe.[2]Das Aufgabengebiet der Beschaffung unterliegt dabei einem starken Wechsel weg vom rein operativen, abwickelnden Faktor hin zum strategischen, gestaltenden Faktor. In der modernen Beschaffung ist eine Vielzahl komplexer Problemfelder zu beachten. Diese strategische Aufgabe bzw. Ausprägungsform des internationalen Beschaffungsmanagements bzw. Beschaffungsmarketings wird als Global Sourcing bezeichnet.

1.2 Ziel der Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Herangehensweise an Global Sourcing als strategische Beschaffungsaufgabe zu durchleuchten. Neben organisatorischen Rahmenbedingungen, z.B. wie sich die Instrumente eines erfolgreichen Einkaufs auf das Global Sourcing übertragen lassen und in welchem Rahmen sie dort angewandt werden, sollen vor allem auch kritisch sowohl die Chancen als auch die Risiken, die Global Sourcing mit sich bringt, aufgezeigt werden. Anspruch ist es, einen möglichst umfassenden und kompletten Überblick zu geben, was beachtet werden sollte, wie man Erfolgspotentiale nutzen kann, sowie Risiken einschätzen und zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren weiß.

1.3 Methodischer Aufbau der Arbeit

Nach einer anfänglichen Begriffsbestimmung sollen zunächst organisatorische Rahmenbedingungen analysiert werden und dann die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Durchführung mit den notwendigen Einkaufsinstrumenten aufgezeigt werden. Danach soll ausführlich auf die Chancen und Risiken von Global Sourcing eingegangen werden mit einem Überblick über die wichtigsten damit verbundenen Vor- und Nachteile. In den einzelnen Unterpunkten der Risiken wird jeweils auch dazu Stellung genommen, wie sich diese bestmöglich vermeiden lassen. Der Übersicht über die Chancen und Risiken von Global Sourcing folgt ein Fallbeispiel anhand des Unternehmens Lufthansa Technik. Das Beispiel soll vor allem die strategischen Elemente von Global Sourcing betonen und aufzeigen, wie man eine internationale Beschaffungsstrategie im Unternehmen umsetzt und welche Einkaufsinstrumentarien dabei eingesetzt werden können. Abschließend soll eine kritische Betrachtung der Ergebnisse erfolgen und darüber hinaus ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben werden.

2. Begriffsbestimmung

2.1 Herkunft des Begriffs Global Sourcing

In der Literatur wird oftmals Hefler als einer der ersten genannt, die den Begriff des Global Sourcing benutzten.[3]

Die „Global Marketing Strategy“ von Levitt

Levitt gehörte neben Hefler ebenfalls zu den ersten Ökonomen, die den Begriff des Global Sourcing gebrauchten. 1983 verwies er in seinem Beitrag „The Globalization of Markets“ (Die Globalisierung von (Beschaffungs)märkten) darauf, dass standardisierte Produkte als strategische Option für ein Unternehmen weltweit beschafft werden müssten. Levitt betrachtet die Welt als einen einzigen Markt, für den aus Sicht des Marketings entsprechend große Produktionsvolumina produziert werden müssen.[4]Sein Beitrag stimulierte und provozierte zahlreiche Stellungnahmen, da er die Diskussion über geeignete Wettbewerbsstrategien multinational bzw. international operierender Unternehmen treffend in Gang brachte. Die aus seinem Werk abgeleitete Global Marketing Strategy basiert auf folgenden Voraussetzungen:

1. Die wichtigen Gütermärkte werden vom Gesetz der Konvergenz bestimmt und zu globaler Einheitlichkeit getrieben. Dabei wird sogar pauschalisierend von einer „allgemeinen Tendenz zur Vereinheitlichung der Welt“ gesprochen.
2. Globalisierung bezieht sich nicht nur auf Rohstoffe und High-Tech-Produkte, sondern auch bei sogenannten High Touch Produkten (Produkte mit besonderer Affinität zum Konsumenten wie z.B. Unterhaltungselektronik, Jeans, Cola und Rockmusik) gleichen sich die Nachfragestrukturen weltweit weiter an. Levitt empfiehlt daher: Standardisierung des Güterangebots.
3. Globalisierung betrifft auch die Methoden und Prozesse der Vermarktung: Die Unternehmen verkaufen Standardprodukte überall auf die gleiche Weise.
4. Der Wettbewerb ist in der Lage, Qualität und Zuverlässigkeit bei wettbewerbsfähigem Kostenniveau anzubieten. Der Zielkonflikt zwischen Preis und Qualität wird als überwindbar bzw. bereits überwunden erklärt.
5. Schlussfolgerungen für das Marketing sind: günstige Produkte von bester Qualität und hoher Zuverlässigkeit weltweit anbieten und die Welt als einen einzigen Markt betrachten.

Kernelement dieser Strategie ist die Kostenführerschaft. Levitt denkt dabei in erster Linie outputorientiert, d.h. sein Hauptaugenmerk liegt auf der Frage nach der Verwertung von Produktionsergebnissen. Der mögliche Anteil der Beschaffungsseite wird dabei völlig außer acht gelassen.[5]Allerdings gab seine Strategie den Anlass zu Diskussionen über die Neuorientierung des Beschaffungsmanagements und führte somit im Zuge dieser Diskussionen zum Global Sourcing als eine beschaffungsseitige Strategie um Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Im Rahmen von Sourcing - Konzepten muss Global Sourcing abgegrenzt werden zu Begriffen wie Local Sourcing (die Beschaffungsquelle befindet sich in räumlicher Nähe zum Beschaffer bzw. zum Verbrauchsort) und Domestic Sourcing (alle Beschaffungsaktivitäten die im Inland laufen (Erweiterung des Radius im Gegensatz zum local sourcing)).[6]Ergänzend könnte noch European Sourcing als Begriff für die Bearbeitung von bzw. Beschaffung auf europäischen Märkten genannt werden.

Eindeutig abzugrenzen ist Global Sourcing zu internationaler Beschaffung bzw. internationalem Einkauf, zumindest auf die Definition bezogen. Während in der Literatur nämlich unter internationalem Einkauf teilweise lediglich die Tatsache gesehen wird, dass aus anderen Ländern Ware bezogen wird, bedeutet Global Sourcing viel mehr als das. Global Sourcing sind internationale Beschaffungsaktivitäten unter strategischen Gesichtspunkten verbunden mit der Unterstützung der Strategien anderer Geschäftsbereiche (z.B. Produktion und Vertrieb), dem Zugriff auf die weltweit besten und neuesten Technologie- und Prozesskenntnisse, die ständige Überprüfung und Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit.[7]Vor allem der strategische Faktor (Abgrenzung zum operativen Faktor) wird in nahezu sämtlicher dem Verfasser vorliegenden Literatur besonders betont.

Zur Einordnung des Begriffs des Global Sourcing seien noch einige Definitionen genannt, die Göltenboth 1998 gesammelt hat:

Göltenboth 1998, S. 147: „Unter Global Sourcing versteht man die strategische Ausrichtung des Versorgungsmanagements auf die Nutzung weltweiter Beschaffungsquellen.“

Arnold 1989, S. 15: „We understand global sourcing as a general strategic orientation towards international supply markets.” (Wir verstehen Global Sourcing als eine generelle strategische Ausrichtung auf die internationalen Beschaffungsmärkte.)

Bedacht 1995, S. 12: „Global Sourcing ist vielmehr die bewusste Wahrnehmung der Möglichkeiten, die sich auf internationalen Beschaffungsmärkten bieten.“

Curtin 1987, S. 47: „Global Sourcing, or whatever one chooses to call the process, means engaging in the international division of labour in its most basic sense.” (Global Sourcing, oder wie auch immer man den Prozess nennen will, bedeutet, sich mit der internationalen Arbeitsteilung in ihrer grundlegendsten Form zu beschäftigen.)[8]

2.2 Gründe für die Notwendigkeit von Global Sourcing

Nach einem starken wirtschaftlichen Aufschwung Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, verbunden mit einer rasanten Hausse der internationalen Aktienmärkte, hat sich die Stimmung weltweit seit Anfang dieses Jahrhunderts (genau seit März 2000) eher zum Negativen verändert. Die finanzielle und wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen hat sich verschlechtert, die Märkte werden zunehmend enger, der Wettbewerb verschärft sich, dazu kommen politische Hemmnisse wie eine wenig reformfreudige, den Markt oft zu sehr beschränkende, Regierung und eine hohe Arbeitslosigkeit. In diesen Zeiten müssen die Unternehmen mehr denn je darauf bedacht sein, so wirtschaftlich wie möglich zu arbeiten. Eine tragende Rolle kommt dabei der Einkaufsabteilung zu. Um entscheidende Wettbewerbsvorteile zu erlangen, reicht es nicht mehr aus auf die gewohnten Lieferanten und Beschaffungsmärkte zurückzugreifen, sondern es müssen neue Märkte auf internationaler Ebene erschlossen werden. Stichworte wie „Outsourcing“ und „make-or-buy“ kommen hier zum Tragen, d.h. dass die Unternehmen zunehmend an Fertigungstiefe verlieren und somit Verantwortung an Dritte übertragen wird. Dritte sind in diesem Fall zum einen die Lieferanten, zum anderen die Einkaufsabteilung. Wesentliche Veränderungen und Trends, die die Entwicklung und das Aufgabengebiet der Beschaffung nachhaltig beeinflussen und Global Sourcing als strategische Alternative unabdingbar machen, sind:[9]

-der extrem angestiegene Anteil der Automatisierung in der industriellen Fertigung, der weiterhin ansteigen wird, damit verbunden ist eine zunehmende Automatisierung der Informationssyteme
-Sättigungserscheinungen auf wichtigen Konsumgütermärkten und weltweite Überkapazitäten (Bsp. Automobilindustrie) verschärfen die Wettbewerbssituation und verursachen eine größere Typenvielfalt im Angebot

Die Märkte verändern sich immer schneller, daher ist eine hohe und gesteigerte Flexibilität nötig

Produktlebenszyklen werden kürzer, das bedingt eine Beschleunigung von Produktinnovationen und den Zwang, Produktentwicklungszeiten zu verkürzen.

Der Anteil an Zukaufteilen steigert sich durch Konzentration der Unternehmen auf ihre core competencies (Kernkompetenzen) sowie den Fremdbezug von Dienstleistungen und Sachgütern, die selbst nicht leistungsfähig produziert werden können

Ein gestiegenes ökologisches Bewusstsein, verbunden mit strengeren Richtlinien, führt zu höheren Anforderungen hinsichtlich umweltfreundlichen und umweltverträglichen Produkten und entsprechender Produktion

Weitere Gründe für den Einsatz von Global Sourcing sind:

Langfristige Sicherstellung der Versorgungssicherheit des Unternehmens

Verringerung der Abhängigkeit von nur einem Beschaffungsmarkt und dessen Lieferanten → Risikostreuung

S

Ausnutzung von Kostensenkungspotentialen

Mögliche Verbesserung der Qualität der Beschaffungsobjekte

Mögliche Gegengeschäfte („Countertrades“)

2.3 Global Sourcing im Rahmen der Globalisierung

Die Ursprünge des Begriffs Globalisierung werden in der Literatur oft mit dem schottischen Ökonom Adam Smith in Verbindung gebracht. Dieser plädierte 1776 mit seiner Theorie der absoluten Kostenvorteile für freien Welthandel, bei dem sich im Rahmen internationaler Arbeitsteilung jedes Land auf die Produktion der Güter spezialisieren sollte, für die es spezifische Kostenvorteile hat. Durch den Austausch der Produkte der Länder untereinander sollte die ganze Welt einen Vorteil haben. Smith sprach sich ebenfalls gegen alle wettbewerbsverzerrenden und einschränkenden Maßnahmen des Außenhandels aus.

Gerade in den letzten Jahrzehnten kam der Begriff der Globalisierung immer mehr zum Tragen und kann als eines der Schlagworte des 21. Jahrhunderts gesehen werden. Die Welt rückt zunehmend zusammen, Grenzen und Handelsbarrieren verschwinden, der Handel wird erleichtert. Möglich wurde das durch den enormen Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie, ein weiterer Aspekt waren politische und gesellschaftliche Veränderungen wie die Reduzierung von Zöllen und Einfuhrbeschränkungen durch die Schaffung von Handelszonen.[10]Neben der schleunigen industriellen Entwicklung des asiatischen Raumes sind vor allem in Europa, bedingt durch politische Veränderungen in Osteuropa (Rückzug der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaftsordnung), große Fortschritte gemacht worden.[11]Das Zusammenwachsen Europas wird gut ersichtlich anhand des folgenden Schaubildes:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Erweiterung der Europäischen Union bis 2007[12]

Neue Mitgliedsstaaten ab 01.05.04 werden Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern sein, Bulgarien und Rumänien sollen bis 2007 folgen.

Durch die zunehmende Öffnung bzw. das Zusammenrücken der Nationen weltweit werden auch immer mehr Beschaffungsmärkte leichter zugänglich gemacht. Gleichzeitig wird der Wettbewerb durch den Wegfall von Handelshemmnissen stimuliert. Für viele Unternehmen ist es heutzutage unerlässlich, im Rahmen Ihrer Beschaffungsaktivitäten die Möglichkeiten des Global Sourcing in ihre Planung mit einzubeziehen, um Ihre Aufgaben erfolgreich erfüllen zu können.

3. Organisation und Durchführung des modernen Global Sourcing

3.1 Entwicklung einer Beschaffungsstrategie für das Unternehmen

Global Sourcing wird in der deutschen Literatur zur Beschaffung überwiegend als eine Strategie dargestellt.[13]Für eine erfolgreiche Umsetzung muss diese zunächst von der Unternehmensführung entwickelt werden. Weitere Voraussetzung ist, sich darüber im Klaren zu sein, welche Märkte bearbeitet werden und welche Artikel dort eingekauft werden sollen. Außerdem müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, d.h. es muss fachlich kompetentes Personal zur Verfügung stehen und berücksichtigt werden, wie viele Niederlassungen das Unternehmen weltweit hat und inwiefern die Beschaffung für die verschiedenen Niederlassungen zusammengefasst werden kann bzw. von wo aus strategisch am günstigsten eingekauft werden soll.

Mögliche Ansatzpunkte zur Entwicklung einer neu ausgerichteten bzw. Überprüfung der aktuellen Beschaffungsstrategie sind:

Welche Beschaffungshebel werden angewandt? (nur traditionelle oder auch innovative wie z.B. Allianzen/strategische Einkaufskooperationen?)

Wie wird der Einkauf im Unternehmen bisher gesehen? Nur als reiner „Beschaffer“ oder auch eingebunden in die langfristige strategische Planung?

Wird der Fokus auf Preisreduzierung gelegt oder werden auch andere preisbildende Faktoren wie Qualität, Lieferzeit, Service etc. berücksichtigt?

Ist die Einkaufsabteilung operativ oder strategisch organisiert?

Wie sind die bisher genutzten Beschaffungsmärkte geographisch gelagert und wie sind die Kenntnisse über die jeweiligen Märkte?

Wie gut sind die Kenntnisse über Beschaffungsvolumen und –strategie der wichtigsten Wettbewerber?

Wird evtl. mit den Wettbewerbern zusammengearbeitet, um Einkaufsmacht zu bündeln?[14]

Wie ist die Qualifikation meines Personals? Muss im Rahmen der Neuorganisation evtl. intern oder extern Personal beschafft werden?

3.2 Global Sourcing als ein Instrument des Beschaffungsmarketings

Modernes Beschaffungsmarketing beschäftigt sich mit den Problemen anderer, d.h. zum einen mit Problemen im eigenen Unternehmen und zum anderen mit Problemen beim Kunden. Ziel ist es, diese Probleme in den Vordergrund des eigenen Handelns zu stellen und eine Lösung herbeizuführen.[15]Übertragen auf die Beschaffung heißt das, den Einsatz der Einkaufsinstrumente so zu gestalten, dass einerseits eine optimale interne Zusammenarbeit im eigenen Unternehmen gewährleistet ist, andererseits die bestmögliche Befriedigung der Kundenwünsche erlangt wird. Das kann durch verschiedene Instrumente des Beschaffungsmarketings erfolgen, eins davon ist das Global Sourcing. Internationales Beschaffungsmarketing bezeichnet eine Konzeption zur marktorientierten, umweltangepaßten, politisch und kulturell sensiblen Koordinierung und Steuerung weltwirtschaftlicher Beschaffungsprozesse.[16]

3.3 Organisatorischer Rahmen für Global Sourcing

3.3.1 Anforderungen an das Personal

Heutzutage wird immer mehr automatisiert, rationalisiert, Personal abgebaut und der Wettbewerb auf nahezu allen Märkten zunehmend enger. Daher wird es immer wichtiger für jeden einzelnen Arbeitnehmer sich beruflich weiterzubilden, um die eigenen Chancen am Arbeitsmarkt bzw. auch in der eigenen Firma zu stärken. Im Gegenzug ist es natürlich für die Unternehmen wichtig, qualifizierte Arbeitnehmer zu beschäftigen. So können sie sich weiterhin erfolgreich gegen den wachsenden Wettbewerb durchzusetzen, der vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass die Märkte enger werden und Branchenriesen mehr und mehr Firmen übernehmen. Wenn erfolgreiches Global Sourcing betrieben werden soll, ist es notwendig, entsprechend qualifizierte Einkäufer zu beschäftigen.[17]Neben den grundlegenden Kenntnissen hinsichtlich Materialwirtschaft und Beschaffung sind vor allem die folgenden Kenntnisse und Fähigkeiten besonders wichtig:

Sprachkenntnisse (Englisch in Wort und Schrift als Mindestvoraussetzung, besser jedoch noch weitere Sprachen)

„Soft Skills“, d.h. Verhandlungsgeschick, Menschenkenntnis, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Flexibilität[18]

sicherer Umgang mit moderner Informations- und Kommunikationstechnologie

der Wille und die Fähigkeit, sich mit Lieferanten und Geschäftspartnern weltweit auseinanderzusetzen

Bereitschaft zur permanenten persönlichen und fachlichen Weiterbildung auch hinsichtlich Erlernen neuer Kulturen und Umgangsformen

sehr gutes technisches Verständnis

hohe Flexibilität hinsichtlich einer evtl. Tätigkeit im Ausland, wodurch gewisse Sicherheiten/Gewohnheiten (Urlaubszeiten, soziales Netz, Familie) mitunter stark beeinträchtigt werden

internationales Vertragsrecht

Verhandlungsführung

Für Unternehmen empfiehlt es sich, bei entsprechender Struktur und entsprechend vorhandenen Personalkapazitäten, eine Trennung des Einkaufs in operativen und strategischen Einkauf vorzunehmen. Prämisse sollte sein, den strategischen Einkäufer dabei vom Tagesgeschäft so weit wie möglich zu befreien und durch ständige Kommunikation mit dem operativen Bereich auch die notwendige Nähe zu bewahren.[19]Bei kleineren Firmen, die evtl. nur ein oder zwei Mitarbeiter im Einkauf beschäftigen, ist das natürlich nicht möglich. Der Einkäufer muss dort, soweit überhaupt Möglichkeiten für Global Sourcing gegeben sind, weiterhin als „Allrounder“ praktizieren.

3.3.2 Die Stellung des Einkaufs im Unternehmen

Besonders wichtig ist auch, dass die Abteilung Einkauf eng mit anderen Abteilungen, vor allem Vertrieb, Produktion/Arbeitsvorbereitung, Produktentwicklung und Finanzen zusammenarbeitet und somit von der Idee des neuen Produktes bis zu dessen Einführung am Markt komplett in die Planung miteinbezogen wird.[20]

Dabei kann es jedoch naturgemäß zu Zielkonflikten kommen. Die Produktentwicklung z.B. stellt übertriebene Anforderungen an die Qualität bzw. technische Beschaffenheit des Artikels. Die Einkaufsabteilung dagegen kann diese Vorgaben, die im internationalen Kontext bedingt durch das Ausnutzen wollen von günstigen Lohnkosten (die dafür im Gegenzug geringeres technisches Know-How vermuten lassen) noch schwieriger sind, nicht erfüllen. Ein weiteres Problem könnte die Sortimentsbreite des Unternehmens darstellen, die seitens der Produktentwicklung übertrieben hoch gestaltet werden würde, was konträr zum Ziel der Beschaffung ist, Kosten zu senken. Desweiteren können Probleme aufgrund mangelnder Kommunikation oder Übermittlung von falschen oder nur halb richtigen Informationen (Vertrieb gibt falsche Absatzzahlen an Einkauf weiter) auftreten.

O.a. mögliche Probleme sollten allerdings positiv aufgenommen und als Chance gesehen werden, Abläufe und Prozesse zu verbessern. Voraussetzung hierfür ist, dass keine Funktion der anderen hierarchisch über- oder unterstellt ist.[21]Außerdem sollte bei enger, abteilungsübergreifender Zusammenarbeit eine intensive Kommunikation z.B. in Form von regelmäßigen Meetings oder durch Teambildung stattfinden.

Global Sourcing muss von der Unternehmensleitung eindeutig als Strategie definiert werden, die hauptsächlich vom Einkauf umgesetzt wird, der allerdings dabei vollste Unterstützung von den anderen Abteilungen erfahren muss. Dies ist heutzutage unerlässlich, um die Leistung jeder einzelnen Abteilung optimal auszunutzen. Zu beobachten ist dabei, dass nachdem die Einkaufsabteilungen jahrzehntelang ein Schattendasein gefristet haben und nur als operative Beschaffer gesehen wurden, ein Umdenken in der Management-Ebene vieler Unternehmen stattfindet. Das enorme Potential, das im Einkauf steckt, wird zunehmend erkannt. In den meisten Unternehmen kann heutzutage von einem Anteil der Materialkosten von ca. 50 % an den Gesamtkosten ausgegangen werden. Das zeigt, wie hoch bei Anwendung entsprechender Instrumente sowie der richtigen strategischen Einordnung des Einkaufs im Unternehmen, das Einsparpotential ist.

Zur Verdeutlichung der enormen Einsparmöglichkeiten auf Beschaffungsseite sei folgendes Beispiel gegeben: Ein Unternehmen hat einen Jahresumsatz von 100 Millionen EURO. Der Anteil der Materialkosten am Umsatz liegt bei 50 % = 50 Millionen EURO. Die Umsatzrendite liegt bei 6 % = 6 Millionen EURO. Nimmt man an, die Materialkosten können um lediglich 4 % gesenkt werden (was durchaus realistisch ist und oft relativ einfach erreichbar), würde das jährliche Ergebnis von 6 Mio. EUR auf 8 Mio. EURO steigen, was einem Wachstum von 33 1/3 % entspricht. Diese Zahlen, die mit vergleichsweise geringem Aufwand von der Beschaffung erreicht werden können, auf der Absatzseite zu erreichen ist zumeist nahezu undenkbar.[22]

Die hier eingesparten Kosten verbessern das Ergebnis des Unternehmens oder geben preispolitische Spielräume auf der Absatzseite.[23]Wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie Global Sourcing im Unternehmen sind geeignete innerbetriebliche Strukturen zur Lösung von Schnittstellenproblemen und außerdem ausreichende Freiheiten bzgl. Handlungskompetenz und Verantwortung zum Ausschöpfen von Handlungsmöglichkeiten.[24]

[...]


[1]Möglicherweise auch Abteilung Beschaffung oder Materialwirtschaft, im Folgenden wird entweder der Begriff Einkauf oder Beschaffung benutzt, die drei Begriffe werden vom Verfasser auf eine Ebene gestellt

[2]Vgl. Bedacht: Global Sourcing (1995), S. 1; Vgl. Gruschwitz: Global Sourcing (1993), S. 57 ff

[3]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S. 55

[4]Vgl. Arnold: Beschaffungsmanagement (1997), S. 111

[5]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S.55 f

[6]Vgl. Arnold: Beschaffungsmanagement (1997), S. 111

[7]Vgl. Eichler: Beschaffungsmarketing- und logistik (2003), S. 61

[8]Vgl. Göltenboth: Global Sourcing (1998), S. 147

[9]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S.53

[10]Vgl. Colsman: Global Sourcing, (2000), S. 1

[11]Vgl. Colsman: Global Sourcing (2000), S. 2

[12]Vgl. http://www.europa.wfg-hagen.de/europa_klick/osterweiterung.htm

[13]Vgl. Colsman: Global Sourcing, (2000), S. 94 f.

[14]Vgl. Schunda: International Sourcing (2001), S. 83 f.

[15]Vgl. Koppelmann: Beschaffungsmarketing (2004), S. 79 f

[16]Vgl. Piontek: Internationales Beschaffungsmarketing (1993), S. 5

[17]Vgl. Gruschwitz: Global Sourcing (1993), S. 184

[18]Vgl. Gruschwitz: Global Sourcing (1993), S. 183

[19]Vgl. Krokowski: Globalisierung des Einkaufs (1998), S. 46

[20]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1989), S. 58

[21]Vgl. Bedacht: Global Sourcing (1995), S. 117 f

[22]Vgl. Reese: Global Sourcing (1996), S. 264

[23]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S.52

[24]Vgl. Arnold: Global Sourcing (1990), S. 67

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Global Sourcing als Strategie im Rahmen des modernen Beschaffungsmarketings
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Dortmund
Veranstaltung
VWA Dortmund
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
74
Katalognummer
V29101
ISBN (eBook)
9783638307130
ISBN (Buch)
9783640665273
Dateigröße
1936 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit wurde als Diplomarbeit an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie zu Dortmund geschrieben. Es handelt sich um ein nebenberufliches Studium, das 7 Semester dauert und mit dem Titel Betriebswirt (VWA) endet.
Schlagworte
Beschaffungsmarketings, Dortmund, Beschaffung, Beschaffungsmarketing, Einkauf, weltweit, Domestic, Domestic sourcing, Global sourcing, Local sourcing, Purchasing, Buying, Beschaffungscontrolling, Einkaufscontrolling, Globalisation, Globalization, Globalisierung, Weltweit einkaufen, Standardisierung, Standardization, Strategischer Einkauf, Strategische Beschaffung, Strategische Einkaufstools, Einkaufstools, Einkauf in China, Lieferantenauswahl, Strategische Partnerschaften, ABC Analyse, Incoterms 2000, Sourcing Konzepte, Beschaffungsmarktforschung
Arbeit zitieren
Gerrit Kehrenberg (Autor:in), 2004, Global Sourcing als Strategie im Rahmen des modernen Beschaffungsmarketings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29101

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