Der Konflikt von Heinrich IV. mit Gregor VII. und sein Gang nach Canossa


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

20 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Konflikt zwischen Heinrich IV. und Gregor VII
2.1. Die Protagonisten
2.2. Anzeichen des Investiturstreites
2.3. Konfrontation zwischen König und Papst und der Kampf um die Ordnung in der Welt

3. Heinrichs Reise nach Canossa (Höhepunkt des Konflikts)
3.1. Der Geniestreich des Königs (1076/1077)
3.2. Die Folgen nach Canossa

4. Das Wormser Konkordat- Ende des Investiturstreits

5. Schlussteil

6. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die populär gewordene Redewendung „nach Canossa gehen“ macht das Thema des Investiturstreites und des Ganges nach Canossa 1076/1077 heute noch interessant. Diese Redensart dient heutzutage als Synonym für Buße oder Erniedrigung, und wurde bereits 1872 von Otto von Bismarck in seiner Reichsrede verwendet:“Nach Canossa gehen wir nicht!“[1].

Der Gang nach Canossa- ein Ereignis aus dem Mittelalter, das am meisten in der Erinnerungen zu jener Epoche geblieben ist. Dieses als Wendepunkt aufgefasste Geschehen ist untrennbar mit dem Konflikt zwischen König- und Papsttum verbunden. Diese Auseinandersetzungen drückten sich im Investiturstreit aus. Mein Ziel ist es die Hintergründe dessen zu erforschen, warum der Investiturstreit entstanden ist und wie die ersten Konflikte zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. verliefen. Zu berücksichtigen sind dabei auch deren Motive und Zielvorstellungen. Mit Hilfe zweier Quellen werde ich versuchen diese Fragen zu beantworten. Zum einen nehme ich mir das Dictatus papae zur Hand, da sich darin die Vorstellungen des Papstes Gregor VII. widerspiegeln und den Kern des Konflikts ausmacht. Um also ein Verständnis der Amtsvorstellungen von Gregor VII. zu erlangen und die Ereignisse um 1076/1077 besser verstehen zu können, ist es unverzichtbar auf das Dictatus papae einzugehen. Zum anderen nenne ich den Absagebrief Heinrich IV. an den Papst, da er verdeutlicht, welche Auffassung der salische Herrscher von den Machtansprüchen Gregors hatte und wie er dem gegenüber tritt.

Die Arbeit wird so gegliedert, dass zunächst der Konflikt zwischen Heinrich und Gregor behandelt wird, d.h., dass die Protagonisten vorgestellt werden, sowie die Vorzeichen des Investiturstreits. Hierbei wird auch die Quelle zum Dictatus papae mit eingebunden. Anschließend folgt die Auseinandersetzung mit der Konfrontation zwischen König und Papst und hierbei wird der Absagebrief Heinrichs präsentiert und auf seine Redensart hin untersucht. Folglich beschäftigt sich diese Arbeit mit der Reise nach Italien, die auch den Höhepunkt des Konflikts darstellt, und mit den Folgen, die Canossa mit sich brachte. Abschließend wird das Wormser Konkordat kurz thematisiert, um das Ende des Investiturstreits ersichtlich zu machen.

2. Der Konflikt zwischen Heinrich IV. und Gregor VII.

2.1. Die Protagonisten

Im Folgenden werden die Protagonisten des Konflikts vorgestellt, um deren Wesenszüge verständlich zu machen, beginnend mit dem salischen Herrscher. Am 11. November 1050 wurde Heinrich IV. (wahrscheinlich) in Goslar geboren. Agnes von Poitou brachte ihrem Gemahlen, Heinrich III., ein viertes Kind zur Welt, einen Jungen[2]. Mit großer Freude kann der König verkünden, dass er einen Nachfolger für sein salisches Haus erhalten hat, seinen Sohn Heinrich IV. Heinrich war kein Mann großer Worte, sondern eher zurückhaltend und den Menschen misstrauisch gegenüber. Beide Charakterzüge entwickelte er aufgrund seiner Kindheit. Zur Zeit seiner Thronbesteigung war Heinrich noch keine sechs Jahre alt, was insofern ein Problem darstellte, da man ihn einerseits bereits als selbstmündig ansah, und andererseits wusste, dass diese Herrschaft nur auf dem Papier bestand und er noch nicht fähig war wie ein Erwachsener zu regieren und das Machtvakuum zu füllen[3].

Kurz bevor Heinrich III. starb, übergab er seinen Thronfolger in die Hände von Papst Viktor II. Jedoch starb der Papst bald darauf. Ohne Einwilligung der Kaiserin Agnes wählten die Reformer einen neuen Papst, Stephan IX., denn man wollte der Wahl eines römischen Kandidaten zuvorkommen und musste somit zügig handeln (Vgl. Laudage, S. 50). Während seiner Kindheit wurde der junge König entführt. Man lockte ihn an der Rheininsel Kaiserswerth auf ein Schiff, das sich plötzlich auf den Weg nach Köln machte, was die Motive dieses Streichs waren, kann man aber nicht genau sagen. Eindeutig ist, dass Heinrich sein Misstrauen gegenüber anderen daher hatte, da er entführt wurde. Nachdem er mit 15 Jahren waffenfähig geworden war, versuchte er sich an Anno zu rächen, der ihn in Kaiserswerth entführt hatte, doch er wurde von seiner Mutter aufgehalten. Dies beweist, dass der junge König sehr „impulsiv, nachtragend und hochfahrend war“[4]. Im Jahr 1067 begann der König mit seinem Burgenbau in Sachsen und seine erste und mächtigste Burg war die Harzburg. Es seien insgesamt acht Neubauten schriftlich bezeugt worden, wobei die Gesamtzahl weit über dieser Angabe gewesen sei (Vgl. Laudage: Die Salier, S. 55). Der Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld berichtet, dass Heinrich in Sachsen und Thüringen stark befestigte Burgen bauen ließ, welche dauerhaft besetzt waren[5]. Aufgrund der Lebensmittelknappheit auf den Burgen, erhielt man die Erlaubnis Felder in den Feindsländern auszubeuten. Diese sog. Gewaltbauten des Königs versetzen die Bevölkerung in Angst und sie waren zudem Zeugnisse des neuen Herrschaftsverständnisses des Saliers, der mittels ständiger Besatzung seine Anwesenheit demonstrierte. Ziel des Königs sei es gewesen, gegen den Adel zu regieren, der sich zuvor zu viele Rechte angeeignet hat. An der Spitze der Sachsen stand Otto von Northeim, der dem Herrscher ein Dorn im Auge war. Er zwang Otto auf das sächsische Herzogtum zu verzichten, ansonsten würde er seinen Kampfgefährten nicht aus der Gefangenschaft freilassen. Heinrich erschien den Menschen als „Tyrann“ und sie „[wollten] lieber […] den Tod erleiden, als ein solches Leben in Schmach und Schande [zu] führen“[6].

Der zweite, nicht zu unterschätzende Protagonist des Konflikts, ist Papst Gregor VII. Einen Tag nach dem Tod Alexander II., am 22.04.1073, wurde Kardinaldiakon Hildebrand vom Volk zum Nachfolger gewählt[7]. Aus der Menge wurde voller Jubel zugerufen:“Hildebrandt sei Papst!“[8] und trotz des Verstoßes gegen das Papstwahldekret, worin die Wahl von künftigen Päpsten geregelt ist, nahm Hildebrandt die Wahl an. Der Mönch benannte sich nach Gregor I., welcher in der Epoche des Umbruchs bis zum Frühen Mittelalter regierte. Hildebrandt sei bereit der Kirche kompromisslos zu dienen und bedingungslosen Gehorsam zu leben (Vgl. Boshof, S. 60). Obwohl Heinrich IV. nicht anwesend war als Gregor gewählt wurde, erkannte dieser ihn an und tolerierte ihn bis zum Ausbruch deren Uneinigkeiten. Grund dafür, warum der König vermutlich Frieden mit Rom wollte sei, dass er in den Sachsen bereits Feinde gefunden hätte und den neuen Papst nicht an die Fürsten verlieren wollte[9]. Landgraf beschreibt den Papst als einen stürmischen und fest entschlossenen Menschen, der die priesterliche Würde über die weltliche Macht erheben wollte.

2.2. Anzeichen des Investiturstreites

Die Verwaltung von heiligen Sakramenten wollte nur von Geistlichen vollzogen werden und es scheint verständlich, dass der Klerus diese Aufgabe nicht abgeben wollte. Der Vorgang einer Investitur lief so ab, dass der Bischof am Königshof in Anwesenheit hoher Geistlicher mit dem Ring investiert wurde, ihm der Bischofstab übergeben wurde, damit die anschließende Inthronisation erfolgen konnte. Der Abschluss wurde mit einer Bischofsweihe in Anwesenheit der Königin bzw. des Königs vollzogen[10]. Die Stellung des Herrschers in der Einheit aus Kirche und Königtum wird hiermit verdeutlicht. Weinfurter beschreibt den König „als Stellvertreter des himmlischen Königs auf Erden verantwortlich für die Kirche, investierte ihn mit dem Amt des Ganzem.“[11] Die symbolische Übergabe von Ring und Stab zwang den Bischof in eine Abhängigkeit vom König.

Nach seiner Amtseinstellung verbreitete Gregor VII. weiter den Gedanken des Zölibats und der Simonieabschaffung, sprich der Abschaffung des Kaufes oder Verkaufes von kirchlichen Ämtern. Zudem war er vollkommen gegen Laieninvestitur, d.h. Einsetzung Geistlicher durch weltliche Herrscher wie beispielsweise Heinrich IV. Heinrich selbst verspürte einen hohen Druck auf sich selbst, da Fürsten des Deutschen Reichs den Untergang des Königs sehen wollten und seine Schwachstellen in seiner politischen Unerfahrenheit zu finden versuchten.

Im seinen siebenundzwanzig Leitsätzen forderte Gregor VII. die unumwundene Herrschaft der Kirche (Vgl. Landgraf, S. 166). Papsttum und weltliche Herrschaft seien wie Sonne und Mond, d.h. der Mond erhält erst von der Sonne sein Licht[12]. Seine siebenundzwanzig Leitsätze legten das Fundament für seine Forderungen:

[...]


[1] Meyers Großes Konversations- Lexikon, in: Academic dictionaries and encyclopedias: http://de.academic.ru/dic.nsf/meyers/95258/Nach (10.10.13)

[2] Landgraf, Wolfgang: Heinrich IV. Macht und Ohnmacht eines Kaisers. Biografie, Verlag Neues Leben Berlin GmbH, Berlin 1991, S. 17

[3] Laudage, Johannes: Die Salier. Das erste deutsche Königshaus. Originalausgabe. Verlag C.H. Beck oHG, München 2006, S. 50

[4] Vgl. edb., S. 52

[5] Vgl. Laudage: Die Salier, S. 55

[6] Vgl. edb., S.57

[7] Boshof, Egon: Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende. 2., überarbeitete Aufl. Muster- Schmidt Verlag Göttingen. Zürich, 1979, S. 60

[8] Vgl. Landgraf, Wolfgang: Heinrich IV. Macht und Ohnmacht eines Kaisers, S. 118

[9] Vgl. ebd., S. 121

[10] Weinfurter, Stefan: Canossa. Die Entzauberung der Welt. 3. Auflage. C.H. Beck oHG Verlag, München 2006, S. 173

[11] Vgl. ebd., S. 174

[12] Gregor VII. Ökumenisches Heiligenlexikon, in: http://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Gregor_VII.html (14.10.13)

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der Konflikt von Heinrich IV. mit Gregor VII. und sein Gang nach Canossa
Hochschule
Universität Paderborn
Note
1,3
Jahr
2013
Seiten
20
Katalognummer
V312943
ISBN (eBook)
9783668116955
ISBN (Buch)
9783668116962
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Canossa, Gregor Heinrich Bußgang
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Der Konflikt von Heinrich IV. mit Gregor VII. und sein Gang nach Canossa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312943

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