Analyse pragmatischer Elemente in „Ali en el país de las maravillas“ von Alberto Vázquez-Figueroa


Hausarbeit, 2010

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Einführung in die Pragmatik

2. Analyse pragmatischer Elemente anhand eines spanischen Textes

Schlusswort

Bibliographie

Anhang

Einleitung

Im Rahmen des Proseminars „Spanische Sprach- und Translationswissenschaft“ im Sommersemester 2010 verfasse ich diese Hausarbeit mit dem Thema „Analyse pragmatischer Elemente anhand eines spanischen Textes“. Hierzu möchte ich zuerst eine Einführung in die Fragestellung der Pragmatik geben, dabei die bei einem schriftlichen Text signifikanten pragmatischen Elemente Sprecher, Hörer und Kontext vorstellen und mich dann eingehend der Analyse eines Ausschnitts aus „Ali en el país de las maravillas“ von Alberto Vázquez-Figueroa (siehe Anhang a) widmen. Gerade diesen Text habe ich gewählt, weil mich die zentrale Problematik des Buches sehr angesprochen und neugierig gemacht hat. Es handelt von Ali, einem Mitglied eines kleinen Beduinenstamms in der Wüste, der zum ersten Mal in ein Industrieland wie die Vereinigten Staaten von Amerika kommt und mit einer Welt konfrontiert wird, die er so noch nie erlebt hat. Auf die Fragestellung: „Welche Effekte weisen dieser situationsbedingte Kontext, Ali als besonderer Sprecher und sein Vater Kabul, das Stammesoberhaupt, als Hörer auf?“ und „Welche Bedeutung hat jedes einzelne pragmatische Element?“ möchte ich im Folgenden meinen Schwerpunkt legen.

1. Einführung in die Pragmatik

Worte äußert jeder Mensch an jedem Tag zu vielen Zeitpunkten und in verschiedenen Situationen zu verschiedenen Personen, doch was wir damit bezwecken, welches Ziel wir mit unseren Worten haben und ob wir sie im richtigen Moment äußern, das sind zentrale Fragen in der Pragmatik. Eduardo Bustos, ein Professor an der Universidad Nacional de Educación a Distancia in Madrid, formuliert dies wie folgt:

„Aceptable, para quién o para qué? cuándo? dónde?, etc.; son perguntas que vienen inmediatamente a la mente de aquél a quien se pregunta si una determinada (proferencia de una) oración es aceptable o no.“ (Bustos 1986: 17)

Laut Bustos ist die Pragmatik folglich das Teilgebiet der Linguistik, das die sozialen Faktoren untersucht, die bestimmen, ob eine Äußerung von der Mehrheit der Mitglieder einer Sprachgemeinschaft anerkannt wird. Dies bedeutet, man analysiert wer, was, zu wem und zu welchem Zweck geäußert hat, um herauzufinden, ob die Handlung, die dadurch bezweckt wurde, erfolgreich war.

Mit diesem Hintergrundwissen kann man auch vom Sprachhandeln reden. Linke und Nussbaumer formulieren dies knapp und äußerst prägnant: „Wenn wir sprechen, handeln wir“ (Linke/Nussbaumer 1996: 201). So wie alles, was wir Menschen jeden Tag tun, meistens nicht ohne einen Grund geschieht; wir essen um Hunger zu stillen, wir bewegen uns um die Muskulatur aufrecht zu erhalten; so ist auch das Sprechen eine Handlung, mit der wir etwas bezwecken. Ein Beispiel: Person A sagt „Hast du am Samstag Zeit auf meine Geburtstagsfeier zu kommen?“ und lädt damit Person B zu ihrem Geburtstagsfest ein. Somit ist die Pragmatik sowohl in der Kommunikationstheorie (Die Untersuchung des Handelns, des Tuns) als auch in der Sprachwissenschaft (Die Untersuchung der sprachlichen Äußerungen) verankert.

Nun zur Betrachtung der drei wesentlichen Elemente der Pragmatik: Diese sind Kontext, Sprecher und Hörer, die zwar alle miteinander in Zusammenhang stehen, die ich aber der Reihe nach vorstellen und näher bestimmen möchte. Wenn man sich eine Kommunikationssituation vorstellt, dann ist zuerst einmal der Kontext bestimmend. Doch was ist ein Kontext? Dazu ein Zitat aus Bustos, der sich wiederum auf Teun van Dijk, einen aus Holland stammenden Sprachwissenschaftler, bezieht:

„En primer lugar, Van Dijk considera que los contextos son transcursos de sucesos, lo que en lenguaje formal se expresa diciendo que son secuencias de conjuntos cuyos elementos son (posibles) estados de cosas.[..] A cada «momento» el contexto cambia, independientemente de lo que piensen o crean los participantes en la situación comunicativa.“ (Bustos 1986: 22)

Demnach ist jede Situation durch die verschiedenen Umstände definiert, die sich gleichzeitig von Minute zu Minute ändern können. Dies möchte ich mit einem selbst ausgedachten Beispiel näher erläutern: Stellt man sich vor, eine Schülerin geht mit einem mulmigen Gefühl in die spanische Unterrichtsstunde, so entsteht dieses Gefühl in diesem Beispiel aufgrund der Situation, dass die Schülerin eine Klassenarbeit, die schlecht verlaufen ist, zurückbekommen wird. Da sie jedoch mit einem Lächeln wieder herauskommt, kann man annehmen, dass sich der Kontext während des Gespräches zwischen Lehrer und Schülerin verändert hat und sie wahrscheinlich die Note ausreichend, befriedigend oder sogar wider Erwarten gut erhalten hat. Der Kontext der Kommunikationssituation im Klassenraum hat sich von jetzt auf gleich verändert und dies kann man auf jede andere Situation übertragen.

Nicht nur der Kontext einer Situation ist entscheidend, sondern vor allem auch die beteiligten Sprecher und Hörer, wobei ich mich im Folgenden auf den Fall beschränken möchte, in dem es nur einen Sprecher und einen Hörer gibt. Wie schon oben erläutert, verfolgt jeder Sprecher mit einer sprachlichen Äußerung einen Zweck, was im Allgemeinen auch als Intention bezeichnet wird. Ausgehend davon, muss man jedoch zuerst einen Blick auf das Wissen des Sprechers werfen.

„El hablante parte de unos determinados conocimientos, no sólo acerca de la situación general en la que se desenvuelve, sino también de su audiencia, conocimientos que forman, limitan, su expresión lingüística.“ (Bustos 1986: 29)

Ein Sprecher oder eine Sprecherin hat demgemäß einen Wissenstand, der individuell von jeder Person abhängt. Dabei ist es wichtig zwei Arten von Wissen zu unterscheiden: Das Weltwissen und das Sprachwissen. Diesbezüglich beziehe ich mich auf das auf Seite 5 beigefügte Schema 5-2 von Linke und Nussbaumer. Diesem Schema liegt eine Kommunikationssituation mit einer/m Sprecher/in und einer/m Hörer/in beziehungsweise einer/m Sprecher/in 2 zugrunde. Jeder Sprecher hat ein bestimmtes Weltwissen und ein bestimmtes Sprachwissen, die sich zum größten Teil überschneiden. Je nach Kontext folgt nun eine Situationsdeutung beider Sprecher, die im Normalfall auch größtenteils übereinstimmt. Von dieser Situationsdeutung ausgehend, macht Sprecher 1 oder Sprecher 2 eine Äusserung, die hingehen fortan als wahr angenommen wird und eventuell den Kontext verändert. (vgl. Linke/Nussbaumer 1996: 198) Durch dieses Schema sieht man sehr deutlich, welche Rolle der Sprecher und Hörer bzw. Sprecher 2 spielen, wie sie die Kommunikationssituation beeinflussen und verändern können, als auch welche Rolle der situationsbedingte Kontext dabei spielt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Linke/Nussbaumer 1996, 198

2. Analyse pragmatischer Elemente anhand eines spanischen Textes

Im zweiten und gleichzeitig Hauptteil dieser Hausarbeit werde ich nun die pragmatischen Elemente Sprecher, Hörer und Kontext im Auszug (S.34-37) aus „Alí en el país de las maravillas“ von Alberto Vázquez-Fiqueroa analysieren. Im Hinblick darauf, gebe ich einen kurzen Einblick in die Rahmenhandlung, in der dieses Telefonat entsteht. Alí ist Mitglied eines Beduinenstammes in der Wüste und ist in seinem ganzen Leben noch nie außerhalb seiner Welt gewesen. Doch eines Tages wird er von zwei aus dem Westen stammenden Männern entführt und nach Amerika gebracht. Anfangs willigt er dieser Aktion noch mit der Bedingung ein, dass er durch ein von ihm als neuartig beschriebenes Gerät der beiden Männer (was allerdings allen modernen Menschen als Handy bekannt ist) in ständigem Kontakt mit seinem Vater Kabul bleiben kann. In Amerika gerät der Hubschrauber mit den drei Personen, Alí und den zwei Männern, in Turbulenzen und stürzt ab. Daraufhin befindet sich Alí alleine in der Wüste vor Las Vegas und klettert auf einen Berg. Oben angekommen spielt sich nun das Telefonat zwischen ihm und seinem Vater ab.

Zunächst einmal ein paar Fragen, um Ihre Gedanken anzustoßen und sich in das Geschehen einzudenken: Was sind die tausend Lichter und damit das Thema des Telefonats? Warum kennt Ali das nicht? Wieso kann das Wissen über „die Stadt“ so unterschiedlich sein? Sprechen sie etwa nicht über dieselbe Stadt? Wieso glaubt Kabul, dass Ali verrückt geworden ist? Woran merkt man, dass Kabul Alis Antworten nicht erwartet? Diese und andere Fragen können einem beim Lesen in den Sinn kommen und gehen in die Richtung der Analyse der pragmatischen Elemente, weswegen sie hier als Einführung in die Thematik stehen und die Beantwortung jetzt folgt. Die tausend Lichter sind einzelne Lichter der Hotelzimmer und Leuchtreklame, die sich in oder im Fall der Reklame an den Prachtbauten von Las Vegas befinden. Ali steht auf einem Berg und sieht die hell erleuchtete Millionenstadt. So eine Stadt hat er aber noch nie vorher gesehen, da er nur sein kleines Dorf in der Wüste kennt, in dem er bis jetzt gelebt hat. Kabul hingegen kann Alis Beschreibung der Stadt nicht mit seinen Vorstellungen vereinbaren, denn er hat eine andere Stadt im Sinne, welche er zuvor schon einmal besucht hat. Außerdem glaubt Kabul, dass Ali verrückt geworden ist, weil es an Kabuls Aufenthaltsort, dem Dorf aus dem beide stammen, gerade Tag ist und Ali aber behauptet, dass es gerade Nacht ist, weil er die Sterne und den Mond, ergo weitere Lichter am Nachthimmel sieht. Kabul kann sich Alis Beschreibung der Situation nur damit erklären, dass sein Sohn wahrscheinlich tot ist. So endet dieser Auszug und zeigt letzten Endes, dass die Kommunikation zwischen Vater und Sohn nicht funktioniert hat. Ali ist nicht tot, im Gegenteil, er lebt und sieht nur zum ersten Mal in seinem Leben eine Stadt im industrialisierten Westen. Kabul hingegen ist in der „alten Welt“, dem Dorf in der Wüste, und kann die Erfahrungen, die Ali gerade macht, nicht nachvollziehen. Man kann also behaupten, obwohl das Weltwissen von Ali und Kabul zu Teilen übereinstimmt, es sich jedoch durch diesen neuen Kontext zu einem großen Teil nicht entspricht. Das bedeutet weiterhin, dass Ali, auch wenn er sein eben gerade erlangtes Wissen noch nicht ganz begreifen kann, mit seinen Aussagen Recht hat und diese die Wahrheit darstellen. Kabuls Erklärungen, die er auf Grund seines Weltwissens anstellt, sind aber in seinem Verständnis auch richtig, weil das Wissen beider hier nicht auf einen Nenner zu bringen ist. Betrachtet man jedoch das Sprachwissen, so ist dies zu größten Teilen bei beiden gleich. Doch weil aufgrund des unterschiedlichen Weltwissens die Situationsdeutung der beiden jeweils zu einem anderen Ergebnis kommt, sind die sprachlichen Äusserungen in höchstem Maß widersprechend, zum Beispiel „un sol que ciega los ojos. (..) es que es de noche!“ (Z.22-24).

Zur Veranschaulichung dieser Analyse der Situation möchte ich noch einmal auf das Schema 5-2 auf Seite 5 zurückgreifen, denn auf diese Situation angewendet lässt es sich wie folgt verändern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: eigene Darstelllung

Um diese von mir angestellten Überlegungen nochmal zu vertiefen, möchte ich ein Zitat von Garciela Reyes, die zurzeit eine sprachwissenschaftliche Professorin an der Universität in Illinois in Chicago ist, einbeziehen:

„el entorno coginitivo (cognitive environment) de un individuo es el conjunto de hechos o de suposiciones que son, para ese individuo, «manifiestos». […] el entorno cognitivo de cada individuo es diferente, ya sea porque su mundo físico es diferente, (…), o porque las memorias y experiencias y la interpretación de ellas difieren.“ (Reyes 1990: 77)

Genau dies ist während dem Telefonat zwischen Kabul und Ali der Fall, weil beide die Situation anders einordnen und dadurch auf eine andere Weise interpretieren. Wenn man diese Überlegung nachvollziehen möchte, erkennt man zuerst jedoch, dass Ali sich den Gedanken/Erklärungen Kabuls anpasst und diese versucht, weitestgehend zu verstehen.

Doch warum geschieht das, wenn Ali doch eindeutig einen anderen situationsbedingten Kontext vor sich hat, von dem er durch seine eigenen Augen überzeugt wird? Dazu muss man eine weitere Komponente betrachten, auf die bis jetzt noch nicht näher eingegangen wurde: Die Beziehung zwischen Sprecher und Hörer. Je nachdem welche Beziehung ich zu der jeweiligen anderen Person habe, sei es jetzt Sprecher oder Hörer, desto unterschiedlich verhält man sich. In Worten von Eduardo Bustos, der sich auf John Searle, einen bedeutenden Sprachwissenschaftler, bezieht:

„Uno de los requisitios indispensables (…) para impartir una orden es que aquél que la imparte esté en una adecuada relación de autoridad sobre aquél a quien la imparte.“ (Bustos 1986: 26)

Wenn Person A also Person B einen Befehl erteil, muss Person A auch eine Respektsperson für Person B sein. Dies kann man wiederum auf jede andere Art der sprachlichen Äußerung übertragen. Würde man einen Vorgesetzten mit Vornamen ansprechen, so hätte man in den meisten Fällen falsch gehandelt. Man sieht demnach, dass auch die Beziehung zwischen den Menschen, also ein sozialer und auch kulturell bedingter Faktor eine wichtige Rolle in der Analyse der pragmatischen Elemente darstellt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Analyse pragmatischer Elemente in „Ali en el país de las maravillas“ von Alberto Vázquez-Figueroa
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Fachbereich 06 - Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die spanische Sprach-/Translationswissenschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V300703
ISBN (eBook)
9783668000780
ISBN (Buch)
9783668000797
Dateigröße
1345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pragmatik, Textanalyse, Sprecher, Hörer, Kontext, Alberto Vázquez-Figueroa, Ali en el país de las maravillas, Sprach- und Weltwissen
Arbeit zitieren
Lisa Hein (Autor:in), 2010, Analyse pragmatischer Elemente in „Ali en el país de las maravillas“ von Alberto Vázquez-Figueroa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300703

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