Die Relativität des Normalen. Eine Debatte auf Grundlage des Films "King George. Ein Königreich für mehr Verstand"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der Psychiatrie
2.1 Die Relativität des Normalen
2.2 Wahnsinn im gesellschaftlichen Umbruch
2.3 Wahnsinn zwischen Anerkennung und Ausschluss
2.4 Moralische Kontrolle
2.5 Kritik der Psychologie

3. Die Entwicklung der Krankheit bei King George
3.1 Wahnsinn als psychische Störung
3.2 Behandlungsmethoden und Menschenbild

4. Die Filmadaption des historischen Stoffes
4.1 King George - gesund oder krank?
4.2 Der Gesundheitsbegriff in Abhängigkeit des sozialen Status

5. Philosophie und Psychologie
5.1 Bezugspunkt psychischer Krankheiten
5.2 Person und Persönlichkeit
5.3 Anthropologie
5.4 Das Verhältnis von Therapeut und Klient
5.5 Normalität und Abweichung
5.6 Normalitätsdefinitionen

6. Fazit

7. Bibliographie

1. Einleitung

Diese Arbeit soll auf Grundlage des Films „King George - Ein Königreich für mehr Verstand“ (Englischer Originaltitel: The madness of King George) Fragen zur Philosophie und Psychologie und deren Grenzgebiete aufwerfen, Probleme erkennen und Möglichkeiten entwickeln. Dabei gehe ich von der These aus, dass der Film sein Hauptaugenmerk auf zwei Dinge legt: den Begriff der Normalität und die Behandlung einer psychischen Krankheit mit Fokus auf dem Verhältnis von Therapeut und Klient. Ausgehend davon soll eine kritische Sichtweise auf die Relativität des Normalen entwickelt und Probleme wie gesellschaftlicher Anpassungsdruck und Etikettierung beleuchtet werden. Meine These ist es, dass die Philosophie und die Psychologie gerade in Fragen der Psychiatrie enger zusammen arbeiten und sich nicht gegenseitig als Spekulationswissenschaft beziehungsweise als begriffslose Empirie abtun sollten. Aufgrund der Schwierigkeiten, die der Begriff des „Normalen“ und der „Abweichung“ oder auch die Begriffe „gesund“ und „krank“ aufwerfen, ist es für die Psychologie unumgänglich sich des kritischen Potentials der Philosophie zu bedienen und wenn die Philosophie den Anspruch haben will auch für die psychologische und psychotherapeutische Praxis relevant zu sein, darf auch sie die empirischen Erkenntnisse der Psychologie nicht außen vor lassen.

Für das Gelingen des Unterfangens soll in dieser Arbeit zu Beginn die Geschichte der Psychiatrie dargestellt werden. Diese ist insofern relevant, als dass dadurch deutlich wird, inwieweit die Betrachtung psychischer Krankheiten und psychischer Normalität sich über die Jahre verändert hat. Damit einher gehen gesellschaftliche Moralvorgaben, sich verändernde Menschenbilder, unterschiedliche Auffassungen des Zusammenhangs von Körper und Geist und ganz allgemein Mechanismen des Umbruchs einer Gesellschaft. Dabei sollen schon einige Fragen entwickelt werden, welche auch im Film angesprochen werden. Die Darstellung der Entwicklung des Krankheitsverlaufs von King George und die Filmadaption des historischen Stoffes soll zeigen, welche Möglichkeiten das Medium Film bietet, philosophische und psychologische Schwierigkeiten zumindest anzusprechen. Dabei soll sowohl der Krankheitsverlauf, als auch die filmische Umsetzung nicht nur deskriptiv gezeigt werden, sondern immer schon normative Elemente mit einfließen , um diese im weiteren Verlauf der Arbeit wieder aufzunehmen und genauer zu betrachten. Es soll sowohl zum einen die Psychologie im allgemeinen als auch die Psychiatrie mitsamt ihrer Behandlungsmethoden kritische betrachtet werden und zum anderen Entwicklungen und Möglichkeiten aufgezeigt werden, welche sich vor allem dann ergeben wenn Philosophie und Psychologie in gegenseitiger Anerkennung Ideen und Konzepte zum kranken und zum gesunden Geist entwickeln. Da dies immer wieder auch geschieht sollen daraus resultierende psychologische Schulen und Denkweisen mitsamt der jeweiligen Definition des Normalen betrachtet und daraus Rückschlüsse gezogen werden, in welchem Sinne diese ertragreich sind und in welchem Sinne nicht.

2. Geschichte der Psychiatrie

2.1 Die Relativität des Normalen

Der menschliche Geist ist mit Sicherheit nach wie vor eines der am wenigsten erforschten und vielleicht auch nur wenig erforschbaren Phänomene der Menschheit. Mit immer anderen subtilen Manifestationen stellt der Geist sowohl die Geistes- als auch die Naturwissenschaften seit Jahrhunderten vor eine Herausforderung und ist immer wieder neu interpretierbar und zu interpretieren.1 Somit kann man anhand einer Geschichte der Psychiatrie viele Rückschlüsse auf vorherrschende Moralvorstellungen, gesellschaftliche Verhältnisse, geistige und kulturelle Strömungen sowie Machtmechanismen ziehen2 Dabei ist stets zu beachten, dass der menschliche Geist kein objektiv vorfindbarer Gegenstand ist und somit auch nicht mit der einen richtigen Methode adäquat erforscht und beschrieben werden kann, sondern die Erforschung des Geistes immer selbst auch einen Prozess darstellt.3

Es sollte ersichtlich sein, dass eine Geschichte der Geisteskrankheit mehr ist, als eine Analyse von Krankheiten oder Krankheitstheorien. Denn die Betrachtung des menschlichen Geistes und der Krankheit des menschlichen Geistes wird immer auch von gesellschaftlichen und philosophischen Vorstellungen beeinflusst und beeinflusst diese seinerseits.4 Aus diesem Grund ist eine Darstellung der Geschichte der Psychiatrie und somit des Umgangs mit der Andersartigkeit des menschlichen Geistes ertragreich für eine philosophische Arbeit. Das Anderssein wird einer Gesellschaft jederzeit zur Aufgabe. Dabei spielen Fragen ein Rolle wie „Wo fängt Anderssein an?“, „Wie stark sollte eine Gesellschaft normieren“ oder „Wie werden die Grenzen zwischen Normalität und Abweichung bestimmt?“. Eine Geschichte der Geisteskrankheiten, die hier exemplarisch an der Geschichte des Wahnsinns dargestellt werden soll, muss also vor allem den gesellschaftlichen Umgang mit dem Wahnsinn betrachten. Nur so wird man einem Phänomen gerecht, das ins Leben eingreift und abhängig von gesellschaftlichen Umbrüchen und Entwicklungen ist.5 Mehr noch, der Umgang mit der Andersartigkeit gab immer schon Auskunft darüber, wie die gesellschaftliche Wirklichkeit stabilisiert wird und was zu ihrem Erhalt beitragen soll. Systemtheoretisch betrachtet trägt die Unterscheidung zwischen „normal“ und „anders“, zwischen „fremd“ und „eigen“ zum „Selbsterhalt des Status quo“ bei.6 Somit wird das Anderssein in seinen verschiedenen Ausprägungen seit jeher auch auf unterschiedliche Art und Weise abgewehrt um den Zerfall der jeweiligen Lebensform zu verhindern und dem Bedürfnis nach Konstanz gesellschaftlicher Verhältnisse nachzukommen. Dies aber bedeutet, dass auf Mitglieder einer Gesellschaft ein Normierungs- und Anpassungsdruck ausgeübt wird, von welchem man wiederum annehmen kann, dass er entscheidend ist, um die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erhalten. Der Wahnsinn befindet sich genau im Zwischenraum zwischen Erhalt und Zusammenfall gesellschaftlicher Wirklichkeit. Aus diesem Grund wird auch verständlich, dass das Phänomen des Wahnsinns in einer sich verändernden Gesellschaft auch sich verändernde Bewertungen erfährt.7

2.2 Wahnsinn im gesellschaftlichen Umbruch

Ein Beispiel für den Zusammenhang von Wahnsinn und gesellschaftlichen Umbruch ist die Zeit der Hexenverfolgung. Das Hexenwesen war weniger ein Phänomen des Mittelalters, als vielmehr eines des Umbruchs zur Neuzeit.8 Im 14. Jahrhundert zerbrach die gültige Weltordnung, es gab Katastrophen wie die Pest, Missernten und Hungersnöte, die Kirche spaltete sich und es herrschten Religionskriege. Da die Gefahren nicht direkt menschlichem Handeln oder Institutionen zugeschrieben werden konnten, setzte sich ein übernatürliches Erklärungsmuster durch.9 Durch Zusammenarbeit von kirchlichen und weltlichen Institutionen, war das „Hexenmuster“ gesellschaftlich anerkannt. Doch schon wenig später wurde der glaube an Hexerei zum Aberglaube:

„Wenn das gemeine Volk die Gründe für körperliches Leid nicht zu durchschauen

vermag, lastet es diese gerne dem Einfluss und dem Wirken höherer, unsichtbarer

Mächte an; es glaubt, wie es in seiner Sprach heißt, unter einem bösen Fluch zu stehen, oder von einem bösen Blick getroffen zu sein; die Leute schieben ihre Krankheiten der Zauberei und der Hexerei zu und wenden zur Heilung Beschwörungen und magische Abwehrmittel an.“10

Bestimmte Deutungsmuster lösen sich also auf und neue entstehen. Wie aber kommt

es zur Auflösung solcher Deutungsmuster? Laut Jaeggi verläuft diese Auflösung über drei Schritte: 1. die innere Kritik, 2. das Aufkommen neuer Deutungsmuster und 3. die Ablösung des alten Musters aufgrund seiner mangelnden Erklärungskraft für die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse. So wurde die Hexerei umgedeutet zur Besessenheit, später zur Geisteskrankheit und schließlich zur Einbildung. Diese Umbildung von Deutungsmustern ist prototypisch und entscheiden für die Betrachtung psychischer Krankheiten seitens der Gesellschaft.11 So fragt sich auch Foucault, wie unsere Kultur dazu gekommen ist, der Krankheit die Bedeutung der Abweichung und dem Kranken einen Status zu geben, der ihn ausschließt. Er analysiert diese Frage mit kritischer Schärfe.

2.3 Wahnsinn zwischen Anerkennung und Ausschluss

Während der Wahnsinn in unserer heutigen Zeit als Störung gilt, hat dieser historisch und in anderen Kulturen weitaus ambivalentere Bewertungen erfahren. Foucault spricht gar von einem „Reichtum“ an Vorstellungen, die mit dem Wahnsinn verknüpft wurden.12 Auch wenn schon in der griechischen Antike der Wahnsinn medizinisch behandelt wurde und auch im westlichen Europa schon im Mittelalter innerhalb von Krankenhäusern bestimmte Unterbringungen für Wahnsinnige eingerichtet wurden, beschränkte sich die Behandlung des Wahns bei weitem nicht auf alle Ausprägungen, sondern nur auf jene, die für heilbar gehalten wurden13. Während sich die Medizin also einer bestimmten Form des Wahnsinns annahm, wurden andere Ausprägungen menschlicher Non-Konformität (welche heutzutage möglicherweise als psychisch krank gelten würden) durchaus akzeptiert. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts gab es keinen durchgehenden Maßstäbe zum Umgang mit dem Phänomen. Teils trat der Wahnsinn an die Oberfläche der Gesellschaft, teils war er nur unterschwellig vorhanden oder wurde ausgeschlossen.14 Zum Ende des 15. Jahrhunderts bekam der Wahnsinn dann den gesellschaftlichen Status eines zu fürchtenden psychischen Zustandes und wurde eng mit dem Tod in Verbindung gebracht,15 bevor in der Renaissance das Ansehen des Wahnsinns vermeintlich steigt. Die zahlreichen Narrenfeste zeugen jedenfalls von einer gesellschaftlichen Bedeutung, die dem Wahnsinn nicht mehr Nähe zum Tod zuschreiben, sondern ihn zur Volksbelustigung macht,16 was sich auch in Literatur und Philosophie niederschlägt: Werke wie das „Lob der Torheit“ von Erasmus zeugen davon, dass der Wahnsinn zu einem wesentlichen Element der Betrachtung des menschlichen Geistes wird.17 Neben diesem kulturellen Interesse, beginnt auch die Medizin der Psyche einen größeren Platz einzuräumen und eröffnet Unterbringungsmöglichkeiten, die ausschließlich den Wahnsinnigen vorbehalten sind.18 Doch nach wie vor werden auch hier nur bestimmte Ausprägungen behandelt und „im Wesentlichen ist der Wahnsinn ein Erlebnis im Zustand der Freiheit; er bewegt sich ungehemmt, er ist ein Teil des Schauplatzes und der Sprache aller, er ist für jeden eine alltägliche Erfahrung, die man mehr auf die Spitze zu treiben als zu meistern sucht. Es gibt zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Frankreich berühmte Irre, an denen sich das Publikum, und zwar das gebildete Publikum, gern belustigt.“19

Inwiefern hier von einer Wertschätzung des Wahnsinns gesprochen werden kann, bleibt fraglich. Die Menschen als Präsentationsmedium für ihren geistigen Zustand zu nutzen, macht ihn im kantischen Sinne zum Mittel zum Zweck und instrumentalisiert ihn damit. Was Foucault jedoch zeigen möchte ist, dass sich der gesellschaftliche Bewegungsraum der Wahnsinnigen im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Waren sie während der Renaissance für alle sichtbar, ändert sich dies Mitte des 17. Jahrhunderts: der Wahnsinnige wird jetzt zum Ausgeschlossenen.20 Es werden europaweit Internierungshäuser geschaffen, in welche Individuen verschiedenartiger Abweichungen vom jetzt vorherrschenden gesellschaftlichen Ideal aufgenommen werden: vom Irren bis zum Bettler, vom Invalide bis zum Kleriker im Bannbruch, alle die sich vom Ideal zu weit entfernen werden hier unter Kontrolle gehalten und von der Gesellschaft ausgeschlossen. In den neu entstandenen Häusern findet allerdings keine Behandlung statt, sondern die eingelieferten Menschen sollen schlicht aus dem Gesellschaftsbild verschwinden21 Es geht hier also weniger um die Frage inwiefern der Wahnsinn eine Krankheit darstellt und wie diese zu behandeln wäre, als vielmehr um das Verhältnis der Gesellschaft zu sich selbst, nämlich welche individuellen Verhaltensweisen sie anerkennt und welche nicht.22 Auch bei King Georg wird dies deutlich. Auch wenn dieser etwas später lebte, schwingt dieses Prinzip noch mit. Der König soll schon zu

Beginn seines Wahns nicht mehr an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen, er soll sich nicht mehr zeigen, da seine Non-Konformität in der höfischen Gesellschaft nicht anerkannt ist. Diese Entwicklung hin zum Ausschluss der vermeintlich Wahnsinnigen hängt eng zusammen mit der Entstehung der bürgerlichen Welt, in welcher die größte Sünde an der Gesellschaft der Müßiggang war.23 Solange der einzelne Mensch nicht fähig war sich an der Produktion und der Akkumulierung von Geld zu beteiligen, war er ein Ausgeschlossener der Gesellschaft.24 Durch den Ausschluss aus der Gesellschaft ist der Wahnsinn auch nicht mehr präsent, wodurch auch die medizinische Forschung stockt. Zwar wird über den Wahnsinn gesprochen, jedoch lässt man die Wahnsinnigen nicht selbst sprechen, es findet kein Dialog statt, da der Wahnsinnige von vorneherein als unfähig zum Dialog betrachtet wird. Dies ändert sich erst mit Freud, der Vernunft und Unvernunft miteinander in Kommunikation treten lässt.25

2.4 Moralische Kontrolle

Durch die gemeinsame Unterbringung der Wahnsinnigen unter anderen mit Gesetzesbrechern wurde der Wahnsinn im 17.Jahrhundert als moralische Schuld betrachtet, was er lange Zeit nicht los wurde.26 Trotzdem kommt schon im 18.Jahrhundert Kritik an den Zuchthäusern auf. Diese ist sowohl ökonomischer Art, da die Unterbringung in Zuchthäusern teuer ist, aber bewegt sich auch im Rahmen der „Anprangerung willkürlicher Unterbringung“27 und zeigt dazu die Angst der Bevölkerung vor den Zuchthäusern, die als Quelle des Bösen gesehen wurden.28 Zu Zeiten der französischen Revolution werden nur noch die Wahnsinnigen interniert und diese Internierung erhält nun auch medizinischen Charakter.29 In den neuen Irrenanstalten, sollen sich die Patienten wie zu Hause fühlen. Foucault sieht dies nicht als Befreiung an, sondern als eine noch strengere moralische Kontrolle: „ihn heilen sollte heißen, ihm die Gefühle der Abhängigkeit, der Ergebenheit, der Schuld und des Dankes wieder einzuprägen, die das moralische Rückgrat des Familienlebens sind. Als Mittel dazu wurden Drohungen, Bestrafungen, Nahrungsentzug, Demütigungen angewandt, kurz alles, was den Irren infantil und schuldbewusst machen konnte.“30 Es ging also, folgt man der Analyse Foucaults, vielmehr um eine ethische Kontrolle, als um eine Therapie. Im 19. Jahrhundert sieht Foucault gar eine Perfektionierung dieses Kontrollsystems.31 Damit einhergehend findet auch ein Wandel in der Betrachtung des Wahnsinns statt. Er ist jetzt nicht mehr Gesamtphänomen, welches den Körper und den Geist durchdringt und betrifft, sondern wird ins Innere verlegt und betrifft von nun an nur noch die menschliche Seele. Damit ist der Wahnsinn nun nur noch Gegenstand der Psychologie.

2.5 Kritik der Psychologie

In der Psychologie entwickelt sich nun wiederum ein neues Verständnis des Wahnsinns: die Behandlung, Etikettierung und Unterbringung des Wahnsinnigen bedingt seine Krankheit und so entsteht ein Zirkel aus Etikett und Ausprägung der Krankheit. Hat der Mensch erst mal das Etikett des Wahnsinnigen, so ist dadurch eine Rolle definiert, die der betreffenden Person durch Ärzte und sein gesamte Umfeld auferlegt wird und welche sich somit in stetiger Selbstbestätigung manifestiert. Diese Etikettierung wollte die Psychologie des 20.Jahrhunderts auflösen, was in logischer Konsequenz auch die Auflösung psychiatrischer Internierungsanstalten nach sich zieht.32 Psychologie sollte nicht mehr dazu dienen Unterdrückungsverhältnisse zu zementieren, wie es die Studentenbewegung der 60er Jahre konstatierte, sondern sie sollte kritische eingesetzt werden um eben jene Verhältnisse zu verändern. Eines der ersten Dokumente dazu war das „Krodorfer Manifest“ in dem eine gesellschaftliche Veränderung der Rolle der Psychologie gefordert wurde:

„Die Psychologie befasst sich mit dem Verhalten des Menschen. Die Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens erlaubt es dem Psychologen, aufzuzeigen, wie die Gesellschaft verändert werden muss, um ihren Mitgliedern optimale Entfaltungsmöglichkeiten zu sichern. Sie befähigt die Psychologen andererseits, Individuen so zu verändern, dass sie auch in einer unterdrückten Gesellschaft in der Lage sind, sich von sozialen Zwängen zu befreien und somit die Gesellschaft selbst freimachen zu können“33

[...]


1 Vgl.: Jaeggi, Eva; Rohner, Robert; Wiedemann, Peter M.: Gibt es auch Wahnsinn, hat es doch Methoden Eine Einführung in die Klinische Psychologie aus sozialwissenschaftlicher Sicht, München 1990, S.85. , S. 8.

2 Vgl.: ebd.

3 Vgl.: ebd.

4 Vgl.: Jaeggi, S.15f.

5 Vgl.: ebd.

6 Ebd. S.16.

7 Aufgrund der Tatsache, dass Wahnsinn ein Symptom verschiedener psychischer Krankheiten ist, soll die Geschichte der Psychiatrie exemplarisch am Umgang mit dem Wahnsinn betrachtet werden.

8 Vgl.: ebd. S.17.

9 Vgl.: ebd. S.18.

10 Ebd. S.18. Zitiert nach Keith, Thomas: Religion and the damage of magic. London 1971. 5

11 Vgl.: ebd. S.21.

12 Foucault, Michel: Psychologie und Geisteskrankheit. Paris 1968, S.101.

13 Vgl.: ebd.

14 Vgl.: ebd. S.102.

15 Vgl.: ebd.

16 Vgl.: ebd.

17 Vgl.:ebd.

18 Vgl.: ebd.

19 Ebd. S.103.

20 Vgl.: ebd. S.106.

21 Vgl.: ebd. S.105.

22 Vgl.: ebd.

23 Vgl. ebd.

24 Vgl.: ebd.

25 Vgl.: ebd. S.106.

26 Vgl.: ebd.

27 Ebd. S.107.

28 Vgl.: ebd.

29 Vgl.: ebd. S.108

30 Ebd.

31 Vgl.: ebd. S.111.

32 Vgl.: Jaeggi, S. 22.

33 Krodorfer Manifest. Thesen zur gesellschaftlichen Funktion der Psychologie. Verabschiedet auf der 3. Fachverbandstagung der Pychologie. In: Kritische Psychologie 1970, S.126-132.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Die Relativität des Normalen. Eine Debatte auf Grundlage des Films "King George. Ein Königreich für mehr Verstand"
Hochschule
Universität Stuttgart  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Normalität und Normativität
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
30
Katalognummer
V301159
ISBN (eBook)
9783656975311
ISBN (Buch)
9783656975328
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Normalität, Normativität, The madness of King George, Film, Philosophie, Foucault, Wahnsinn, Psychologie, Alterität
Arbeit zitieren
Fabian Fitz (Autor:in), 2013, Die Relativität des Normalen. Eine Debatte auf Grundlage des Films "King George. Ein Königreich für mehr Verstand", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301159

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