Virginia Woolf zählt zu den Autoren, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Form des Romans experimentierten, um die Möglichkeiten von Literatur auszuweiten, das Selbstverständnis und die Aufgaben von Literatur neu zu definieren. Trotzdem schreibt sie nach wie vor Prosa in „traditioneller“ Schreibweise. Hat sie damit auch das Neue negiert?
In ihrem wohl radikalsten Bruch mit jeglicher traditionellen Erzähltechnik, ihrem Werk „The Waves“, verzichtete sie auf einen berichtenden Erzähler und ein nachzuvollziehende Handlung, konstruierte es stattdessen fast ausschließlich aus den inneren Monologe der sechs Protagonisten.
Wenn man die Dekonstruktion der Form als Folge einer fortschreitenden Ausdifferenzierung und eines Komplexitätszuwachses des Kunst- und Literatursystems im Sinne Niklas Luhmanns begreift, ist das Schreiben in „herkömmlichen“ Schreibweise dann als Rückkehr zur Tradition oder vielleicht doch als Fortentwicklung zu verstehen?
Auffallend ist, dass Woolf in der literaturgeschichtlichen und –theoretischen Literatur vor allem im Zusammenhang mit ihrer Entwicklung des experimentellen Romans genannt wird, ihre anderen Arbeiten finden vergleichsweise wenig Beachtung. Wurden sie für unbedeutend, vielleicht reaktionär gehalten? Entstanden sie, weil die Schriftstellerin in einer Sackgasse angelangt waren? Diesen Fragen sollen anhand der Betrachtung von Texten der Schriftstellerin als auch von Wertungen der Literaturkritik zu den experimentellen als auch nicht-experimentellen Werken nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffliches und theoretischer Hintergrund
- Zur Literaturkritik
- Das „Neue“ in der Literatur
- Das Formexperiment
- Das Formexperiment im Werk Virginia Woolfs
- Die Schriftstellerin zu ihrem Werk
- Stimmen der Kritik
- Das „Neue\" in Literatur und Literaturkritik
- Schlussfolgernde Überlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Rolle des „Neuen“ in Literatur und Literaturkritik am Beispiel des Formexperiments im Werk Virginia Woolfs. Sie analysiert, wie die Schriftstellerin mit traditionellen Erzählformen brach und neue Möglichkeiten der Literatur erkundete. Dabei werden die literaturtheoretischen und historischen Hintergründe des „Neuen“ in der Literatur, insbesondere im Kontext der Ausdifferenzierung des Kunst- und Literatursystems, beleuchtet.
- Die Bedeutung des „Neuen“ in der Literatur im Kontext der Ausdifferenzierung des Kunst- und Literatursystems nach Niklas Luhmann
- Das Konzept des „Neuen“ bei Boris Groys und dessen Relevanz für die Analyse künstlerischer Innovation
- Die Rolle des Formexperiments in der Literatur und die Differenzierung von „Form“ und „Inhalt“
- Die Rezeption von Virginia Woolfs experimentellen und „konventionellen“ Romanen in der Literaturkritik
- Das Verhältnis von Literatur zum „Neuen“ im Literatursystem und in der Institution Literaturkritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik des „Neuen“ in Literatur und Literaturkritik ein. Sie beleuchtet die Relevanz von Virginia Woolfs Werk für diese Thematik und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit.
Kapitel 2 beleuchtet den theoretischen Hintergrund der Arbeit. Es werden die Funktionen und Definitionen von Literaturkritik diskutiert, die Bedeutung des „Neuen“ in der Literatur im Kontext der Ausdifferenzierung des Kunst- und Literatursystems erläutert und das Konzept des Formexperiments eingegrenzt.
Kapitel 3 fokussiert auf das Formexperiment im Werk Virginia Woolfs. Es beleuchtet die Schriftstellerin und ihr Werk sowie die Rezeption ihres experimentellen Romans „The Waves“ in der Literaturkritik.
Kapitel 4 untersucht das Verhältnis von Literatur zum „Neuen“ im Literatursystem und in der Institution Literaturkritik. Es analysiert, wie das „Neue“ in Literatur und Literaturkritik wahrgenommen und bewertet wird.
Die Schlussfolgernden Überlegungen fassen die Ergebnisse der Arbeit zusammen und bieten eine abschließende Reflexion auf die Thematik des „Neuen“ in Literatur und Literaturkritik.
Schlüsselwörter
Literaturkritik, „Neues“ in der Literatur, Formexperiment, Virginia Woolf, „The Waves“, Ausdifferenzierung des Kunst- und Literatursystems, Niklas Luhmann, Boris Groys, Tradition und Innovation.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2009, Das „Neue“ in Literatur und Literaturkritik. Untersuchung des Formexperimentes im Werk Virgina Woolfs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306996