Der Königsfrieden von 386 und 387. Bedingungen und Auswirkungen.


Seminararbeit, 2001

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Vorgeschichte des Königsfriedens
2.1 Spartas Krieg gegen Persien und der Korinthische Krieg
2.2 Die Verhandlungen in Sardes (Frühjahr 392)
2.3 Die Friedenskonferenz in Sparta (Winter 392/91)
2.3.1 Die Verhandlungen
2.3.2 Die Ablehnung des Vertrages

3. Der Königsfrieden
3.1 Die Verhandlungen des Antalkidas in Susa (387) und seine Bedingungen
3.2 Der Erlaß des Großkönigs in Sardes (387)
3.3 Die Beeidung des Königsfriedens in Sparta (386)
3.4 Die Bewertung des Königsfriedens bei antiken Autoren

4. Die Auswirkungen des Königsfriedens

5. Ausblick

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Seminararbeit soll der Königsfrieden[1] von 387/386 untersucht werden. Hierzu ist es notwendig, auch die Vorgeschichte dieses Friedens zu betrachten, denn 392/391[2] hatte es be­reits Bemühungen um einen Friedensschluß gegeben, die jedoch gescheitert sind. Daher soll im nachfolgenden Kapitel neben einer kurzen Einordnung der Konferenzen von 392/391 in den Kriegsverlauf der Ablauf und die Ergebnisse dieser Konferenzen beschrieben werden. Eine Leit­frage wird sein, welche Gründe zum Scheitern dieses Friedensschlusses geführt haben, wobei die Rede über den Frieden mit den Lakedaimoniern des athenischen Gesandten Andokides als Quelle dienen soll.[3] Im Anschluß daran wird in einem Kapitel über den Königsfrieden dargelegt, auf wel­che Weise dieser Frieden zustande gekommen ist und welche Bestimmungen er enthielt. Schließlich folgt ein Kapitel über die Auswirkungen des Friedens, wobei die Auswirkungen für die Poleis Sparta und Athen im Mittelpunkt stehen werden. Daraufhin soll die Bewertung des Königsfriedens durch die antiken Autoren Isokrates, Platon und Plutarch im Blickfeld stehen. In einem abschließenden Ausblick werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefaßt und auf einige offene Fragen soll noch einmal eingegangen werden. Neben der bereits erwähnten Friedensrede des Andokides und Isokrates, Platon und Plutarch dienen für den zu untersuchenden Zeitraum noch Xenophon, Diodor und Iustin als Quellen.[4]

Es kann in dieser Arbeit nur am Rande darauf eingegangen werden, ob es sich bei diesem Friedens­schluß bereits um einen allgemeinen Frieden, eine koine eirene[5], gehandelt hat. Auch die Diskussion um das im Königsfrieden enthaltene Autonomiezugeständnis und die Frage, ob der Frieden noch zusätzliche, nicht überlieferte Zusatzbedingungen enthalten habe, kann im Rahmen dieser Seminararbeit nicht behandelt werden.

2. Die Vorgeschichte des Königsfriedens

2.1 Spartas Krieg gegen Persien und der Korinthische Krieg

Bereits seit dem Jahr 400 führte Sparta gegen die Perser Krieg, um die Freiheit der griechischen Städte in Kleinasien zu gewährleisten. Seit 395 hatte sich den Spartanern eine zweite Front eröff­net: Zusammen mit Korinth, Theben und Argos führte nun auch Athen Krieg gegen Sparta (Korinthischer Krieg) und wurde dabei von Persien mit finanziellen Mitteln unterstützt. Ab 392 wurde die Situation für Sparta immer bedrohlicher. Nach der Niederlage der spartanischen Flotte bei Knidos muß­ten mehr und mehr Inseln aufgegeben werden, spartanische Harmosten und Besatzungen außerhalb der Peloponnes wurden vertrieben, und die persische Flotte kreuzte vor der Küste der Peloponnes und vor Lakonien. Athen gelang es in dieser Zeit mit finanzieller Un­terstützung Persiens mit dem Wiederaufbau seiner Befestigungsanlagen zu beginnen, und Korinth hatte es geschafft, die Seeherrschaft im Korinthischen Golf zu erringen.[6]

2.2 Die Verhandlungen in Sardes (Frühjahr 392)

In dieser Situation wurde der Spartiat Antalkidas zu Tiribazos nach Sardes geschickt, um mit die­sem als Vermittler über einen Friedensschluß mit dem Großkönig Artaxerxes II. zu verhandeln. Antalkidas berichtete Tiribazos darüber, daß Konon mit dem persischen Geld nicht nur seine Mau­ern wieder aufbaue, sondern auch dabei sei, eine eigene athenische Flotte auszurüsten. Athen sei im Be­griff, sein Territorium auszudehnen. Das Ziel der Mission des Antalkidas war es, entweder Tiribazos ganz für die spartanische Seite zu gewinnen und Frieden mit Persien zu schließen oder zumindest die finanziellen Hilfeleistungen an den als Admiral in persischen Diensten stehenden Athener Konon einstellen zu lassen. Die Athener sowie die Ko­rinther und Argeier schickten Ge­sandte nach Sardes, sobald ihnen diese Mission bekannt wurde.[7] Xenophon schreibt, daß die Spar­taner bereit gewesen seien, zu Bedingungen Frieden zu schließen, die der Großkönig seit langem forderte: Die Spartaner würden dem Großkönig die Griechenstädte Kleinasiens überlassen, und sie seien für die Autonomie sämtlicher Inseln und der übrigen Städte eingetreten. Antalkidas habe dem Tiribazos dieses Angebot mit dem Argument schmackhaft gemacht, daß durch eine solche Auto­nomie weder Athen noch Sparta jemals einen Feldzug gegen ihn durchführen könnten.[8]

Xenophon berichtet zudem, daß die Gesandten der anderen Städte diesen Bedingungen nicht zuge­stimmt hätten, denn Athen habe beispielsweise den Verlust der Inseln Lemnos, Imbros und Skyros befürchtet und auch die anderen seien über einen durch ein Autonomiezugeständnis herbeigeführ­ten Machtverlust besorgt gewesen. Nach dem Scheitern des Friedensschlusses habe Tiribazos die spartanische Flotte mit finanziellen Mitteln unterstützt, damit der Wunsch nach Frieden bei den Athenern und ihren Bundesgenossen steige. Schließlich habe er Konon festnehmen lassen, da die­ser das Vertrauen des Großkönigs mißbraucht habe[9], und sich zur Berichterstattung nach Susa zu Artaxerxes II. begeben, der daraufhin aber den athenerfreundlichen Struthas in die Küstenprovin­zen gesandt habe.[10] Mit dieser Handlung gab Artaxerxes II. zu erkennen, daß er zu diesem Zeit­punkt nicht willens war, mit den Spar­tanern Frieden zu schließen.

Die Autonomie griechischer Städte hätte für die Spartaner einen Zugewinn an Macht bedeutet, denn die Herausbildung von großen Herrschaftsverbänden unter Führung einer der größeren Poleis wäre damit nicht mehr möglich, wobei aber der Peloponnesische Bund nicht betroffen wäre.[11] Für den Perserkönig bedeutete die Forderung nach der Autonomie griechischer Städte eine Befriedi­gung seines Sicherheitsbe­dürfnisses.[12] Der Verzicht auf die kleinasiatischen Griechenstädte konnte den Spartanern nicht schwerfallen, da sie auf etwas verzichten wollten, über das sie nicht verfüg­ten.[13] Sie wa­ren zwar in den Krieg gegen Persien eingetreten, um die kleinasiatischen Städte der Griechen vor dem persischen Zugriff zu schützen, aber da die militärische Lage für Sparta ungün­stig aussah, hatten sie wahrscheinlich eingesehen, daß sie keine Chance haben würden, dieses Ziel zu erreichen.

Das Ziel der Mission des Antalkidas, die Perser von den Athenern fortzubewegen und ei­nen Sepa­ratfrieden abzuschließen, war nicht erreicht worden, jedoch hatten die Athener nun nicht mehr die finanziellen Mittel zur Verfügung, die sie durch Konon erhalten hatten. Zu den Vorwürfen gegen Konon läßt sich feststellen, daß es sich hier um eine bewußte Irreführung gehandelt hat.[14] Proble­matisch ist hier der Umstand, daß Xenophon nicht immer verläßlich ist, da er teilweise Fakten falsch darstellt und Ereignisse ausläßt. Es ist daher umstrit­ten, ob es sich bei den Verhandlungen in Sardes nur um den Separatfrieden der Spartaner mit Persien handelte, und die übrigen Gesandten diesen nur verhindern wollten, oder ob es auch Bemühungen gab, einen allgemeinen Frieden zu schließen, d.h. auch den Korinthi­schen Krieg zu beenden.[15]

2.3 Die Friedenskonferenz in Sparta (Winter 392/91)

2.3.1 Die Verhandlungen

Zwar scheint es gesichert zu sein, daß die Friedenskonferenz in Sparta zeitlich nach den Verhand­lungen in Sardes stattgefunden hat, aber es ist nicht unumstritten, ob ein kausaler Zusammenhang mit diesen Verhandlungen bestanden hat, der jedoch wahrscheinlich ist. In Sparta trafen sich im Winter 392/91 die Gesandten der am Korinthischen Krieg beteiligten Staaten, d.h. außer Sparta noch Athen, Theben, Korinth und Argos. Man weiß, daß zumindest die athenischen Gesandten, darunter auch Andokides, zum Abschließen eines Vertrages be­vollmächtigt waren.[16] Trotzdem stimmten sie nicht zu, sondern ließen eine Frist von 40 Tagen festsetzen, um die Bedingungen des Vertrages noch der athenischen Volksversammlung zur Abstimmung vorzulegen.[17] Den Athenern war von den Spartanern der Besitz von Lemnos, Imbros und Skyros zugestanden worden. Dies war eine Konzession, zu der Antalkidas noch im Sommer 392 in Sardes nicht bereit gewesen war. Au­ßerdem sollten die Athener bei Annahme des Friedens seine Mauern erneut aufbauen können und müsse sie nicht zerstören. Zudem sollte es Athen erlaubt sein, eine noch größere Flotte auszurü­sten.[18]

[...]


[1] In dieser Arbeit wird dieser Begriff sowohl für den Erlaß des persischen Königs Artaxerxes II. von 387 als auch für den Friedensschluß von Sparta 386 verwendet. Durch den Terminus Königsfrieden wird die tragende Rolle des Perserkönigs in dieser Sache deutlich. Der Begriff Antalkidasfrieden, den man für diesen Frieden finden kann, scheint weniger geeig­net zu sein, da der König sicherlich mehr Einfluß auf die Bestimmungen ausgeübt hat, als Antalkidas, auch wenn auf Antalkidas die Idee des Autonomiezugeständnisses an die griechischen Städte zurückzuführen ist.

[2] Die chronologische Aufteilung der Ereignisse von 392/91 richtet sich nach den Ergebnissen neuerer Forschung. In manchen älteren Werken wurde teilweise davon ausgegangen, daß die Konferenz in Sparta vor der Konferenz in Sardes stattgefunden habe, wodurch andere Schlüsse über die Bedeutung dieser Konferenzen gezogen wurden. Vgl. für die umgekehrte Reihenfolge der beiden Konferenzen: Ulrich Wilcken: Über Entstehung und Zweck des Königsfriedens. Berlin 1942; Hermann Bengtson: Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit. 5., durchge­sehene und ergänzte Auflage, München 1977.

[3] Die Friedensrede des Andokides vor der Volksversammlung ist überliefert. Sie gibt Aufschluß darüber, wie die politische Stimmung in Athen zu dieser Zeit war, denn Andokides führt nicht nur seine Argumente an, sondern er möchte auch die Argumente der Kriegsbefürworter widerlegen und führt sie zu diesem Zweck an.

[4] Eine Übersicht über die Quellen, die den Königsfrieden direkt erwähnen, findet man bei Hermann Bengtson: Die Staatsverträge des Altertums II. Zweite, durchgesehene und ergänzte Auflage, München S. 188-192.

[5] Vgl. zu diesem Thema beispielsweise Martin Jehne: Koine Eirene. Untersuchungen zu den Befriedungs- und Stabilisie­rungsbemühungen in der griechischen Poliswelt des 4. Jahrhunderts v. Chr., Stuttgart 1994; Friedemann Quaß: Der Kö­nigsfriede von 387/6 v. Chr. Zur Problematik einer allgemein-griechischen Friedensordnung. In: HZ 252 (1991), S. 33-56 sowie Franz Hampl: Die griechischen Staatsverträge des 4. Jahrhunderts v. Christi Geb., Leipzig 1938, S. 9-12.

[6] Vgl. Ralf Urban: Der Königsfrieden von 387/86 v. Chr. Vorgeschichte, Zustandekommen, Ergebnis und politische Umsetzung, Stuttgart 1991, S. 59.

[7] Xen. Hell. IV 8, 12-13. Vgl. zur Rolle dieser Verhandlungen für den Königsfrieden Urban, a.a.O., S. 60.

[8] Xen. Hell. IV 8, 14.

[9] Nach Diod. XIV 85,5 sei ein Grund für diese Vorwürfe und für die Festnahme Konons durch Tiribazos auch Neid ge­genüber Konon im Spiel gewesen: „Tiribazos aber, der Anführer des Landheeres in Asien, mißgönnte dem Konon sein Glück und gab ihm Schuld, durch die Kriegsmacht des Königs gewinne er die Städte nur für die Athener. Daher lockte er ihn nach Sardes, wo er ihn verhaften und gebunden ins Gefängnis führen ließ." Konon wurde bald nach seiner Festnahme wieder freigelassen, starb aber kurz danach auf Zypern.

[10] Xen. Hell. IV 8, 15-17.

[11] Vgl. Peter Funke: Homónoia und Arché. Athen und die griechische Staatenwelt vom Ende des peloponnesischen Krie­ges bis zum Königsfrieden (404/3 - 387/6 v. Chr.).,Wiesbaden 1980, S. 137.

[12] Vgl. Robin Seager: The Kings Peace and the Balance of Power in Greece, 386-362 B.C. In: Athenaeum NS 52 (1974), S. 36-63 (hier S. 37) sowie Martin Jehne, a.a.O., S. 32.

[13] Vgl. Funke, a.a.O., S. 137.

[14] Vgl. Urban, a.a.O., S. 65f.

[15] Vgl. zu diesem Thema Urban, a.a.O., S. 67-70. Urban hält es für möglich, daß ein umfassender Friede vorgeschlagen worden war, aber daß die Gesandten nicht genügend Kompetenzen hatten, um hierüber zu verhandeln, und sie sich darauf einigten, die strittigen Probleme zu Hause zu klären.

[16] Andok. III, S. 225.

[17] Vgl. Urban, a.a.O., S. 70 f.

[18] Funke, a.a.O., S. 142 f.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Königsfrieden von 386 und 387. Bedingungen und Auswirkungen.
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Seminar für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar im Sommersemester 2001: Die griechische Staatenwelt nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V29635
ISBN (eBook)
9783638311014
ISBN (Buch)
9783640326754
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Königsfrieden, Bedingungen, Auswirkungen, Peloponnesischen, Krieges
Arbeit zitieren
Silvia Willems (Autor:in), 2001, Der Königsfrieden von 386 und 387. Bedingungen und Auswirkungen., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29635

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