Salutogenese in der Gesundheitsberatung. Theorie und praktische Umsetzung


Studienarbeit, 2014

50 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1 Mein Weg zur Salutogenese

2 Aaron Antonovsky und sein Konzept der Salutogenese
2.1 Die salutogenetische Orientierung vs. pathogenetische Orientierung

3 Grundlagen der Salutogenese
3.1 Grundlegende Annahmen in der Salutogenese
3.1.1 Das Salutogenesemodell
3.2 Das Kohärenzgefühl
3.3 Teilkomponenten des Kohärenzgefühls
3.3.1 Verstehbarkeit
3.3.2 Bedeutsamkeit
3.3.3 Handhabbarkeit
3.3.4 Zusammenhang Kohärenzgefühl - Stressverarbeitung
3.4 Generalisierte Widerstandsressourcen
3.4.1 Ressourcenorientierte Erweiterung
3.5 SOC - Sense of coherence

4 Der Zusammenhang zwischen Salutogenese und Gesundheitsberatung
4.1 Ziele in der Gesundheitsberatung
4.1.1 Folgende Ziele sind zu lernen

5 Methoden zur Erreichung der Ziele
5.1 Annahmen nach de Shazer für eine lösungsorientierte Beratung
5.2 Fragemethoden
5.2.1 Einleitungsfragen
5.2.1.1 Beispiel für die Praxis
5.2.2 Wunderfragen
5.2.2.1 Beispiel für die Praxis
5.2.3 Ausnahmefragen
5.2.3.1 Beispiel für die Praxis
5.2.4 Skalenfragen
5.2.4.1 Beispiel für die Praxis
5.2.5 Ressourcenorientierte Fragetechniken
5.2.5.1 Beispiel für die Praxis
5.2.6 Ressourcenorientierte Bewältigungsfragen
5.2.6.1 Beispiel für die Praxis
5.2.7 Fragen nach Prioritäten
5.2.7.1 Beispiel für die Praxis
5.2.8 Hausaufgaben für der/die Klient/inn/en

6 Umsetzung in der Gesundheitsberatung
6.1 Individuelle Lebensgeschichte

7 Gesundheitsberatung in der Praxis
7.1 Ernährungsumstellung
7.2 Zeitplan für die Beratung
7.2.1 1. 1. Beratungsstunde
7.2.2 2. 2. Beratungsstunde
7.2.3 3. 3. Beratungsstunde
7.2.4 4. 4. Beratungsstunde
7.2.5 5. 5. Beratungsstunde
7.2.6 6. 6. Beratungsstunde
7.2.7 7. 7. Beratungsstunde
7.2.1 8. 8. Beratungsstunde
7.2.2 9. 9. Beratungsstunde
7.2.3 10. Beratungsstunde
7.2.4 Kurzfristige Ziele
7.2.5 Mittelfristige Ziele
7.2.6 Langfristige Ziele
7.2.7 Begleitende Ziele

8 Fazit für die Gesundheitsberatung

9 Der Weg ist das Ziel

10 Abbildungsverzeichnis

11 Literatur

12 Verschiedene Quellen

13 Glossar

14 Abkürzungsverzeichnis

1 Mein Weg zur Salutogenese

Über einen langen Zeitraum wurde ich in meinem Büro von Kollegen gemoppt. Es war ihnen unerträglich, das ich ihnen immer mindestens zwei Schritte voraus war. Dies endete damit, dass mir am 12. August 2012 mitgeteilt worden ist, dass ich keine Projekte mehr bearbeiten durfte.

Seit diesem Zeitpunkt bin ich für die Verwaltungstätigkeiten zuständig, was mich jedoch nicht ausfüllt. Meine ursprüngliche Tätigkeit als Informatikerin hatte mit dem Verwaltungsjob nichts mehr zu tun.

Im November des Jahres 2012 ging ich in den Krankenstand und habe mir sofort psychologische Hilfe gesucht und gefunden. Ich brauchte fast ein Jahr, ehe ich wieder soweit hergestellt war, dass ich wieder ins Büro gehen konnte und den Kollegen ohne Emotionen gegenübertreten konnte.

Was mir jetzt noch fehlte, war ein neues Ziel. Die Arbeit füllte mich nicht mehr aus.

Ende der 90er Jahre habe ich Arzthelferin gelernt und mich immer sehr wohl gefühlt, wenn ich anderen helfen konnte.

Kochen ist eine Leidenschaft von mir, seit über 30 Jahren achte ich auf eine gesunde Ernährung mit gesunden Lebensmitteln. Der Grund war damals, die Neurodermitis meines jüngsten Sohnes.

Zurück zur Gesundheit und Ernährung, das war mein erstes Ziel. Dann habe ich mich dazu entschlossen, die Ausbildung zur Gesundheitsberaterin zu starten.

Auf das Thema Salutogenese bin ich bei meinen Internetrecherchen gestoßen. Da ich gerne lese habe ich mir das Buch über das Konzept Salutogenese in der Übersetzung von Alexa Franke und Nicola Schulte bestellt.

Nach dem Lesen des Buches Aaron Antonovsky (1923-1994), Salutogenese, Deut- sche Herausgabe von Alexa Franke und Nicola Schulte, war mir klar, dass für meine Gesundheitsberatungstätigkeit die Sichtweise der Salutogenese eine zentrale Rolle spielen wird. Mit diesem Thema fühle ich mich sehr verbun- den. Es entspricht meinem Naturell und meinen Vorstellungen von einem ge- sunden Leben.

Durch Coping möchte ich meine Klienten beratend begleiten auf dem Weg zu ihrer eigenen Balance. Die Anforderungen und Herausforderungen meiner Kli- enten möchte ich mit ihnen zusammen herausarbeiten, wobei ich mit Absicht nicht schreibe, das ich in Zusammenarbeit mit den Klienten Probleme heraus- arbeiten möchte, da es in der Salutogenese keine Probleme gibt, sondern nur Herausforderungen und Anforderungen der Überwelt, Mitwelt, Eigenwelt und Umwelt.

Ich möchte dabei helfen, dass Menschen ihr Leben nachhaltig gesund gestalten können.

Entspannung, Ruhe, Aufmerksamkeit, Zeit, Raum, Umwelt und Sicherheit sind immer knapper werdende Ressourcen. Diese gilt es zu wahren und auszubauen.

Ruhe ist eine wichtige Voraussetzung für Entspannung. Entspannung bedeutet Loslassen oder Abschalten. Passivität und Ruhe sind grundsätzliche Voraussetzungen für die Entspannung.

Ganz im Gegensatz zu Spannung und Stress. Die Beachtung des richtigen Gleichgewichtes zwischen Entspannung und Spannung ist ein wichtiger Baustein zur Erhaltung der Gesundheit.

Aus einer salutogenetischen Sicht (vgl. Antonowsky 1997) wird Ge sundheit als Produkt von zahlreichen belastenden und entlastenden Faktoren definiert. Gesundheit muss deshalb immer wieder neu aufgebaut bzw. erhalten werden.

Entspannung ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Ressource zur Gesundheitsfürsorge, da sie stressregulierend wirkt und zur Entfaltung der Selbstheilungskräfte des Organismus beiträgt (Allmer 1996). Des Weiteren lenken die therapeutisch genutzten Entspannungsverfahren die Aufmerksamkeit nach innen und schulen die Sensibilität bzw. Wahrnehmungsfähigkeit für psychische und somatische Vorgänge. Dadurch können wir in die Lage versetzt werden, bei Überbeanspruchung oder Dysbalance “noch früher“ bzw. “noch rechtzeitig“ regulierend einzugreifen.

Das Ziel, welches die Salutogenese verfolgt, dient der Förderung und Erhaltung der Gesundheit.

Ich möchte einen Weg der Weiterentwicklung des Konzeptes über die Salutogenese mit dieser Arbeit beschreiten und mindestens eine Theorie entwickeln, zum Wohle meiner Klienten.

Meine Weiterentwicklung wird das Zusammenführen der Salutogenese unter Zu- hilfenahme der Fragemethoden nach de Shazer in meiner Praxisarbeit sein.

2 Aaron Antonovsky und sein Konzept der Sa- lutogenese

Begründet wurde die Salutogenese von dem Medizin- und Stressforscher Aaron Antonovsky. In seiner Studie zur Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren stellte er fest, dass sich 29 Prozent der befragten Frauen, die rund 30 Jahre zuvor das unvorstellbare Grauen eines Konzentrationslagers erlebt hatten, sich dennoch einer guten körperlichen und seelischen Gesundheit erfreuten. Das Stress nicht nur krank machen kann, sondern auch stärken kann, schrieb Antonovsky vornehmlich drei Fähigkeiten zu:

- Verstehbarkeit: Die Frauen hatten das Gefühl, verstehen zu können, wie ein Konzentrationslager funktioniert
- Bedeutsamkeit: Die Frauen hatten das Gefühl, das ihr Leben, trotz al- ler widrigen Umstände, sinnvoll war.
- Handhabbarkeit: Die Frauen konnten, wenn auch nur in einem geringen Maße, ihre Selbstbestimmung wahren.

Integrieren wir in unser Leben alle drei Fähigkeiten, wird uns dies ein Gefühl der Kohärenz (Stimmigkeit) vermitteln. Die Stimmigkeit ist nach Antonovsky die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Leben.

Die Salutogenese versucht, alle Aspekte miteinzubeziehen. Sie kann durch die pathogenetische Fragestellungen durchaus ergänzt werden.

Aaron Antonovsky Augenmerk lag nach Erstellung der Studie auf der Frage:

Wie schafft es das Individuum auch unter schwierigsten Bedingungen gesund zu bleiben.

2.1 Die salutogenetische Orientierung vs. pathogene- tische Orientierung

Zwischen der salutogenetischen Orientierung und der pathogenetischen Orientierung gibt es verschiedene Sichtweisen für Stress.

Die salutogenetische Orientierung geht davon aus, dass Stress erzeugt durch Stressoren auch gesundheitsfördernd ist.

Wobei die pathogenetische Orientierung davon ausgeht, dass Stress krankmachend ist.

Handlungsansätze aus salutogenetischer und pathogenetischer Sicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Handlungsansätze nach Jork 2003, 21

Aaron Antonovsky hat die wichtigste Konsequenz der salutogenetischen Orientierung in einen Satz zusammengefasst:

Salutogenetisches Denken eröffnet nicht nur den Weg, sondern zwingt uns, unsere Energien für die Formulierung und Weiterentwicklung einer Theorie des Coping (Bewältigung) einzusetzen. Nachdem Aaron Antonovsky diese Orientierung eingeschlagen hatte, begann er das Konzept des Kohärenzgefühls als Kern der Antwort auf die salutogenetische Frage zu formulieren.

Diesen Weg der Weiterentwicklung möchte ich mit dieser Arbeit beschreiten und mindestens eine Theorie entwickeln, zum Wohle meiner Klienten.

Das Kohärenzgefühl ist ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens und ist der Kern der Salutogenese.

3 Grundlagen der Salutogenese

Als eine meiner Grundlagen zur Erstellung dieses Dokumentes dient mir das Buch von Aaron Antonovsky, Salutogenese, Deutsche Herausgabe von Alexa Franke und Nicola Schulte.

Im Gegensatz zur allgemeinen, pathologisch orientierten Sichtweise, die nach der Krankheit fragt, geht es bei der salutogentisch orientierten Sichtweise um die Frage nach der Gesundheit und wie die Gesundheit zu för- dern ist.

Aaron Antonovsky betrachtet diese beiden Sichtweisen als komplementär. Der Prozess der Salutogenese ist ein dynamischer Prozess. Er vertritt die These, von der Ganzheitlichkeit des Menschen, in der es um alle Aspekte für das Wohlbefinden eines Menschen geht.

Die Sieben Merkmale einer salutogenetischen Orientierung beinhalten, dass die Menschen beziehungsweise Methoden

- sich an Stimmigkeit, aufbauender Kohärenz (Verbundenheit) orientieren  sich auf Gesundheit (attraktive Ziele, Vorstellungen) ausrichten  sich auf Ressourcen ausrichten
- das Subjekt und Subjektive (Selbstwahrnehmung, subjektive Theorien, Eigenaktivität usw.) wertschätzen
- Aufmerksamkeit für systemische Selbstorganisation und -regulation (auch Selbstheilungsvermögen) haben (individuell und kontextbezogen: sozial, kulturell, global)
- dynamisch sowohl prozess- als auch lösungsorientiert denken (bzw. durchdacht sind) und auf Entwicklung und Evolution achten
- mehrere Möglichkeiten einschließen: z. B. sowohl salutogenetisch als auch pathogenetisch

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Sieben Merkmale der Salutogenese vs. Pathogenese

3.1 Grundlegende Annahmen in der Salutogenese

Grundlegende Annahmen bzw. Unterschiede des salutogenetischen und pathogenetischen Modells

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Grundlegende Annahmen der Modelle

Diese Gegenüberstellung der grundsätzlichen Unterschiede zwischen der Pathogenese und der Salutogenese findet sich bei Bengel et al.

Bengel beschreibt die Resilienz und stellt dies der Salutogenese gegenüber. Beide Richtungen haben eines gemeinsam:

Die Frage: Was hält den Menschen gesund?

3.1.1 Das Salutogenesemodell

Hier wird das Salutogenesemodell nach A. Antonovsky dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Salutogenesemodell nach A. Antonovsky

In meiner Arbeit werde ich den Weg der Salutogenese nach Aaron Antonovsky weiter verfolgen und damit versuchen einen Zusammenhang zwischen der Sa- lutogenese und der Gesundheitsförderung für den Bereich Gesundheitsberatung herzustellen.

3.2 Das Kohärenzgefühl

In seinem ressourcenorientiertem Ansatz fragt Aaron Antonovsky wie es möglich ist, dass das Individuum ein glückliches und erfülltes Leben in Gesundheit führen kann.

Seiner Meinung nach ist die Ausprägung des Kohärenzgefühls mit verantwort- lich dafür, wie das Individuum mit den Herausforderungen im Leben umgeht.

Abbildung 2 verdeutlicht die Annahmen über die Relevanz des Kohärenzgefühls als Grundlage der positiven Stressbewältigung und der Ressourcennutzung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Einfluss des Kohärenzgefühls (nach Franke 2010)

3.3 Teilkomponenten des Kohärenzgefühls

Das Kohärenzgefühl ist ein dynamisches Verständnis des eigenen Individuums, dass man mit den Anforderungen zurechtkommen kann, dass man in der Lage ist, sich selbst und die eigenen Lebensbedingungen steuern und gestalten zu können.

3.3.1 Verstehbarkeit

- dem Gefühl der Verstehbarkeit (kognitiv) der eigenen Person und der

Umwelt (comprehensibility) - Konsistenz (fördert vor allem Verstehbarkeit). Stimuli werden als kognitiv sinnhafte Information wahrgenommen, als strukturiert, vorhersehbar und erklärbar. Es geht hier darum eine Situation zu analysieren und zu verstehen. Aus der Summe rational und emotional wahrgenommener Informationen entwickeln sich ein intuitives und ein rationales Verstehen.

3.3.2 Bedeutsamkeit

- dem Gefühl der Bedeutsamkeit (affektiv - motivational) und Sinnhaf- tigkeit (meaningfulness) - Partizipation (fördert vor allem Bedeut- samkeit)- Sich bedeutsam und liebenswert erleben. Wichtige Aspekte des eigenen Lebens sind sinnvoll, wenigstens einige der vom Leben ge- stellten Herausforderungen und Anforderungen sind Anstrengung und En- gagement wert. Die Frage nach dem Sinn einer Krankheit, der Therapie oder des Lebens stellt sich besonders oft und besonders intensiv in den dramatischen Lebenslagen, wie sie z.B. eine bedrohliche Erkran- kung mit sich bringt. Von der Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob ein Patient Energie für den Heilungsprozess entwickeln kann oder nicht. In dem Moment, in dem eine Situation als vollkommen sinnlos betrachtet wird, steht keine Energie mehr dem Genesungsprozess zur Verfügung.

3.3.3 Handhabbarkeit

- dem Gefühl der Handhabbarkeit (kognitiv - emotional) und Bewältigbar- keit (manageability)- Belastungsbalance (fördert vor allem Handhab- barkeit). Kennzeichnet die Verfügbarkeit geeigneter Ressourcen - so- wohl eigener als auch derjenigen von “legitimierten anderen“ - ausge- wogene Belastung, lösbare Herausforderung. In der Teilkomponente der Handhabbarkeit (Handlungsfähigkeit) finden sich die gelernten Strate- gien, die ein Mensch im Laufe seines Lebens entweder bewusst oder un- bewusst erfahren hat. Diese Strategien sind so vielfältig und mit ei- nem Gefühl des Erfolges besetzt, dass der Mensch das subjektive Emp- finden aber auch oft eine konkrete Idee davon hat, wie er die schwie- rige Situation bewältigen wird. Die Handhabbarkeit ist somit das in- strumentelle Vertrauen eines Menschen.

Aus der Ausprägung dieser drei Komponenten ergibt sich die Intensität des Kohärenzgefühls.

Wenn das Kohärenzgefühl also ein Prozess ist, der sich, in die eine Richtung zu einem starken Kohärenzgefühl oder in die andere Richtung zu einem eher schwachen Kohärenzgefühl entwickeln kann, dann muss es etwas geben was diesem Prozess die Richtung und das Tempo vorgibt.

Für mich stellt die Kommunikation zwischen den Klienten und mir die treibende Kraft für diesen Prozess im Beratungsgespräch dar. Hier geht es darum, wie kommuniziert wird, was kommuniziert wird und vor allen Dingen was nicht kommuniziert wird. Da Nicht - Kommunizieren nicht geht, so Paul Watzlawick, ist dem Nichtausgesprochenen hier eine besondere Bedeutung zu zusprechen. Nichtausgesprochenes lässt Vieles im Unklaren und ist damit dafür verantwortlich dass ein sich mit einander Verstehen oder dass das Verstehen der Situation des Klient/inn/en fehlgeleitet werden kann.

Menschen mit einem stark ausgeprägten Kohärenzgefühl fühlen sich den Anforderungen gewachsen, erleben sich nicht als ausgeliefert oder fremdbestimmt und sind bereit, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Sie erleben Stressoren als weniger angstauslösend, können sie häufig sogar als Herausforderung bewerten, an deren Bewältigung sie wachsen.

In einer Erweiterung des Modells gehen Franke et al. davon aus, dass das Kohärenzgefühl nicht nur zu einer besseren Stressbewältigung befähigt, sondern auch dazu, sich mehr gesundheitsförderliche Ressourcen zu erschließen bzw. diese besser zu nutzen: Humor, Optimismus, Genussfähigkeit und die Fähigkeit zu verzeihen sind beispielsweise Variablen, die nachweislich nicht nur als Puffer gegen Stress wirken, sondern aktiv direkt zu einem größeren Maß an Gesundheit beitragen. Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl profitieren diesem Modell zufolge somit doppelt: Sie bewältigen Stress erfolgreicher und nutzen ihre Ressourcen besser.

Antonovskys Annahme, dass das Kohärenzgefühl mit einem positiven Gesundheitszustand korreliert, konnte inzwischen in zahlreichen Studien insbesondere für die psychische und psychosomatische Gesundheit bestätigt werden. Dass es jedoch ursächlich der entscheidende Parameter für die Platzierung auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum ist, kann nach aktuellem Erkenntnisstand nicht als eindeutig belegt gelten.

Im Hinblick auf die Gesundheitsförderung bedeuten die unterschiedlichen Perspektiven von Pathogenese und Salutogenese, dass pathogenetische Ansätze primär versuchen, Krankheitsauslöser zu vermeiden, wohingegen die salutoge- netische Perspektive auf eine Stärkung der Bewältigungspotenziale abzielt und darauf, sozialökologische Rahmenbedingungen zu fördern, die Menschen helfen, ihre Gesundheit zu bewahren. Das salutogenetische Modell korrespon- diert daher gut mit den in der Ottawa-Charta der Gesundheitsförderung for- mulierten Handlungsebenen. In der Sprache der Salutogenese geht es darum, Bedingungen zu fördern, die Menschen helfen, ein hohes Ausmaß des Kohärenz- gefühls aufbauen und erhalten zu können. Denn je stärker das Kohärenzgefühl ausgeprägt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Anforderungen des Lebens erfolgreich und mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zu bewältigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Salutogenese in der Gesundheitsberatung. Theorie und praktische Umsetzung
Hochschule
ALH Akademie für ganzheitliche Lebens- und Heilweisen  (DGBB – Deutsche Gesellschaft für berufliche Bildung GmbH)
Veranstaltung
Abschlussprüfung
Note
2
Autor
Jahr
2014
Seiten
50
Katalognummer
V309878
ISBN (eBook)
9783668087514
ISBN (Buch)
9783668087521
Dateigröße
1676 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheitsberatung, Ernährungsberatung
Arbeit zitieren
Katrin Schoefer (Autor:in), 2014, Salutogenese in der Gesundheitsberatung. Theorie und praktische Umsetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309878

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